Schöner Einkaufen: Der neue Netto an der Linde im Komsumtest

Gehobenes Erscheinungsbild

Der Discounter Netto am Markt Linde in Kleve hatte unter all den Läden, die uns mit den Dingen des täglichen Bedarfs versorgen, immer ein gewisses Schmuddel-Image, eigentlich unverdient, denn es gab zum Beispiel Franzbrötchen, eine nicht zu unterschätzende Leckerei aus norddeutschen Backstuben. Und auch der Coffee-to-go aus dem Automaten rechts am Eingang war weitaus besser, als es das rustikale Ambiente vermuten ließ.

Doch Abstriche musste schon machen, wer das Ladenlokal am Rande der Innenstadt betrat, nicht umsonst gab es für das Geschäft die eingängige, wenngleich wenig schmeichelhafte Bezeichnung Getto-Netto. Oft waren alle Einkaufswagen weg, und die Zahl der Kunden im Ladenlokal spiegelte das nicht ganz wider, allerdings nutzten in der Nähe ansässige Menschen die Gefährte häufiger auch, um ihre Mitmenschen, die sich nicht mehr auf zwei Beinen halten konnten, zu transportieren. Die Backstube gleich am Eingang stand seit Jahren leer und versprühte die Aura des Verfalls.

Der Pfandautomat mit seiner erratischen Auswahl akzeptierter Gebinde war das nächste Ärgernis. Dann die langen Schlangen vor der (meist nur) einzigen besetzten Kasse. Und immer wieder Ärger mit Menschen, die einen Selbst-Checkout vollzogen, obwohl die Kassen dafür gar nicht vorhanden waren. Das Personal machte sich am Ende gar nicht mehr die Mühe, die Polizei zu rufen, sondern nahm den ertappten Dieben die Waren einfach wieder weg.

Umso größer die Erleichterung, als Mitte Januar eine Tafel in der Filiale verkündete, dass diese umgebaut werde – und dies gleich einen Monat lang! Also kein hastiges Husch-Husch , schnell mal ein paar Regale verschieben, ein bisschen Farbe, und gut ist. Sondern offenbar die Ambition, künftig in einer Liga zumindest mit Aldi und Lidl zu spielen.

Heute Morgen nun die Neueröffnung – und die kleveblog-Redaktion hat es sich nicht nehmen lassen, die grundsanierte Filiale mit Argusaugen zu untersuchen. Erleichterung, als an gewohnter Stelle der Kaffeeautomat zu finden ist, und, mit feinem Gespür für die ironische Brechung gehobenen Konsums, gleich daneben hüfthoch gestapelt säckeweise Blumenerde.

Der Kaffeebecher kann auf der Blumenerde abgestellt werden, um das Restgeld aus dem Ausgabefach zu entnehmen

Das Sortiment erscheint behutsam erweitert, oder, was auch möglich ist, durch die etwas aufgehübschte Form der Präsentation fallen dem Kunden nun einfach mehr Waren ins Auge. So gibt es beispielsweise Raffaello-Schokolade, die der Connaisseur bislang eher aus den Supermärkten der gehobenen Kategorie kannte. Eine recht beachtliche Auswahl an Energy-Drinks wiederum scheint eine Referenz an eine sicher nicht zu unterschätzende Klientel zu sein, die diese Getränke als Grundlage für alkoholischen Genuss zu schätzen weiß. Die Avocados sehen aus wie Avocados.

High Energy

Viel, viel freundlicher werden die Backwaren präsentiert (hinten rechts, neuer Standort), und ca. 20 mal taucht das Wort Bio auf, manchmal auch als BioBio, oder als Bio-Backstube. Einziger Wermutstropfen: keine Franzbrötchen! Sogar Aldi hat schon nachgezogen, dort gibt es sie nämlich mittlerweile.

Nette Präsentation, aber ein Klassiker fehlt

Die schrammeligen Tiefkühlregale sind entsorgt, stattdessen wird nun auch dem Netto-Kunden bei vielen gängigen Produkten das Bücken abgenommen. Demographischer Wandel, ick hör dir trapsen. Die feine Welt der Tiefkühlpizzen (Wagner Steinofen, Dr. Oetker Ristorante, Gustavo Gusto) blickt dem Kunden in Augenhöhe entgegen.

Dem Thunfisch auf Augenhöhe begegnen

Für den neuen, gehobenen Anspruch spricht auch der Umstand, dass als Aktionsware „French-Press“-Kaffeezubereiter des Herstellers Bodum angeboten werden. Und passend dazu an der Kasse nicht nur ein schnöder Wasserkocher, nein: ein Design-Wasserkocher.

