Nationalpark Reichswald: Die CDU und das Schweigen im Walde

Von oben sieht's fast wie ein unberührter Dschungel aus: der Reichswald (Foto: Torsten Barthel)

Der Kreis Klever Naturschutzbund NABU stellte sich hinter die Pläne, ebenso die Vertreter einiger Heimatvereine, denen die Idee gefiel, den Reichswald (inklusive angrenzender niederländischer Gebiete) zu einem grenzüberschreitenden Nationalpark zu entwickeln. Nun kommen auch erste Reaktionen aus der Politik – nur bei einer Partei herrscht das Schweigen im Walde. Um in der Sprache ihrer Mitglieder zu sprechen: Es kann sein, dass sie zum Jagen getragen werden muss.

Ende vergangener Woche preschte die FDP vor. Die Kreistagsfraktion der Freidemokraten beantragte, für die nächste Sitzung des Ausschusses für Klima, Landwirtschaft, Umwelt und Naturschutz den Tagesordnungspunkt „Der Reichswald als zweiter Nationalpark Nordrhein-Westfalens“ aufzunehmen. Dies war die Reaktion darauf, dass der Rat der Stadt Kleve an den Kreistag appelliert hatte, sich an dem Bewerbungsverfahren zu beteiligen. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Prof. Dr. Ralf Klapdor will im Rahmen dieser Diskussion sowohl Vorteile wie auch Nachteile aufgezeigt bekommen – Vorteile für den Tourismus seien offensichtlich, Nachteile für Forst- und Landwirtschaft aber durchaus denkbar. Auch soll abgeklärt werden, inwieweit die grenzüberschreitende Konzeption realistisch ist. Das klingt erst einmal etwas zurückhaltend.

Einen Schritt weiter sind die Sozialdemokraten des Kreises Kleve. Der SPD-Kreisvorstand beschloss auf seiner Sitzung am 27. Oktober, die Idee eines grenzüberschreitenden Nationalparks zu unterstützen. „Der Vorstand der Kreis Klever SPD findet die Idee eines grenzüberschreitenden Nationalparks gut und empfiehlt einstimmig der SPD-Kreistagsfraktion Kleve, den Landrat des Kreises Kleve aufzufordern, am Interessenbekundungsverfahren des Landes NRW für einen zweiten Nationalpark teilzunehmen“, sagte der Vorsitzende der Kreis-SPD, Thorsten Rupp. Aus den Ortsvereinen der Kommunen mit Reichswald-Anteil war zuvor ebenfalls Unterstützung signalisiert worden. René Schneider, der sozialdemokratische NRW-Landtagsabgeordnete, der für den Kreis Kleve zuständig ist, informierte die Genossen über die Hintergründe des Verfahrens.

Rupp: „Es gibt gute Gründe, die für einen Nationalpark Reichswald sprechen. Vor allem, grenzüberschreitend zu denken, wäre ein großartiges europapolitisches Zeichen. Auch die historische Komponente macht den Reichswald interessant. Ein ehemals heftig umkämpftes Kriegsgebiet zu einem wunderbaren Erholungsgebiet mit hohem Freizeitwert weiterzuentwickeln ist spannend und ein großartiges Signal für Frieden und Freiheit.“ Inmitten des Reichswalds findet sich der Britische Ehrenfriedhof, der mit 7672 Ruhestätten größte Kriegsgräberfriedhof des Commonwealth in Deutschland.

Für die Grünen äußerte sich der Landtagsabgeordnete Dr. Volkhard Wille zu den Plänen – dass er die Idee vor allem als Chance sieht, dürfte nicht verwundern: „Bei den Vor- und Nachteilen eines möglichen Nationalparks „Königsven-Reichswald“ sind eine ganze Reihe von Punkten zu bedenken: Nachdem das Forstamt Kleve vor rund 15 Jahren nach Wesel verlegt wurde, käme mit einem Nationalparkamt wieder eine vergleichbare Einrichtung in die Region Kleve. Die forstwirtschaftliche Nutzung und der damit verbundene Holzeinschlag würde schrittweise reduziert und langfristig weitgehend eingestellt. Der Tourismus und die Erholungsnutzung würde sicherlich deutlich zunehmen. So hat sich die Besucherzahl im Nationalpark Eifel nach dessen Ausweisung stark erhöht. Gastronomie, Beherbergungsbetriebe und viele andere Einrichtungen würden davon profitieren. Der von einigen geplante Bau eines Windparks hätte sicherlich keine Chance mehr verwirklicht zu werden – aber dafür gibt im Kreis Kleve noch zahlreiche andere mögliche Gebiete.“

