Um kurz nach 17 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden: Der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg, der an der Wasserstraße entdeckt worden war, wurde erfolgreich entschärft!
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In den Mittagsstunden klingelte es bei den Anwohnern der Wasserstraße, des Bleichenbergs und der Schlosstortorstraße: Bitte verlassen Sie sofort ihre Wohnungen! Den der Verdacht hatte sich bestätigt: Tief im Erdreich des Straßenzuges, etwa gegenüber des Restaurants Königsgarten, liegt ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg!
Seit dem späten Vormittag waren Polizisten und Mitarbeiter des Ordnungs- und Sicherheitsdienstes der Stadt Kleve damit beschäftigt, das engere Umfeld der Fundstelle abzusichern. Im Umkreis von 50 Metern um den Einschlagsort mussten alle Anwohner sofort aus ihren Häuser. Auf die Frage, wie lange die nicht mehr in ihre Wohnungen zurück dürften, kam nur die unbestimmte Antwort: „Das kann länger dauern.“
Über weitere Schritte wollte die Stadt Kleve zeitnah die Öffentlichkeit informieren. Am Mittag war es dann so weit: In einem Sicherheitsradius von 350 Metern um den Fundort mussten alle Menschen ihre Wohnungen oder Betriebsstätten auf unbestimmte Zeit verlassen. Die Entschärfung des Sprengkörpers sollte noch am heutigen Donnerstag erfolgen. Lautsprecherwagen machten Durchsagen, auf der Website der Stadt Kleve (mit Live-Ticker: www.kleve.de/bombe) wurde eine Karte mit der entsprechenden Sicherheitszone veröffentlicht. Demnach müssen große Teile der Innenstadt geräumt werden – unter anderem auch die Schwanenburg mit Amts- und Landgericht. Wer nahe der Stadthalle geparkt hatte, kam nicht mehr zu seinem Auto zurück. Antenne Niederrhein musste das Studio an der Hagschen Straße verlassen und sendete „von außerhalb“, wie gemeldet wurde. Auch die Rheinische Post konnte nicht mehr aus ihren Redaktionsräumen an der Stiftskirche arbeiten.
Der Sicherheitsbereich reicht rund um Schwanenburg und Stadthalle von Hasenberg, Küfenstraße, Schwanenstraße weiter zu den Straßen An der Münze, Brücktor, Kalkarer Straße, Turmstraße, Königsgarten, Burggarten, In den Galleien, Prinzenhof, Nassauer Straße, Propsteistraße und Kirchstraße.
Um halb drei teilte die Stadt Kleve mit, dass Notunterkünfte eingerichtet worden sind: „Die Evakuierungsmaßnahmen im eingerichteten Sicherheitsbereich sind gestartet. Alle Personen im Sicherheitsbereich sind ab sofort dazu aufgerufen, diesen zu verlassen! Unterkünfte für Personen, die von den Evakuierungsmaßnahmen betroffen sind, werden in der Mehrzweckhalle Materborn und in der Realschule Kellen eingerichtet. Es wird darauf hingewiesen, eigene Verpflegung mitzuführen! Notwendige Evakuierungen werden durch Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr, der Polizei, von Rettungsdiensten und der Ordnungsbehörde durchgeführt.“
Die Stadt Kleve hat für jegliche Fragen im Zusammenhang mit den Evakuierungsmaßnahmen eine Bürgerhotline eingerichtet. Diese ist unter den Nummern 02821/ 84-474 und 02821/ 84-384 zu erreichen.
