Picnic – die erste Bestellung, der erste Test, der erste Vergleich

Der erste Einkauf

Zwei Wochen hat es gedauert, bis aus einem Warteplatz im oberen dreistelligen Bereich einer in den Zweihundertern wurde, fortan tat sich lange nichts, bis am Dienstag vergangener Woche das Smartphone eine Push-up-Meldung anzeigte: „Du kannst jetzt bestellen!“

Ein Wartespaß, so wie das Unternehmen es dem Kunden glauben machen wollte, war es bis dahin nicht gewesen, dem Testhaushalt waren nämlich grundlegende, für das Weiterleben nötige Waren, beispielsweise Mülltüten, ausgegangen. Doch das Versprechen der Wartespaß-Geschenke, in meinem Fall mittlerweile ein Glas Marmelade und eine Flasche Ketchup, stimmte halbwegs versöhnlich, und so rief ich die App des ersten in Kleve tätigen Online-Supermarkt Picnic auf, um einen Versuch der Grundversorgung zu starten.

Die App selbst präsentiert sich aufgeräumt und gut organisiert – gleich zu Anfang locken natürlich Angebote. Wer auf die Suchen-Funktion am unteren Rand klickt, hat 23 Kategorien zur Auswahl, in diesen Kategorien wiederum gibt es Unterkategorien, alles in allem vermutlich nicht ganz die 45.000 verschiedenen Artikel, die ein durchschnittlicher Supermarkt vorhält, aber doch eine Auswahl, die nur wenige Wünsche offen lässt – und den Nutzer nicht in einer Vielzahl von Auswahlmöglichkeiten ertränkt. Fehlt ein Wunsch, lässt sich dieser melden. Ob er erfüllt wird, sei dahingestellt.

Jeder Artikel wird mit einem Bild dargestellt, der Bestellvorgang läuft sehr convenient ab, am Ende darf entschieden werden, wie bezahlt wird (PayPal ist sehr bequem), und der Kunde bestimmt seinen Liefertermin, wobei ihm verschiedene einstündige Zeitfenster vorgegeben werden.

Bis zur Lieferung selbst branden immer wieder mal Nachrichten an, dass es bald soweit sein wird (suspense!), bis am Tag selbst das Zeitfenster auf einen 20-minütigen Zeitraum präzisiert wird, in meinem Fall 13:35 Uhr bis 13:55 Uhr. Ob das wohl klappt?

Sechs Tüten für 23 verschiedene Artikel

Und wie: Um 13:38 Uhr klingelte es an der Haustür, und durch das Fenster sah ich schon den rot-weißen Lieferwagen mit geöffneter Ladenluke. Ein freundlicher Fahrer begrüßte mich und händigte mir die Einkäufe in insgesamt sechs Plastiktüten aus, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass diese beim nächsten Einkauf zurückgegeben werden könnten. Ein weiterer Hinweis betraf die Möglichkeit, dass er auch Pfandflaschen entgegennehme, was jedem Menschen, der je in einem Supermarkt vor dem versifften und verstopften Pfandautomaten gestanden hat, wie eine Erlösung vorgekommen sein mag.

Die erste Inspektion der Produkte, einer Mischung aus Obst und Gemüse sowie einigen Haushalt-Standards, ergab: Alles top! Bananen, Tomaten, Artischocken, Gurke, Zitronen, Paprika – alles frisch und in einem hervorragenden Zustand. Bei einer näheren Prüfung stellte sich sogar heraus, dass zu den beiden Willkommensgeschenken noch eine Tüte „Pom-Bären“, Salzstangen sowie eine zweite Gurke als weitere Präsente gereicht wurden. Das passiert einem in einem echten Supermarkt nur selten, wird aber vermutlich auch bei Picnic nicht die Regel sein. Dafür hat der Besucher eines realen Supermarkts an guten Tagen die Gelegenheit, sich durch zahlreiche Probierstände zu tanken.

