Wer die Filiale von McPaper in der Großen Straße betritt, entdeckt gleich links vom Eingang einen Ständer mit Kalendern für das Jahr 2024. Die meisten Menschen brauchen so etwas, das Klever Geschäft selbst indes nicht mehr – Ende November gibt die Kette das Ladenlokal in der Innenstadt auf.
Geschäfte wie McPaper heißen auch bei Papeterie, weil sie den früher unbändigen Bedarf nach Papierwaren befriedigten: Es gibt Schreibblöcke und Schreibhefte, Glückwunschkarten, Kartonagen, Kassenberichtsblöcke – und eine Vielzahl von Ordnern, Mappen und Heftern, die den Kunden die Illusion vermittelten, den Mahlstrom aus Papier in den Griff bekommen zu können. Außerdem natürlich reichlich Gerätschaften, um auf zuvor jungfräulichen Blättern Gedanken und Botschaften zu Papier zu bringen – und wieder auszulöschen (Tintenkiller, Radiergummis). Die digitale Revolution schlug sich allenfalls durch bis zum Taschenrechner; für verschiedene Modelle ist ein Regal reserviert. Und natürlich in Form von Druckerpapier, das aber in den vergangenen Jahren ganz schön teuer geworden ist.
Klar natürlich, dass in digitaler werdenden Zeiten der Bedarf an Papier sinkt. Wenn Hausaufgaben auf dem iPad erledigt werden können, ist kein Schulheft mehr erforderlich, wenn Rechnungen nur noch digital verschickt werden, müssen sie auch nicht mehr abgeheftet werden. Gleichwohl ist in den vergangenen Jahren der Verbrauch an Papier immer weiter gestiegen, doch möglicherweise erleben wir nun tatsächlich eine Kehrtwende. Hinzu kommt natürlich der allgegenwärtige Personalmangel, der es natürlich auch einem im Niedriglohnsektor grasenden Filialisten schwer macht, Leute zu finden, die an sechs Tagen in der Woche an der Kasse stehen.
Wie auch immer, in der Klever Innenstadt führt die bevorstehende Schließung zu einem weiteren Leerstand, der den auffälligen Optimismus, den der Handel noch vor wenigen Wochen in der Zukunftswerkstatt der Rheinischen Post zur Schau stellte, konterkariert. „Experten blicken mit Zuversicht auf die Klever City“, titelte das Blatt Ende September. Mit dem Aus der Adler-Apotheke und der bevorstehenden Schließung von McPaper gerät diese Interpretation ein wenig ins Wanken.
Zuversicht vermittelt derzeit allein eine bevorstehende Neueröffnung in der Gasthausstraße, wo Christoph Gebhardt die Eröffnung seines als „Studio“ bezeichneten Geschäftes vorbereitet. Im Sortiment werden hochwertige Dekorationsartikel und Second-Hand-Mode sein, ein Konzept, das insbesondere bei jüngeren Menschen ziehen könnte.
Womöglich ist die wahre Zukunft ein Geschäftskonzept, wie es das schon an der Ecke Emmericher Straße/Schulstraße gibt und das nun auch in der Herzogstraße Einzug hält: ein Kiosk, der an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden geöffnet hat. Drinnen stehen nur Automaten, Personal wird nicht benötigt. Wollen wir das? Und wo sind die Grenzen – Herrenmode aus dem Automaten?
Info McPaper: McPaper ist eine deutsche Aktiengesellschaft und Marktführer der deutschen Papier- und Schreibwarenläden. Die Anzahl der Mitarbeiter bei McPaper wurde von 1.444 (2008) auf 794 (2009) reduziert, bei jedoch gestiegenen Personalkosten. Diese erhöhten sich von 2008 zu 2009 von 20,3 Millionen auf 21,2 Millionen Euro. Die durchschnittliche Zahl der während des Geschäftsjahres 2020 beschäftigten Mitarbeiter betrug 691 Angestellte.Derzeit betreibt McPaper deutschlandweit rund 325 Filialen in Eigenregie (Stand: Ende 2020).