In der vergangenen Woche hatte ein Spezialunternehmen für Wasserbau aus dem Emsland die Grundlagen dafür geschaffen, dass die Bauarbeiten fortschreiten konnten und die Bombe freigelegt wurde. Das Unternehmen setzte in dem mit Spundwänden gebildeten Karree um die Bombe vier Brunnen, um den Grundwasserspiegel abzusenken. Philipp Schmid, Sprecher von Hölscher Wasserbau: „Nur durch die Absenkung des Grundwasserspiegels können die Spezialisten der Kampfmittelräumung die Bombe trocken und sicher bergen. Das Absenken passiert mit vier Brunnen mit jeweils 14 Metern Tiefe, und den entsprechenden Pumpen. Diese sind um die Baugrube angeordnet und pumpen das Grundwasser ab.“
Seit Anfang der Woche waren wieder die Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsunternehmens Tauber im Einsatz. Sie drängen jetzt bis zu der in acht bis neun Metern Tiefe liegenden Bombe vor. Die Arbeiten hatten schon im November begonnen und sollten ursprünglich Mitte Dezember abgeschlossen worden sein. Doch die Vorbereitung der Baustelle erwies sich komplizierter als gedacht. Unter anderem musste ein Kanal verlegt werden.
Die Bombe war bei einem der beiden Bombenangriffe auf Kleve zum Ende des Zweiten Weltkriegs abgeworfen worden. Der erste war am 7. Oktober 1944, der zweite am 7. Februar. Hunderte von Menschen kamen ums Leben. 335 Flugzeuge führten den ersten Angriff aus, sie warfen 1728 Tonnen Sprengbomben und 4,5 Tonnen Brandbomben auf die Stadt. Das Bombardement dauerte nur eine halbe Stunde. Ein abstürzender Bomber zerstörte den Schwanenturm. Am zweiten Angriff waren 285 Flugzeuge beteiligt, die 1384 Tonnen Sprengbomben und 12,3 Tonnen Brandbomben abwarfen. Beim Vergleich des Zerstörungsgrades aller deutschen Städte stand Kleve an elfter Stelle. Nur 178 Häuser waren nach den Angriffen noch intakt.
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Berichte früherer Entschärfungen auf kleveblog: Bombenfunde in Kleve
„German Pragmatismus“ trifft es gut. Es entlastet auch die Gesellschaft, wenn im Falle eines Falles nicht gleich 80 Millionen mit Wasserflaschen von LKWs versorgt werden müssen. Leider haben nur die wenigsten einen Notvorrat für zwei bis drei Wochen zu Hause, vor allem Sachen, die man dann auch wirklich essen kann. Kalter Feuerzauber aus der Dose führt bei mir zu Brechreiz.
Die Leute würden schnell unruhig werden. Familien, Nachbarn etc. würden jemanden zu einer zentralen Anlaufstelle schicken, bevor noch wichtige Infos verpasst werden. Geh du mal hören, was die sagen. Viele müssten auch beruhigt werden. Es gibt keine Ablenkung mehr durch TV, im Internet surfen etc.
Ich würde es nicht „Geman Angst“ nennen, sondern lieber „German Pragmatismus „. ?
Man muss ja nicht gleich mit der Wumme unterm Kopfkissen neben einer Palette Klopapier schlafen, aber so die Erfahrungen mit unseren Obrigkeiten hinsichtlich Planung und Durchführung lassen doch Zweifel aufkommen, das ein funktionierendes Krisenmanagement besteht. ?
@4
Am Tag der Entschärfung wurde aus dem Verdacht Realität. Keiner wusste, was da unten wartet. Ein VERDACHT eben… Es hätte auch eine Badewanne sein können.
Als dann die Bombe mit dem Langzeitzünder -der auch nach so vielen Jahren immer noch extrem gefährlich ist- gefunden wurde, musste es schnell gehen.
Ich habe Leute erlebt, die genölt haben, warum es so lange dauert, die Bombe abzutransportieren. Aber darum ging es ja nicht.
In einem festgelegten Radius mussten alle Leute raus. Das geht nicht von jetzt auf gleich.
Es geht ja um unsere Sicherheit und dann bringt es nichts, zu nölen, dass der Termin für die Nagelpflege nicht stattfinden kann.
Da hockt jemand in Lebensgefahrt in einem dreckigen und nassen Loch und muss dieses Ding entschärfen. An dieser Stelle herzlichen Dank für diese Arbeit und meinen allergrößter Respekt dafür, dass es solche Fachleute gibt, die sich dieser Gefahr widmen.