Aber wie sieht es mit den Preisen aus? Die Lieferung selbst ist kostenlos, und die Preise der Produkte erscheinen auf den ersten Blick normal. Der Vergleich mit den Produkten im Supermarkt von Edeka Brüggemeier ergibt, sofern eine Vergleichbarkeit hergestellt werden konnte, sogar einen leichten Vorteil für die Artikel, die einem an die Haustür geliefert wurden – in der Beispielbestellung steht ein Preis von 29,52 € bei Picnic einem von 33,67 € bei Brüggemeier gegenüber, der aber im wesentlichen auf Preisunterschiede bei Eiern und Tomaten zurückzuführen ist (genaue Tabelle siehe unten). Die übrigen Preise, insbesondere bei Markenprodukten, sind weitestgehend identisch – wobei sich  natürlich die Frage stellt, warum dann überhaupt noch einen Fuß vor die Tür  setzen?

Fazit: Wer es bequem mag, ist bei Picnic gut aufgehoben. Insbesondere, wenn Getränke nicht mehr gerne geschleppt werden, hat die Bestellung Vorteile. Auch, dass Pfandflaschen entgegengenommen werden, spricht für den Online-Supermarkt. Wer natürlich den Einkauf auch als Möglichkeit sieht, sich überraschen zu lassen, andere Menschen zu treffen und die Waren am Ende möglichst kunstvoll aufs Kassenband zu legen, um das Personal zu überraschen, der dürfte mit der neuen Möglichkeit, Einkäufe des täglichen Bedarfs zu erledigen, wenig anfangen können.

Preisvergleich Picnic/Brüggemeier

PicnicBrüggemeier
ArtikelMenge (g/l/St.)PreisMenge (g/l/St.)PreisBemerkung
Philadelphia Natur1751,571752,19
Bio Salatgurke Demeter11,4911,79
Bio Eier M62,0263,39
Rispentomaten5001,99504,16
Bio Avocado Hass11,7911,99
Paprika Mix5001,795002,49
Zucchini10,8410002,49nicht vergleichbar
Artischocke11,4911,49
Bio-Bananen51,4310002,29nicht vergleichbar
Bio Zitronen5001,995001,99
Adler Schwarzwald Schinken1002,29801,49Artikel nicht erhältlich, stattdessen Gut&Günstig
Alnatura Bio Crunchy Hafer7503,997503,99
Chio salt &vinegar1501,991501,99
Chio salted1501,991501,99
GG Orangensaft mit fruchtfleisch11,7911,79
Fruchtliebe Rharbarber11,9911,54inkl. 25 ct Pfand
Müllbeutel 25 l11,1912,69nicht vergleichbar
Bio Kefir Andechs5001,355001,39
Summe32,9841,14
Bereinigt um nicht vergleichbare Artikel:29,5233,67
Der Vergleich ist nicht ganz einfach, weil es unterschiedliche Gebindegrößen und Abrechnungsarten (Gewicht bzw. Stück) gibt, ergibt aber um alle Zweifelsfälle bereinigt einen leichten Vorteil für Picnic

Deine Meinung zählt:

15 Kommentare

  1. 15

    @14. Ja, ich auch 😉

    Da ich allerdings wochentags bis abends arbeite und es im Winter früh dunkelt wird, nutze ich alles aus 😁

    Stadt hoch, Stadt runter, zum Biomarkt, nach REWE…

     
  2. 14

    @ Chewgum

    „Seit ich eine Schrittzähler-App habe, ist mir auch jeder einzelne Schritt zu Fuß wichtig geworden…“
    Da stimme ich voll zu – allerdings kenne ich da bessere Ziele als z.B. eine Kaufland-Filiale am Donnerstag! 🙂

     
  3. 13

    Ich glaube einfach, dass uns mit immer mehr digitalen Leistungen die haptische Außenwelt abhanden kommt als Erfahrungsraum. Nach jetzt fast vier Jahren fast nur im Homeoffice merke ich deutlich, dass es etwas mit einem macht, auch dann, wenn man noch jeden Tag vor die Tür geht.