Die beiden Kreissprecher der Grünen, Jessica Kruchem und Olaf Plotke, ergänzten: „Wir stehen der Idee grundsätzlich positiv gegenüber. Das war auch der Tenor unserer Kreistagsfraktion, mit der wir am Wochenende im Rahmen einer Klausurtagung über das Thema gesprochen haben. Wir Grüne wollen aber hier keine Schnellschüsse, sondern uns erst umfangreich über das Thema informieren und auch mit den verschiedenen Interessengruppen sprechen, die hier betroffen sind. Ziel muss es ja sein, eine kluge Entscheidung zu treffen, die von einem möglichst breiten gesellschaftlichen Konsens getragen wird.“

Schweigen hingegen bisher bei der CDU, die von den Plänen überrumpelt zu worden scheint. Die ersten Statements von Landrat Christoph Gerwers und Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen waren verklausuliert als Ablehnung zu lesen (bloß keinen Ärger mit der Landwirtschaft), aber interessanterweise gibt ja im Kreishaus die Listenverbindung aus SPD, Grünen und FDP den Ton an.

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10 Kommentare

  1. 10

    8 DM In der Hoffnung, dass Sie es nicht falsch interpretieren, nehme ich mir die Freiheit, in meiner Antwort auf bestimmte Punkte Ihrer Ausführungen nicht, auf andere weniger und beispielsweise auf ihre Punkte a) und c) etwas gründlicher einzugehen: a) Bilanz: „… Brennholz ist aufgrund von Befall mit Schädlingen/Pilz etc. absehbar vernachlässigbar.“ Wenn Sie hier mit der Attitüde des wissenden Experten auftreten, und dabei dermaßen aus der Luft gegriffene und realitätsferne Behauptungen wie diese in den Raum stellen, sollten sie auch ein entsprechendes (bei mir sarkastisch gefärbtes) Echo einkalkulieren. Wie man in den Wald ruft, … . Respekt entwickelt sich nicht so ganz von allein. Möchten Sie ihre Aussage zum Brennholz einschließlich des angehängten „etc.“ für den Leser bitte mal präzisieren? Da Sie zum Glück nicht der einzige Beobachter dieses Blogs sind, halte ich es für angemessen und lohnenswert, auf diese Behauptung etwas ausführlicher einzugehen: Im Rahmen der üblichen Ausleseverfahren zur Förderung ausgewählter Laubbäume zur Produktion von Wertholz fällt über Jahrzehnte sehr viel schwächeres Holz an. Das ist nach meiner Erfahrung i.d.R. mitnichten von tierischen Schädlingen oder Pilzen befallen und wird je nach Baumart und Zustand als Industrieholz oder eben als Brennholz vermarktet. Von Pilzen befallene Bäume bleiben stehen oder liegen, sofern die Verkehrssicherheit oder eine gravierende Behinderung von Arbeitsabläufen nicht dagegen spricht. Warum sollte da Aufwand betrieben werden? Die sterbenden und toten Bäume dürfen meistens ihrer von der Natur vorbestimmten ökologischen Funktion gerecht werden. Bei von bestimmten Insekten befallenem Nadelholz wird aus gutem Grund etwas ungnädiger reagiert. Es lässt sich am Niederrhein aber nicht oder kaum als Brennholz vermarkten. Die vergleichsweise bescheidenen Wertholzerträge des Reichswaldes spiegeln lediglich die aktuelle Situation wieder. Sie sind neben Kriegszerstörung, Reparationshieben, Geldmangel bei der Neuaufforstung sowie mit dem Verschwinden des „Brot-und-Butter-Baumes“ Fichte nicht zuletzt auch der Klimaerwärmung geschuldet. Gemessen an der Umtriebszeit beispielsweise für Buche oder Eiche ist die zerstörerische Schlacht im Reichswald noch gar nicht so lange her. Der entscheidende Holzzuwachs