Norbert Feldkamp, 1946-2021

(Altersangabe korrgiert.) Das Gasthaus Früh war seine Schöpfung und sein Reich, und in diesem Klever Mikrokosmos war Norbert Feldkamp natürlich in erster Linie der Wirt, aber eben auch der unumstrittene Zeremonienmeister und Patron, der die Schar seiner Gäste mit wachsamen Augen zusammenhielt. Nun aber ist Norbert Feldkamp, unter den verbliebenen Klever Gastronomen wohl der bekannteste, am Morgen des zweiten Weihnachtstags im Alter von 75 Jahren verstorben.

Wahrscheinlich wäre es ihm unangenehm, so viel über sich zu lesen, wahrscheinlich hätte er nach den ersten Sätzen den Vortrag mit seinen legendären Worten „Fertig ab, fertig aus!“ schwungvoll beendet, seine Kölschstange erhoben und beim Anblick des Bieres ausgerufen: „Freude im Glas!“

Aber Norbert Feldkamp war eine Klever Größe, und deshalb ist auch hier die traurige Pflicht zu erfüllen, seinem Lebenswerk den ihm gebührenden Rang zuzuweisen. Man mag es vielleicht unterschätzen, aber es bedurfte vielleicht eines Kämpfers, wie Norbert Feldkamp einer war, um in einer Region, in der am Ende des vergangenen Jahrtausends vor allem noch Altbier getrunken wurde, eine Kölsch-Kneipe zu eröffnen.

Das war 1996, von Anfang an war seine Frau Christa mit dabei. Das damals neue Lokal stand an einem traditionsreichen Ort, früher war dort die Kneipe von Magdalene Lanzerath, die aus dem Lokal einen in Kleve sagenumwobenen Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen und solchen, die dafür gehalten werden wollten, gemacht hatte. Nachdem Magdalene ihr Lokal geschlossen hatte, erwarb die Brauerei Früh die Immobilie, baute eine moderne Kneipe im Traditionslook und suchte einen Pächter.

Feldkamp, der damals das Kö-Eck an der Königsallee führte, witterte eine Chance – allerdings war er mit dieser Geschäftsidee so ziemlich allein auf weiter Flur. „Unsere Stammgäste vom Kö-Eck gaben uns nur ein paar Monate“, erinnerte sich Christa, als im Juni vor fünf Jahren das 20-jährige Bestehen des Lokals gefeiert wurde. Für Norbert Feldkamp sind es nun 25 Jahre geworden, eine stolze Leistung.

Kölsch oder Kerze, das ist hier die Frage: Norbert Feldkamp und seine Frau Christa stoßen 2016 auf 20 Jahre Früh in Kleve an

Seine Kneipe wurde zur Heimstatt von Rentnern, Politikern, Journalisten – und in den vergangenen Jahren auch von Studenten. Ex-Ministerin Dr. Barbara Hendricks gehörte zu den häufigeren Gästen, aber auch die örtliche CDU-Riege, die sich dort dienstags nach den Fraktionssitzungen traf, oder auch der Lehrertrupp, der sich dort wöchentlich zum Skatspielen einfand, bevölkerten die Tische des Lokals.

Eine wichtige Rolle im Früh spielte neben der Musik (lange Jahre gab es regelmäßig Jazzkonzerte) der Sport. Insbesondere die passiven und aktiven Mitglieder der DJK Rhenania Kleve hatten die Gaststätte zu ihrem Stützpunkt auserkoren, was natürlich auch daran lag, dass Norbert Feldkamp selbst für den Verein aktiv war. Nur wenige wissen, dass Feldkamp in seinen jungen Jahren auch ein passabler Leichtathlet war, der die einhundert Meter in 12,2 Sekunden spurtete.

In seinen letzten Jahren, gesundheitlich mehr und mehr angeschlagen, nahm Norbert Feldkamp in seinem eigenen Lokal eher eine beobachtende Rolle ein und unterhielt die Gäste, von seinem Kapitänssitz am nordwestlichen Ausläufer des Tresens die Lage und den Zapfhahn überblickend, mit den zahlreichen Anekdoten aus seinem Leben. Einer der Höhepunkte seiner Karriere stammt aus einer Zeit als Küchenchef bei der Bundeswehr, wo der gelernte Konditor 1972 Helmut Schmidt bekochen durfte. „Der Mann hat mich geprägt“, sagte Feldkamp, der seine Urlaube am liebsten mit seiner Frau auf der niederländischen Nordseeinsel Ameland verbrachte.

