Klever Birne: 17 Hochbeete für die ganze Stadt

Alle Teilnehmer und Mitwirkenden auf einen Blick (Foto: J. Kruse)

Interessant, welche Ideen den Klevern so kommen, wenn sie an einem Wettbewerb teilnehmen, der sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Am Donnerstag präsentierten zehn Teilnehmergruppen (von insgesamt 21 Einsendungen) im Audimax der Hochschule Rhein-Waal ihre Projekte einer Jury und dem Publikum – und am Ende gewann ein Vorschlag, der sich einerseits schnell umsetzen lässt, der andererseits aber auch ein stetiges Engagement erfordert: Das Berufsbildungszentrum (ehemals Theodor-Brauer-Haus) siegte mit dem Vorschlag, im ganzen Stadtgebiet insgesamt 17 Hochbeete aufzustellen.

Prototyp eines Siegerbeets

„Es war ein knappes Rennen“, so Prof. Dr. Oliver Locker-Grütjen, der Präsident der Hochschule Rhein-Waal und Mitglied der Jury. Der Wettbewerb von der HSRW gemeinsam mit der Stadt Kleve im Rahmen eines europäischen Projektes ausgerichtet. Im Namen der Jury sprach er allen Teilnehmenden ein großes Dankeschön aus und betonte das „unglaubliche Engagement“ in den Vorstellungen. Die Jury habe einstimmig entschieden, letztlich sei es auf Details angekommen. Der erste Preis ist mit 2.000 Euro Preisgeld dotiert. Das gemeinsame Netzwerken und die leichte Umsetzbarkeit überzeugten die Jury. Im vergangenen Jahr war noch ein Vorschlag unter den Preisträgern, der leider nur ein Wolkenkuckucksheim blieb – die Umwandlung der nicht genutzten Produktionshalle der Margarine-Union in eine Markthalle.

EcoPark auf der Suche nach Baugrund

Von der Konzeption her deutlich ambitionierter ein Projekt unter Führung von Wolfgang Maus, an dem die Sozial- und Ökologiestiftung von Herbert Loschelders mitwirkt und das auf den zweiten Platz kam: der EcoParkKleve. Bei der Vorstellung hatten die Teilnehmer, die vorher in der Kunst der Präsentation geschult worden waren, ein kleines Musterdorf aus Bauklötzen aufgebaut. Es geht um gemeinschaftliches Zusammensein, um kleine Häuser, („Tiny Houses“), um regionale Baumaterialien, möglichst wenig Versiegelung – kurz um Leben und Wohnen im Einklang mit der Natur. Ob diese Idee eine Chance auf eine Realisierung hat, hängt natürlich davon ab, ob sich überhaupt ein geeigneter Baugrund für eine solche Siedlung finden lässt.

Vor grüner Wand: Romy Ackers (Joseph-Beuys-Gesamtschule)

Den dritten Platz errang die Joseph-Beuys-Gesamtschule mit ihrer Vision von grünen (also: bepflanzten) Wänden, die für ein besseres Klima im Unterricht sorgen sollen, jedoch auch als Fassadenbegrünung denkbar sind. Bekanntlich wird die Schule gerade neu gebaut, und bisher spielt die Idee einer grünen Fassade da noch keine Rolle. Lehrerin Romy Ackers verwies auf die mögliche Außenwirkung eines solchen Projekts – die Wände wären für alle Besucher des EOC in der Oberstadt sichtbar. Zusätzlich zum dritten Platz (1000 Euro) im regulären Wettbewerb gab es für das Joseph-Beuys-Team noch den Publikumspreis.

App in Arbeit: Danial Shargi

Den separat vergebenen Hochschulpreis (1000 Euro) errang der Student Danial Shargi mit seiner Idee einer App „KleveConnect“, die als regionaler Marktplatz für Produkte und Dienstleistungen sowie für landwirtschaftliche Erzeugnisse dienen soll.