der in der Nachkriegszeit gepflanzten Laubbäume findet noch statt. Es werden also mit Blick auf eine wünschenswerte Rohstoffverfügbarkeit auch wieder andere Zeiten anbrechen (wenn das Klima und die vielen kursierenden grünen Ideologien es zulassen). Ihr Versuch, die jetzige Situation als Gelegenheit für einen Abgesang auf die kommerzielle Holzgewinnung im Reichswald zu nutzen, gleicht in gewisser Hinsicht dem hilflosen Versuch mancher Befürworter der Windkraft im Reichswald, welche behaupten, zwischen der B 504 und Grafwegen würde wegen „minderwertigen“ Kiefernbestandes und geringer Biodiversität der Bau von Windrädern nicht viel zerstören. Kurzsichtig, egoistisch und absolut inakzeptabel. Bei der forstlichen Planung wird in Generationen umfassenden Zeiträumen gedacht. Was heute trostlos anmutet, stellt in 90 oder eben auch erst in 150 Jahren einen für die Wertholzgewinnung nutzbaren Bestand dar. Der Reichswald hat in den letzten Jahrhunderten viele Höhen und Tiefen erlebt. Er hat sich immer wieder erholt. Auch vor dem Krieg sah es (die kahlen Flächen betreffend) im Reichswald ähnlich aus wie heute. Der Wald war ein Flickenteppich mit extrem großen Bereichen ohne einen Baum. Es wurde Kahlschlag auf riesigen Flächen betrieben (Altersklassenwald). Auch Förster waren und sind eben immer nur Kinder ihrer Zeit. Wir sollten dem Forst schon die Gelegenheit und die Zeit geben, nicht nur die ehemaligen Fichtenstandorte nach zeitgemäßen Erkenntnissen zu entwickeln. Dazu gehört beispielsweise auch das teilweise Zulassen natürlicher Sukzessionsvorgänge. Mit ein bisschen Nachhilfe entwickeln sich hoffentlich standortgerechte und vielfältige Waldgesellschaften, die den für die Zukunft zu erwartenden Klimaextremen standhalten werden, in jedem Fall aber die Nutzung des lokal verfügbaren Rohstoffes Holz erlauben. Lieferverpflichtungen Bauholz: Wald und Holz NRW erzeugt/liefert nur Rundholz. Wenn sie mit den Lieferverpflichtungen den zugegebenermaßen dilettantischen Deal mit Klausner nach dem Sturm „Kyrill“ meinen, darf ich sie eines Besseren belehren: https://www.proplanta.de/agrar-nachrichten/wald-forst/millionen-streit-um-holz-aus-nrw-beendet_article1638934928.html Die Sache ist schon länger vom Tisch. Sollte ich was verpasst haben, bitte ich um Aufklärung. Die Empfehlung zur Recherche reiche ich gerne zurück. b) NRW-Förster: Ich habe mich bei meiner Aussage zu Förstern aus NRW für Sie wohl zu kryptisch ausgedrückt. Ihr Schluss, Bedienstete des Landesbetriebes Wald und Holz seien in meinen Augen unseriös und inkompetent, ist falsch. Ich fühle mich so einigen Förstern (nicht nur in NRW) aus verschiedensten Gründen privat sehr verbunden. Wie Sie schon erwähnten, die meisten machen einen einen guten, aber auch oft sehr frustrierenden Job. Es sind jedoch Staatsdiener und sie werden, so wie man es von ihnen erwartet, die von ganz oben vorgegeben Ziele i.d.R. nicht offen kritisieren. Das ist sowohl beim Nationalpark als auch bei der geplanten Windkraft im Wald der Fall. Sie sind befangen. Wenn man so will, ein abgekartetes Spiel. Wenn diejenigen, die wirklich etwas dazu zu sagen hätten, nicht dürfen, dann muss es eben jemand anderes tun. c) Wohlleben: Ich halte Herrn Wohlleben durchaus für einen kompetenten Mann, der genau weiß was er tut. Ich vermute, nicht nur die Schar seiner Anhänger, sondern auch sein Kontostand gibt