Kein Nachwuchs & Corona: Maria Reymer Volkstanzgruppe löst sich auf

Vor Gut Hogefeld: Volkstanzgruppe Maria Reymer (Foto: heimatverein Arenacum)

Wieder eine Institution des niederrheinischen Brauchtums weniger! Nachdem vor einiger Zeit die KAB-Spielschar Materborn beschlossen hatte, sich selbst aufzulösen, macht nun auch die Maria Reymer Volkstanzgruppe aus Rindern denselben Schritt. Auf der Mitgliederversammlung in der Begegnungsstätte Rindern beschlossen die anwesenden 18 der verbliebenen 58 Mitglieder, den 29 Jahre alten Verein zum 31. Oktober 2021 zu liquidieren. Was an Vereinsgeldern noch in der Kasse ist, wird der Kinderkrebshilfe gespendet.

„Viele unserer Mitglieder sind schon in den Achtzigern“, sagt Agnes Drevers, die Kassiererin des Vereins. „Mir tun auch schon die Knie weh, alles tut weh.“

Doch jüngere Menschen, deren Bewegungsapparat noch funktionstüchtiger ist, haben schon seit Jahren nicht mehr den Weg in den Verein gefunden. Es gab mal eine Kindertanzgruppe, doch auch die hat sich schon vor langer Zeit mangels Nachwuchs aufgelöst. „Wer von den jungen Leuten steigt heutzutage noch in Holzschuhe?“, bringt Josef Gietemann, Vorsitzender des Heimatsvereins Arenacum Rindern, die demografische Problemlage auf den Punkt.

Die Tanzgruppe, die sich der Bewahrung der niederrheinischen Volkstänze verschrieben hatte, war im Zusammenhang mit dem Klever Stadtjubiläum 1992 gegründet worden. Auf dem großen, legendären Festumzug durch die Innenstadt war die Gruppe mit von der Partie. Danach ging es oft auf große Tournee, in Deutschland, aber auch bis nach Ungarn.

Den letzten Auftritt hatte das Ensemble, als 2020 auf Gut Hogefeld in Rindern das Käsereimuseum eröffnet wurde. Dann kam Corona, und alle weiteren Auftritte, so sie denn noch geplant waren, fielen der Pandemie zum Opfer. Die Gruppe hatte sich nach Maria Reymer benannt, die im 19. Jahrhundert das Geheimnis der niederländischen Käseproduktion an den Niederrhein brachte und die hiesige Käseherstellung begründete.

„Wir sind sehr traurig“, sagt Agnes Drevers. „Aber uns bleibt die Erinnerung an eine wunderschöne Zeit.“

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5 Kommentare

  1. 5

    @4 Stefan Schuster “ Was ist mit den verschwundenen 4 halben Käselaibern passiert?“
    Ist doch naheliegend“
    Damit sind der Transportdienst, der Fotograf mit seinen Helfern, der Kleiderverleih, und der Verwalter vom Gut Hoogeveldt entlohnt worden!
    Passt so alles.
    Ja schade, dass man anscheinend zu wenig für die Nachwuchswerbung getan hat.
    Dass eine solche Truppe mit nachfolgender Jugend erhalten werden kann, zeigen uns doch die lebendigen Tanzvereine, Tanzmariechen u.s.w. nur wenig weiter südlich, angefangen vom kölner Umland, bis hin zu Pfalz, Schwaben … Sogar die drögen Nordlichter und der ehemalige Osten hat eine florierende Karnevalskultur.
    Nur hier am Niederrhein soll das nicht klappen ?
    Ich fürchte eher, dass das in der Altersstruktur bei den Obwartschaften der Vereine liegt, und meist immer noch die gentrifizierungsquote nich verbessert wird.
    Wenn das weibliche Geschlecht nich in den Vorständen eingebunden wird, fliessen auch kein (weiblicher) Nachwuchs nach.

     
  2. 4

    Das Bild über dem Artikel ist mir ein Rätsel. Bin schon ganz verzweifelt, weil es einfach keine logische Erklärung gibt.

    Wir sehen ganze und halbe Käselaiber. Aber keines der halben Käsestücke passt zu irgendeinem anderen durchgeschnittenen Käse. Frage: Was ist mit den verschwundenen 4 halben Käselaibern passiert?
    Mundraub? Aliens?

    Ja, tut mir leid…. duck und weg

     
  3. 2

    Die St.-Willibrord-Bruderschaft gibt es auch schon lange nicht mehr, der Spielmannszug hat sich glaube ich auch schon vor Jahren aufgelöst. Ob es den Kirchenchor noch gibt wage ich zu bezweifeln. Meßdiener wahrscheinlich noch eine Handvoll, waren in den 80ern locker um die 40 Mann.
    Um die freiwillige Feuerwehr ist es mitgliedermässig wahrscheinlich auch nicht mehr so bestellt wie vor 40 Jahren?

    Die Nachbarschaften gibt es auch praktisch nicht mehr, es gibt auch keinen Fronleichnamszug mehr durchs Dorf, die dafür früher mit viel Liebe hergestellten Wegefahnen vermodern wahrscheinlich seit Jahrzehnten in den Kellern.

    Dafür gibt es aber viel mehr Strassen und Autos als früher. Und noch mehr Neubau-EFHs, einer schöner als der andere, mit Doppelgarage und mindestens 2 SUV’s davor.
    Arm scheinen die Klever nicht zu sein.
    🙂

     
  4. 1

    Irgend wie erschreckend. Vor ein oder zwei Jahren hatte sich schon der Spielmannszug in Rindern wegen Mitgliederschwund auflösen müssen. Ein Verein der mal gute 50 aktive Mitglieder zählte.
    Andererseits hat der Musikverein im selben Dorf noch 37 aktive Spieler, wovon nicht wenige jugendlich sind.

    …kann man wirklich keine Jugendlichen mehr für Volkstanzgruppe oder Theater begeistern oder liegt es vlt. daran wie man es anbietet?