Erfahrungsbericht 16.10.23, McPaper Filiale in Kleve:
Ich benötige einige Versandrollen für DIN A2 Plakate und gehe zu McPaper. Das Ladenagebot ist bereits ausgedünnt, nachbestellt wird nichts mehr, ich habe nachgefragt. Es ist nur noch eine einzige Rolle für DIN A1 vorhanden, Preis 4,95 €.
Obwohl ich – wenn immer es geht – lokal kaufe, bestelle ich diesmal online. Versandkartons für 18,50 € das Zehnerpack.
Noch Fragen?
@15 dieses „Shoppen gehen“ ist doch nur ein vertreiben von Langeweile und kommt zum Glück aus der Mode, da brauchen wir dann auch keine riesigen Parkplätze in den Städten mehr. Was wir brauchen ist Wohnraum, nicht der 30. Kik
Typisch Husky. Die Nachbarn müssen wahrscheinlich ständig Päckchen für ihn annehmen. Nur an den Umschlägen mit einzelnen Bleistiften und Radiergummis kommen sie vorbei…
Sehr schade dass wieder ein Geschäft schließt. Amazon und Co wird es freuen. So ein Geschäft kostet halt viel im Unterhalt und da ist es schwer bei der Konkurrenz aus dem Netz mit zu halten. Ein Ladenlokal wird es schwer haben seine Gewinne ins Ausland zu verlagern um Steuern zu sparen. Und da wo das Liefern eigentlich aufwendig wäre, wird Arbeitszeit gespart indem Gesetzte ignoriert werden. Bei den Amazon Fahrern, DHL und co sind Verstöße im Straßenverkehr ja offensichtlich Teil des Geschäftsmodelles, sonst wären derartige Leistungen von den Menschen die dort ausliefern nicht zu schaffen. Dazu sind Verkäufer im Laden auch noch direkt angestellt statt über Subunternehmer ausgebeutet zu werden.
Am Ende dürfen wir alle aber nicht jammern, wenn wir alle billig kaufen, bekommen wir auch billige Innenstädte durch die übermüdete Lieferdienste hetzen müssen. Diese haben wir wir alle ganz demokratisch bestellt und bekommen sie nun geliefert, sogar ohne Versandkosten.
@ 13 Auf Ihre Frage: Das weiß ich noch nicht! Sie beschreiben aber nur den langweiligen Einkauf.
Mit „shoppen gehen“ beschreibt der Volksmund keine zielstrebigen Einkäufe, sondern Zufälle, auf die man hofft und die man kauft, wenn man sie toll findet. Das entspricht der Natur des Menschen, denn wir alle sind durch Zufälle entstanden und haben durch Zufälle gelernt. Was Sie beschreiben, ist nicht mehr als nur Input und Output und kann, etwas kurios, nur dann als Entdeckung gewertet werden, wenn im Paket nicht das geliefert wurde, was zu erwarten war. Entdeckung allerdings auch nur dann, wenn man die Rückabwicklung zuvor noch nie miterleben musste.
Wissen Sie, warum Jeffs Laden in Ländern wie Italien nicht halb so gut läuft wie in den USA, in UK oder in Deutschland? Das liegt an der unterschiedlichen Erziehung. Ich will es nicht weiter vertiefen.
Was kauft man denn bei McPaper was nicht auch Amazon eben nach Hause liefert?
Es gibt Lösungswege zur Problematik Leerstand. Am unteren Niederrhein hat man jedoch, meine Erfahrung, nur offene Ohren für wenige Interessenvertretern und ihre „Ideen“. Kleinbürger ziehen diesbezüglich voll mit. Passt es wenigen Leuten nicht in den Kram, wird Neues ignoriert, oder als ungeliebte Konkurrenz klassifiziert und ausgegrenzt. Es bleiben die vielen Traditionen, die oft als Bühne zur Selbstdarstellung genutzt werden und in denen sich Kleinbürger auf Augenhöhe fühlen.
