Wieder eine Ärztin weniger: Virginia Große schließt Praxis, Nachfolger nicht gefunden

Dauerhaft geschlossen

Wohl kein Klever und keine Kleverin, der oder die sich nicht schon einmal vor ihr entblößt hat, sei es – tendenziell in früheren Jahren –, um das Vorhandensein sexuell übertragbarer Krankheiten auszuschließen oder, dann eher im fortgeschrittenen Lebenslauf, um die Gestalt von Muttermalen abklären zu lassen. Meistens konnte Dr. Virginia Große in ihrer Praxis an der Großen Straße, mitten in der Stadt, Entwarnung geben, manchmal allerdings musste sie auch zum Skalpell greifen oder Mittelchen verschreiben.

Ihr Medizinstudium hatte Virginia Große in ihrer kolumbianischen Heimat absolviert, doch vor vierunddreißigeinhalb Jahren kam sie nach Kleve und arbeitete zunächst als Vertretung in der Praxis des Hautarztes Dr. Classen. Nach dessen schwerer Erkrankung übernahm sie den Betrieb und war schnell eine geschätzte Ratgeberin und Behandlerin in allen Fragen, die die Haut des Menschen betreffen und ihn mitunter aus selbiger fahren lassen.

Wenn sie einmal nicht in ihrer Praxis arbeitete, war sie mit ihrem Mann, dem Heilpraktiker Martin Große, öfter in der Stadt anzutreffen, beispielsweise im Café der Bäckerei Heicks am Fischmarkt. Stets wirkte die Ärztin alterslos, im Grunde sah sie seit Jahrzehnten nahezu gleich aus. Doch das Äußere vermag zwar das biologische Alter zu überdecken, zumindest eine Zeitlang, das Geburtsdatum im Personalausweis allerdings verändert sich nicht. Und das sagte der Ärztin schon seit über einem Jahr, dass sie die Altersgrenze erreicht hat.

Mit einer Anzeige in den Niederrhein Nachrichten wurden nun die Patienten informiert, dass die Praxis sofort dauerhaft geschlossen ist. Auch am Praxisschild ist ein Hinweis angebracht, der gestern den Passanten ins Auge fiel. Für Kleve bedeutet das: Wieder eine Ärztin weniger. Und neue Mediziner fallen nicht vom Himmel, obwohl der Kreis sie händeringend sucht.

Seit heute ist Martin Große damit beschäftigt, die Praxis auszuräumen, denn ein Nachfolger hatte sich trotz intensiver Suche nicht finden lassen. Wer die gewohnte Nummer anruft, hört nun eine Ansage, mit der sich Virginia Große bei ihren Patienten für ihre Treue bedankt und ihnen „alles Gute“ wünscht. Wer medizinischen Rat benötigt, wird zu der Praxis Dr. Radu und Dr. Morar an der Tiergartenstraße verwiesen (ehemals Dr. Barbara Krakiewiecz, die mit Erreichen des Ruhestandsalters nach Italien ausgewandert ist und sich der Malerei gewidmet hat). Das Ehepaar Große hegt keinerlei Pläne, dem Niederrhein den Rücken zu kehren (oft wird die Frage gestellt, ob nicht nun die Rückkehr nach Kolumbien anstehe). „Wir fühlen uns hier in Kleve sehr wohl“, sagt Martin Große.

Deine Meinung zählt:

22 Kommentare

  1. 22

    @21 Sorry, habe übersehen, dass Sie den Nick schon in Gebrauch hatten.

     
  2. 21

    Ein Hinweis: Zwei verschiedene Personen benutzen das Pseudonym „Ärztemangel”. Der erste Post von „Ärztemangel” (@3) also von mir hat nichts mit den späteren Posts von „Ärztemangel” (@12, @14, @16 und @20), die jemand anders geschrieben hat, zu tun.

     
  3. 19

    @7. Georg Siola „ Und das auch schon bei relativ jungen Leuten.”

    Ja, vor einigen Wochen bin ich vielen jungen Menschen begegnet. Auch Menschen mittleren Alters. Das war in einer Klinik. Die hatten eine Krankheit, die zwar nicht direkt tödlich ist, aber die Lebensqualität drastisch einschränkt und das Suizidrisiko drastisch erhöht. Bevor Sie über andere und deren „Wehwehchen” urteilen, informieren Sie sich mal vor Ort. Sie können Menschen, die ohne eigenes Verschulden schwer krank geworden sind, überall treffen. Wenn Sie sie wahrnehmen wollen.

     
  4. 18

    @8. Klaus TM

    „Und da spreche ich nicht von Verzicht.”

