Granulatpiste vor der Stadthalle: Flaniermeile oder Fußgängerschnellweg?

Feinkörnig, grau: Granulatpiste vor der Stadthalle

Als die Klever Stadtverwaltung die Pläne vorstellte, wie das Umfeld der Stadthalle umgebaut wird, war ein zentraler Punkt darin, dass die Straße Bleichen „zurückgebaut“ werden soll. Das erschien jedem Zuhörer unmittelbar einsichtig, schließlich gab es dort auf begrenztem Raum gleich zwei Straßen, die einen Parkplatz rahmten.

Wer jetzt allerdings an der Baustelle vorbeiläuft, muss zur Kenntnis nehmen, dass die Straße zwar ersetzt wurde, allerdings eher durch eine neue Straße. Geändert hat sich lediglich der Belag. Statt Asphalt zieht sich nun schnurgerade eine Fußgängern vorbehaltene, etwa drei Meter breite Granulatpiste bis zum Eingang der Stadthalle. Gut möglich also, dass die Idee eines grünen Bandes, das sich vom Kermisdahl bis zum Forstgarten zieht, wieder einmal etwas kleiner ausfällt, als es denkbar gewesen wäre.

Immerhin verspricht Bernhard Klockhaus, Fachbereichsleiter Tiefbau, dass auf dem umgestalteten Gelände 900 m² Fläche entsiegelt werden. Das Areal ist für Rasen und Beete reserviert, außerdem sollen 17 neue Bäume und eine Hecke gepflanzt werden. Das ganze Projekt kostet rund 860.000 €, von denen 303.000 € Fördermittel des Landes NRW im Rahmen des Integrierten Handlungskonzepts sind. Am Ende, nach der Fertigstellung im September, so die Hoffnung, hat Kleve eine neue „Flaniermeile“ – so hieß es jedenfalls bereits in der Lokalpresse.

Doch diese „Flaniermeile“ sieht sich schon vor ihrer Fertigstellung einer weiteren Bedrohung ausgesetzt. Das allgegenwärtige Auto, gerade erst durch die Umgestaltung aus der Straße verbannt, könnte durch die Hintertür (in dem Fall: Wasserstraße) präsenter werden als je zuvor. Denn im städtischen Haushalt findet sich ein Posten von 28.000 €, mit dem die Verwaltung ein Gutachten finanzieren möchte. Geprüft werden soll, ob der Parkplatz hinter der Stadthalle nicht auch als Standort für ein Parkhaus infrage käme. Parkhaus heißt ja nichts anderes, als dass die Zahl der vorhandenen Parkplätze mindestens verdoppelt wird (eine Etage), vielleicht aber auch verdreifacht oder vervierfacht, je nach Zahl der Geschosse. Das aber würde die Idee der Flaniermeile konterkarieren – sie hätte womöglich nur noch den Charme eines Rastplatzes neben der Autobahn.

Deine Meinung zählt:

15 Kommentare

  1. 15

    Inzwischen ist grober, heller Sand aufgetragen.
    Ich hoffe, diese Färbung conveniert der kritischen Bloggerschaft.

     
  2. 14

    @13.TV
    Gute Neuigkeit??. Ich werde nächster Tage mal vorbeiradeln. Freue mich schon auf die Eröffnung. Wenn demnächst auch noch Leben in die Neubauten auf der anderen Uferseite kommt, wird das bestimmt die Aufenhaltsqualität dort deutlich steigern. Hoffentlich wird hinter der Stadthalle kein Parkhaus errichtet. Besser wäre ein Mehrgenerationen-Spielplatz wie am Backermatt/Rahmstraße.

     
  3. 13

    Liebe Leute, wer sich mal per Fiets zum Kermisdahl bewegt, wird feststellen, dass das graue Granulat nur eine Zwischendecke darstellt. Es wird im Moment ein neuer Belag aufgetragen. Ich. kann zur Zeit das Endstadium noch nicht erahnen. Meine Meinung: Auf eine Flaniermeile gehört natürlich ein schöner Baerler Sand – wie am Moritz-Weg wenige Meter weiter.

