Wenn heute um 17 Uhr der Schulausschuss der Stadt Kleve in der Stadthalle zu seiner Sitzung zusammentritt, klingt der erste Tagesordnungspunkt recht unspektakulär. „Vorstellung des pädagogischen Konzepts der Montessorischule durch die Schulleiterin Frau [Betül] Durmaz“, heißt es da. Doch das täuscht – das Thema lässt zur Zeit die Emotionen hochkochen.
Die Schule an der Spyckstraße ist so eine Art Vorzeigeschule für die Stadt, nicht zuletzt seit 6,3 Millionen Euro in den Umbau und die Erweiterung des Gebäudekomplexes investiert worden sind. Der Schulhof soll, wie an anderen Klever Schulen auch, eine „Klimaschutzzone“ werden, was noch einmal 600.000 Euro kosten wird.
Doch das Klima an der Schule selbst ist vergiftet. Am 5. August berichtete Astrid Hoyer-Holderberg in der NRZ von einem Beschluss der Schulkonferenz, den jahrgangsübergreifenden Unterricht abzuschaffen. Sechs Lehrkräfte sowie sechs Elternvertreter und die Schulleiterin sind in diesem Gremium vertreten, und sie fällten die Entscheidung einstimmig. 14 Tage später nahm sich auch die Rheinische Post des Themas an.
Auf der Website der Schule hieß es bis vor kurzem noch: „An unserer Schule arbeiten die Kinder selbstbestimmt, individuell und jahrgangsgemischt gemäß den Prinzipien Maria Montessoris.“ Mittlerweile ist der Satz kürzer geworden: „An unserer Schule arbeiten die Kinder selbstbestimmt und individuell.“ Die Hinweise auf den jahrgangsübergreifenden Unterricht und auf die Reformpädagogin sind verschwunden.
Stattdessen ist nun noch von Patenschaften die Rede, in den jahrgangsbezogenen Klassen sollen sich die Kinder des dritten Schuljahres um die des ersten und die des vierten um die des zweiten kümmern. Hat das aber noch etwas mit den Ideen von Maria Montessori zu tun?
Betül Durmaz selbst hat Sonderpädagogik studiert und, wie sie selbst schreibt, „ein Jahrzehnt Kinder mit den unterschiedlichsten Förderbedarfen unterrichtet“. Doch über ein Montessori-Diplom verfügte sie nicht, als sie die Stelle in Kleve im Februar antrat. Allerdings ließ sich das Kollegium vom Vorsitzenden der Deutschen Montessori-Vereinigung, Joachim Cuypers, in den vergangenen Monaten beraten. Der Mann wird allerdings in der Rheinischen Post mit dem folgenden Satz zitiert: „Ich habe allerdings nicht das Gefühl gehabt, dass diese Beratung von Erfolg gekrönt war.“
Denn er hatte davon abgeraten, den jahrgangsübergreifenden Unterricht aufzugeben, den er für ein zentrales Element der Montessori-Pädagogik hält. Die Schule ist auch so gebaut worden, dass die Verwirklichung problemlos möglich wäre. Doch nach Ansicht der Schule sind die hohe Fluktuation bei den Lehrkräften sowie der Lehrermangel an sich so gravierend, dass der Unterricht, wie ihn Maria Montessori ihn sich vielleicht vorgestellt hätte, nicht mehr möglich ist.
Nun, so drückte es Ronja Wolf, die Vorsitzende des Fördervereins Montessori-Grundschule, aus, habe man eine „Montessori-Schule ohne Montessori-Lehrer“. Man darf gespannt sein, wie sich die Politik heute des Problems annehmen wird.
Meine Tochter ist einer der älteren Schüler. Sie ist sehr traurig das sie nicht mehr mit den kleinen in einer Klasse ist. Ich bin einer der Eltern und habe mich bewusst fürs Montessori entschieden. Die Eltern in Griethausen wussten nichts von den Antrag der gestellt wurde, erst Monate nach dem Entschluss haben wir erfahren was los war. Es wurde Gelogen in der Sitzung: nicht alle Lehrer haben für eine Jahrgangstrennung gewählt. Dabei waren nicht alle da, sehr strategisch sind bestimmte Lehrer nicht eingeladen worden als darüber entschieden wurde. Unsere Schule in Griethausen war prima. Sie hatte auch Heterogenität bei den Schüler. Sie hatte nicht nur 16 Schüler pro Klasse, so wie behauptet wurde. Vor allem als mein Sohn da angefangen hat, waren mehr Schüler da. Ja, meine Tochter hat gesagt, sie fühlt sich wohl in der Klasse. Ist ja nicht verwunderlich nach einen so komischen coronabedingtem Jahr…. alle sind glücklich wieder normal in die Schule gehen zu können. Ich bin mal gespannt wie es weiter geht.