Wir zünden Stufe 2: Es gibt (fast) kein Halten mehr

Sehen Sie Rot? Oder Grün?

Um exakt 12:43 Uhr meldete der Kreis Kleve, dass die vom Landeszentrum Gesundheit NRW ermittelte aktuelle 7-Tage-Inzidenz von Corona-Infektionen im Kreisgebiet 47,7 beträgt – und damit den fünften Werktag in Folge unter dem geltenden Grenzwert von 50 liegt. Das aber heißt: Es gibt (fast) kein Halten mehr. Lediglich an roten Ampeln muss noch gehalten werden, und in den Geschäften muss noch bezahlt werden. Fast alles andere ist wieder erlaubt.

Der Eindruck, dass Corona sich über Nacht in Wohlgefallen aufgelöst hat und praktisch nicht mehr existent ist, hatte sich allerdings schon am Wochenende verfestigt. Wo es außen Gastronomie gab, versammelten sich die Gäste an den Tischen, und die Regularien, die zumindest noch bis einschließlich Dienstag gelten, schienen bisweilen etwas großzügig ausgelegt worden zu sein. Aber wer wollte es den Menschen verdenken?

Wie groß die Sehnsucht nach einem Kaffee oder Bier unter freiem Himmel war, mag das Beispiel Café Solo (Kavarinerstraße) verdeutlichen – der Betrieb hat, in Absprache mit dem Ordnungsamt, mittlerweile fast den ganzen Koekkoeksplatz in Beschlag genommen, nach dem ersten Ansturm wurden gleich 15 neue Tische aufgestellt.

Café Solo am Sonntag Abend: Ausweitung der Spaßzone

Irgendwo in der Ferne heute am Sonntagmittag immer ein Martinshorn, und der Verdacht liegt nahe, dass allerorten E-Bike-Fahrer bei der ersten Ausfahrt des Jahres stürzten und in der Notfallambulanz behandelt werden mussten. Einen tragischen Unfall gab es an der Kalflakstraße in Huisberden, wo ein 63-jähriger Pedelecfahrer von einem überholenden Traktor gerammt und schwer verletzt wurde.

Durch den Aufstieg in die Inzidenzstufe 2 erfolgt ab Mittwoch, 2. Juni, ein weiterer Schritt in Richtung Normalität.“Die Lockerungen geben uns viel Normalität im Alltag zurück. Ich kann sehr gut verstehen, dass es uns alle in die Restaurants, zu Konzerten oder ins Freibad zieht. Aber denken Sie bitte alle an die Kontaktbeschränkung sowie an die Abstands- und Hygiene-Regeln. Nur, wenn wir weiterhin Rücksicht aufeinander nehmen, schaffen wir es gemeinsam, die Ausbreitung des Corona-Virus weiter einzudämmen“, sagt Landrätin Silke Gorißen.

Hier ein kleiner Überblick über das, was nun zusätzlich gestattet ist:

Im öffentlichen Raum dürfen sich drei Haushalte mit beliebig vielen Personen treffen, oder aber bis zu zehn Personen aus bis zu zehn Haushalten – allerdings jeweils mit aktuellem negativen Testergebnis.

Private Veranstaltungen unter freiem Himmel dürfen mit bis zu 100 Gästen stattfinden. Innen mit bis zu 50 Gästen, die aber müssen ein aktuelles negatives Testergebnis haben.

Veranstaltungen aus dem Bereich Kultur und Freizeit dürfen bis zu 500 Besucher empfangen – unter Wahrung des Mindestabstands und ebenfalls mit erforderlichen negativen Schnelltestergebnis. Der Veranstalter muss einen Sitzplan anfertigen.

In Museen entfällt die Pflicht zur Terminbuchung.

Kontaktsport außen darf mit bis zu 25 negativ getesteten Teilnehmern durchgeführt werden, außerdem muss die Rückverfolgbarkeit der Teilnehmer sichergestellt sein. Fitnessstudios dürfen wieder benutzt werden. Kontaktsport innen darf mit bis zu zwölf negativ getesteten Teilnehmern absolviert werden.

Saunen und Indoorspielplätze können wieder öffnen, allerdings mit Personenbegrenzung und negativen Testergebnis.

Sogar Jahrmärkte sind erlaubt, die Frage ist natürlich, was davon wie schnell organisiert werden kann. Für Kirmeselemente müssen die Besucher ein aktuelles negatives Testergebnis vorweisen.

Im Einzelhandel muss nur noch eine FFP 2-Maske getragen werden. Besonders schön für den Handel: Die Niederlande gelten nicht mehr als Hochrisikogebiet, dass heißt, der Tagestourismus ist ab sofort auch wieder ohne Test erlaubt.

Die Innengastronomie darf mit Testpflicht wieder betrieben werden, den Tischen unter freiem Himmel entfällt sogar die Testpflicht.

Wie lange gelten diese Regelungen? Die größte Gefahr ist natürlich, dass das Krankheitsgeschehen sich wieder verschärft. Beispielhaft genannt seien nur aktuelle Infektionen in einem Unternehmen in Emmerich (12 Fälle) und in einer Asylbewerberunterkunft in Rees (8 Fälle). Anders als gefühlt ist die Krankheit eben noch nicht verschwunden.

Die aktuelle Inzidenz von 47,7 ist auch nur denkbar knapp unter dem Schwellenwert von 50. Drei Werktage über 50, und die Lockerungen sind wieder weg. Fünf Werktage unter 35, und es gibt noch mehr Lockerungen.

Deine Meinung zählt:

6 Kommentare

  1. 6

    Gestern am Zeitungsladen im EOC beobachtet:

    Die Verkäuferin erklärt mit vielen Details einem niederländischen Kunden, dass bestimmte Tabakwaren ausverkauft sind aufgrund des plötzlichen Ansturms anderer niederländischer Kunden. Es geht wieder los, das Ping-Pong Spiel.

     
  2. 4

    Die Einreise in die Niederlande ist verschärft worden: Der Grenzübertritt ist ausschließlich mit PCR Test (nicht älter als 72 Std.) gestattet. Ausnahmen für Kurzaufenthalte sind z. Zt. nicht bestätigt, auch nicht für Geimpfte.

     
  3. 3

    Wie schön 😂👍🏽+ „Es musste nur alles demokratisch aussehen 🙄 aber wir mussten es in der Hand haben. “ (🔴Walter Ulbricht )🤫😁

     
  4. 2

    @1 jein. Es war immer ein „entweder OP oder FFP2“ Maske. Ich denke Ralf meint hier das entfallen der 1 Einkaufswagen pro Person und maximaler Kundenanzahl Regelung.

     
  5. 1

    „Im Einzelhandel muss nur noch eine FFP 2-Maske getragen werden.“ Dann doch eine Verschärfung? Bisher nur OP-Masken…