     
  4. 12

    @Thomas Velten

    Ich denke immer noch darüber nach ob ihr Kommentar ironisch gemeint ist

     
  5. 11

    @ 10 Magdalena :

    Ja, VOR der StadtHalle fehlen ein paar Bäume.
    Der große KahlSchlag droht aber HINTER der StadtHalle :
    circa 20 große Bäume !
    Als vor einigen Jahren erste Planungen präsentiert wurden,
    sollten alle gefällt und durch neue = kleine ersetzt werden.
    warum ?
    Weil sie nicht alle haarGenau in einer Linie stehen !
    So begründete es der Planer damals tatsächlich !!
    Die von Herrn KlockHaus versprochenen 17 neuen Bäume
    klingen verdächtig nach dieser Planung.
    Denn wo sonst sollten sie gepflanzt werden ?

     
  6. 10

    Standen nicht genau dort wo jetzt die „Flaniermeile“ entsteht letztes Jahr noch drei (oder vier?) gesund aussehende Bäume? Diese wurden Ende des Sommers abgehackt. Ob das wohl miteinander zusammen hängt? Weiß ich nicht, aber erstaunen wurde mich das nicht. Zumal ja gerne davon ausgegangen wird dass ein neuer Baum einen älteren ersetzen kann, was weder vom CO2 speichern her noch für das Umweltklima so sein kann.

     
  7. 9

    @8.FF
    Fast alle Fußgänger-/Fahrradwege entlang des Kermisdahl/Spoykanal, Richtung Kellen/Griethausen und im Forstgarten haben eine Sand/Wasser-gebundene Decke, deswegen kam bei mir die Frage auf. Vielleicht gibt es aber auch technische oder kostenmäßige Gründe für die jetzt gewählte Ausführung.

     
  8. 8

    @ 2 Klaus:

    Unter dem dichten Baumgrün ist es wohl eher unwichtig, welchen Grauton das Granulat hat.

    Hellgrau wird sowieso schon bald durch Schmutz und Feinstaub mittelgrau.

    @ 7 Thomas Velten:

    Herr Lehrer, es heißt DAS Granulat (von granulum, lateinisch: das Körnchen) !

    Meine Stimme werde ich jedenfalls nicht dafür geben,
    für einen etwas helleren Grauton öffentliche Geldmittel auszugeben!

     
  9. 7

    Der graue Granulat wird bestimmt nicht so bleiben. Das wird der Rat so nicht akzeptieren.

     
  10. 5

    Eine Machbarkeitsstudie soll nun den Weg bereiten: die 22.500 EUR dafür standen schon 2022 bereit, wurden aber nicht abgerufen. „Plötzlich“ kommt Bewegung in die Sache… Ob das damit zusammenhängt, dass für die von Stadterwaltung/CDU gewünschte Bebauung des Geländes um das alte Hallenbad, wo wegen „Altlasten“ keine Tiefgarage möglich wäre, Stellplätze dringend benötigt werden? Könnte man die nicht im Parkhaus einrichten bzw. nachweisen (mit oder ohne finanzielle Beteiligung des Investors/Bauherrn)? Wo EIN Wille (Bürgermeister/CDU) ist, da gibt es immer eine Lösung.

     
  11. 4

    Wo ist denn das Problem?

    Etwa die Breite der Flanierstrecke oder

    etwa dass sie als wassergebundene Wegedecke ausgeführt ist oder

    etwa weil keine Busse dort fahren dürfen?

     
  12. 3

    @1 Wählerwille
    Wo grüner Urbanismus hinführt haben wir ja in Berlin gesehen. Dort muss mit viel Geld und erheblichem Aufwand der grüne Aktionismus zurückgebaut werden damit die städtische Infrastruktur nicht kollabiert.

     
  13. 2

    Warum keine helle wassergebundene Decke? Der Eindruck wäre naturnäher und die Fläche würde sich weniger aufheizen.

     
  14. 1

    Wenn über Jahrzehnte schwarz gewählt wird, muss man sich nicht wundern, wenn die Stadtverwaltung keinen grünen Urbanismus umsetzen kann – sie ist es einfach nicht gewohnt.