Das Mifgash-Festival war sehr schön. Aber was sagt es uns, was sagt es über uns?

Begrenztes Interesse: Gesprächsrunde auf dem Mifgash-Festival (Foto: J. Kruse)

Zu Beginn des nunmehr siebten Mifgash-Festivals gab es eine Szene, der sich bedenkenlos das Prädikat schicksalhafte Fügung zuerkennen lässt. Da marschierten also laut NRZ rund 250 Menschen in einem Friedensspaziergang singend und Transparente schwingend, die für Frieden und Völkerverständigung warben, vom Synagogenplatz quer durch die Stadt zum Hochschulgelände, und dann kam der Bus der Linie 49, und die Teilnehmer mussten zur Seite ausweichen, während die Passagiere verständnislos oder lethargisch auf die Passanten blickten.

Mehrere Menschen bewegten an der Spitze des Friedensspaziergangs ein dreidimensionales Objekt aus Bambus-Stäben, das entfernt an einen Davidstern erinnerte (Foto: Udo Kleinendonk)

Dazu muss man wissen, dass der Verein Haus Mifgash sich in vielerlei Hinsicht um die Völkerverständigung bemüht, wohingegen die Linie 49 die Realität der Völkerverständigung in sich birgt, oftmals mit Passagieren mit Migrationshintergrund und Kinderwagen oder ohne einen solchen und Rollator. Passend dazu hat der Betreiber der Linie, die NIAG, zur Zeit nur so kleine Busse im Einsatz, dass, sobald zwei Gefährte transportiert werden müssen, ein Chaos ausbricht.

In dem Bus sitzen Menschen, denen man ansieht, dass es ihnen Mühe bereitet, sich durch den Tag zu schlagen, neben solchen, die man vermutlich als prekäre Taugenichtse bezeichnen kann und wiederum neben solchen, denen man ansieht, dass sie ein Leben lang Plackerei hinter sich haben. Sie werden zusammengepfercht und ertragen es, meistens im Bewusstsein, keine andere Wahl zu haben, immer öfter aber auch mürrisch und unterschwellig aggressiv.

Dieser Bus also bahnte sich den Weg durch Menschen, die zum Hochschulgelände gehen wollten, um dort die sozialromantische Perspektive auf die Migration genießen zu können, sei es, weil sie zu bulgarischen Liebesliedern tanzen oder alevitische Teigtaschen verzehren wollten. Die Organisatoren des Vereins hatten ein imposantes Programm zusammengestellt, mit drei Bühnen, Informationsständen und Speisebuden sowie allerlei kreativen Betätigungsmöglichkeiten, und, obwohl sich all dies auf dem weitläufigen Gelände des Hochschulcampus etwas verlor, kamen im Laufe des Tages doch Hunderte von Klevern, die sich durch das vielfältige Angebot treiben und im besten Falle auch inspirieren ließen.

Allerdings: Zugespitzt ausgedrückt, fehlten die Passagiere aus der Linie 49, das ganze Spektakel hatte schon ein wenig die Anmutung eines privilegierten Beisammenseins derjenigen, die nicht mehr überzeugt werden müssen, dass es auch gute Seiten hat, wenn in Deutschland viele Menschen aus aller Herren Länder leben. Bezeichnenderweise hatten auch die Parteien (alle waren eingeladen) Stände, doch von CDU, FDP und auch von der AfD war niemand zu sehen.

Das Festival fand statt am 7. Oktober, also als auf den Tag genau 79 Jahre, nachdem alliierte Bomber im Kampf gegen die Hitler-Diktatur die Stadt erstmals in Schutt und Asche legten. Das Ereignis, aus dessen Anlass um 13:30 Uhr die Glocken der Stadt läuteten, sollte Mahnung genug sein, die Menschen am Rande nicht zu vergessen und zu verhindern, sie für die einfachen Versprechungen der Extremisten anfällig werden zu lassen. Auch auf dem Festival gab es Menschen, die genügend über ein Leben in einem unfreien Staat erzählen konnten, wie beispielsweise den syrischen Musiker Mohamed Al Tenawi, der in der NRZ mit dem Satz zitiert wird: „Die Freiheit ist in unserem Land untergegangen.“ Neben der Partei VOLT erinnerte ein Informationsstand an ein Massaker. Es liegt eben alles ganz nah beieinander.

