Tückischer Todespilz torpediert Klever Kirschblütenfest

Zarte Pracht (Foto: Thomas Velten)

(Aktualisiert, jetzt mit Antrag SPD) Kenner des japanischen Brauchtums wissen, dass, wenn die Blüte des Kirschbaums – Sakura– gefeiert wird, dies eine Verneigung vor der Erkenntnis ist, dass alles nur kurz und vergänglich ist, und sei es auch noch so schön wie pinkfarbenen Blüten, die zu Tausenden das Geäst der Zierbäume schmücken. Jugend, Schönheit, Liebe, alles hat seine Zeit und sein Vergehen. Die Sakura gibt damit Samurai und der Literatur ein Beispiel für einen würdigen, jungen Tod.

So schön ist die Kirschblüte am Kermisdahl (Foto: Jörg Terpoorten)

Leider müssen die zwölf Zierkirschen am Bleichenberg, um die im vergangenen Jahr zum ersten Mal die niederrheinische Variante des fernöstlichen Fests gefeiert wurde, diese ewig gültigen Regeln des Lebens nun in eigener Sache feststellen: Ein gemeiner Schadpilz hat die Bäume angegriffen und so befallen, dass nun radikale Maßnahmen ergriffen werden müssen – sechs der zwölf Bäume müssen gefällt werden.

(Foto: Stadt Kleve)

Die Stadt Kleve teilte am Donnerstag Morgen in einer Pressemitteilung mit, dass die Maßnahme unumgänglich sei: „Bei einer routinemäßigen Kontrolle der Kirschbäume am Bleichenberg wurde festgestellt, dass sechs der insgesamt zwölf dort stehenden japanischen Blütenkirschen stark durch einen Pilz, den Wulstigen Lackporling, befallen sind und somit die Standsicherheit der Bäume nicht mehr gewährleistet werden kann. Der Pilz hat den Wurzelstock sowie auch den Stammfuß befallen. Aus diesem Grund ist es notwendig, die befallenen Bäume voraussichtlich zu Beginn der kommenden Woche zu fällen.“

Ein Bild aus dem vergangenen Jahr

Für das gerade erst ins Leben gerufene Volksfest, das eine schöne, picknickartige Atmosphäre am Fuße des Burgbergs verbreitete, könnte die Fällung den Todesstoß bedeuten. Sechs Bäume sind ein bisschen knapp, um das ganze noch als Kirschblütenfest zu verkaufen – insbesondere, wenn man die Bilder blütengesäumter Straßen zum Beispiel aus Bonn vor Augen hat. Natürlich sieht die Stadt Kleve sieht vor, die Blütenkirschen an dieser Stelle schnellstmöglich zu ersetzen (Fragen und Anmerkungen beantwortet die Stadt Kleve per E-Mail unter luc.boekholt@kleve.de oder telefonisch unter 02821/84408). Aber jungen Setzlingen könnte es womöglich auch nicht so gut bekommen, wenn sich drumherum die Massen tummeln.

Schwanenburg unter Kirschblüten (Foto: Sabine Dußling)

Jetzt beschäftigt sich auch die Klever Politik mit dem Thema. Dr. Barbara Hendricks hatte auf Facebook angeregt, eine zweite Meinung einzuholen, nun fordert das die Klever SPD in einem Antrag: „Aus der Presse haben wir von der geplanten Fällung einiger Kirschblütenbäume erfahren, die wegen Pilzbefalles und der daraus resultierenden fehlenden Standsicherheit, erfolgen soll. Wir respektieren die erfolgte sehr gute fachliche Einschätzung der Experten der Umweltbetriebe der Stadt Kleve (USK), die zu der Empfehlung der kurzfristigen Rodung geführt hat. Für das Zusammenwirken der USK mit dem Fachbereich 64 (Klima-, Umwelt- und Naturschutz) gebührt unser aller Dank. Dennoch würden wir es als SPD-Fraktion ausdrücklich begrüßen, wenn zunächst eine Zweitmeinung eines weiteren Experten eingeholt und die Fällung nicht in der kommenden Woche durchgeführt würde. Die Kirschblumenbäume sind bei der Bevölkerung sehr beliebt. In der Blütezeit sind sie Anziehungspunkt für Viele. Beim Kirschblütenfest schafften sie eine beeindruckende Atmosphäre. Wenn bei der Einholung einer Zweimeinung ebenfalls die Empfehlung auf kurzfristige Fällung der betroffenen Bäume fällt, wäre das zwar ein trauriges Ergebnis. Allerdings hätten wir so ein besseres Gefühl, dass diese Maßnahme durchgeführt wird und zuvor mögliche Alternativen gut abgewogen wurden.“

Info Wulstiger Lackporling: Der Wulstige Lackporling ist ein durch Stammwunden eindringender Schwächeparasit und Saprobiont, der verschiedene Laub- und Nadelbäume besiedelt und im befallenen Holz eine Weißfäule erzeugt. Er ist in der Lage, an den Resten der zum Absterben gebrachten Wirtsbäume bzw. deren Stümpfen noch mehrere Jahre weiterzuleben. Der Wulstige Lackporling ist in der Lage, ein breites Spektrum an Laubbaumarten zu befallen, wobei er besonders an der Basis der Stämme erscheint. Die Art kommt in Deutschland vor allem außerhalb von Wäldern an warmen, sonnigen Standorten in Parks, Friedhofspflanzungen und an Straßenbäumen vor, er bevorzugt offenbar die wärmeren Standorte im Siedlungsbereich. Die Fruchtkörper sind mehrjährig und dadurch ganzjährig zu finden.

