Klever Birne: Heute neue Preise, aber was wurde aus dem ersten Vorschlag?

Einst das Herzstück der Klever Industrie, jetzt leerstehend und verfallend: die Union-Produktionshalle

Eine Schule wird dort neu gebaut, Wohnungen gibt es massenhaft und weitere entstehen, das Berufsbildungszentrum hat sich dort angesiedelt, ebenso eine Senioren-Wohnanlage, ein durch und durch florierendes Areal also, und mittendrin steht an der van-den-Bergh-Straße eine Ruine – die ehemalige Produktionshalle der Margarinewerke van den Bergh, Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet und über Jahrzehnte der Arbeitsplatz von Tausenden von Klevern, dort Magarine produzierten („Rama“).

Doch seit 2004 arbeitet in Kleve niemand mehr „op de Botter“, und das imposante und denkmalgeschützte Gebäude verrottet vor sich hin. Es bot Obdachlosen über Jahre hinweg die Möglichkeit, Feuerchen zu entfachen und war auch sonst Heimstatt für Vandalismus aller Art. Dass „Eigentum verpflichtet“, scheint dem Besitzer – wer immer es gerade ist, so genau weiß man das nicht – herzlich egal, und für Menschen mit Interesse an der Immobilie gibt es offenbar keine Handhabe, den Prozess des Verfalls aufzuhalten.

Die Natur erobert zurück

Das war, sagen wir mal, der Stand 2010, das war der Stand 2015, und das war auch der Stand 2020, 21, 22, 23. Dann geschah etwas. Die Stadt Kleve schrieb gemeinsam mit der Hochschule Rhein-Waal den Nachhaltigkeitspreis „Klever Birne“ aus, und den ersten Preis errang eine Studentin der Fachrichtung Nachhaltige Landwirtschaft, die den charmanten Vorschlag unterbreitete, das Objekt als Markthalle zu nutzen. Der etwas sperrige Name ihres Vorschlags: Marktgarine.

Oft zu Gast: die Klever Feuerwehr (Bild aus dem Jahr 2021)

Schon anlässlich der Preisverleihung berichtete kleveblog allerdings, dass die Idee nicht ganz neu sei, und dass einer Verwirklichung vermutlich die komplette Indolenz des Besitzers der Immobilie gegenüberstehe. Nun, da heute im Audimax der Hochschule Rhein-Waal die Preise für die zweite Runde der Klever Birne verliehen werden, ist vielleicht genau der richtige Zeitpunkt, um noch einmal an das Schicksal des ersten Preises zu erinnern – und bedauerlicherweise feststellen zu müssen, dass sich in den zwölf Monaten seitdem nichts, gar nichts in diese Richtung bewegt hat.

Schöne Fassade, viel Platz: Union-Fabrik, denkmalgeschützter Teil (Foto: Kleinendonk)

Das ist mitnichten der Preisträgerin anzulasten, die mittlerweile ihr Studium abgeschlossen hat, sondern in erster Linie den Eigentümern des Gebäudes, die erkennbar keinen Finger krumm machen. Das stimmt nicht ganz, für einiges Geld wurde die Immobilie vandalismussicher verriegelt und verrammelt.

Es ist zu hoffen, dass die heutigen Preisträger mehr Glück bei der Umsetzung ihrer Ideen erfahren dürfen – und zugleich, dass der denkmalgeschützte Bau inmitten der Klever Boomzone vielleicht doch noch einem Menschen zufällt, der etwas damit anzufangen weiß. Warum beispielsweise kauft Bernd Zevens, dem die Immobilie ab 2001 für einige Jahre gehörte, den Klotz nicht zurück? Dass er willens ist, seiner Heimatstadt einiges zurückzugeben, hat der mittlerweile in Zeuthen am See wohnende Unternehmer mittlerweile oft genug bewiesen.

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8 Kommentare

  1. 8

    Es besteht die Möglichkeit, das Gebäude in ein Ärztehaus umzuwandeln, da Kleve kürzlich eine große Praxis (Pelzer) verloren hat, die nur noch Privatversicherte und Selbstzahler behandelt. Ein Veranstaltungsort für Trödelmärkte und andere Märkte, wie z. B. für den Lebensmittelbereich, wäre wünschenswert, oder andere Veranstaltungen. Konzerte sollten jedoch ausgeschlossen werden, da diese für Kleve nicht rentabel wären. Macht etwas, wovon der normale Bürger etwas hat, und nichts für Studenten, die an Papas Portemonnaie hängen und glauben, dass sie wissen, was arbeiten bedeutet, weil sie jemanden kennen, der arbeitet, aber selbst Politiker werden wollen.

     
  2. 7

    @6
    Stimmt irgendwie alles…dann muss man weiter nach Nimwegen fahren…
    Echt schlimm hier am platten Niederrhein…nix für Jugend/Konzerte etc.