Isabelle Decher informierte über ihr Projekt einer Markthalle im ehemaligen Union-Gebäude („Marktgarine“)

Aber an einem Tag, der am Morgen damit begann, dass im Nahen Osten ein Krieg ausbrach, und auf den ein Tag folgte, an dem die AfD in zwei Landtagswahlen deutlich zweistellige Prozentzahlen erreichte, gab es eine Podiumsdiskussion bei der gleich viele Leute auf dem Podium und im Publikum saßen – etwa ein halbes Dutzend.

Es schien also so, dass trotz eines Umfelds, in dem Botschaften von Frieden und Toleranz auf fruchtbaren Boden fallen sollten, niemand Interesse daran zeigte. Das mag daran gelegen haben, dass das Programm auch etwas ausufernd war, auf der anderen Seite aber könnte es auch eine Rolle gespielt haben, dass absehbar war, dass die Vertreter sich einig waren und das Publikum die Ahnung hatte, dass der Verlauf der Gesprächsrunde vorhersehbar war.

Halten wir also fest: Kleve hat einen engagierten Verein, dessen Mitglieder sich um Völkerverständigung bemühen und denen es gelingt, in einem großen Kraftakt ein für Kleve einmaliges Festival auf die Beine zu stellen – aber die, die dort vielleicht in ihren Überzeugungen hätten bekehrt werden können, hat man, so schien es am Samstag, nicht erreicht.

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23 Kommentare

  1. 21

    @18 Schneewittchen Aber, da bin ich bei Ihnen, der Begriff Taugenichts taugt natürlich nicht zur Beschreibung von Menschen.

    Schauen wir uns den Begriff doch mal näher an.

    Taugenichts – laut Duden: nichtsnutziger Mensch

    Laut Wikipedia „ein nur noch wenig gebräuchliches deutsches Schimpfwort“

    Aber, so Wikipedia</b: „In der Literatur vorrangig des 19. und 20. Jahrhunderts wurden auch Nachkommen bürgerlicher Familien mit diesem Namen bedacht, die sich nicht der Tradition der Familie anschlossen, bürgerliche „Brot“-Berufe zu ergreifen, sondern zur Selbstverwirklichung eine künstlerische Tätigkeit ausübten. Aber auch Herrscher wurden zeitgenössisch mit diesem Attribut versehen, wie beispielsweise Friedrich Wilhelm II. von Preußen.“

    Menschen, die nicht nach allgemeinen Arbeitsvorstellungen tätig waren, wurden also als „Taugenichtse“ bezeichnet. Künstler und Kreative, die eine andere Vorstellung vom Leben hatten…

    Dass rd nun den Begriff für sich verwendet, ist ein geschickter rhetorischer Move, dem aber auch eine gewisse Selbstironie innewohnt.

     

  2. 17

    @15 Schneewittchen

    Mit Ihrem letzten Satz stellen Sie ja genau die Frage, die rd in dem Beitrag aufwirft.

     
  3. 15

    @rd

    Tut mir leid, aber ihre subjektiven Interpretationen über die Menschen im Citybus, die Sie ja wahrscheinlich nicht kennen, weder mit ihnen gesprochen oder ihnen zugehört haben , sind völlig aus der Luft gegriffen, eine Vorverurteilung vom Feinsten! Gerade solche „Berichte“ kann man sich komplett schenken . Und was zum Teufel haben Leute die Bus fahren mit dem Mifgash- Fest zu tun

     
  4. 14

    @13 Olaf Plotke „Der Ermutiger braucht auch Ermutigung.“ Gefällt mir. Das trifft für viele Bereiche des Lebens zu.