seinem Tun absolut Recht. Er bringt den Menschen die Natur näher. Soweit so gut und absolut positiv zu bewerten. Bei der Art und Weise jedoch, wie er seine Weisheiten als oberster „Waldversteher“ laienkompatibel verpackt, gehen ihm leider viel zu oft die Pferde durch. Seine vermenschlichenden Interpretationen wissenschaftlicher Erkenntnisse, die er dann unters Volk bringt, entfernen sich am Ende dann doch zu weit von der Wahrheit. Die beispielsweise von ihm vertretene These, dass eine gezielte und vor allem für die Sämlinge relevante Übertragung von Kohlenstoff von Bäumen an ihre Nachkommen stattfindet, ist wissenschaftlich nicht haltbar. Für zu viele seiner Behauptungen fehlen am Ende die wissenschaftliche Belege. Es wird vom überwiegendem Teil seiner Leser jedoch alles für bare Münze genommen, weil er es nicht besser weiß. Die meisten in seiner euphorischen Fangemeinde haben vor lauter Empathie mit dem Wald gewaltige Schwierigkeiten zu erkennen, was beim Schutz unseres Waldes und des Klimas wirklich wirksam ist. Ob das in dieser Debatte hilfreich ist, wage nicht nur ich zu bezweifeln: https://www.scientificamerican.com/article/the-idea-that-trees-talk-to-cooperate-is-misleading/ Zudem enthält er seinen Lesern bestimmte wissenschaftliche Erkenntnisse weitestgehend vor. Wer sein Geschäftsmodell begreift, versteht, warum er seiner Anhängerschaftschaft nicht ausführlich darlegen möchte, dass ein Wirtschaftswald dessen Holz verbaut wird, dem Urwald hinsichtlich des Bindungsvermögens von CO2 am Ende deutlich überlegen ist. Die Forstwirtschaft in Deutschland handelt nachhaltig, weil genau so viel oder sogar mehr nachwächst, wie entnommen wird. Dies ist seit sehr langer Zeit der maßgebliche rote Faden der sich durch das Handeln eines Försters zieht. Würde Herr Wohlleben diese Tatsache anerkennen, wäre dies tatsächlich das Gegenteil dessen, was in seiner Waldakademie vermittelt wird. Dass Holz als Baustoff dem Beton bezüglich der CO2 – Bilanz haushoch überlegen ist sollte jeder wissen. Herr Wohlleben möchte es nicht wissen. Wo soll das Holz denn auch herkommen? Apropos Beton: Ich kenne hier am Niederrhein nur wenige Menschen, welche die Auskiesungen für die Betonherstellung befürworten. Zählen Sie sich etwa dazu? Herr Wohlleben genügt die Botschaft, sich als Mensch lediglich selbst auf den Wald projizieren zu müssen, um ihn dann auch schon prompt und allumfassend verstehen zu können. Das ist in meinen Augen extrem grober Unfug. d) Habeck: Das würde den Rahmen jetzt komplett sprengen. e) Spätere kommerzielle Nationalparknutzung: Ich halte es für absurd, wenn in der beginnenden Debatte um die Geburt eines Nationalparks gleichzeitig die so unglaublich abwegige Möglichkeit seines Ablebens durch kommerzielle Holznutzung (sei es auch nur als Frage) eingebracht wird. Ich verstehe den Sinn einer solchen Andeutung nicht. Sollen damit die unbedarfteren unter den Kritikern eines Nationalparks schon mal gnädig gestimmt werden? Auch bei derartigen Äußerungen halte ich ein wenig Sarkasmus in der Reaktion durchaus für angemessen. Ihre und ähnlich qualifizierte Äußerungen zum Thema betreffend soll es das meinerseits jetzt erstmal gewesen sein. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, doch ich fürchte, mein Zeitaufwand für diese Zeilen steht in keinem guten Verhältnis zum (zumindest bei Ihnen) erzielten Ergebnis