    Dann noch nicht mal mehr einkaufen gehen müssen… Aber es sitzen natürlich nur die wenigsten hauptsächlich im HO, so dass solche Lieferdienste Sinn machen, wenn sie für weniger Wege und mehr Freizeit (und damit für mehr Entspannung) sorgen – aber nur neben stationären Supermärkten. Die nächste Krise kommt bestimmt. Wer möchte dann Wochen auf gelieferte Lebensmittel warten?

    Seit ich eine Schrittzähler-App habe, ist mir auch jeder einzelne Schritt zu Fuß wichtig geworden…

     
  4. 11

    @7 … hier Lohnvergleich. Vermutlich befinden sich die Mitarbeiter:innen in prekären Arbeitsverhältnissen und müssen um ihren Mindestlohn bangen. Ansonsten läßt sich ein solcher Betrieb nicht wirtschaftlich führen.

     
  5. 10

    @ 9 Ralf

    Kein Paypalkonto vorhanden, und will auch keins! Das ist natürlich klar, dass man damit verknüpfen kann (wie bei anderen Zahlungsanbietern auch). Nur die reine, direkte Kreditkartenzahlung, war damit gemeint; und das ist hier nunmal, nocht nicht verfügbar! Punkt.

     
  6. 8

    Nun ja; alles schön und gut! Man sollte auch noch vielleicht Kreditkartenzahlung anbieten! Und, wenn ich heute um diese Zeit in der App bestellen würde, könnte ich mir das lt. der App, frühestens Mo. 19.02., gegen Abend liefern lassen. Flexibel ? Dazu ist der Mindesbestellwert mit Gratislieferung, erst ab 40 Euro möglich. Wer es mag?! Ich probiere es trotzdem mal aus!

     
  7. 6

    @ uteschnute

    Haben Sie sich schon einmal den Bestellvorgang bei PICNIC angesehen?
    Ich gerade den bei Brüggemeier: Ein Freitexteinkaufszettel – also keine Auswahl alternativer Produkte und keine Preisinformationen. Ich denke diese Lieferdienste sind kaum vergleichbar.

     
  8. 5

    Für die Tabelle habe ich Mehrfachbestellungen (zum Beispiel zweimal Saft etc. herausgerechnet, damit die Preise übersichtlicher bleiben.

     
  9. 4

    Wieso 32,98 man kann doch erst ab 40€ bestellen, was ich nicht sonderlich mag.Ab 25€ bestellen wäre besser

     
  10. 3

    Warum dann nicht gleich bei Brüggemeier einkaufen? Ging alles prima online von der Website aus. Bei Sonderwünschen hatten wir telefonisch immer eine/n Ansprechpartner/in im Markt. Gezahlt wurde per Rechnung. Wir (3 köpfiger Haushalt) wurden über fast zwei Coronajahre jeden Dienstag pünktlich beliefert. Und nicht aus Plastiktüten sondern aus einem Korb, den wir in der Woche darauf an der Haustüre wieder zurückgeben konnten.

     
  11. 2

    Ich benutze den Service schon seit einem halben Jahr und nicht weil ich nicht einkaufen gehen will, sonder weil ich es nicht mehr kann . Für Senioren eine gute Gelegenheit. Allen Äußerungen schließe ich mich an! Die Lieferanten sind nett und pünktlich! Ich freue mich, dass ich sie habe!

     
  12. 1

    Wir erwarten heute die vierte Lieferung. Ich kann die Erfahrungen im Hinblick auf Preisgefüge und Lieferzeit nur bestätigen.
    „wenn Getränke nicht mehr gerne geschleppt werden“ stimmt allerdings nur eingeschränkt, da nur kleine Gebinde wie Sixpacks angeboten werden. Kästen werden ausdrücklich nicht geliefert!