Es war über lange Zeit eine der üblichen Jahreshauptversammlungen, vor deren Zusammenfassung als Pressemitteilung man als Lokalredakteur immer Angst hatte – sie begannen mit dem Datum, berichteten, dass die Mitglieder sich zum Totengedenken erhoben, dass verdiente Jubilare geehrt wurden und schließlich dass der Vorstand einstimmig wiedergewählt wurde. Es rief einen das große W des Journalismus in Erinnerung: Wen interessiert das überhaupt?
So ähnlich war es auch, als sich die Mitglieder des größten Klever Sportvereins, des VfL Merkur Kleve, zur ihrer jährlichen Zusammenkunft in der Halle an der Flutstraße versammelten. Doch dann standen die Wahlen an, und mit deren Ergebnis schreibt der Verein Geschichte: Zum ersten Mal in den 129 Jahren seines Bestehens wird der Verein von einer Frau geführt!
Julia Hielscher (aus der Abteilung Cheerleading) wurde einstimmig in das Amt gewählt. Sie löst Helmut Tripp ab, der den Verein in den vergangenen Jahren geleitet hatte. Auch die weiteren Vorstandsämter werden von Frauen bekleidet: Stellvertretende Vorsitzende ist ab sofort Jennifer Seif, zur Geschäftsführerin wählte die Versammlung Teresa Breidenbach. Auch diese beiden Wahlen erfolgten einstimmig.
Neuer Kassierer wurde Norbert Honselaar, neuer Sozialwart Jeremias Berkemeyer (der Georg Kasten nach vielen Jahren ablöste). Wo wir schon dabei sind, nennen wir doch gerne auch die Jubilare: 25 Jahre: Hans-W. Bleesen, Imke Döhmen, Imad Jazmati, Roswitha Pinkis, Ursula Holtermann, Edith Rick, Anne Graf, Brigitta Wolff, Dirk Gläss, Marion Weise; 40 Jahre: Gertrud Meurs-Rinke, Uwe Marek; 50 Jahre: Hans-J. Heyming; 60 Jahre: Walter Opolka.
Eine vorgeschlagene Beitragserhöhung kam nicht zustande. Die Finanzlage des VfL Merkur Kleve ist gut.
Die Geschichte des Vereins begann im Jahre 1895, als im damals preußischen Cleve junge Kaufleute den „Turnclub Merkur“ gründeten. In den folgenden Jahren schlossen sich weitere Vereine dem Turnclub an, der dann später den Namen VfL Merkur 95 erhielt. Die Aktivitäten begrenzten sich zunächst auf Turnen und Leichtathtletik.
Im Jahre 1925 stellte die Stadt Kleve das heutige Grundstück an der Flutstraße zur Verfügung. Das Gelände hat mittlerweile einige Begehrlichkeiten geweckt, sodass der Verein ins Sportzentrum Unterstadt umziehen wird. Derzeit hat der VfL Merkur über 1.100 Mitglieder, die von fast 60 Sportlehrern, Trainern und Übungsleitern fachkundig betreut werden. Neben den „gängigen“ Sportarten wie Basketball gibt es Aktivitäten im Reha-Sport, Fechten, Wassergymnastik, Karate und American Football.