Zwei Jahre noch, und Susanne und Franz Osterkamp hätten das 100-jährige Bestehen ihres Geschäfts feiern können, doch soweit wird es nicht mehr kommen, das steht fest. Zum Ende des Sommers wird das Schuhhaus Thissen in der Großen Straße seinen Geschäftsbetrieb einstellen – und damit wird eines der letzten familiengeführten Unternehmen aus der wichtigsten Klever Einkaufsmeile verschwinden.
Das Schuhhaus wurde 1925 vom Schuhkaufmann Albert Thissen und seiner Frau Johanna an der Nassauerallee gegründet, dort, wo sich heute das Gesundheitsamt befindet. Es folgten mehrere Umzüge, bevor das Unternehmen Anfang der Dreißigerjahre am heutigen Standort an der Großen Straße ansässig wurde – doch das Gebäude wurde bei dem Bombenangriff auf Kleve im Oktober 1944 zerstört.
Deshalb erfolgte die Wiedereröffnung im November 1945 zunächst auf der Herzogstraße. Damals im Angebot: Holzpantinen und Lederfett. 1951 dann die Rückkehr in ein neues Geschäftshaus im Herzen der Stadt. Zunächst nur eingeschossig, ab 1958 dann mit einer ersten Etage. Doch der dortige Raum wurde erst beim Umbau 1986 als Verkaufsfläche erschlossen. Die heutigen 400 m² auf zwei Etagen bilden eine der größeren Verkaufsflächen in der Klever Innenstadt.
Franz Osterkamp, 62 Jahre alt, führt das Geschäft nun schon in der dritten Generation. In der zweiten Generation waren es Magdalene und Johannes Bork, die das Haus leiteten.
Aber warum ist nun Schluss? Zum einen sieht Osterkamp den Einzelhandel generell in einem gewaltigen Umbruch. „Es wird ihn auch weiterhin geben“, so Osterkamp, „aber anders, als wir ihn heute kennen. Produkte, die nicht ‚High End‘ sind und die im Netz gut verglichen werden können, werden es sehr schwer haben.“ Da habe das Internet Kostenvorteile, Fachkräfte und Beratung seien weniger gefragt, eine günstige Lagerhalle auf der grünen Wiese reiche aus, um solche Geschäfte zu betreiben.
Beratung aber war immer eine Kernkompetenz des Fachgeschäfts aus der Fußgängerzone. Doch ausgerechnet da zeichnete sich ein Aderlass ab: Gleich drei verdiente Verkäuferinnen, allesamt seit Jahrzehnten dabei, gehen im Herbst in Rente: Gisela Ender, Margit Berndsen und Karin Postma. Karin Postma arbeitet seit 44 Jahren für das Schuhhaus Thissen – ein Rekord. Bei der Suche nach neuen Mitarbeitern war es für Franz Osterkamp so schwer wie überall anders im Einzelhandel. Er fand keinen neuen Mitarbeiter. Daraufhin fiel die Entscheidung, das Fachgeschäft im 98. Jahr seines Bestehens zu schließen.
„Ich bedanke mich bei unseren Mitarbeiterinnen und unseren vielen freundlichen Kunden, die über all die Jahre unsere Beratung wertgeschätzt haben“, sagt Osterkamp. In den kommenden Wochen wird der Abverkauf beginnen. Wahrscheinlich wird Ende August die endgültige Schließung erfolgen. Osterkamp sagt, dass er schon mit Nachmietern im Gespräch ist, verrät aber noch nicht, ob und wie es an der Großen Straße 37-39 weitergehen wird.
In der Großen Straße gibt es dann mit Kiesow Bags & Travel, dem gegenüberliegenden Dessous-Geschäft von Ursula Ketels, der Filiale der Metzgerei Quartier und der Parfümerie Balster nur noch vier familiengeführte Unternehmen.
Zu 24
Den Kommentar hätten Sie sich doch einfach sparen können,oder? Er ist Ihrer nicht würdig
20 Franz Osterkamp
Sehr geehrter Hr. Osterkamp,
by the way. Ich mag Sie. Sie haben grossartiges geleistet, und mit ihrer und ihrem Team mit stetiger Leistung, das Unternehmen erfolgreich weiter, nach vorne gebracht. Und dafuer danke ich ihnen von Herzen. Sie sind ein Vorbildunternehmer.
In der heutigen Zeit, ist Friede und Harmonie wichtig.
98 Jahre, ist doch eine stolze Zahl. Wunderbar
In diesem Sinne.