Andernorts bin ich an der Initiative Re:Start beteiligt. Worum geht es? Es geht darum. Studenten an die Selbstständigkeit im Einzelhandel heranzuführen. Hier im Fokus die Nachfolge! Studenten und Absolventen lernen, was es für sie bedeuten würde, ein Geschäft zu übernehmen und zu führen. Ich will es nicht vertiefen. Das Ergebnis aus dem Sommer 2023 kann sich sehen lassen, weil in 2 Fällen die Nachfolge erfolgt ist, und weitere Übernahmen für 2024 vereinbart wurden. Entwicklungen, die keiner „Laberwerkstatt“ zu verdanken sind, sondern Zwischenergebnis der aktiven Gemeinschaft, bestehend aus Immobilienbesitzern, Investoren, Händlern und bemerkenswert vielen Unternehmen.
Von Friesland bis Bayern gibt es intensive Bemühungen, Neugründungen zu fördern. Städte und Kreise geben Geld dafür aus und generieren außerdem aus EU-Fördertöpfen. Mir ist diese Art von Förderung, gültig für den unteren Niederrhein, nicht bekannt. Ich kann daher nur annehmen, dass man einzig die Finanzierung von sehr wenigen Einrichtungen leistet, die dann als große Bühne für wenige Interessenvertreter dienen, inhaltlich aber weit hinter dem stehen, was anderswo normal ist.
Das sich diesbezüglich in der Unternehmerschaft keine kritische Masse gebildet hat, möchte ich als eine bedenkliche Situation beschreiben. In der Gründerszene fällt ein Süßwarenhersteller mit Sitz in Emmerich am Rhein auf. Bezeichnend, dass jene Katzen zum Thema wohl nur in Berlin schnurren. Andere investieren vielleicht leise. Damit will ich aber nicht ausdrücken, dass es viele dieser leisen Investitionen gibt, die über Kleinstbeträge in Form von Mitgliedschaften oder üblichen Sponsoring hinausgehen. Vielleicht ist den Unternehmen nicht wichtig, dass der eigene Standort, die Stadt oder die Region, endlich auch als Zukunftsregion verstanden wird. Wenn dem so ist, darf man sich aber nicht wundern, beim Kampf um beste Köpfe und fleißigste Hände immer häufiger leer auszugehen. Mit dem Finger wird stattdessen auf den Nachwuchs gezeigt. Das ist sehr leicht, aber keine Lösung.
Jeder weiß, daß im Einzelhandel Corona lauert!
Stimmt.
In Christus-König fallen jetzt die 9h-Werktagsmessen weg.
Mangels Kundschaft.
Nicht mangels Priester!
@8
Neee, schon vorher.
🙂
Nun auch in der Rheinischen Post: https://rp-online.de/nrw/staedte/kleve/mcpaper-filiale-in-klever-innenstadt-schliesst_aid-99281227
Das wird noch VIEL schlimmer und gravierender. Noch ist es das „Kleingewerbe“, es werden folgen die Kleidungsgeschäfte, Restaurant, Cafés, Eisdielen…… dann kommen die Lebensmittelgeschäfte, Drogerien, Apotheken…….. es folgt das gesamte Handwerk und schlussendlich der industrielle Bereich. Wie gut, dass ich Jahrgang 1943 bin!
Papiertüten müssten doch eigentlich gut laufen jetzt wo’s keine Pastiktüten mehr gibt ….
🙂
Wer nicht mit der Zeit geht….
Geht mit der Zeit.
Traurig aber wahr. Und wer sich über Leerstand aufregt, kann ja selber ein Geschäft eröffnen.
Es werden noch andere Geschäfte schließen.
@3
Watt denn nu? Einerseits werden die Strategien der Niederländer in den Himmel gelobt. Jene Niederländer, die in ihren Innenstädten gleich mehrere Deko-Läden vorhalten.
Und wenn in Kleve ein zweiter Deko-Laden eröffnet, dann ist das auch nur solch einen Kommentar wert.
Merkwürdig
Haben wir nicht schon, ein Dekoladen auf der Gasthausstr. ? Nun denn: Immer her mit neuen, lukrativen Marktlücken …. 🙂 Meine Meinung, meine Sichtweise, mein Humor.
@1 Doch, ich brauche den.
Den Laden McPaper braucht keiner in Kleve, denn der ist aus der Zeit.