Endlich wieder Rosenmontag! Aber: War der Zug zu kurz? Zu laut?

Konzentriert bei der Arbeit: Prinz Jürgen Kalkes

(Aktualisiert, mit Angaben der Polizei) Prinz Jürgen der Glanzvolle (und Geduldige) hatte eine Ewigkeit auf diesen Tag warten müssen, aber seinen Untertanen ist es 2020, 2021 und 2022 genau so ergangen – und anhand der durchweg guten Laune entlang des ersten Klever Rosenmontagszugs seit Corona war zu erspüren, dass der karnevalistische Nachholbedarf wirklich existierte.

Auf dem Weg in die Innenstadt
Helene Fischer singt: Kneipenlos durch die Nacht
Der Prinz im renovierten Prinzenwagen des Klever Rosenmontags-Komitees

Rund 50 Zugnummern, thematisch mit ein bisschen Klimakatastrophe (Rosenmontag 2300 in der Wüste, Karneval im Western-Saloon) und ein bisschen Lokalkolorit (Klever Baustellen, Klever Kneipensterben („Kneipenlos durch die Nacht – ihr habt für immer dicht gemacht“), dröhnende Ballermannmusik („Ich überlege, mit dem Saufen aufzuhören, aber ich schwanke noch“, Ikke Hüftgold) und reichlich Wurfmaterial sorgten dafür, dass die Narren am Zugrand ihren Spaß hatten.

Viethen’s Bullen bahnten sich ihren Weg

Das Jungvolk konzentrierte sich, wie vor Corona auch schon, in der Gegend vor Woolworth, wo sie unter der gnädigen Aufsicht von einem Dutzend Polizeibeamten noch lange nach dem Ende des Zuges Party machten – leider war der Ruf der Klever Stadtverwaltung, die „mehr Spaß“ mit Karneval „ohne Glas“ propagierte, dort allerdings weitgehend ungehört verhallt.

40 Gebinde vernichtet, 36 sichergestellt

Hier die offizielle Bilanz der Polizei: „In Kleve wohnten etwa 15.000 Zuschauende dem Karnevalsumzug bei. Zwar gestaltete sich die Stimmung insgesamt friedlich, doch im Laufe des Zuges kam es zu vier Strafanzeigen wegen Körperverletzung, einer Strafanzeige wegen Widerstand und Sachbeschädigung, einer Strafanzeige wegen Sachbeschädigung, vier Platzverweisen und zu einer Ingewahrsamnahme. Außerdem führten die eingesetzten Beamtinnen und Beamten, in enger Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt der Stadt Kleve, Jugendschutzkontrollen durch. Bei 281 Kontrollen konnten insgesamt 40 Gebinde vernichtet und weitere 36 sichergestellt werden.“

Spaß mit Glas, wenn auch so nicht erwünscht

Die schnelle und große Truppe der Umweltbetriebe der Stadt Kleve musste auf der Herzogrücke notgedrungen eine Pause einlegen, weil stadteinwärts nach dem Ende des Zuges noch einige Zeit kein Durchkommen war. Kneipenkarneval (siehe oben) gibt es nicht mehr so richtig, in der Gasthausstraße hatte nur noch das Le Journal geöffnet, gefeiert wurde außerdem im Kolpinghaus – wer nach dem Zug noch weiterfeiern wollte, war also fast schon darauf angewiesen, sich zu den Massen im Festzelt zu gesellen. Corona spielte übrigens keine Rolle mehr (keine einzige FFP2-Maske gesichtet, auch nicht in irgendeiner Form als Kostüm), die Verkleidungen spiegelten natürlich auch den Zeitgeist (z. B. in Form von Soldaten und Kampfliegerpiloten (-> Top Gun)).

Die Kneipen haben geschlossen, also Flunkyball auf dem Dach der Sommerwirtschaft

Soweit die aktuelle Karnevalsrezension mit dem Fazit: Gut, dass wieder gefeiert wird! Allerdings – siehe die Kommentare – gab es wohl einige, die den Zug zu kurz fanden und der früheren Größe hinterhertrauerten (ich hingegen fand ihn schön kompakt). Andere beklagten die Lautstärke, aber das vielleicht der Gang der Zeiten. Die Zeit der Marschkapellen scheint jedenfalls weitestgehend vorbei zu sein…

Deine Meinung zählt:

12 Kommentare

  1. 12

    Es ist eigentlich schade! Ich kenn‘ so viele Gaststätten hier in Kleve. Hier ist zu 90 Prozent, der Chef (Wirt), nicht persönlich am Zapfhahn;/vielleicht ab und zu; ausgenommen Biertönnchen; Zum Kronprinzen; Elefantenstübchen; Früher war das anders.:(

     
  2. 11

    Habe mehrere Väter und Mütter gesehen, die ihren kleineren Kindern die Ohren zuhielten, als die Wagen mit dröhnender „Musik“ vorbeifuhren… zwischen Rossmann und Kaufhof. Eine Dezibel-Obergrenze wäre gut.

     
  3. 10

    Zum Thema Lautstärke Rosenmontagszug, hier sind die Zugleitung des Klever Rosenmontagskomitee und das Ordnungsamt als Erteilungsbehörde wohl zuständig.