Der Bericht zur Premiere des Volksfestes: So schön war das 1. Klever Kirschblütenfest

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8 Kommentare

  1. 8

    Der Pilz ist NICHT giftig 👍🏼. Bei all dem medialen Aufwand wäre zum Exitus der Bäume 😢, mit dem „etwas“ holzigem Pilz ,🙄 etwas Knoblauch , Koriander, Pfeffer+ Salz 🌮(Taco) ein sicher passender
    „Leichenschmaus“ . 😂 🍻

     
  2. 7

    Bei der Beurteilung der Verkehrssicherheit der betreffenden Bäume kommt es u. a. auf die Kenntnis der Vorlieben dieser Pilzart bzw. Art und Fortschritt der Holzzersetzung an, die bei jeder Baumart mit unterschiedlicher Geschwindigkeit abläuft. In diesem Fall ist der Pilz schon seit einigen Jahren langsam aber stetig aktiv, und die betroffenen Bäume reagieren am befallenen Stammfuß auf spezifische Art und Weise darauf. Für diese Feststellung reicht allein das Foto der Stadt Kleve. Irgendwann ist die Fällung dann Ultima Ratio. Ob das aufgrund mangelnder Standsicherheit hier jetzt schon notwendig ist, lässt sich vom Sofa aus nicht beurteilen. Einige der Wurzeln bzw. Wurzelanläufe sind sicherlich schon angegriffen und werden ihrer vorgesehenen Funktion für die Statik des Baumes nicht mehr vollkommen gerecht. Die Bäume stehen dort jedoch sehr windgeschützt. 
Für den Eigentümer ist es auch oft eine Entscheidung über die Wirtschaftlichkeit der eingesetzten Maßnahmen. Viel Geld pro Baum in eine nur für kurze Zeit wirksame Lebensverlängerung zu investieren, ist oft wenig sinnvoll. Bedauerlicherweise wäre eine direkte Nachpflanzung an gleicher Stelle sehr riskant, da der Pilz nach wie vor im Boden existent ist.
 Müsste die Fällung noch vor der Blüte stattfinden, sollte die Stadt vorher die Zweige schneiden und an interessierte Bürger abgeben. Das wäre eine versöhnliche Geste. Mit einem blühenden Stück Kleve in der Vase auf der eigenen Fensterbank fällt der Abschied leichter.



    Fast vergessen:
 Es ist beruhigend zu wissen, dass die Verantwortlichen für die Verkehrssicherheit von Bäumen an Strassen und in Parks solch pauschal urteilenden Klugsch….. wie Tante Lou
    niemals die Kontrolle von Bäumen und deren Sicherheitsbewertung übertragen würden.

     
  3. 6

    Irgendwie kann ich die ganze Sachlage nicht verstehen. Auch wenn ein Baum mit einem Pilz befallen ist, besteht weiterhin über Jahre hinweg eine Standsicherheit. Also, keine Gefahr in Verzug! Meines Erachtens könnten die Bäume noch einige Jahre stehen bleiben, obwohl hin und wieder ein Ästchen abfallen könnte oder sollte. Eine Gefährdung der dort vorbeilaufenden Bürger besteht m.E. nicht.

     
  4. 5

    Mmuuuh, für den vermmuuuhtlichen Fall, dass das Kirschblütenfest dieses Jahr wegen der gefällten Kirschbäume ausfallen muss, hätte ich einen Alternativvorschlag:
    Ein Weideauftriebfest, mmuuuh, zum vermmuuuhtlich artgerechten und angenehmen Weideleben bei Hans. Mmuuuh, vermmuuuhtlich so wie hier ins Bild gesetzt:
    https://youtu.be/KK4rxZXsGos
    Mmuuuh, siehe dort vor allem das Statement, das in etwa nach 5 Minuten und 30 Sekunden verfasst und in Schriftform wiedergegeben wird.

     
  5. 4

    Na hoffentlich wird die Ersatzbepflanzung nicht wieder nur mit Zierhölzern erfolgen… Eine Allee mit essbaren Kirschen würde mich auch viel leichter zu einem (oder mehreren) Kirschfesten einladen. 😉

     
  6. 3

    Eigentlich sollte man sich fragen, ob wir keine anderen Probleme haben, aber bei den Bäumen tut es einem schon sehr leid. Es steht zu befürchten, dass die anderen Bäume auch bereits befallen sind, da der Pilzbefall meist erst erkannt wird, wenn sich Fruchtkörper an Stamm oder Ästen bilden. Dann ist das Pilzgeflecht (Myzel) meist schon sehr lange im Holz. Wichtig auch die Wurzel auszufräsen, da sich das Myzel dort „versteckt“ und noch jahrelang weiterlebt bis die Wurzel abgebaut ist. Sehr schade. Die kleine Kirschblüte am Kermisdahl ist immer ein Wohlfühl-Moment nach der dunklen Jahreszeit. Drücken wir den verbleibenden 6 Bäumen die Daumen, dass sie noch pilzfrei sind.

     
  7. 2

    Mein Judasbaum, der als obligatorischer Hausbaum im Vorgarten vor einigen Jahren gepflanzt wurde, ist leider auch an einen Pilz erkrankt und muss wohl entfernt werden. 🙁

    Dank des aktuellen 1000-Bäume-Programms des Kreises Kleve (ein Kunde hat mich darauf gebracht, der vor einigen Tagen zwei solcher Bäume pflanzen ließ) wird dort an seiner Stelle jedoch bald ein Obstbaum (seltene Sorte) seinen Platz finden. Bin da noch in der Entscheidungsphase…