Welcome-Center des Kreises Kleve eröffnet

Kleve - Eröffnung des Welcome-Centers des Kreises Kleve
Kleve – Eröffnung des Welcome-Centers des Kreises Kleve

Am Freitag eröffnete der Kreis Kleve das Welcome-Center, es erklang Musik aus aller Welt, gespielt von Eva-Maria Staudenmaier und Mohamad Al Tenawi, die ein Stück von Mozart und eines von Üsküdarà Gideriken spielten, später gab es noch orientalische, arabische und armenische Weisen, und für die Gäste hatte das Team der Haus Freudenberg GmbH einen „Imbiss aus aller Welt“ zusammengestellt. Am Samstag, also keine 24 Stunden nach dieser Zeremonie, erschien die neueste Ausgabe des Nachrichtenmagazins Der Spiegel mit einem im Halbschatten abgebildeten, finster dreinblickenden Bundeskanzler Olaf Scholz auf dem Titel, dem das Zitat zugeordnet wird: „Wir müssen endlich im großen Stil abschieben“.

Für das Nachrichtenmagazin wichtiger als Gaza: Flüchtlingspolitik

Wer das Foyer des Gebäudes, für das die vom Architekten Wiederhold entworfene Villa der Ärzte Gerhard und Hildegard Ziems abgerissen wurde, betritt, wird in den Büros auf Raumtrennern mit Willkommensgrüßen in 49 Sprachen begrüßt, allerdings stöhnen die Verantwortlichen in den Kommunen auch über die Bürden, die mit dem Zustrom von Migranten verbunden sind – wobei zumindest in Kleve noch keine Sporthallen zur Unterbringung von Neuankömmlingen umgewidmet werden müssen. Nicht alle (aber wie viele sind das?) haben einen Rechtsanspruch auf einen Aufenthalt hier, für die Angehörigen dieser Gruppe dürfte also beim Besuch der Centers an der Nassauerallee das Kanzlerwort den Willkommensgruß konterkarieren.

Dessen ungeachtet sei lobend hervorgehoben, dass es dem Kreis offenbar gelungen ist, die bürokratische Behandlung der Migration auf einen zeitgemäßen Standard zu heben. Es ist noch nicht solange her, dass der Umstand, dass Menschen im Winter stundenlang in Eiseskälte warten mussten, um überhaupt einen Termin zu bekommen, dem Kreis Kleve bundesweite Negativschlagzeilen beschert hatte.


Landrat Christoph Gerwers und Carina Cleven-Pawletko, Leiterin der Abteilung Jobcenter und Migration, in den neuen Räumen der Ausländerbehörde im Welcome-Center

In dem Neubau an der Nassauerallee 22 sind das Foyer der Ausländerbehörde, die Einbürgerungsstelle sowie das Kommunale Integrationszentrum (KI) Kreis Kleve ab sofort gemeinsam untergebracht. „So haben die Kundinnen und Kunden einen zentral gelegenen, modernen Anlaufpunkt für ihr Anliegen beim Kreis Kleve“, sagt Landrat Christoph Gerwers. „Menschen kommen aus vielen Ländern und aus vielfältigen Gründen zu uns. Etliche fliehen vor Krieg und Terror und erhoffen sich hier bei uns im Kreis Kleve ein Leben in Frieden. Andere Menschen sehen eine bessere berufliche und damit einhergehende wirtschaftliche Perspektive bei uns. Zeitgleich wachsen die Aufgaben in der Integrationsarbeit – und damit der benötigte Raum – stetig weiter an.“ Das war durchaus geschickt formuliert, denn der zweiten Gruppe gehören im Wesentlichen Leute an, für die das Welcome-Center eine Drehtür-Funktion haben soll: Und tschüss!

Im Erdgeschoss haben die Besucherinnen und Besucher der Ausländerbehörde einen zentralen Anlaufpunkt mit Ansprechpartnern. Zudem kommt im Welcome-Center der Einbürgerung eine zentrale Rolle zu. Dieser für die Teilhabe, Identifikation und Integration von Zugewanderten mit dauerhafter Aufenthaltsperspektive wichtige Schritt findet ab sofort in einem angemessenen Rahmen statt. Um Wartezeiten zu minimieren, müssen Kundinnen und Kunden Termine vereinbaren. Infos und Kontakt über die Homepage www.kreis-kleve.de (Suchbegriff „Einbürgerungen“).

Im Obergeschoss bietet das Kommunale Integrationszentrum (KI) einen ganzheitlichen persönlichen Service an, der Menschen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund bei der Integration unterstützt. Die Leistungen decken sämtliche Fragestellungen und Herausforderungen des täglichen Lebens ab. So bietet das KI beispielsweise einen Sprachmittlungsservice für bestimmte Gesprächstermine an. Beratung zu Themen wie Ausbildungs- und Arbeitsmarktzugänge und zum deutschen Bildungssystem gehören neben vielen weiteren Leistungen ebenfalls zum Angebot.