    Haben Sie mal versucht in einem der besseren Supermärkte Lebensmittel ohne Zucker zu kaufen? In den meisten herzhaften Nahrungsmitteln ist Zucker und/oder Süßungsmittel enthalten. Ist echt scheiße und es schmeckt noch nicht mal. Und wenn Sie dann noch versuchen Weizen zu meiden und nicht die Zeit und Kraft haben selbst zu kochen? Ach ja, ich könnte auch beim Biomarkt bei mir um die Ecke einkaufen. Das tue ich etwa alle drei Monate mal. Wenn der geöffnet hat, arbeite ich. Und am Samstag verplemper ich meine Zeit, die eh schon knapp ist, nicht damit einzukaufen. Da zieht es mich raus in die Landschaft. Meistens zu Fuß. Soviel zum gesunden Lebensstil. Wer Zeit zum Kochen und ausgiebig Sport treiben hat, lebt eindeutig gesünder. Im Grunde ist es eine Frechheit, was in den Supermärkten an gezuckerten und mit viel zu viel Essig versetzen Lebensmitteln verkauft wird. Immer schön viel Essig reintun in die sauren Gurken, in den Kartoffelsalat, alles was mit Hering ist, Wurstsalat, eingelegtes Gemüse, denn dann kann man noch mehr Zucker reintun. Bei Getränken kommt man um die Zuckerbomben schon ganz gut herum, da gibt es genug Alternativen und wenn es ungesüßter Tee und Mineralwasser ist. Aber gesundes Essen, das ich nicht noch selbst aufwändig zubereiten muss, findet sich allenfalls in der Gefriertruhe, wenn man die Fertiggerichte ohne Chemische Zusatzstoffe auswählt. Und das gesunde Obst: Die neuen Obstsorten enthalten oftmals sehr viel Zucker. Auch Fruchtzucker ist nicht unproblematisch.

     
  5. 17

    @16.
    Also, ich brauche kein „gefüttertes“ Wiki / KI bemühen, wenn es sich um Respekt, gegenüber Menschen handelt!
    In der tagtäglich angewandten respektvollen, sozialen Struktur, sieht die reale Welt anders aus!
    Bei manchen Menschen funktioniert eben die respektvolle, „gute Kinderstube“ noch ………

    Mit Ihrer Fragestellung, stellen Sie einer, von Ihnen bestimmten Menschgruppe, Unkenntnis und „soziale Schwäche“, dar.
    Da ich nicht mit KI kommunizieren möchte, ist für mich somit dieses Thema beendet!

    Beste Gesundheitswünsche an Sie, ohne viel „Rumschnibbelei“ für Sie!

     
  6. 16

    @15

    Wikipedia: „Der Ausdruck Altersdiskriminierung bezeichnet eine soziale und ökonomische Benachteiligung von Personen oder Gruppen aufgrund ihres Lebensalters. Den Betroffenen wird es im Falle einer Diskriminierung erschwert, in angemessener Weise am Arbeitsleben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Meist ist die Diskriminierung (angeblich) alter Menschen gemeint, gelegentlich jedoch auch die (angeblich) junger Menschen. Ein Fall von Altersdiskriminierung kann auch dann vorliegen, wenn bestimmte Jahrgangskohorten bevorzugt werden (indem beispielsweise bei Stellenausschreibungen Menschen im ersten Berufsjahr gesucht werden[1]).

    Von Altersdiskriminierung wird gelegentlich auch dann gesprochen, wenn eine Begünstigung nur Angehörigen bestimmter Altersjahrgänge gewährt wird, sofern diejenigen, die nicht zu diesen Jahrgängen gehören, die Begründung für die Begünstigung nicht akzeptieren und sie als „willkürlich“ bewerten.“

     
  7. 15

    @14.
    Dann ist eben Ihre Frage altersdiskriminierend, oder?

    Es gibt mittlerweile viele Menschen, die eine ärztliche, telefonische Beratung oder eine Videosprechstunde in Anspruch nehmen.

     
  8. 13

    @12.
    „Und welche älteren Menschen kommen mit Videosprechstunden klar?“

    Diese Aussage gilt eigentlich als Altersdiskriminierung. Wer zählt Ihrer Meinung nach zu „älteren Menschen“?

    .

     
  9. 12

    Ich wünsche Frau Dr. Große alles Gute!
    Jede/r hat ja so Vorlieben bei Ärzten und Ärztinnen. Wenn es um Rumschnibbeln geht, brauche ich viel Vertrauen. Ich bin öfter bei Frau Dr. Große gewesen und war mit ihren Untersuchungen und Diagnosen immer zufrieden. Andere Erfahrungen habe ich nicht gemacht bzw. nicht machen wollen, kann also gar nichts über ihre Fähigkeiten in der Hinsicht sagen. Fürs Rumschnibbeln habe ich einen anderen Arzt. Den finden viele arrogant. Das ist mir aber so egal, da er perfekt arbeitet.