Mit dem Früh hat Feldkamp die Gastronomie in Kleve so geprägt, dass die meisten Gäste das Gefühl haben, das Lokal sei eigentlich immer schon dagewesen. Diese Leistung ist, um es mit dem größtmöglichen Lob aus dem Munde des Wirtes auszudrücken, einfach nur: „Bärenstark!“

Es ist zu hoffen, dass die Gaststätte im Sinne des Wirtes fortgeführt wird. Ohne das Früh würde Kleve etwas fehlen. Norbert Feldkamp hinterlässt seine Frau Christa und einen Sohn aus erster Ehe. In dieser Woche bleibt das Früh geschlossen.

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9 Kommentare

  1. 8

    Mit 18 Jahren hatte ich mich der DJK Rhenania Kleve angeschlossen. Ich erinnere mich an das 1. Training. Sofort viel mir ein „Roter“ mit kräftigen Oberschenkeln auf.
    Norbert verteidigte seine rechte Seite. Dies tat er mit viel Einsatz und schonte weder sich noch seinen Gegenspieler.
    Mir war sofort klar, gegen Norbert zu spielen, das macht keinen Spaß.
    Auch während meiner Bundeswehrzeit trafen wir uns. Norbert war Oberfeldwebel und Küchenchef in Goch. Als ich ihm begegnete sprach ich ihn mit „Hallo Norbert alles klar“?
    Norbert nahm Haltung an und sagte laut und deutlich: Flieger Potz nehmen sie Haltung an und
    machen Meldung.
    Dies tat ich etwas perplex. Abends bei einem Bier meinte Norbert nur: Heiner, du weißt ja Bier ist Bier und………
    Auch als Gastronom hatte er seine Prinzipien
    Diese vertrat er aus Überzeugung.
    Ich habe Norbert Feldkamp gemocht.
    Lieber Norbert, Ruhe in Frieden.

    Heiner Potz

     
  2. 7

    Hallo Markus ! Von mir DANKE für deinen Kom. Mich [störte es, dass es] Leuten Spaß machte Norbert zu bewerten .* Keinen Respekt + Anstand vor einem Verstorbenen + seinen Angehörigen (* aktuelle deutsche Folklore ) Wir wissen es besser und wussten ihn mit allen ups + downs ? zu schätzen. ?Nicht nur ich werde ihn vermissen. ?

     
  3. 6

    @Zwerg Norbert war weiß Gott kein Heiliger. Auch niemand, den man zwingend nett finden musste. Mit Sicherheit aber war Norbert keiner, dem man wie Sie ins Grab spucken muss. Schade, dass Sie das tun und glauben, das nötig zu haben – auch noch anonym.

     
  4. 5

    Offtopic:

    Herzallerliebster Guenther, ich mag Menschen die sagen was sie denken.
    Doch noch mehr mag ich die, die auch das tun was sie sagen.

     
  5. 4

    Wer vor Toten keinen Respekt hat sollte denen ??* „Die Koffer auf der langen Reise tragen“ (* G.H.)

     
  6. 2

    @Zwerg Es steht hier niemanden zu über Norbert zu urteilen. Er war vielleicht nicht jedermanns bester Freund aber ein durchaus guter Mensch. Er hatte zwar Prinzipien die nicht jeden „zumeist zu betrunkenem“ Gast gefallen haben – aber genau das machte Ihn und das Früh auch aus. Ich für meinen Teil kannte Norbert seit mehr als 30 Jahren – vom Djk Fußballverein, vom Ameland Lager welches er damals als Koch unterstützte und letztendlich aus dem Früh Kölsch in dem ich so manchen Hektoliter Kölsch mit Ihm beim Knobeln verzehrt habe.

    Und mir für meinen Teil wird er fehlen! Als Wirt, als lokaler Kreisliga- Fußballsachverständiger, als Gesprächspartner (beim lekker Kölsch und Stippe) aber letztendlich als Freund der immer einen Guten Spruch auf den Lippen hatte und mit Rat und Tat zur Seite stand. Ruhe in Frieden Norbert!

     
  7. 1

    Das tut mir sehr leid für seine Witwe! Jedoch, ich war mit meiner
    gehbehinderten Mutter vor sechs Jahren, nach einer Aufführung in der Stadthalle, dort. Es war ein toller Abend, bis er zu unserem Tisch kam. Seine Worte schmerzten meine Mutter sehr, da sie absolut aus dem Nichts kamen. So sind wir gegangen! Und kamen nie wieder. War er tatsächlich soooo toll?