Neue Maßstäbe für nachhaltiges Bauen

Mit dem Neubau des Welcome-Centers wurde die Kreis Kleve Bauverwaltungs-GmbH (KKB) beauftragt. Das neue Verwaltungsgebäude bietet helle und ansprechende Räume mit einer Nutzfläche von insgesamt 492 Quadratmetern. Vor allem bei der Energieeffizienz setzt das Welcome-Center für die Kreisverwaltung neue Maßstäbe. Das Gebäude kommt mit einem Jahresprimärenergiebedarf von lediglich 60 Prozent der Mindestanforderungen an einen Neubau aus. Die auf dem Grundstück realisierten fünf PKW-Stellplätze haben alle Energieladesäulen erhalten. Diese werden u.a. aus der großen Photovoltaik-Anlage, die auf dem extensiven Gründachs des Gebäudes errichtet ist, eingespeist (34 Module mit jeweils 370Wp). Herzstück der Energieversorgung ist die Heizanlage: Die für das Gebäude benötigte Heizenergie wird mittels einer modernen Gasabsorptionswärmepumpe erzeugt. Dabei handelt es sich um hocheffizientes geschlossenes System, das vom lokalen Energieversorger mit Öko-Gas gespeist wird. Gegen die Hitze in den Sommermonaten schützt eine Screenanlagen mit entsprechender Solarsteuerung. So war es möglich, ein Gebäude mit vergleichsweise großen Fenster- und Pfosten-Riegel-Fassadenanteilen zu bauen. Diese Kombination ermöglicht helle Innenräume und zugleich angenehme Temperaturen. 

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14 Kommentare

  1. 14

    Es ist schon erstaunlich, daß der Etat für den Bau des Willkommens-Zentrums noch nicht völlig ausgeschöpft ist. Die Baukosten lagen zwar bei 2.500.000€ (in den Anfängen stand was von 1.800.000€ in den Gazetten), lassen aber die Anlage einer neuen (und unnötigen) Abkürzung/Querungshilfe zur Ausländerbehörde auf der anderen Seite der Fleischhauerstraße zu.
    Es hat sich ein kleiner Bautrupp drei Tage lang (inkl. Überstunden und Samstagarbeit, wahrscheinlich weil’s schon pressierte) damit beschäftigt, Gestrüpp zu entfernen und einen schönen geschwungenen Weg zu pflastern. Die Ausführung der Arbeit ist sehr gelungen und die Nutzer dieser „Abkürzung“ sparen sich einen Umweg von annähernd 20 Metern.
    Irgendwie erinnert mich das an den Bau des Blaumilchkanals…….

     
  2. 13

    @12. Bernd Rütgens
    Dass die Finanzierung durch die abhängig beschäftigten Arbeitnehmer nicht ausreicht ist eine Sache. Tatsache ist aber auch welcher Teil der Bevölkerung bisher für die sozialen Sicherungssysteme bezahlt hat und zwar ganz real. So real, dass ich das nicht als Luftschloss bezeichnen würde. Das ist ja auf der Gehaltsabrechnung nicht zu übersehen. Luftschlösser sind in meinen Augen etwas vollkommen Utopisches.

     
  3. 12

    @ Geld ohne Ende

    In Deutschland gilt die Religionsfreiheit. Insofern darf jeder daran glauben, wodran er will.
    Und Sie dürfen denn auch daran glauben, dass die sozialen Errungenschaften durch Arbeit
    finanziert wurden, und nicht durch einen gigantischen Schuldenberg, der systematisch
    verschleiert wird.
    Schulden, die offiziell nicht erfasst bzw. verschleiert werden, sind u.a. die zukünftigen
    Rentenverpflichtungen, die Targetsalden der Bundesbank, die wahrscheinlich zu Zahlungsausfällen führen werden und die angeblichen Sondervermögensfonds des Bundes und der EU.

     
  4. 11

    @10. Bernd Rütgens
    Es gab nie ein Luftschloss. Die sozialen Errungenschaften, die es in Deutschland gibt, sind durch die Arbeit der abhängig beschäftigten Arbeitnehmer in den letzten Jahrzehnten und bis heute finanziert worden. Wer das Glück hat nicht arbeiten zu müssen, weil finanzielle Mittel anderweitig generiert und steuerlich begünstigt werden hat oftmals auch kaum etwas für die sozialen Sicherungssysteme getan. Es ist also noch Luft nach oben, allerdings nicht bei den Normalsterblichen.

     
  5. 10

    Der Einsturz des Bundessozialluftschlosses wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Den Kommunen steht jetzt schon das Wasser bis zum Hals.

     
  6. 9

    @ 3, Volker:
    Pardon – Die Aufnahme von Flüchtlingen, gerade in 2015, bemisst sich woran? An Steuer-Summen oder Ähnliches!
    Nun- DAS sehe ich ganz anders: Wir, als vermeintlich reiches Land, sollten und müssen es uns leisten können Hilfsbedürftige auf nehmen zu können! Vielleicht auch ein bißchen aus unserer historischen Verantwortung, letztlich aber aus dem Inbegriff unsere Demokratie heraus.