    Was gerade erlebt habe: Hausarztbesuch wegen akuter Schmerzen, „Notfallüberweisung“ bekommen, „Notfalltermin“ in Facharztpraxis eine Woche später, dann nochmal eine Woche auf speziellen Untersuchungnstermin gewartet, nochmal eine gute Woche gewartet, um den Bericht zu besprechen, Überweisung für weitere Untersuchung… Jetzt sind drei Wochen vergangen. Die akuten Schmerzen haben durch Handhabung nach Hinweisen von einem Bekannten, der schon mal wahrscheinlich Ähnliches hatte, nachgelassen.

    Und welche älteren Menschen kommen mit Videosprechstunden klar?

     
  10. 10

    Schräge Diskussion…vom Inhalt eines Einkaufwagens auf Ärztemangel „umleiten“.
    Heißt: „Wenn ich Bio – Teuer – Exklusiv“ einkaufe, bekomme ich schneller einen Termin oder überhaupt einen Termin beim Orthopäden (Kann ich den Inhalt des Wagens scannen und per Whats App beifügen bei einer Terminvergabe?).Oder ich brauche vielleicht keine Bandscheiben OP, wenn ich Bio kaufe und vielleicht nicht mehr arbeiten gehe (wobei ich dann kein Bio mehr kaufen kann-da ich mir es nicht leisten kann – oder wie), da etwas heben ja auch so eine Sache ist. Sitzen ist natürlich auch Mist, also Büro kann ich auch nicht…
    Ich hab mein Leben lang Sport gemacht, gearbeitet, Obst gegessen usw. Aber ich brauch trotzdem nen Orthopäden.
    Mein Vater hatte Krebs…immer gesund gelebt…CT Termin …waaaaaaarten….

    Ich bin raus

     
  11. 9

    @8.
    Richtig ….. und dazu kommt Bewegungsmangel.
    Der menschliche Körper heißt nicht umsonst „Bewegungsapparat“.
    Man muss ja nicht Extremsportler/in sein, tägliches Mobilisationstraining für den ganzen „Bewegungsapparat“ inkl. Atemübungen, erspart Arztbesuche und hält Herz, Kopf und Seele jung! 🙂

     
  12. 8

    Ein gesünderer Lebensstil würde viele Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte ersparen. Und da spreche ich nicht von Verzicht. Wenn ich die Inhalte von Einkausfwagen so sehe, wundert mich nichts mehr.

     
  13. 7

    @DM Genau so ist es. Ich habe 27 Jahre im europäischen Ausland gelebt und bin jetzt seit 4Jahren wieder in D-Land. Tut mir leid, ich kann da nur lachen…. vielleicht ist das die „German Angst“ und die vielen Gesundheits-Sendungen im Fernsehen. Wo man hinhört, es geht hier in Deutschland immer um Krankheiten. Und das auch schon bei relativ jungen Leuten. Hier herrscht halt die Gesundheitsreligion, so empfinde ich es. Die Kichensteuer müsste eigentliche auf die Krankenkassenbeiträge aufgeschlagen werden.

     
  14. 6

    @DM…mag sein, dass der ein oder andere ein „Hopper“ ist aber mir saß z.b. nicht ein Furz quer, sondern eine Bandscheibe. Wenn ich dann nicht mehr weiß, wie ich mich bewegen soll ist das schon übel. Ich habe auch schonmal mit akuten Urologischen Problemen ab 7.30 in einer Praxis gesessen und kam erst um 15.30 Uhr dran, da ich ja keinen Termin hatte und man mich eigentlich wegschicken wollte. So sieht es aus.Und ich könnte Beispiele ohne Ende aufzählen aus meinem näheren Umfeld, wo es nicht um eine simple Erkältung ging, sondern man Hilfe benötigte.

    Für MRT Termine fahren die Leute bis ins Ruhrgebiet, wenn Sie nicht ewig warten wollen.
    Man meldet sich auf Portal/Terminseiten via Internet an für die Arzt/Terminsuche (schön und gut, wie machen das alte Menschen ?).

    Die Notaufnahme im Krankenhaus schließe ich hier aus, es geht um die Allgemein Medizinische Versorgung mit Fachärzten und Hausärzten.

