Mit Netto in die Zukunft: 1. Selbstscanner-Kasse in Kleve

Und es hat BEEP gemacht: Netto lässt die Kunden durchziehen

Die Schlangen vor den Kassen des Netto-Discounters am Markt Linde waren Legende: Wer sich mit einem Liter Milch an das Ende der Reihe stellte, konnte erleben , wie das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen war, wenn die Packung über den Scanner gezogen wurde. Kunden waren gut beraten, Bücher wie etwa „Joseph und seine Brüder“ von Thomas Mann mit in den Markt zu nehmen, die Trilogie konnte locker zu Ende gelesen werden, während man mit gletschergleichem Tempo der Kasse näherrückte, wo aber im Zweifel auch gerne noch einmal die Filialleiterin gerufen werden musste, um den einen oder anderen Vorgang zu stornieren.

Der einmonatige Umbau des Geschäfts schien Besserung zu versprechen, plötzlich erschien der Laden, der vorher leicht subpar war, elegant in granitgrau gefliest, und die Thunfischpizza begegnete dem Kunden auf Augenhöhe. Doch ausgerechnet im Kassenbereich wurde gespart, zwischen den Kassen eins und zwei ist es nun so eng, dass der zweite Kassierer aufstehen muss, wenn der erste aus welchen Gründen auch immer seinen Platz verlassen möchte.

Zu Recht merkte der im Konsumswesen versierte Autor bei der ausführlichen Rezension des neu eröffneten Getto-Nettos an, dass die Konzernleitung vielleicht besser dem Vorbild des Marktes in Bonn-Endenich gefolgt wäre, wo den Kunden auch Kassen zum selber Scannen zur Verfügung gestellt werden. Nur ein Aufsichtsbeamter schaut nach, dass auch ja nichts am Scanner vorbei in die Einkaufstasche wandert.

Doch in der Chefetage der Netto Marken-Discount Stiftung & Co. KG im bayerischen Maxhütte-Haidhof wird kleveblog aufmerksam gelesen – und seit dieser Woche hat die Getto-Netto-Filiale in Kleve den Scanner an Kasse drei einfach umgedreht, sodass jetzt die Kunden an der Schlange vor den beiden anderen Kassen vorbeihuschen und dort die Arbeit der Kassierer do it yourself erledigen. Der neue Service (kann man es ein überhaupt noch so nennen?) erfreute sich am Mittwoch so großer Beliebtheit, dass sogar dort eine kleine Schlange entstand. Womöglich ist es bald sogar schneller, wieder das Personal in Anspruch zu nehmen.

Wie dem auch sei: Der kleine Supermarkt am Rande der Innenstadt schreibt damit in Kleve Geschichte. Er ist der erste, der Kunden in Kleve zutraut, mit moderner Technik umzugehen. Wer häufiger in den Niederlanden einkauft, weiß natürlich, dass Freund Albert Heijn da schon viel weiter ist und somit einen Ausblick in die Zukunft gewährt – einer Zukunft, in der Kassenpersonal nur noch eine Nebenrolle spielen dürfte.

Pick & Go in Berlin: Feel like a Ladendieb

Noch futuristischer geht es nur in Berlin zu, wo es an der Kastanienallee einen Rewe-Markt gibt, der mit einer Vielzahl von Kameras und Sensoren ausgestattet ist, sodass der Käufer sich nur am Anfang einmal mit seiner App und einem QR-Code zu erkennen gibt, sodann alle Waren in seinen Rucksack packen kann und einfach wieder rausgeht – die Rechnung folgt per Mail. Man mag die Technik und den damit verbundenen Überschuss an Überwachung verteufeln, aber einfach wie ein tolldreister Ladendieb wieder aus dem Geschäft zu stapfen, ist schon eine interessante Erfahrung.

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16 Kommentare

  1. 14

    Edeka-Schroff auf der Hoffmannallee hat diese Woche nachgezogen und auch Selbstscanner-Kassen eingeführt.

     
  2. 12

    @11 Sehe ich auch so. Keine Ahnung, warum manche Leute das als Fortschritt sehen.

    Überall Zeit sparen zu wollen, führt dazu, dass man am Ende keine mehr hat.

     
  3. 11

    Was kommt als nächstes? Muss ich irgendwann auch noch meine Ware vor dem Einkauf ins Regal packen? Hier wird mal wieder eine Tätigkeit auf den Kunden verlagert und am Personal gespart! Ich werde weiterhin nur zum einkaufen ins Geschäft gehen. Fürs Kassieren bin ich nicht zuständig.

     
  4. 10

    Was passiert eigentlich wenn dem Selbstscannendem beim selber scannen die Ware falsch angezeigt (falscher Preis oder Ware) wird? Bekommt man da auch ne Quittung auf der Mann dann den Irrtum bemerken könnte? Da ich immer Bar zahle kenne ich nur die Reklamation an der Bedienkasse.