Kann man nicht einfach mal dankbar und zufrieden sein, dass das jemand macht, dass nichts passiert ist, dass Kleve nun ein kleines Bisschen sicherer geworden ist…?
Hauptsache nölen…
Höre ich da die ?? der „German Angst “ läuten ? ? Wer je das zweifelhafte Vergnügen hatte seine Nase ,nur soviel ??, in einen politischen Müll Haufen zu halten ,sollte mit den Klever „Abnormitäten“ ? + – glücklich sein. ? ☝? Aber wir üben noch ! ? ?
@5. „… über längere Zeit …“
So lange braucht es nicht, bis es kritisch wird, leider – https://www.google.de/amp/s/www.planet-wissen.de/technik/energie/elektrizitaet/blackout-deutschland-ohne-strom-100.amp
@2
Ich wüsste jetzt nicht, warum ein großer Sturm aufs Rathaus oder ähnliche Institutionen stattfinden sollte. Die können mir nicht helfen, haben meistens auch keine zuverlässigen Informationen – da sie ja auch auf externe angewiesen sind und das das Licht aus ist, merke ich ja selber.
Ich denke, da machen Räte, Regierungen und andere Stastsdiener das, was sie immer machen, wenn sie nicht weiterwissen: Sie setzen auf die Eigenverantwortung der Bürger.
Ich mache mir eher Gedanken, wenn über längere Zeit keine Tankstelle, Bankautomat und Registrierkasse mehr funktioniert.
Da hilft mir der Bürgermeister nicht weiter.
Ich schließe mich dem Kommentar von Herrn Fingerhut an, kann aber die Panikmacherei über die so plötzlich notwendig gewordene Entschärfung verstehen, wenn bereits über eine Woche vorher schon bekannt ist, dass eine Entschärfung ansteht. Hätte dies nicht etwas überlegter geplant und gehändelt werden können???
Kann mir das jemand vielleicht mal erklären, ich verstehe es nicht.
17:00 : entschärft !
Danke allen, die dazu beigetragen haben.
Besonders an jene, die täglich ihr Leben für uns andere riskieren.
und Dank der StadtVerwaltung für den informativen LiveTicker
( https://www.kleve.de/bombe )
Anderes (aber entfernt ähnliches) Thema. Kürzlich wurden in der Zeitung zentrale Stellen aufgelistet, an denen Bürger/-innen Informationen und Hilfe bei einem großflächigen Stromausfall bekommen können.
Es wurden oft Rathäuser genannt, auch für Kleve. In Uedem ist es z.B. das Bürgerhaus.
Frage: Hat sich mal irgendwer ausgemalt, dass – wenn der Fall eintreten sollte – es am/im Rathaus zu Chaos kommen würde? Es würde im Falle eines (eher unwahrscheinlichen, aber nicht völlig unwahrscheinlichen) Falles, viele Leute zum Rathaus kommen, vor allem, wenn die Sache länger dauern würde. Das Rathaus muss weiter funktionieren, irgendwie. Deswegen kann man die Leute nicht alle reinlassen… wenige rein- und viele draußen lassen, ist aber auch schwierig. Oder sollen die Leute draußen stehen, während aus dem Rathausfenster Ansagen gemacht werden? Eine Verlagerung in die Stadthalle wäre meiner Meinung nach die bessere Alternative.
Vielleicht habe ich Aspekte übersehen. Aber tagsüber wäre in der Stadthalle jedenfalls ausreichend Licht. Und ein Mikrofon könnte sicher auch noch in Betrieb genommen werden.
Ich bewege mich die Große Straße hoch, der Feuerwehrwagen mit regelmäßigem Halt auch. Macht Lautsprecherdurchsagen. Finde noch eine Bäckerei, die geöffnet ist, und laufe wieder runter. Ein Ordnungshelfer mit einem Kind an der Hand eilig und etwas aufgeregt entgegen. „Die Gefahr ist noch nicht akut, oder?“ frage ich. „Irgendwie doch“, meint er. Vielleicht hat er Recht, denke ich und laufe auf Umwegen zu meinem Ziel.