    Ich meinte nicht so sehr eine Definition von Frieden, sondern tatsächlich den Weg dahin bzw. die Auffassung über die Bedingungen eines Friedens. Nehmen wir ein aktuelles Beispiel. Die Hamas und Andere sehen die Zerstörung Israels als Voraussetzung für ihren Frieden. Die Israelis wollen oder müssen für ihren Frieden die Palästinensergebiete kontrollieren. Jetzt scheint ihr Weg zu einem Frieden nur über den Weg einer Bodenoffensive im Gazastreifen zu führen.

    Putin meint offenbar, erst Frieden zu finden, wenn er frühere Sowjetrepubliken eingenommen hat. Und so weiter. Es gibt in der Geschichte der Menschheit unzählige weitere Beispiele.

    Europäer glauben, den Frieden durch Zusammenhalt in der EU und durch die Nato sichern zu können.

    „Frieden ist für sie das Ende der Gewalt.“ Hat die Frau, die sie meinten, das zu Ende gedacht? Würde das, was sie sich vorstellt, Gewalt beenden? Wäre sie dann sicher? Den Israelis hätte es am Samstag nichts genützt, sich zu ergeben. Weil die Absicht der Angreifer eine andere war.

    In einem Kibbuz in Israel Nähe des Gazastreifens haben alle unversehrt überlebt. Eine 25-jährige Frau, ehemalige Soldatin, die im Kibbuz lebte und dort für Sicherheit zuständig war, hat die (Geräusch)Lage richtig eingeordnet und sofort das Sicherheitsteam zusammen gerufen, die Bewohner gewarnt. Bewaffnet haben sie dann auf die Terroristen gewartet. Am Ende waren die Terroristen tot und nicht die Bewohner des Kibbuz.

    Ich wäre ungern von Menschen umgeben, die sich im Zweifelsfall nicht verteidigen wollen.

    Aber es ist alles ein weites, schwieriges Feld.

    Ich hoffe, dass die Israelis von einer Bodenoffensive in Gaza absehen. Dort leben zwei Millionen Menschen auf engstem Raum.

     
  5. 13

    @9 Ganz allgemein:

    Vorab herzlichen Dank für das Lob. Ich denke aber, dass es nichts anderes ist, als das, was viele, viele Ehrenamtler in verschiedensten Bereichen tun. Sie alle geben ihre Zeit und ihr Engagement, weil sie in sich eine heitere Verpflichtung für die Gesellschaft in sich spüren.

    Nun aber zu Ihrem Kommentar und Ihrer Frage:
    Mit Selbstvergewisserung meine ich, dass wer sich für etwas engagiert auch ab und an mal die Bestätigung braucht, dass das Engagement richtig ist (und man nicht allein ist).
    Der Ermutiger braucht auch Ermutigung.
    Und ein Gemeinschaftserlebnis wie dieses Festival kann dabei sicher gut helfen.

    Darf ich noch ein paar Gedanken zu Ihrem Satz über die Bedingungen des Friedens anstellen?
    In der Diskussion, die oben mit Foto abgebildet ist, habe ich nach einer Definition des Wortes Frieden gefragt. Das ist nämlich, Sie deuten das ja an, gar nicht so eindeutig, wie es scheint.
    Eine Frau war z. B. der Ansicht, man dürfe Gewalt nicht mit Gewalt begegnen (Sie wollte auch freiwillig ihr Haus räumen -und nicht die Polizei rufen- wenn jemand sie gewaltsam hinauswirft). Frieden ist für sie das Ende der Gewalt. Und das ist schneller erreicht, wenn man sich direkt ergibt. Das hat etwas utilitaristisches. Der Preis kann aber natürlich bei einem Aggressor mit Genozid-Motiven sehr hoch sein und in der kompletten Vernichtung bestehen.
    Für andere wiederum ist Frieden ein Zustand der Harmonie ohne Streit und jeglicher Form der Auseinandersetzung. Was schön klingt, versetzt aber doch jeden Demokraten ins Schaudern.
    Dass die Bedingungen des Friedens so weit auseinandergehen (wie Sie schreiben), liegt m. E. vor allem daran, dass wir gar keine einheitliche Definition von Frieden haben. Eine Begriffsklärung ist deshalb bei solchen Diskussionen unerlässlich.