Christoph Gebhardt (r., Tres Chig) beim Pitch

Ein besonderes Lob sollte den Organisatoren der Veranstaltung ausgesprochen werden: Die Idee, alle Kandidaten jeweils drei Minuten ihr Projekt vor der Jury und vor dem Publikum „pitchen“ zu lassen, wie man neudeutsch sagt, bescherte den Teilnehmern einen guten Überblick in kurzer Zeit. Rund 200 Besucher und Mitwirkende waren drei Stunden vor Ort und kamen in lockerer Runde (bei gutem Catering und guter Musik) miteinander ins Gespräch.

Appellierte: Wolfgang Gebing

Bürgermeister Wolfgang Gebing appellierte zu Beginn der Veranstaltung an das ökologische Gewissen seiner Bürger: „Wir müssen so wirtschaften, planen und handeln, dass unsere Kinder und Enkelkinder auch noch eine lebenswerte Welt vorfinden – und das gilt nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Gesellschaft und die Wirtschaft.“ Die Zusammenarbeit zwischen HSRW und Stadt Kleve sei „ein wunderbares Beispiel dafür, wie Kommunen und Bildungsinstitutionen Hand in Hand arbeiten können, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.“ Er zeigte sich, ebenso wie Prof. Dr. Oliver Locker-Grütjen, Präsident der HSRW, überzeugt, dass die Klever Birne auch in Zukunft einen festen Platz im Programm der HSRW und der Stadt Kleve einnehmen werde. 

Philipp Weykamp präsentierte eine neue Sharing-Idee

Prof. Dr.-Ing. Peter Kisters, der Verantwortliche für die Hochschule, ging zurück in die jüngere Vergangenheit und freute sich über das große Verantwortungsbewusstsein, dass die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Kleve zeigen, wie zum Beispiel im Januar dieses Jahres, als sich Tausende für eine Demonstration für Demokratie und Vielfalt versammelten. „Verantwortungsübernahme, Haltung, Tun und Machen“ seien auch heute beim Thema Klimawandel erforderlich. „Wir müssen im Hier und Jetzt aktiv werden. Der Klimawandel ist keine Zukunftsbedrohung, sondern Gegenwart. Maßnahmen der Klimaanpassung liegen in unserer Verantwortung“, appellierte er an die Anwesenden. Umso wichtiger sei die Klever Birne, die als kleiner Beitrag weitsichtige Ideen lokal umsetzt, um so eine globale Wirkung zu entfalten.

In der Jury tätig waren: Wolfgang Gebing und Prof. Dr. Oliver Locker-Grütjen, Kira Mertens, Bildungsreferentin an der Wasserburg Rindern, Katharina Segers von der AG Klimaschutz Kreis Kleve sowie Falko Mesch, Mitglied von Fridays for Future Kleve.

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2 Kommentare

  1. 2

    Ich habe die Veranstaltung nicht besucht und kann daher nur aus diesem und anderen Berichten meine Meinung bilden. Diese fällt nicht gut aus: „War das denn nicht die Klever Abrissbirne 2024?“

    Entschuldigung, aber es dürfte bekannt sein, dass Hochbeete in vielen Städten und Gemeinden längst unerwünscht sind. Von daher hat der Kommentator, der „mitgedacht“ hat, vielleicht doch nicht nachgedacht? Ich führe das nicht weiter aus. Hochbeete in der Stadt sind eine äußerst dumme Idee. Urban Gardening ist selbstverständlich eine gute Sache, aber Hochbeete eher nicht, denn sie ziehen Mäuse, Ratten, Drogenkuriere (Verstecke) und jene an, die mal „dringend müssen“. Ratten sind doch ohnehin schon ein Problem in der Stadt. Hat aus der Jury auch niemand mitgedacht?

    Die anderen Preisträger lasse ich außen vor, denn wenn das insgesamt die für gut befundenen Ideen in bzw. für Kleve waren, dann gibt es noch sehr viel Luft nach oben. Beim ersten Blick auf eines der von Herrn Daute hier eingestellten Bilder dachte ich, es handele sich um die Ausbildungsmesse. Roll-Up-Banner, Prospekte etc. – eine übliche Veranstaltung, aber kein Event. Letzteres wäre aber ratsam, damit das Ganze vielleicht auch Menschen mit wirklich guten, innovativen Ideen anlockt.