Nur am Ende begegnet dem Besucher wieder ein wenig das Flair der alten Filiale – lange Schlangen vor der Kasse, genauer gesagt vor den drei Kassen, die allesamt besetzt sind. Das mag natürlich dem ungewöhnlichen Andrang zur Öffnung („10 % auf alles“) geschuldet sein, darf aber insgesamt als ein hoffnungsvolles Zeichen gewertet werden.

Allerdings hat das Netto-Management noch nicht den Mut aufgebracht, Self-Checkout-Kassen zu installieren, ganz so, als seien die Menschen hier noch etwas rückständiger oder aber gefährlicher als zum Beispiel in Bonn-Endenich, wo kürzlich ebenfalls ein renovierter Netto-Markt eröffnete und seinen Kunden die Möglichkeit gewährt, die Waren selbst einzuscannen. Was hat der Bonner, was der Klever nicht hat?

Die Beute des Jägers

Deine Meinung zählt:

39 Kommentare

  1. 39

    @38.
    Mein Kommentar 34. war sehr ernst gemeint.
    Nein, ich gehöre nicht zur kleveblog-Redaktion, aber nur, eventuell bis dato, zur Leserschaft!

    Man kann ja seine Zeit auch anders, genüsslich, nutzen ……….

     
  2. 38

    @37 36 war ein kleiner Scherz. Ihr 34 war wohl auch nicht ernst gemeint. So what.

    Gehören Sie neuerdings zur kleveblog-Redaktion?

     
  3. 37

    @36.

    Es wäre sinnvoller, wenn Sie diesbezüglich bitte Ihren eigenen blog betreiben würden.

    Kleveblog hat eigentlich interessantere und speziellere Themen, zur Diskussion, zu bieten!

    Danke

     
  4. 36

    @34 Genuss Guter Hinweis. Ich werde beim nächsten Mal an der Kasse sagen, dass ich die Backwaren auf kleveblog kommentiere. Rezensionsexemplare sind ja in der Regel kostenlos. Weitere Rezensionen könnten folgen, so lange keine Insekten in den Lebensmitteln sind. Dann würde ich es mir überlegen. Ich könnte einen Zettel ausfüllen, was ich esse und was nicht, ob ich Haustiere habe und wenn ja, welche. Ich habe kein Haustier, aber ich würde Hund groß eintragen. Die Verkostung kann mein Nachbar vornehmen. Er freut sich, weil auch der Tierarzt teurer geworden ist, er kann also ein bisschen sparen. Wenn der Hund zufrieden ist.

     
  5. 35

    Ich habe diese Filiale gestern besucht. Finde sie stellt sich sehr gut da und ist wesentlich übersichtlicher geworden. Und zu guter Letzt wurde mir auch die Möglichkeit geboten meine Einkäufer an der Kasse 3 selber einzuscannen!!
    Also alles da….

     
  6. 34

    Wie hoch ist eigentlich die Gage, die man als Produkttester*in mit productrecommendation, erhält?

     
  7. 33

    Mal eben zur Deutschen Ess Kultur. Ich erinnere ich da mal vorsichtig an die Top DEUTSCHE Kolonie Papua Neuguinea (Kaiser Wilhelm Land) Bekannt sind da die Männer( Deutsche Bürger ? ) lange Zeit Fans des Kannibalismus 👍🏽 die mit den Penis Hülsen,🤫 hatte sich allerdings im deutschen Kaiserreich damals auch nicht so richtig durchgesetzt .😢😎

     
  8. 32

    @13
    Jemand

    Sie sind bei weitem nicht der Einzige!

    …und nicht nur durch TK-Pizza und Nestlé.

     
  9. 30

    Essen ist nicht eine Frage des Geschmacks sondern der Kultur. Es gibt Kulturen, da ißt man kein Schweinefleisch oder keine Meeresfrüchte. Ich esse nichts aus Grabbelregalen. Weiterhin guten Appetit.

     
  10. 28

    @27 KO Na, dann fragen Sie am besten mal beim Bäcker Ihres Vertrauens nach, wie der es mit der Sättigungsbeilage Insekten so hält. Und überall sonst, wo Sie einkaufen. Dann sind Sie auf der gaaanz sicheren Seite…

    Insekten sind mir immer noch lieber als Mineralöl.

    Wahrscheinlich ist es aber einfacher, preiswerter Backweizen.