    Fragen Sie mal Menschen Menschen mit Kindern-Kinderärztemangel

     
  15. 5

    Ich möchte hier gerne einen Diskussionspunkt hinzufügen und dazu wieder einmal die Skandinavier bemühen:
    Schweden gehen im Durchschnitt 3x im Jahr zum Arzt, Deutsche etwa 8 – 10x
    Woran liegt es? An der Versorgung kann es nicht liegen – es gibt dort weniger Ärzte pro Einwohner als bei uns, trotzdem nehmen sie sich mehr Zeit pro Beratung als bei uns.
    Weniger Bürokratie?
    Effektivere Abläufe?
    Bessere Digitalisierung?
    Fähigeres Personal?
    Oder vielleicht auch, weil der Deutsche mal gerne zum Arzt läuft, weil ihm „ein Furz quer sitzt „?

     
  16. 4

    Ich wünsche Euch viel Glück für eine erfüllende Pensionszeit . Aber bleibt unsere Nachbarn .

     
  17. 3

    https://www.sueddeutsche.de/politik/medizin-1.5730540

    „Der Arbeitsmarkt für Ärztinnen und Ärzte erinnert in gewisser Weise an den für Lehrkräfte: In beiden Fällen ist es der Staat, der in Gestalt der Bundesländer entscheidet, wie viele Menschen ausgebildet werden. Und in beiden Fällen fällt es ihm zunehmend schwer, den Bedarf zu decken. Ein Grund, hier wie dort, ist eine träge Planung. Zwar wurden die Ausbildungskapazitäten zuletzt erhöht, vor allem in Bayern. Doch bundesweit gesehen geht der Zuwachs nicht schnell genug, um mit den gesellschaftlichen Veränderungen Schritt zu halten. Die Teilzeitquote unter Ärztinnen und Ärzten etwa stieg laut Marburger Bund allein seit 2013 von 15 auf 31 Prozent.

    Dazu kommt im Fall des Medizinstudiums das Geld: Ein Studierender kostet pro Jahr etwa 30 000 Euro, sagt der Heidelberger Dekan Kräusslich, macht fürs gesamte Studium mehr als 200 000 Euro. 5000 neue Plätze, wie von Karl Lauterbach gewünscht, gingen also in die Milliarden, die die Länder auf jeden Fall nicht alleine bezahlen wollen. Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) etwa fordert „ein klares Bekenntnis des Bundes zur Mitfinanzierung der Reform“.

    Doch selbst wenn die Politik den Willen und das Geld aufbringt, bleibt eine Hürde: die Unikliniken selbst. Haben sie genug Lehrpersonal? Genug Räume? „Mehr Studienplätze“, sagt Kräusslich, „müssen nicht nur finanziert, sondern auch machbar sein.“

    Kräusslich ist der Ruf nach mehr Studienplätzen zu „reflexhaft“. Man müsse auch darüber reden, wie Ärzte entlastet und der Beruf attraktiver gemacht werden könne. Denn viele Mediziner landeten nach der teuren Ausbildung gar nicht im Krankenhaus – sondern in der Industrie oder im Ausland. „Wir bilden nicht zu wenige Leute aus“, sagt Kräusslich. „Wir verlieren zu viele.“”

     
  18. 2

    Katastrophaler Mangel an medizinischem Personal ,ALLE, das Ergebnis von unfähigen, polit. 00 ,wie so (einiges) vieles mehr ? ? Ich erinnere mich da gerne an ein Gesundheit System das weitgehend gut funktionierte. Da bleibt für die Med. ⚕ Zukunft, wohl nur die Hoffnung ,Hildegard v. Bingen ,mongolische Schamanen + Selbstheilungskräfte der schon die Neandertaler vertrauten. ? Aber sorry ! Ich vergas den Messias (der Gesalbte) der medicina den ? KARL WILHELM LAUTERBACH.? ☝? Alles wird gut ! ?

     
  19. 1

    Es ist zum ko…! Egal ob man einen Facharzt benötigt oder einen neuen Hausarzt, es ist fast aussichtslos im Kreis irgendwo unterzukommen. Wo führt das hin? Die Ärztliche Versorgung in Kleve ist bald auf dem Nullpunkt angekommen (Hausarzt/ Kinderarzt/Orthopäde/Hautarzt)- sind wohl die am meisten gefragten und am wenigsten zu bekommenen Ärzte.

    Per Internet müssen mittlerweile Termine gemacht/gebucht werden (Wartezeiten Monate).
    Oder man steht wie ein „Depp“ um halb sechs morgens vor einer Praxis (mit weiteren Mitstreitern/Kranken), nach dem Motto, der frühe Vogel fängt den Wurm – bzw. kommt dran – auch schon mitgemacht.

    Wann und wie kann hier mal die Politik endlich einschreiten/einmischen !?
    Placebo für`s Volk – oder besser – jeden Tag einen Apfel essen – und der Doktor ist away – funktioniert aber nicht bei allen Erkrankungen.
    Aus der „Gut-Versorgung“ ist nach und nach eine „Mangelversorgung“ geworden.
    Punkt.