    Jetzt noch ein Blick zurück. Die Margarinehalle war im letzten Jahr ein Thema. Unter der Burg gibt es ganz eigene Vorstellungen davon, was entstehen darf. Ich könnte dort etwas wie den Gröninger Hof (altes Parkhaus) entwickeln: kleine Wohnungen in einer sozialen Wohnform, eingebunden in eine Innovations- und Kunstwerkstatt. Dummerweise steht die Margarinehalle aber im Cleefse Land, so etwas wie einer Sonder-Regierungszone von internationaler Wichtigkeit. Die Gesellschafter eines Zentrums im Industriegebiet wären mit einer fremden Kraft sicher nicht einverstanden, weil sie sich selbst ja als die Innovationsmaschinen der Stadt sehen. Mir fallen für dne Ort noch mehr Gegner ein.

    Was dort, an jener alten Produktionsstätte, entstehen darf? Wenn dabei mitverdient und Konkurrenz vermieden werden kann, darf es, wie ich hörte, langfristig etwas für Leiharbeiter sein? Der Raum würde dann getarnt im Schritt 1, Monteur-Wohnungen (eigentlich für Leiharbeiter) natürlich im Zusammenhang u.a. mit dem Aufbau einer Schau 2029 aufgebaut, um dann im Schritt 2 als Ferienunterkünfte während der Schau 2029 zu dienen und später renditeorientiert wieder an Monteure – oder sollte ich Leiharbeiter schreiben – vermietet zu werden? 4 Menschen pro kleiner Wohnung, 20 Wohnungen, 40 Euro pro Kopf und Nacht, 28 Nächte – na, dann warten wir mal ab.

     
  2. 1

    Eine schöne Veranstaltung, ein tolles Projekt hat den ersten Platz belegt! Doch die Platz 2 und 3? Kinder die mitmachen, möchte man nicht enttäuschen, klar das die einen Preis bekommen, dazu sieht es auf einem Foto der Preisverleihung gut aus. In der Projektbeschreibung sollten Klassenwände begrünt werden, im Pitch sollen die Begrünungen (im Internet bestellte Wandpflanzentaschen für 16 € und Pflanzen vom (Zitat:) „Inder“ ) sogar an Firmen verkauft werden und den Neubau des Schule schmücken. Das gießen der Pflanzen sollen dann Schüler oder Großeltern in den Ferien übernehmen. Den Grad der Innovation oder die Wahrscheinlichkeit der Realisierung darf man hinterfragen. Eine Studentin, die ein ähnliches Projekt vorstellte, wurde dazu kritisch befragt. Einen 3. Platz war es der Jury wert, dazu kam der Publikumspreis, bei dessen Übergabe, selbst von der Jury, die Rechtmäßigkeit des Wahlergebnisses in Frage gestellt wurde. Es gab eine starke Verwunderung über die hohe Anzahl der Stimmen bei der online durchgeführten Abstimmung.
    Um alle Altersklassen einzubeziehen ging der 2. Platz an eine Gruppe von Menschen im höheren Alter, die seit 2 Jahren von einem Ruhestand in einer Tinyhouse Siedlung träumen. Hört sich zuerst idyllisch und umweltfreundlich an, ein Mehrparteienhaus wäre jedoch ökologischer und in Kleve wäre dafür bestimmt ein Baugrundstück finden.
    Wie in den Ansprachen der Moderatoren erwähnt, wird eine Veranstaltung erst ab dem 3. Mal zur Tradition. Es bleibt, nach diesen Jury Entscheidungen, abzuwarten, ob sich Menschen mit innovativeren Ideen noch dazu motivieren lassen im nächsten Jahr teilzunehmen.
    Scheinbar wurde der Schwerpunkt bei der Jury nicht auf die fachlichen Aspekte gelegt, eher auf die Zusammensetzung der Teammitglieder.