    Es sollte mal eine Dezibelmessung an den einzelnen zugelassenen Umzugswagen die eine Beschallungsanlagen haben und Fussgruppen mit Beschallungsanlagen auf Handwagen im Abstand von 3-5m durchgeführt werden. Das ist die duchschnittliche Entfernung der meisten Jecken zu den Umzugswagen und Lautsprechern während des Umzuges!

    Vermutlich kommen bei diesen Messungen auf dieser Entfernung dann mehr als 110db heraus.
    Im Zweifelsfall müssen die Wagen mit Lautsprechern alle vorher einzenlt eingemessen werden und Markierungen auf den Verstärkern angebracht werden (die dann per Bilddokumentation dokumentert werden zu den Zugnummern) und über die der Regler nicht hinausgedreht werden darf. Verantwortlich ist der Technische Leiter des Umzugswagens und haftet bei Verstößen.

    Nur so bekommt man das Thema übermäßige Lautstärke der Umzugswagen wieder in den Griff, allerdings müssen die Zugleitung und die Stadt Kleve das auch für nächste Session 2023 / 2024 auch wollen! Und bekanntlich bewegt sich Kleve ehr langsam oder sehr verzögert!

    Also Klever Zugleitung und die Stadt Kleve Sie sind jetzt am Zuge!!!

     
  4. 9

    Ich komme gerade aus Teneriffa und habe dort mehr oder weniger zufällig – zuerst aus Erfahrungen von der Heimat eher widerwillig – den Karneval miterleben können, der stark an dem brasilianischen Karneval angelehnt ist.

    Erstaunlich, es gab aus dem Zug keine Musik aus irgendwelchen Lautsprechern, aus der Konserve. Wenn, dann wurde Musik „von Hand“ gespielt, meistens rhythmische Instrumente, m.E. sehr hohe Qualität. Auf den Hauptplätzen waren Bühnen aufgebaut, von denen dann tolle Bands live Musik spielten. Alles in sehr angemessenen Lautstärken.

    Nach meinem subjektiven Empfinden lief dort niemand total besoffen umher, es wurde auch nicht der Karneval als intellektuelles Feigenblatt für Saufgelage oder „Seitensprung-ich fasse Dir in die Hose-Ableck-Flüssigkeitsaustausch-Rituale“ genutzt. Gut, in der Gegend waren weniger Briten unterwegs– trotzdem!

    Na ja, und wir standen dort um 22 Uhr bei 22°C in kurzer Hose und T-Shirt herum, obendrein ein konkurrenzloser, wesentlicher Gegensatz zu den indiskutablen Verhältnissen hier.

    Vermutlich haben wir den ganzen Mist per se wieder den verdammten Franzosen zu verdanken!

    Fazit: Es war für mich ein erstaunlich angenehmes Erlebnis, völlig anders, und ich würde sogar wieder hingehen!

     
  5. 8

    Verstehe die Diskussion um die Lautstärke nicht. Bis auf 1 oder 2 Wagen war es zumindest in Höhe des Kreisverkehrs Briener Str./ Emmericher Str. recht ruhig. Selbst meine Kinder fanden es nicht zu laut. Wenn man irgendwo zwischen Kaufhof und Neue Mitte steht, mag das anders sein. So oder so, schön, dass wieder gefeiert wurde!

     
  6. 7

    @Chewgum (4) Jaaa, es war viel zu laut: Auf der Nassauerallee konnte man das Gemisch aus verschiedenen Lautsprechern & Verstärkern gut hören – da geht doch jedes gerufene „Helau“ im Geräuschpegel verloren… Weniger ist mehr!
    Für Kleinkinder die so einen lauten Karnevalszug zum ersten mal miterleben (durften) sicher kein schönes Erlebnis. Martinshörner von Krankenwagen und Polizei konnte man auch erst auf der Nassauerrallee in Sichtnäher war nehmen…

     
  7. 6

    Wie Chewgum schon berichtet, es ist teils unmöglich laut was da von einigen Wagen kommt.

    Man muss sich fragen, wofür Lautstärken von gefühlt +100dB (ein Flugzeugstart hat glaub´ ich 110dB) gut sein sollen. Macht das ganze dann mehr Spaß? Ist es schön bei anderen und sich selbst bleibende Hörschäden zu verursachen? Nein, Hörschäden sind nicht übertrieben, man merkt es halt nur nicht sofort.

     
  8. 4

    Es war seeehr laut… warum diese Beschallung von vielen Wagen? Als dann noch erste Wildpinkler neben Rossmann zu sehen waren, die sich in aller Seelenruhe entleerten, hatte ich genug gesehen.

     
  9. 3

    Jepp endlich wieder, war aber einer der kürzesten Umzüge mit nur knapp 50 Zugnummern, der war in der Stadt Höhe Kaufhof von Ankuft um 13.05 Uhr bis 14.22 Uhr war der Prinz als Schlusslicht nach nicht ganz 1,5 Stunden schon komplett durchgezogen.
    Die Zeiten mit einer Zuglänge von bis zu 80 Zugnummern ist auch inzwischen durch.
    Helau

     
  10. 1

    Helau, und bis nächstes Jahr Karneval. Im Bersatho’s war mehr los, als im Le Journal. Im LeJo waren erstaunlich wenig Gäste gesichtet. Hatte nachgefragt: Mit Verzehrkarten ab 10 Euro. Hat meiner Meinung nach, vielleicht einige abgeschreckt ?!