Alles Liebe und Gute,
ihr Steve Bay
@11,spoy boy: Die Parkplätze vor der Türe für die teuren AMG Fahrzeuge fehlen. Bitte bedenken sie das! 🙂
20
Franz Osterkamp
Nachsatz:
Handwerkermangel mit dem Einzelhandel zu vergleichen, finde ich persoenlich, nicht vergleichbar. Das spiegelt aber nur meine Meinung nieder.
20 Franz Osterkamp
Sehr geehrter Hr. Osterkamp,
danke fuer ihre aufschlussreiche Kommentarantwort zu meiner Meinung und meinem persoenliches Fazit.
Dennoch muss ich verhemend von mir zu weisen, durch meine Meinungsaeusserung, mir eine etwaige rufschaedigenden These zu unterstellen.
Ich habe keine „These“ aufgestellt, und ihre Personalsuche und Personaleinstellungen, wurde in dem Bericht, nicht deutlich erkennbar fuer mich kommuniziert und nicht ersichtlich gewesen. Meine Meinung und persoenliche Schlussfolgerung, basierten auf Grundlage des vorliegenden Themenberichts, und nicht auf die nachgelieferten Stellungnahme vom heutigen Datums.
Mit ebenfalls freundlichen Gruessen
Steve Bay
Nachsatz:
Wenn Sie einmal Stehenden Auges durch die Stadt laufen oder Bedarf an einem Handwerker haben sollten so würden Sie erkennen das Mitarbeitersuche ein weit verbreitetes Problem ist
Sehr geehrter Herr Bay,
wir suchen seit Herbst 2022 nach neuen Mitarbeitern.
Zwei hatten wir zwischenzeitlich eingestellt aber keinen dauerhaften Erfolg gehabt.
Gerne kann ich Ihnen, wie auch schon Herrn Daute die Sache in einem persönlichen Gespräch erklären.
Außerdem muss jeder Mitarbeiter bezahlt werden.
Nach Ihrer Diktion hätte ich ja dann die langjährigen Mitarbeiterinen vor die Tür setzten müssen um die neuen einzustellen.
Dieses Verhalten mag anderswo vorherrschen aber bestimmt nicht in einem Familienunternehmen mit langjährigen treuen Mitarbeitern. Nebenbei hätte ich dadurch auch meine Personalkosten senken können.
Ich bitte Sie also höflich hier nicht irgendwelche rufschädigenden Thesen in die Welt zu setzen die keinerlei Grundlage haben
Mit freundlichen Grüßen
Franz Osterkamp
@ 17 Arbeitsplatz.
Wie man etwas aus dem Schuhhaus vom jetzigen Inhaber herauslesen konnte, scheint er langjaehrige Mitarbeiter zu haben. Folglich fuer mich zu erkennen, wurde nicht zeitnah und/oder frueh genug damit begonnen, neue Mitarbeiter einzustellen und anzulernen. Dann haette es dieses Mitarbeiterproblem, anscheinend nicht gegeben. Wundere mich, dass ein langjaehriger, erfahrener Inhabernachfolger, dieses augenscheinlich nicht beruecksichtigte. Das Problem kommt ja nicht von heute auf morgen. Meine Meinung. Nunja, scheint ja schon beschlossene Sache zu sein, mit der Schliessung.
Fachkräftemangel ist nicht gleich Fachkräftemangel. Es gibt in bestimmten Berufen wie z.B. bei Ärzten einen Mangel an geeigneten Bewerbern, weil es grundsätzlich zu wenig Ärzte in Deutschland gibt und hier zu Lande auch zu wenig ausgebildet werden. Das ist schon seit vielen Jahren so und da braucht sich dann niemand zu wundern weshalb eine Handvoll Ärzte in Kleve eine 54.000-Einwohner-Stadt zuzüglich eines großen Einzugsgebiets versorgen muss und in Kliniken zu wenig Ärzte zu viele Patienten behandeln müssen.
