Es gehört zu den ungeschriebenen Gesetzen des deutschen Brauchtums, dass jedes Gemeinwesen, welches über mehr als drei japanische Zierkirschen verfügt, im Frühjahr ein Kirschblütenfest ausrichtet. Das ist so in Düsseldorf, Bonn, Krefeld, Schwerte, Staßfurt und Berlin-Lichterfelde, um nur einige Beispiele zu nennen. Nur Kleve, das am Kermisdahl unterhalb der Schwanenburg über ca. 17 stattliche Zierkirschen verfügt, hat diesen Drang nach einem weiteren Volksfest zwischen Karneval und Kirmes über viele Jahre widerstehen können – aber warum eigentlich?
Das dürften sich eigentlich die meisten der Besucher gefragt haben, die am vergangenen Samstag zum ersten Klever Kirschblütenfest zur Wiese gegenüber des Hallenbades gepilgert waren. Denn die Veranstaltung war ein ungezwungenes, geselliges Beisammensein, welches durch sorgfältig zusammengestellte Picknickkörbe – unter anderem in der Richtung Alkohol – in eine fröhliche und unkomplizierte Richtung gelenkt wurde.
Manche der Besucher saßen auf Decken auf der noch recht kalten Wiese, andere nutzten die soliden Sitzgelegenheiten, die Bierzeltgarnituren zu bieten imstande sind. Unter den Gästen waren unter anderem Bürgermeister Wolfgang Gebing, Ex-Ministerin Barbara Hendricks und ihr Parteikollege Christian Nitsch. Wer mit dem Picknickkorb nicht auskam, konnte an einem Stand von Wein Peters Nachschub besorgen, oder beim Eisbüdchen Dellnitz, oder bei Nils Roth an seinem Kaffeewagen. Der Kanu-Club Kleverland versorgte die Gäste mit Kaffee und Kuchen. Mit dabei waren auch das Kurhaus Kleve, der Imkerverein Materborn, die Hochschule Rhein-Waal und der Begegnungsverein Haus Mifgash.
Die Idee zu der Veranstaltung hatte Charmaine Haswell, die Geschäftsführerin der Klever Wirtschaft, Tourismus & Marketing GmbH. Die vier Auszubildenden Jeannine Croce, Antonia Pieper, Christina Eimer und Rebecca Jostmann setzten sie als Abschlussarbeit um und ernteten dafür verdientermaßen großes Lob. Eine Wiederholung im kommenden Jahr ist fest eingeplant. Nur die Natur spielte noch nicht so richtig mit – die Bäume leuchteten zwar schon in prächtigem Rosa, aber die Blüte dürfte erst in einer oder zwei Wochen bevorstehen.
Spezialinformation Kirschblütenfest: Die Japaner nennen es Hamani (??), was wörtlich übersetzt „Blüten betrachten“ heißt. Die Kirschblüte selbst heißt Sakura (?). Sie ist eines der wichtigsten Symbole der japanischen Kultur. Sie steht für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit (mono no aware). Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Kirsche keine Früchte trägt. Sie lebt gewissermaßen nur zu dem Zweck, einmal im Jahr wenige Tage zu erblühen. Meine Eltern hatten auch eine Zierkirsche. Als sie der Ansicht waren, dass sie zuviel Arbeit machte, haben sie sie gefällt. Dabei hatten wir Kinder mit den reichlich vorhandenen Blätter immer so gerne Schnee gespielt und uns damit beworfen. Es hat so viel Spaß gemacht. Die Japaner wiederum denken offenbar eher in ästhetischen Kategorien. Nach der überragenden Schönheit des kurzen Erblühens (siehe auch das japanische Sprichwort „Hana yori dango“, lieber Klößchen als Blumen) fällt die Blüte im Moment vollendeter Schönheit. Die Sakura gibt damit Samurai und der Literatur ein Beispiel für einen würdigen, jungen Tod.
Die Veranstaltung war 2 Wochen zu früh!
Geht JETZT mal kucken 😮
Schöne Idee, wenn das Wetter mitspielt! Was macht eigentlich – wo ich sie rechts im Hintergrund sehe – die Villa am Bleichenberg, ist diese mittlerweile verkauft ?