    Ah ja- und hätte man die Grenzen geschlossen:
    Gäbe es kein Ruhrgebiet mit Kohle und Stahl – denn die meisten Arbeiter damals ( von ca. 1860 – 1920) heissen „Pawlak“, „Sasschinsky“ oder oder so ähnlich….
    Sie haben unter, uns heute nicht mehr verständlichen, Bedingungen gearbeitet, sind teilweise krepiert mit Lungenstaub, bei Explosionen.
    Pardon – Hätte man, mal wieder, “ die Grenzen dicht gemacht“ – wäre dies Deutschland nie so wiet gekommen wie es kam….!?

    Von daher- Migration war schon immer, seit mindestens 1.000 Jahren, ein Bestandteil unseres Landes – fragt sich, wie man damit umgeht….

     
  7. 8

    @3. Volker

    Meinen Sie damit, dass man die Grenzen hätte von innen schließen müssen, damit Sie nicht mehr in andere Länder ausreisen können?

     
  8. 7

    Früher hiess das in Kleve nicht Welcome-Center, sondern einfach nur Bahnhof.

    Der heutige Bahnhof hingegen ist mit Sicherheit kein Welcome-Center (mehr).

    Ist ja auch nur noch ein Haltepunkt.

     
  9. 6

    @ 3

    Wenn ein Volker für das Volk spricht, dessen Ängste (und Aversionen) er meint zu wissen …

    Ein Volk, das jegliche Empathie verliert oder verlöre, wird aber schneller dement, und dann wären nur noch die Volker da, die Windeln zu wechseln.

     
  10. 5

    Bei einem Gebäude, dass geschätzt 10 Stunden x 240 Arbeitstage = 2.400 von 8.760 Jahresstunden = 27% genutzt wird, braucht man sich über Energieeffizienz nicht die allergrößten Gedanken machen. Normaler Energiesparstandard und eine ordentliche Nachtabsenkung reichen da vollkommen aus. Klingt ganz vernünftig was die KKB da geplant und gebaut hat. Die können es halt, siehe auch HSRW.

     
  11. 4

    Gut, dass es endlich ein welcome Center gibt!

    Auch gut, dass man beim Neubau auf Energieeffizienz geachtet hat. Dazu allerdings:
    Eine Gasabsorptionswärmepumpe? Warum? Wenn das Gebäude neu geplant ist, warum dann nicht direkt mit einer elektrischen Wärmepumpe? Das ist doch wesentlich effizienter.
    Und dann direkt: 60% der „Mindestanforderungen“. Wäre dass dann EH60 oder beziehen sich die 60% bereits auf EH55 (den ab diesem Jahr gültigen Mindeststandard). Was spricht dagegen, so einen Bau als passivhaus oderplus-energiehaus auszulegen?

     
  12. 3

    Hätte man die grenzen schon 2015 geschlossen, bräuchte man hier nicht soviel Steuergelder verschwenden!!!

     
  13. 2

    Ja, mit Schrecken denkt man noch an die Zeiten, in denen viele Menschen, auch mit Kleinstkindern, bereits in den frühen Morgenstunden, bei Kälte und Regen draußen auf eine Terminvergabe warten mussten. Wenn keine Termine mehr zur Verfügung standen, musste man sich nochmals auf den Weg hierhin machen.
    Es wäre auch im Interesse der vorzusprechenden Menschen, dass für genügend Personaleinstellung gesorgt wurde und wird, um die entsprechenden Termine zeitnah zu vergeben, und die Bearbeitung schnell abgewickelt werden kann.

    Vielleicht funktioniert nun die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen besser? Das wäre sehr zu wünschen.

     
  14. 1

    Schön und gut, dass man den anscheinend mindestens bislang unwillkommenen Asylanten, Flüchtlingen oder Hilfesuchenden aus aller Welt eine anscheinend endlich angemessene Anlaufstelle ( längst überfällig!) geschaffen hat.

    Allerdings – ist schon ein wenig befremdlich, dass da zur Eröffnung Essen und Sekt aufgefahren wird für Lokal- „Größen“ aller Parteifarben; Jedoch kein Einziger der vermeintlichen Kunden bzw. wenigstens am Bau Beteiligter ( wie Maurer, Polier oder Ä. ) dabei sein durfte/ sollte…
    Meines Erachtens wäre es geeigneter gewesen so eine Art “ Tag der offenen Tür“ – eben mit den Betroffenen – zu veranstalten, statt einer High-Society- Veranstaltung…?

    Und – Es fällt auf, dass vermeintliche Kunden am Kreishaus herumirren ohne genau zu wissen wohin sie nun müssen. Eine wesentlich bessere Weg-Weisung wäre angebracht gewesen…?