     
  2. 9

    Nationalpark? Klingt doch erst einmal ganz nett.

    Die Frage stellt sich, was das letztendlich für Konsequenzen hat!

    Wald ist das ja nicht wirklich. Wer mit allen Sinnen durch den Reichswald läuft, stellt schnell für sich mit Enttäuschung fest, dass man lediglich in einer rechteckig zugeschnittenen Industrie-Holzgewinnungs-Anlage zu Gast ist– Betriebsbesichtigung sozusagen. Es ist teils schon sehr deprimierend, dies zu beobachten. Extrem eng aneinander gepflanzte Bäume, damit sie schneller und möglichst gerade Richtung Licht wachsen, Monokulturen– man kommt sich vor wie in einer Massentierhaltungszuchtanlage, nur dass hier die Flora das Opfer ist.

    Für mich zumindest auch historisch bedeutende Orte/Wege sind dann hingegen zu allem Überfluss auch noch schwer zugänglich gemacht worden, oder gleich ganz eliminiert worden. Nehmen wir als Beispiel den schwer zugänglichen Neun-Uhren-Berg oder den ehemals wunderschönen Weg, sogar noch bei Google-Maps und in diversen Karten verzeichnet, zwischen Feuerwachturm und südlichen Fuß des Neun-Uhren-Bergs.

    Zusammengefasst: Wichtig sind in dem Zusammenhang vor allem die Möglichkeiten der lokalen Einflussnahme auf die „Gestaltung“ eines solchen „Nationalparks“, denn Natur muss m.E. schonend erlebbar bleiben, um Sensibilität, ein Bewusstsein für die Natur aufrecht halten zu können.

     
  3. 8

    @6 Wim

    Tja, da ist es wohl dahin mit der Unaufgeregtheit und leider auch mit der Sachlichkeit.

    a)
    Man muss sich einfach mal die Nutzholz Bilanz des Reichswaldes anschauen und kann dabei sehen, das der Ertrag von Bau und Brennholz vergleichsweise gering ist und leider aufgrund von Befall/Dürre etc immer weniger wird. Wenn dieser Ertrag aufgrund eines Nationalparkes wegfallen würde, macht das am Gesamtertrag wenig aus – das nennt man marginal. Das hat doch mit einem Vergleich zu Bauer X oder Ähnlichem nix zu tun.
    Und wenn jemand seine Ölheizung weiter betreibt, dann ist SEIN Anteil tatsächlich marginal – bitte schmeißen sie aber doch das Thema Verfügbarkeit von Rohstoffen und Ökologie nicht durcheinander. Im 1. geht es darum, ob ein Rohstoff überhaupt verfügbar ist – im 2. wie/ob er ökologisch sinnvoll genutzt werden kann.
    Das hat auch nix mit „Global“ zu tun und von Weltmarkt habe ich auch nicht gesprochen.
    Mehr zu schaffen machen da zB unsere Lieferverpflichtungen mit Bauholz an Österreich.
    Kann es sein, das Sie da vielleicht noch mal ein bisschen recherchieren sollten?
    b)
    Förster im NRW Dienst sind also nicht seriös und kompetent? Ich würde sagen, das die einen guten, wenn auch zuweilen frustrierenden Job machen.
    c)
    Man kann Herrn Wohlleben finden wie man will, Kompetenz als Förster und Naturfachmann kann man ihm wohl kaum absprechen.
    d)
    Herr Habeck ist leider von der Realität eingeholt worden. Und – wie er ja auch selber eingeräumt hat – in den letzten Jahren stand natürlich vor dem Umweltschutz auch das Bemühen, das wir im Winter eine warme Bude haben. Wenn Sie in der gegenwärtigen Lage Patentlösungen bereit haben kann ich nur sagen: Hut ab und nix wie ran an die politische Arbeit!
    e)
    Meine letzte Bemerkung zur Rückführung eines Naturparks war ganz klar als Frage formuliert – was hat das mit Fachwissen zu tun? Ich kenne aber zB einen alten Militärflughafen in Hessen, der lange Zeit NSG war, nun aber wieder nötigem Wohnraum gewichen ist. Also warum sollte das nicht möglich sein? (Frage!)