     
  5. 8

    Paßt zwar nicht ganz zum Thema aber – ich bin gestern Autobahn gefahren Richtung Köln/A3 Frankfurt…Money for Nothing – kann ich da nur sagen und was die ganzen Baustellen betrifft, an denen ich weit und breit habe niemanden arbeiten sehen – da wirkt das warten an der Supermarktkasse direkt als Erholung, wenn ich auf dem Rückweg bei Duisburg allein 20 min. für 300 Meter brauche. Da „Faseln“ die alle vom Klimaschutz, Dämmung und Heizung/Sanierung, das verkommt zur Farce, wenn ich sehe das die Infrastruktur total im Eimer ist, Autos sich wie die Lemminge aneinander reihen – stop and go.

    Und noch was, Tempo 120 kann ich mich mit anfreunden, dann geht´s auch flüssiger voran (siehe Holland).

    So ich geh jetzt mit Umschlag 1 (Brot und Trank) zum Discounter.

     
  6. 7

    Huch, Läden in Kleve kommen in der aktuellen Zeit an?

    Nichts besser als diese Selfcheckout Kassen, niemand der vor einem kommt mit „Aber ich habs passend… nach 2 Minuten dann doch nicht“ niemand mit „Ich brauch noch Zigaretten“

    Kurz selbst scannen, kurz Handy vorhalten, fertig.

    Wer nicht mit der Zeit geht, geht .. siehe Kaufhof und co

     
  7. 6

    Ich zahle gerade möglichst bar. Habe letztens eine unangenehme Erfahrung mit einer doppelten Abbuchung nach bargeldloser Zahlung gemacht. Nachdem ich die zweite Zahlung zurückbuchen lassen habe, bekam ich eine Mahnung eines Inkassounternehmens, das offenbar von Payone ohne genaue Prüfung beauftragt worden war.

    Bei der Suche nach dem passenden Musterschreiben für einen rechtssicheren Widerspruch gegen eine unberechtigte Mahnung bin ich auf diese super Website einer Anwaltskanzlei in Berlin gestoßen, mit Musterschreiben zu vielen verschiedenen Fällen, dazu ausführliche Erläuterungen: https://www.kanzlei-hollweck.de/rechtsgebiete/

    Vor ein paar Tagen bekam ich ein Schreiben, dass der Vorgang „eingestellt“ ist.

     
  8. 5

    mich hat es beim letzten Ikea-Einkauf in Duiven sehr gefreut als mir in der App vorgeschlagen wurde die Artikel bereits am Regal zu scannen.
    An der Kasse habe ich dann nur noch den Code gescannt und alle Artikel waren erfasst – ohne alles nochmals in die Hand nehmen zu müssen… Bon per Mail als PDF. Hat man sich das eventuelle scannen fürs Finanzamt auch schon gespart.

    Wenn es gut gemacht ist kann ich mich über solche Lösungen sehr freuen.
    Die Digitalisierung hat noch viel zu bieten!

    Gut,… lesen muss man dann halt woanders.
    Aber es gibt ja auch noch die Bahn, den Arzt oder den Friseursalon.

     
  9. 4

    Ich zahl Bar…immer noch, neuerdings im Briefumschlag mit 1 für Lebensmittel, 2 für Kleidung, 3 für Dies und Das, 4 für Größere Anschaffungen…neuster Tip und Hype…Briefumschläge anlegen um Kosten zu minimieren/Überblick zu behalten, in der Haushaltskasse…

    Nr.5 ist der Briefumschlag für die Wärmepumpe und Haussanierung- wenn der leer bleibt-muss ich die Hütte wohl verkaufen demnächst irgendwann, falls die EU das durchzieht was Sie beschlossen haben (Heizwende/Sanierungszwang).

     
  10. 3

    Und was macht man, wenn man weder eine App noch einen QR-Code vorzuweisen hat?
    Es soll Menschen geben, die mit Absicht da nicht mitmachen.

    Es ist angenehm und freundlich, wenn man dem Kassierer, der Kassiererin, vor der Bezahlung noch ein „Hallo“ sagen, und nach der Bezahlung noch einen angenehmen Tag wünschen kann. Freundlichkeit kostet nichts 🙂
    Finde ich …….

     
  11. 2

    Für einige Kunden des Getto-Netto ist es wahrscheinlich egal, ob man einen Teil des „Einkaufs“ an einem Menschen vorbeischleust oder die Selbstbedienungskasse links liegen lässt.

     
  12. 1

    Wenn dann die Kunden beim selfscanning, schön laaangsam, die Ware scannen, kann man ja noch das Buch weiterlesen. Vielleicht dauert das länger als das Mitarbeiter Scannen. Das tue mir nicht an. Wiesenstr. find‘ ich besser.