     
  11. 27

    @26 ich zitiere:

    „Test Franzbrötchen und Marillen-Spitz …
    Beide Angebote bis 01.03.
    (Hoffe, diesmal ist nicht Nestlé im Spiel.)“
    Seit dem 24.01.23 ist eine neue EU-Verordnung in Kraft, die es erlaubt, in industriell hergestellten Backwaren Insektenbestandteile zu verarbeiten. Ich möchte fast wetten, dass hier Nestle´ so richtig mit im Spiel ist und wenn ich sehe, mit welchem Appetit, im Zitat genanntes Backwerk konsumiert wird, dann werden etliche Zeitgenoss*innen mittlerweile eine veritable Menge an „Scarabäus teutonicus cliviensis“ verspeist haben. Guten Appetit wünsche ich da.

     
  12. 26

    Jetzt mal kurz selber getestet: Das „gefächerte Plunderteiggebäck mit feiner Zimtfüllung“ (Franzbrötchen) für 0,59 Euro ist durchaus annehmbar.

    Noch besser schmeckte mir aber das ebenfalls im Rahmen einer zeitlich begrenzten Aktion für 0,89 Euro erwerbbare „zarte Plunderteig-Gebäck mit feinem Vanillepudding und fruchtigen Marillen“ (Marillen-Spitz) – in der Mikrowelle erhitzt kommt der Geschmack der Marillen erst richtig zur Geltung!

    Beide Angebote bis 01.03.

    (Hoffe, diesmal ist nicht Nestlé im Spiel.)

     
  13. 24

    @Lohengräm Es gibt Franzbrötchen nirgendwo anders. Heicks hatte sie zu meiner großen Freude mal, aber sie sind wieder aus dem Programm genommen worden.

     
  14. 23

    Im Laufe der vorigen andertHalb Jahre ist vieles viel teurer geworden.
    VollKorn-SandwichBrot gab es bei REWE für 79 Cent, bei anderen für 89 Cent,
    über 1,29 EURo sprang der Preis auf inzwischen 1,49 EURo.

    Wohl ähnlich kletterte der Preis für Rama in die Höhe.
    Leider habe ich keine konkreten Daten
    aber mir scheint der heutige Preis bei SonderAngeboten
    der normale Preis von früher zu sein.

    Im vorigen Sommer änderte sich zuDem die Beschriftung auf der Packung :

    https://www.kleveblog.de/wp-content/Original-und-Faelschung-geschlossen-scaled.jpg

    Warb Rama für sich einst vorrangig mit  “ 100% pflanzlich “
    so heißt es auf dem Deckel nun dick  “ 100% natürliche Zutaten “ .

    ( ketzerische Frage :
     Ist ErdÖl so, wie es aus dem BohrLoch kommt, nicht auch rein natürlich ? )

    Äußerlich sind alte und neue Becher exakt gleichGroß.
    aber innen . . . :

    https://www.kleveblog.de/wp-content/Original-und-Faelschung-geoeffnet-scaled.jpg

    Statt 500g sind nur noch 400g drin !

    Mit gleich breiten Streifen roten Papiers läßt sich noch deutlicher erkennen :

    https://www.kleveblog.de/wp-content/Original-und-Faelschung-geoeffnet-markiert-scaled.jpg

    Früher gab es 25% mehr !

    für mich die MogelPackung des Jahres 22 !

     
  15. 22

    @ArtikelAutor

    Beschwer Du Dich nochmal über das Klever Bäckereisterben…. 🙂

    Man kauft keinen aufgewärmten Discounterteig !

     
  16. 21

    @19.

    oh…. oh ….. oh ,,,,,,

    Mit Ihrem Kommentar können Sie sich „glücklich“ schätzen!
    Nun können Sie wieder auf mich „eintrommeln“. 😉
    Mehr möchte ich dazu nicht mehr schreiben ……..

     
  17. 20

    @ 12 rd

    Ja, wirklich.

    Ich habe immer gekauft Rio Doro Orangensaft aus der Kühltheke für
    1,29 Euro.
    Vor einiger Zeit ist der Preis erhöht worden
    direkt auf 1,99 Euro.

    Jetzt stand statt dessen Valensina Orangensaft für 1,99 Euro im Regal.

    Den habe ich gekauft . Aber die Flasche kam mir schon ein bisschen seltsam vor. Da habe ich drauf geschaut: 900 ml.

    Ist aber nicht derselbe Abfüller .

    Ende des Jahres sind wir vielleicht bei
    2,59 Euro und 750 ml.

     
  18. 19

    Wenn man Lust auf Pizza hat, hilft einem Joghurt nicht. Den esse ich jeden Tag mit Müsli, Obst und Nüssen.

    Wenn jemand keine Tiefkühlpizza mag, ist das doch vollkommen ok.

    Wer sie mag, ist mit 1,65 Euro gut bedient. Für alle anderen war der Hinweis gar nicht gedacht.