     
  4. 7

    @ 4 DM:
    „…Der Wegfall des Reichswaldes als Holzquelle ist marginal und würde auf dem Markt kaum auffallen. Zuwenig des Bestandes kann als qualitatives Nutzholz eingesetzt werden und auch das Brennholz ist aufgrund von Befall mit Schädlingen/Pilz etc absehbar vernachlässigbar….“

    Erst war ich auch von der Idee „Nationalpark“ begeistert. Aber nun…
    Wenn alles nur Global gesehen wird, ist alles marginal. Wenn nun alle das so meinen, wird nie eine Veränderung eintreten. Was nutzt es, wenn ich eine Holz- oder Pelletheizung habe und meine, dass ich etwas für die Umwelt tue. Schaue ich genauer hin, ist die Co2-Bilanz für’n Ar..h. Das was an fossiler Energie durch das Holzverbrennen eingespart wurde, frisst der Transport aus Osteuropa wieder auf. Und womöglich kommt des Holzes von der Holzmafia, die es aus den geschützten Wäldern holt.
    Also was nutzt es, wenn wir hier vor der Tür einen Nationalpark haben und meinen wir machen es für die Umwelt, und lassen unser Holz für die Heizung quer durch Europa karren, womöglich aus zum Teil zwielichtigen Quellen.
    Dann lieber kein Nationalpark und den Reichswald vielleicht lieber noch weiter aufforsten sowie die Windräder, die im Reichswald stehen sollen (sowieso eine schwachsinnige Idee) an andere Stelle platzieren. Das wäre laut Herrn Dr. Wille wohl auch möglich.
    Ich glaube, da hat die Umwelt und nachfolgende Generation mehr von.

    Benno

     
  5. 6

    4 DM
    Ich hab eine Weile nachgedacht, ob ich es schaffe, zumindest auf einige ihrer Darstellungen einzugehen, ohne dass die Unaufgeregtheit verloren geht. Ich glaube, das kriegˋ ich hin. Danke jedenfalls für ihr Lob.

    Wenn sie mit dem Markt den internationalen Markt für Wertholz gemeint haben, muss man ihnen uneingeschränkt Recht geben.
    Dieser Logik folgend, kann selbstverständlich auch jeder, der eine uralte Ölheizung weiter betreibt, den eigenen Anteil an der globalen Klimaerwärmung als marginal bezeichnen.
    Sollte Gemüsebauer X bedauerlicherweise in den Ruhestand gehen, und als Marktbeschicker an der Linde ausfallen, wäre der Angebotsrückgang für Kappes und Möhren in ganz Deutschland auch nur marginal.
    Darüber müssen sie sich unbedingt mal mit Robert Habeck unterhalten. Der wird sich danach für das aktuelle Heizungsgesetz und noch viele andere Dinge fürchterlich schämen.

    Da es jetzt gerade ziemlich eng wird mit der Unaufgeregtheit, möchte ich nicht mehr so viel Zeit investieren, aber empfehlen, die Sache mit dem Wertholz und dem Brennholz nochmal ordentlich zu recherchieren. Lassen sie sich das alles mal bei einer seriösen Waldführung am besten von einem Forstmenschen erklären, der nicht vom Land NRW besoldet wird.

    Auf ihre Schlussbemerkung, dass auch ein Nationalpark in ferner Zukunft möglicherweise wieder einer kommerziellen Nutzung zugeführt werden könnte, möchte ich jetzt wirklich nicht mehr eingehen, es drängt mich aber zu der Frage, wo bzw. wie sie eigentlich ihr Fachwissen erworben haben?

    Es soll Menschen geben, bei denen eine Überdosis Peter Wohlleben vergleichbare Symptome verursacht hat.