     
  6. 12

    @10. L

    Wieso verstehen Sie den Artikel als Kritik? Vielleicht ist das Wort „Kluft“ zu stark?
    Vielmehr ist es doch tatsächlich so, dass im alltäglichen, einfachen Leben, die unterschiedlichsten Menschen, z.B. im Bus der Linie 49, aufeinandertreffen. Das ist unmittelbare Verständigung, da man diese Zeit im selben Bus sitzt.

    Vielleicht, ich weiß es nicht, könnte es sein, dass man im gut durchorganisierten Verein, manche Situationen, die das Leben für andere Menschen bereit hält, nicht richtig interpretiert oder wahr nimmt?

    Es ist doch sehr schön, dass dieses Vereinsleben gut funktioniert.
    Nun gibt es in Kleve auch sehr viele Menschen, die sich vereinslos, unscheinbar und selbstlos für andere Menschen und den Frieden einsetzen.

    In meinem Kommentar 8, der, so wie ich es merke, einigen Lesenden missfällt, habe ich nur meine Empfindungen dargestellt, und nichts Böses unterstellt.

    Man darf doch auch ein einfacher Mensch sein, der sich auch alleine für Frieden einsetzt und für diesen „bettelt“?

     
  7. 10

    Ich verstehe nicht, wieso dieser Artikel zum Festival so sehr auf Interpretation ausgelegt ist. Als würde es eine Kluft zu den Personen in dem Bus und den Leuten des Friedensmarsches geben. Die Kluft entsteht durch Ihren Blick, nicht durch den Aufschrei der Leute aus dem Bus. Die Erwartungen mancher an das Begegnungs- und Friedensfest ist es durch diese Aktion Weltfrieden zu schaffen? Wie utopisch! Was machen Sie denn konkret für den Frieden in Ihrem Einflussbereich? Ich verstehe nicht, wie Menschen Andere kritisieren die etwas machen im Vergleich zu Personen, die nichts machen! Sollen wir alle nur vor uns hintrauern? Und Abwarten bis DIE perfekte Lösung kommt bevor wir agieren? Oder wäre es auch ein Weg einfach unsere kritische Energie für Umsetzungen und Versuche zu nutzen?
    Ich finde es sollten mehr Menschen Kleve lebenswert machen und mit positiver Energie vorangehen.

     
  8. 9

    @2 Olaf Plotke Ihr vielseitiges Engagement ist bewundernswert. Frage mich, wie Sie neben Familie, Beruf, Partei etc. noch Zeit dafür finden…

    Selbstvergewisserung… könnten Sie das näher erklären?

    Gleichgesinnte… ich glaube, dass letztlich jede/r Frieden will. Nur über den Weg dahin oder die Bedingungen von Frieden bestehen oft unterschiedliche Auffassungen.

    @3 Catherina Stauch „Aus der Managementlehre weiß man, dass eine kritische Masse, notwendig für Veränderungen eines größeren Systems, nur im einstelligen Bereich liegen muss.“

    Das halte ich, vorsichtig ausgedrückt, nicht für realistisch hinsichtlich von Frieden. Die Zusammenhänge sind dafür oft zu komplex. Siehe Nahostkonflikt.

    Ich bin aber überzeugt, dass eine oder wenige Personen in konkreten Alltagssituationen viel bewirken können.

    @5 Kev „Wenn es Menschen gesundheitlich, familiär und finanziell gut geht, kommt man aus meiner Sicht am schnellsten zum Frieden.“

    Würde das im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass gesundheitlich angeschlagene Menschen, denen es familiär und finanziell nicht gut geht, zu Unfrieden beitragen?

    Die meisten armen, benachteiligten und/oder eher kranken Menschen sind sehr friedlich. Und in der Regel haben sie keinen Zugang zu Waffen.

    Wo kein Frieden ist, sind – vereinfacht gesagt – entweder die Rechte einer größeren Gruppe eingeschränkt oder es herrschen Korruption, Gier und unangemessene Macht- und Territorialansprüche, ggf. verbunden mit Überlegenheitsillusionen.