     
  19. 18

    @16.

    Das ist natürlich Geschmacks- und Befindlichkeitssache.

    Für € 1,65 kaufe ich für mich Joghurt (fettarm) und frisches Obst. Den Laden erreiche ich zu Fuß.
    😉

     
  20. 17

    Es kommt doch sowieso darauf an, wann und wo man was isst oder trinkt. Im Büro oder Krankenhaus bin ich mit einer Kaffeeplörre aus dem Automaten zufrieden, die man mir im Café nicht vorsetzen dürfte. Auch an Bahnhöfen oder in Zügen bin ich nicht so anspruchsvoll… obwohl, der Kaffee schmeckt bei der Deutschen Bahn eigentlich ganz anständig, wenn es welchen gibt. An einem Montag tut’s mal die Tiefkühlpizza, am Sonntag bitte nicht.

    Ich habe noch das schlechteste Frühstück in einem Hotel (zumindest nannte es sich so) in Erinnerung. Wasser mit Kaffeespuren, Scheibletten-Käse aus dem Discounter (in der Plastikverpackung auf dem Tisch), Marmelade, in der wahrscheinlich nicht mal der Zucker echt war, Margarine, bei der mich nicht wundern würde, wenn das MHD überschritten war und Toast oder Brot, weiß ich nicht mehr genau, jedenfalls aus dem Supermarkt. Das war in Brügge, wo wir auf einem Spontantrip ein letztes, bezahlbares, aber überbezahltes Zimmer in der Stadt gefunden hatten. Dünne Wände, ausgelegene Matratzen… und unfreundliche Betreiber. Und dazu passend das Frühstück. Heute muss ich darüber lachen. Immerhin hatten wir ein Dach über dem Kopf.

     
  21. 16

    Oder man verletzt sich im Gaumen…

    @10 Thomas Beler Klar, selbst gemacht ist immer besser.

    @9 Kundin Und dann kommt’s noch drauf an, wie man zum Supermarkt kommt und wie weit der Anfahrtsweg ist… sorry, aber eine Pizza für 1,65 Euro ist nun mal um einiges günstiger als eine für 2,99 Euro oder mehr. Da kann man jetzt noch so viele Faktoren einbeziehen, es ändert nichts daran. Einige müssen nun mal mehr rechnen als andere.

     
  22. 15

    Achja, liebe Pfennigfüchse (zu denen ich mich auch zähle!) aufgepasst! Wagner gehört zu Nestlé. Also Finger weg davon.

     
  23. 10

    …..Bei Edeka gibt’s noch bis Samstag Wagner Steinofen Pizza für 1,65 Euro….

    @rd es geht doch nichts über eine selbst schnell frisch hergestellte luftig lockere Pizza!
    Einen Hefeteig lecker mit allem belegt was man sich wünscht, abgebacken entweder auf dem Backblech im Backofen oder in knapp 6-8 Minuten auf dem Kugelgrill auf dem 300° heißen Pizzastein.
    Lockerer Boden, crosser Rand verführerisch duftend, da kommt keine dieser labrigen TK-Dinger auch nur im entferntesten dran!
    Die letzte dieser TK-Dinger glaube ich vor über 15 Jahren gekauft.

     
  24. 9

    @8. rd

    Es kommt darauf an, wieviel Energie das eigene Tiefkühlfach und die Aufback-Variante „verzehren“.

     
  25. 7

    Btw: Bei Edeka gibt’s noch bis Samstag Wagner Steinofen Pizza für 1,65 Euro, verschiedene.

     
  26. 6

    Warum wundert es mich nicht, dass Lebensmittelvollsortimenter die durch übermässige Preissteigerungen einkassierten Windfall-Profits schnell in eine Aufhübschung der Läden investieren, bevor das Finanzamt ein großen Batzen wieder wegbesteuert?

     
  27. 5

    Nur doo.. äh unüberlegt, wenn der Feuerlöscher hinter den Blumenerde-Säcken (Bild 1) plötzlich gebraucht wird – da fällt der Kaffeebecher schnell zu Boden und spritzt das brühende Getränk unkontrolliert um sich.

     
  28. 4

    „Schlaraffenland“ ……… wenn nur nicht die enormen Teuerungen für Lebensmittel wären …

    Ja, es ist schön und übersichtlich geworden. Trotzdem muss man rechnen …… ich zumindest ……

     
  29. 3

    Sieht toll aus! Muss ich auch mal hin. Suche momentan, die Filiale auf der Wiesenstr., auf. Dort sind ja im Moment auch verschiedene Rabattcoupons bis für einschl. nächste Woche.