    Sorry, ich hab‘s doch nicht hingekriegt. Mein Respekt ist auf der Strecke geblieben.
    Vielleicht finden die von Ralf charakterisierten Mitglieder der CDU ja ein passendes Signal und werden ihn würdig verblasen

     
  6. 5

    Bei einer Ausweisung,
    Wieviel Prozent der derzeitigen freien Wege zur Begehung würden ca. Gesperrt?
    Wie verändert sich der Tierbestand insbesondere am Boden?
    Welche Tierarten profitieren besonderes Stark von einer Ausweisung (z. B. Damwild, Hirsche oder Wildschweine)?
    Müssten Neuanpflanzungen der letzten 10 Jahre wieder beseitigt werden, weil es sich nicht um heimische Arten handelt?

     
  7. 4

    Auch mein Lob an Wim für den erfrischend unaufgeregten Beitrag. In einem Punkt kann ich allerdings nicht zustimmen. Der Wegfall des Reichswaldes als Holzquelle ist marginal und würde auf dem Markt kaum auffallen. Zuwenig des Bestandes kann als qualitatives Nutzholz eingesetzt werden und auch das Brennholz ist aufgrund von Befall mit Schädlingen/Pilz etc absehbar vernachlässigbar. Bleibt also Aufforstung mit widerstandsfähigem Holz – und auch das muss gehegt und geschützt werden – da reden wir über 20-30-50Jahre….
    Und warum könnte nicht auch ein Naturschutzgebiet in ferner Zukunft wieder der kommerziellen Nutzung zugeführt werden?

     
  8. 3

    Nr. 2 „Wim“, Ihr Kommentar sollte auch in der RP veröffentlicht werden.
    Sehr schön und richtig geschrieben!

