Wer Bruno Schmitz kennt, weiß, dass das Singen eine große Leidenschaft des Klever Kabarettisten geworden ist, und so konnte es nicht ausbleiben, dass die Dutzenden von Gästen, die sich am Samstag in Turm zur Jubiläumsfeier eingefunden hatten, schon am Mittag gemeinsam eine Lobeshymne auf den Aussichtsturm und das in der dortigen Gastronomie stattfindende Kulturprogramm anstimmen durften. Zur Melodie des „Bläck-Fööss“-Klassikers „En unserem Veedel“ sangen die anwesenden Freunde:
„Oben an der Kö-Allee, der Turm hoch über Kleef,
umgeben von Linden, wo wir uns finden,
is dat nich schön.
Ein Jugendheim für ahle Lück, dat is doch escht verrückt.
Zum Singe un Lache, zum Essen un Schwade,
jetzt jet et loss.
Wat och passeet, dat Eine es doch klor,
dat Schönste wat mir han schon über 100 Johr
es unser Türmschen.
Denn he hält man zosamme, ejal wat och passeet,
in unserm Türmschen.“
Das war vielleicht ein bisschen dick aufgetragen, passte aber gut zur Stimmung in der Runde, die sich am höchsten Punkt der Stadt versammelt hatte. Die, die da waren, kannten sich aus vielerlei Begegnungen im öffentlichen Leben der Stadt, und sie erhielten von Bruno Schmitz sogar noch eine kleine historische Vorlesung zur Geschichte des Turms, in der er mit viel Freude am Detail darüber berichtete, dass dort, wo heute der Aussichtsturm steht, früher die städtische Richtstätte war, an der 188 arme Seelen auf verschiedenste Weise vom Leben zum Tode befördert wurden.

Schmitz klärte auch darüber auf, dass die Brabanter Straße, die mehr oder minder auf direktem Wege van der Schwanenburg zum Klever Berg führt, früher Galgenstege hieß und die Erhebung selbst Galgenberg. Die Zeit der Strafvollstreckung am Turm endete erst 1690, als Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg und zeitweilig Statthalter in Kleve, die Aussicht auf dem Höhenzug schätzen lernte und deshalb verfügte, die vier Galgen zu entfernen und die Hinrichtungsstätte in die Nähe des Forsthauses Materborn zu verlegen.
Die gastronomische Zeit am Klever Berg begann erst relativ spät – und verlief dafür umso wechselhafter. 1892 ließ der Stadtrat und Bauunternehmer Ernst Ihne dort 1892 den Aussichtsturm auf eigene Kosten erbauen und schenkte ihn der Stadt. Sechs Jahre später eröffnete die erste Restauration dort, das heutige Gebäude wurde erst in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichtet und hatte schnell einen legendären Ruf – als „Café Hemd hoch“.
Damals war das Treiben dort also durchaus frivol, später wurde es auch noch kriminell – als dort Italiener das Restaurant „Il Nido“ betrieben und zugleich in Falschgeldgeschäfte verwickelt waren. 2010 schloss das Restaurant, danach verkam die Anlage, ehe Bruno Schmitz gemeinsam mit Mechthild Jansen, Barbara Jacobs und Jürgen Rother die Chancen des Objekts erkannten, es kauften und die Gastronomie neu eröffneten. Gleichzeitig renovierte die Stadt Kleve den Turm. Mittlerweile hat das Team gewechselt, neben Bruno Schmitz sorgt Reinhard Berens vom Kino für das Kulturprogramm, und Jürgen Gietmann (Ex-„Vinhos“) betreibt die Gastronomie.

Unter den Gästen, die sich am Samstag zum kölschen Jubiläum von 11 Jahren am Turm blicken ließen, waren mit Willibrord Haas und Jürgen Rauer auch zwei Mitglieder der früheren Verwaltungsspitze, die entscheidend dazu beigetragen haben, dass das Turm-Projekt von Schmitz verwirklicht werden konnte. Ex-Bürgermeister Theo Brauer wäre sicherlich auch gerne dabei gewesen, fehlte aber urlaubsbedingt. Dafür war sein Nach-Nachfolger Wolfgang Gebing da, ebenso gekommen waren Barbara Hendricks, Wilfried Röth (Sparkasse), Walter Heicks, Karsten Koppetsch (USK) und viele weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus vergangenen Jahren.
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Am kommenden Samstag, 20. Juli, setzt sich die Waldkino-Reihe am Turm fort. Reinhard Berens und Bruno Schmitz stellen zwei sommerlich leichte Überraschungsfilme zur Auswahl. Das Publikum entscheidet, welcher Film nach Sonnenuntergang gezeigt wird. „Die besondere Atmosphäre der Turm-Location im einzigen Waldkino der Republik, die köstlichen Kleinigkeiten aus Luis‘ Kochküche, das erfrischende Angebot der Getränke, all das macht das Waldkino zu einem aussergewöhnlichen Samstagabenderlebnis“, sind sich die Organisatoren sicher. Einlass ist ab 18 Uhr, Karten sind über www.zumturmkleve.de oder an der Abendkasse erhältlich.