Dann gibt es noch den Fachkräftemangel de Luxe, der z.B. bei Ingenieuren zu finden ist. Es gibt grundsätzlich wenig Bewerber, weil seit Jahren zu wenig junge Menschen einen Ingenieurstudiengang erfolgreich absolvieren und in den letzten Jahren auch sehr viele Ingenieure in Rente gehen. Dazu kommt aber auch noch ein anderer Effekt, den ich bei Absolventen beobachte: Ist ein Jungingenieur nicht ohne Einarbeitung sofort einsetzbar, dann er relativ schwer zu vermitteln. Das hat im wesentlichen zwei Gründe. Unternehmen, die eine gewisse Größe und Wirtschaftskraft haben suchen sich die “Rosinen” unter den Bewerbern heraus. Das können sie, weil sie mehr Gehalt und sonstiges bieten können, was sie für die guten oder mindestens besseren Bewerber attraktiv macht und es gibt eher die Möglichkeit im Unternehmen aufzusteigen und später mal eine Führungsposition einzunehmen. Kleine und kleinere Unternehmen müssen sich dann häufig mit Bewerbern begnügen, die entweder Gehaltsvorstellungen haben, die jenseits dessen sind, was das Unternehmen zahlen könnte oder mit Bewerbern, die Mangels Berufserfahrung eine lange und gründliche Einarbeitung bräuchten, was Zeit und Geld kostet und wo dann, wenn die Leute fit und brauchbar für das Unternehmen sind, die Gefahr besteht, dass sie zu anderen Unternehmen wechseln, die mehr zahlen und andere attraktive Dinge bieten können.
Der Fachkräftemangel bei Pflegekräften wird wahrscheinlich auf mehrere Gründe zurück zu führen sein. Nicht jeder ist für diesen verantwortungsvollen und anstrengenden Beruf geeignet. Das begrenzt die Anzahl potentiell geeigneter Auszubildender relativ stark. Pflegekräfte geben ihren Job oftmals auf, weil die Bezahlung nicht im Verhältnis zum Stress in diesem Job steht oder weil sie dem Stress nicht mehr standhalten können. Dadurch gibt es insgesamt zu wenig Pflegekräfte, was neben der im Verhältnis zur Arbeit zu geringen Bezahlung die Arbeitsbedingungen zusätzlich verschlechtert und abstoßend auf potentielle Bewerber wirkt.
Fachkräfte oder angelernte Kräfte in Jobs mit geringer Bezahlung wie z.B. im Einzelhandel sind wohl deshalb kaum zu finden, weil man in anderen Jobs mehr verdienen kann und somit die Chance woanders mit einem Vollzeitjob den Lebensunterhalt für sich und ggf die Familie zu verdienen größer ist.
Dazu kommt noch, dass bei einigen Unternehmen bzw. in einigen Brauchen kein Spielraum für höhere Gehälter ist.
Auf der anderen Seite machen einige Unternehmen immer mal wieder Rekordgewinne.
@13:
Man kann mit jeder Buslinie zum Bahnhof kommen, mit dem neuen Ticket sogar für weniger als 1,50€/Tag. Kein Problem mehr mit Parkschein, -Scheibe, Knöllchen, Blitzer…
@13 Seller Wer Gründe finden will, findet welche.
Guten Morgen,
es stimmt ja überhaupt nicht dass es nur vier Familiengeführte unternehmen gibt auf der Großenstr.
Was ist mit Juwelier Knittel, Sanders, Knops, Pütz, Eisdiele usw.! Es gibt außerdem noch viele mehr die jeden Tag in Ihrem Geschäft stehen!
Gruß
Joachim Knittel
Juwelier Knittel
Wenn man sogar schon samstags, nach 14 Uhr, auf dem leeren Parkplatz an der Stadthalle, ein Knöllchen wegen Parkzeitüberschreitung bekommt (wohl schon einige Jahre her), überlegt man sich doch schon mal, ob man seinen Tagesablauf anders gestaltet sollte und abends, anstatt in die Glotze zu schauen, im Internet einkauft ….
@10.u. 11.
……. selber Ideen und Arbeitskraft einsetzen …….. und Mode nur mit Barzahlung ist ok?
Oder es gibt in Kleve auch verschiedene Möglichkeiten für Lieferservice, oder am Spoyufer verschiedene internationale Restaurants ……….
Diese neidischen „Nadelstiche“ nerven einfach nur!
@10
Wie wäre es mit einem 7 oder mehr Sterne-Friseur im UG und im im Obergeschoss einem gastronomischen Betrieb für orientalische Speisen? Natürlich nur Barzahlung?
Neben dem anhaltenden Fachkräftemangel hierzulande, hat auch das heutige veränderte Kaufverhalten der Konsumenten, Vieles des täglichen Bedarfes der Einfachheit halber und des mitunter günstigeren Preises online zu ordern, zu dieser in allen Städten zu beobachtenden negativen Entwicklung beim Einzelhandel und zum Aussterben dieses in unseren Innenstädten geführt.
Gute Fachgeschäfte mit Fachpersonal und kostenloser Beratung vor Ort können dem Preisdruck der Online-Händler nicht länger stand halten. Die Online-Händler dagegen benötigen bis auf eine Lagerfläche und einem PC im Prinzip nicht mehr viel mehr.