     
  9. 2

    Die CDU ist nicht mein Ding. Trotzdem, so glaube ich, sollte man allen Beteiligten die Zeit zur Äußerung von Bedenken und eine sorgsame Abwägung der Vor- und Nachteile eines Nationalparks erlauben, ohne direkt, wie beispielsweise bei Herrn Gervers geschehen – frei nach der Methode Velten – in Offenen Briefen über sie herzufallen.
    Die völlig kritiklose Befürwortung eines Nationalparks am Niederrhein und die verbalen Tiefschläge in Richtung derer, die die Vor- und Nachteile noch abwägen, passt allerdings in diese Zeit. Allerorten scheint Eskalation für viele derzeit das Mittel der Wahl zu sein.
    Eine respektvolle Debatte ist vielen Befürwortern offensichtlich fremd. Warum eigentlich?
    Liegt es an der wachsenden Erkenntnis, dass die Menschheit gerade sehenden Auges vor die Wand rast, und die Bremse nicht findet? Wir sollten trotz aller gebotenen Eile zuerst zur Sachlichkeit zurückfinden.
    Es gibt einiges, was viele bisher scheinbar nicht auf dem Schirm haben (wollen). In der öffentlichen Debatte taucht es jedenfalls kaum auf.
    Ein Beispiel:
    Einige der zur Rede stehenden Gebiete für einen zweiten Nationalpark in NRW weisen eine höhere Anzahl unterschiedlicher Biotoptypen und eine höhere Biodiversität auf, als sie der Reichswald derzeit zu bieten hat und zu bieten haben wird.
    Man sollte bei einem landesweiten Auswahlverfahren eigentlich davon ausgehen können, dass jemand, dem das Thema Artenschutz wirklich am Herzen liegt, (und der Willens ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen) immer zuerst den Schutz derjenigen Gebiete unterstützt, welche am schützenswertesten sind. Warum soll es also trotzdem unbedingt der Reichswald sein?
    Liegt es am Egoismus einiger Lokalmatadoren des Naturschutzes, welche möglicherweise zu sehr auf ihre persönlichen Interessen vor der eigenen Tür fokussiert sind? Sollte dies der Fall sein, hätte bei ihnen diese Einstellung wohl wider besseren Wissens über die Vernunft gesiegt.
    Und die von ihnen – von Ralf schon treffend angedeutet – soufflierte Landesregierung wählt mit dem Reichswald den Weg des geringsten Widerstandes, denn die Flächen befinden sich im Besitz des Landes. Zähe Verhandlungen mit privaten Flächeneigentümern fallen hier weitestgehend weg.
    Passt gut zusammen und geht vor allem vergleichsweise zügig. Fehlt nur noch der Beifall des geneigten Publikums. Daran wird gerade gearbeitet. Es werden Verkaufsargumente auf den Tisch gebracht, die manchen glauben lassen, die Einrichtung eines Nationalparks sei vornehmlich ein Instrument zur Wirtschafts- und Tourismusförderung oder zur Verhinderung von Windkraft im Wald. Scheint hier auf dem platten Land einen Versuch wert zu sein.
    Noch ein Beispiel:
    Die bisherige Nutzung des Waldes wäre mit der Einrichtung eines Nationalparks Geschichte.
    Das ist mit Blick auf die Entwicklungsziele eines Nationalparkes zweifellos richtig und wichtig.
    Holz als Baustoff ist allerdings hinsichtlich einer langfristigen Kohlenstoffbindung der nachhaltige Zukunftsbaustoff schlechthin. Holzbauweisen werden derzeit aus gutem Grund gefördert:
    https://www.dbu.de/news/deutscher-umweltpreis-der-dbu-fuer-klimaforscherin-und-holzbau-pionierin/
    Der Rohstoff als regionale Ressource kommt unter anderem aus dem Reichswald. Dank Landes- und Bundeswaldgesetz aus einer der nachhaltigsten Landnutzungsformen schlechthin. Es gäbe heute kaum noch Wald zu schützen, wenn die Forstwirtschaft nicht schon vor 300 Jahren begonnen hätte, nach Grundsätzen der Nachhaltigkeit zu wirtschaften. Der Reichswald ist zwar in großen Teilen ein Stangenacker, der umgebaut werden sollte, aber unterm Strich kann so schlecht nicht sein, was Generationen von Forstleuten erhalten haben, wenn sich jetzt alle, die in Sachen Artenschutz die Deutungshoheit für sich beanspruchen, mit erhobenem Zeigefinger auf den Wald stürzen.
    Selbst Brennholz beziehen lokale Händler schon heute aus Rumänien, der Ukraine, Polen und weiteren Ländern. Unserer Gier geschuldet, oft illegal und nicht selten in europäisch geförderten Schutzgebieten eingeschlagen. Es wird in großem Umfang Primärwald (den es in Deutschland eigentlich nicht mehr gibt) geplündert und Unmengen CO2 erzeugend quer durch Europa transportiert. Die treibende Kraft sind wir. Wir nutzen skrupellos die Vorteile der Globalisierung für uns und gleichzeitig feiern uns für unsere moralische Überlegenheit, indem wir mit der Einrichtung eines Nationalparks am Niederrhein die Welt retten. Das Prädikat „Aus der Region“ ist uns wohl nur auf dem Markt oder im Hofladen wichtig. Das Kantholz aus Rumänien und das Brennholz aus Polen wird jedenfalls kritiklos gekauft.
    Behutsamer Waldumbau und angepasster Artenschutz in ausgewählten Bereichen des Reichswaldes wären ein wirkungsvoller Beitrag, die Dinge unter einen Hut zu bekommen. Die große Käseglocke über dem Reichswald als politisches Prestigeprojekt wird dem großen Ganzen jedenfalls nur schwerlich gerecht.
    Wer dem Drama der weltweiten Klimaerwärmung mit den drastischen Folgen für die Artenvielfalt nicht tatenlos zusehen möchte, sollte auch zum Wohle unserer Kinder sorgsam abwägen und erst dann mit Augenmaß handeln. Ein Spagat wird es in jedem Fall.

    Der Versuch, uns bei der Meinungsfindung auf einem Auge blind zu halten, ist verständlich, aber hoffentlich erfolglos.

     
  10. 1

    Etwas Poesie zum Einstieg in eine lebhafte Debatte hat wohl noch nie geschadet….
    mit grüßen aus dem „Papierkeller“ :

    Über allen Gipfeln
    Ist Ruh‘,
    In allen Wipfeln
    Spürest Du
    Kaum einen Hauch;
    Die Vögelein schweigen im Walde.
    Warte nur! Balde
    Ruhest du auch.

    Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)