     
  9. 8

    Die Veranstaltung auf dem Hochschulgelände war vereinsmäßig sehr gut organisiert. Sehr großes Kompliment für das Organisations-Team.
    Auch die Kinder hatten ihren Spaß, das war sehr gut.

    Leider habe ich für mich dort fast keine Gesprächspartner*innen, seien es Integrationslotsen oder schutzsuchende Menschen der „ersten Stunden“, und die nicht im Verein waren oder sind, antreffen können.
    Ich hoffe sehr inständig, dass viele, der damaligen schutzsuchenden Menschen, mit unserer Begleitung („wir schaffen das“), die tatsächliche Integration und ihren inneren Frieden gefunden haben.

    Ich selber fühlte mich mit dem Startpunkt, etwas „außen vor“, ohne sichtbarem „Erkennungszeichen“ des Vereins, nicht vollständig oder nicht dazugehörend zu sein. Ich fühlte mich als Fremdling …………

    Es ist sehr gut beobachtet, dass z.B. in der „Linie 49“ die realistische Völkerverständigung mitfährt!

    Vielleicht hatte ich selber, auch besondere Erinnerungen an frühere, zeitgemäß wichtige Friedensaufrufe für alle Menschen, die nur einfach und sinngemäß gestaltet waren?

    Es ist einfach wichtig, jeden Tag Frieden zu säen, zu schützen, und hoffen, dass eine große, globale Pflanze daraus wird …………..

    Für den Verein weiterhin alles Gute!

     
  10. 5

    Wenn es Menschen gesundheitlich, familiär und finanziell gut geht, kommt man aus meiner Sicht am schnellsten zum Frieden. So ein Festival ist gut gemeint, aber es ändert nichts an der Situation in der viele Menschen sind. So lange sich hier nicht grundlegend etwas tut, sehe ich da auch kein Licht am Ende des Tunnels.

     
  11. 3

    Bei bürgerrechtlichem Engagement geht es nicht zu wie bei Wahlen. Es muss nicht quantitativ gedacht werden. Aus der Managementlehre weiß man, dass eine kritische Masse, notwendig für Veränderungen eines größeren Systems, nur im einstelligen Bereich liegen muss. Es benötigt nur eine Handvoll engagierter Menschen, um etwas zu verändern. Und die Veränderungen im Sinne einer Integration in die Demokratie sind wirklich mühselig. Auch die Immigranten aus vieler Herren Länder, in der Tat, es schaffen deutlich weniger Frauen zu immigrieren, sind häufig nicht die Geübtesten im Gespräch, vornehm ausgedrückt im demokratischen Diskurs. Das kann für hierzulande Sozialisierte sehr frustrierend sein.

     
  12. 2

    Selbstvergewisserung und Gefühl unter Gleichgesinnten zu sein, ist doch auch wichtig.
    Aber es gab durchaus auch Differenzen, die in der oben mit Foto abgebildet, aber halt nicht gut besuchten Diskussion deutlich wurden.

     
  13. 1

    Friedensveranstaltungen rufen bei mir gemischte Gefühle hervor. Ich glaube nicht daran, dass es viel bringt. Manche Veranstaltung kam mir schon vor wie eine Art Folklore, um das Gewissen zu beruhigen und guten Willen zu zeigen. Dagegen lässt sich aber auch nichts sagen, natürlich nicht. Manche Leute, wie Olaf Plotke, mögen das einfach. So weit so gut. Aber was richtet es gegen die „große“ Politik aus, noch dazu in Ländern, auf die wir keinen Einfluss haben? Wir haben auch gut reden hier. Wir leben nicht mit latenter Bedrohung wie die Israelis, nicht eingezäunt wie die Palästinenser im Gazastreifen, nicht in einem nicht funktionierenden Land, nicht in einer Krisenregion… Ich kann die Leute in Bus 49, staunend oder lethargisch, eher nachvollziehen. Man muss auch erstmal Zeit haben.

    Frieden fängt in der Familie an, im eigenen Wohnzimmer, Mietshaus, Nachbarschaft, Arbeitsstelle…

    Aber das Mifgash-Festival ist richtig und gehört in die City! Dorthin, wo die ganz normalen Leute vorbeikommen.