    Industrial Silence ist übrigens eine Platte von Madrugada…Indie

    Naja

     
  3. 6

    @4

    Was willst du denn mit einer „Konzerthalle“ im Umfang des Dornrosje in Kleve? Ich kann dir sagen was dann passiert:

    a. ) du wirst als erstes Probleme damit kriegen das Leute da überhaupt hin kommen, über den RE10 wurde bereits genug geläster, aber auch mit KFZ liegt Kleve so ziemlich am Hintern der Welt. Noch hinter Haminkeln… ins Dornrosje passen 1100 und 400 Personen, mit dem kleinen Saal gräbst du dem Radhaus mehr oder weniger das wasser ab, der große ist für Kleve zu groß und für große Bands zu klein. Selbst ne 2000-3000er Halle, in Kleve?

    b.) was zum nächsten Problem führt, wo sollen denn 2000 PKW parken? Kleve hat kein ÖPNV netz, die paar Niagbusse sind nicht der rede wert. Am Spoyufer? Ich weiss wie das ausgeht, plötzlich muss man immer Parkschein ziehen und das wird dann richtig teuer.

    c.) wirst du innerhalb von sagen wir 1 Tag die ersten Anwohnerbeschwerden über „Lautstärke“ haben, der Deutsche beschwert sich gerne. Da sind Wohnungen direkt um die Ecke, selbst wenn du eine Location komplett schalldicht macht, der Anreise/Abreiseverkehr wird toll…

    Gut der vorteil wäre natürlich wír könnten die völlig marode Stadthalle abreissen.

    Wunder das man sowas wie VNV Nation nach Kleve kriegt sind so selten, da kannst du bald einen Kreis Klever Feiertag rausmachen. Heavysaurus zählt nicht, die haben gefühlt schon an jeder Mülltonne gespielt.

     
  4. 5

    @3
    Mmuuuh, Herr Niederrheinstierhasser Thomas Beler! Sehr mmuuuhtmaßlich hat sich hier die Stadt Kleve veranlasst gesehen, in Vorleistung zu treten, mmuuuh, weil etwaige Zustellversuche von Rechnungen in Mülheim a.d. Ruhr und Umgebung an den vermmuuuhtlichen Eigner der Problemimmobilie vermmuuuhtlich überdurchschnittlich häufig fehlgeschlagen sind.

     
  5. 4

    Warum solch ein Industriebau nicht nutzen, man könnte was „feines“ draus machen. z.b eine Konzerthalle ( ala Dornrosje Nimwegen), oder kulinarische Fressmeile und Ärztehaus u.u.u. !
    Im Ernst…rein von der Außenfassade besteht doch ein gewisser Charme…
    Industriekultur halt… (siehe Duisburg/Oberhausen-Landschaftspark).

     
  6. 3

    Soweit es mit aus 2019 noch bekannt ist, war das Gelände immer in der Hand einer Gruppe von Geldanlegern aus dem Hamburger Raum. Hier dient die Immobilie denjenigen wohl zur Steuerlastminderung, da mit dem Besitz der Immobilie bestehend aus Produktionshalle und Gebäude ja pro Jahr hohe Verluste eingefahren werden.

    Solange also diese Gruppierung damit „Verluste“ erzielen kann, die wiederum gegen Gewinne aus anderen Geschäften gegengerechnet werden können, wird diese Anlegergruppe keine Notwendigkeit sehen diese Immobilie in dieser Lage von Kleve zu veräußern.
    Unsere deutsche Steuerpolitik macht solche steuerlichen Winkelzüge halt möglich.

    Mich würde ja mal interessieren ob der Stadt Kleve denn bekannt ist, wem diese Immobilie gehört? Denn dort musste die Stadt ja auch die Einsatzkosten der Feuerwehr in Rechnung bringen oder bezahlte das am Ende wieder mal nur der Steuerzahler?

    Auch müssen ja Handwerker die Eingänge nach den Bränden vermauert haben, auch diesen müsste bekannt sein wer der Auftragber für diese Arbeiten war!

     
  7. 2

    Das einzige, wofür dieser Schrottbau noch zu gebrauchen ist, ist als Recycling-Material zum Unterbau für die Ortsumgehung um Kellen zu dienen!

    Hiermit würde jedem einzelnen Bürger des Stadtteils deutlich mehr zugutekommen, als mit diesem heruntergekommenen, verfallenen, unansehnlichen, unwirtschaftlichen und wahrscheinlich auch inzwischen verkehrsunsicheren Schandfleck!

    Industriekultur hin, „Denkmal“ her.. dass sich selbst Mom nicht an dieses Projekt ran traut, liegt wahrscheinlich einzig daran, dass sich hier keine denkbare Perspektive bietet, den Bums irgendwie zu nutzen!