Nicht wenige Kunden nutzten die kostenlose Beratung in ihrer Stadt ohne dann auch dort zu kaufen und bestellen sich dann ihre erwählte Schuhe oder auch andere Produkte nach der Fachberatung günstiger im Internet auf Marktplattformen oder bei den dortigen Online-Händlern.
Der Fachhändler vor Ort der außer das er für die mitunter sehr ausgiebige Fachberatung Personalkosten hatte, erzielt aber keine Verkaufsabschluss und schaut in die Röhre.
Das geschieht aber auch in allen anderen Bereichen des Einzelhandels, Fachberatung ja, kaufen da günstiger und bequemer Online!
Letztlich sind wir Bürger selber mit daran Schuld das unsere Städte, das der Einzelhandel bei uns ausstirbt und unsere Städte immer mehr veröden und Gebäude mitunter monatelang wenn nicht Jahre leerstehen.
Der Aufschrei war und ist immer dann sehr groß wenn mal wieder ein alteingesessenes Geschäft zumachte und dann gefragt wurde wie kann das nur.
Und schauen wir für Kleve doch nur noch ein paar Jahre in die Zukunft!
Was meine Sie was hier in Kleve auf der Großen Straße passiert, wenn die schon seit Jahren in finanzieller Schieflage am Finanztropf des Bundes (460 Millionen Euro Kredit alleine im Jahr 2021 aus Steuergeldern) hängte Galleria-Kaufhof Gruppe und der erneuten drohende Insolvenz Anfang 2023, dann doch wegen Insolvenz alle Filialen deutschlandweit schließen müsste, also auch Kleve.
Ein großer Lockmagnet für Kleve selbst, zu mindestens für die niederländische Käuferschicht, würde dauerhaft wegbrechen und es würde noch dunkler auf der Großen Straße werden und zwar vermutlich erst einmal dauerhaft!
Schuhe online zu kaufen, finde ich schwierig. Habe ich schon mal gemacht, weil ich wieder die gleichen Schuhe haben wollte, die es aber vor Ort nicht (mehr) gab. Aber selbst bei der gleichen Größe passt ein Schuh ja nicht immer gleich.
Bei Kämpgen in Köln musste mal eine Verkäuferin bis nach Ladenschluss einen kniehohen Stiefel aufschneiden, damit ich da wieder raus kam. Irgendetwas hakte. Ich war den Tränen nahe, aber sie behielt.die Nerven und blieb bis zum Schluss sehr freundlich.
Die Schließung vom Schuhhaus Thissen ist auf jeden Fall ein großer Verlust für die Klever Fußgängerzone. Wenn man aber die schwierige Situation im Einzelhandel bedenkt (Personalmangel, der Onlinehandel als Konkurrenz), dann ist es leider verständlich, wenn Inhaber die Reißleine ziehen.
Durchaus interessant, – es ist also nicht die wirtschaftliche Situation, sondern der Fachkräftemangel, der zu einem solch einschneidender Entscheidung führt. Hätte eher gedacht, dass sich Schuhverkauf nicht mehr lohnt, aber das scheint ja wohl nicht der primäre Gund zu sein.
Muss man im Erdgeschuss die Köpfe einziehen, fliegen da die Kugeln? 😀
@3
Mmuuuh, rd, stimmt! Wenn ich da komme, hole ich mir da nie die Einzelpackungen, sondern immer die Maxi-Großherden-Packungen mit den XXL-Dosen, mmuuuh maximum impact!
Sentimental Journey ! Meine ersten „Waterproof „? Schuhe „Für die Straße“ ? von Frau Thissen ca. 53/54 .☝? 2 Raten, unvergessen ?. Für mich, heute eine traurige Zeit + Abschied von Aufbau Zeiten + ihren von alten Klever Familien seit Generationen dominierten, heute qualitativ unerreichtem, Klever Einzelhandel. ?
Stimmt, aber das ist ja kein klassischer Einzelhandel, oder?
Mmuuuh, rd, was ist denn mit der Marien-Apotheke? Wird die nicht mehr von dem Scholten-Clan kontrolliert, mmuuuh, vermmuuuhtliche Notfalladresse auch für (S)Tiermedzinsupply?.
Den Schuh zieh‘ ich mir nicht an. Spass beiseite: 98 Jahre und dann Schluss ? Schade. Das Internet und die Bezahlung im Einzelhandel, gibt einem vielleicht dann noch den Rest. Ich wuensche dem Inhaber, einen schoenen Ruhestand. Meine Meinung und Kommentar.