Interessante Tendenzen bei den Anmeldungen zu den weiterführenden Schulen: Die Karl-Kisters-Realschule, die letzte verbliebende Realschule im Stadtgebiet, ist bei den Eltern so beliebt, dass Schüler abgewiesen werden müssen. 108 Schüler können für das kommende Schuljahr angenommen werden, die Schule verzeichnete aber 122 Eltern, die ihre Tochter oder ihren Sohn dort unterrichtet wissen wollten. Die Folge: 14 Schüler bekommen eine „Mitteilung über eine Nichtaufnahme“ und müssen sich einen neuen Platz suchen.
Bei den beiden Klever Gesamtschulen lässt sich an den Anmeldezahlen ablesen, welche gerade einen funkelnagelneuen Neubau bezogen hat und welche sich wegen der Kompletterneuerung gerade aus monumentale Baugrube präsentiert. Die Gesamtschule am Forstgarten verzeichnete bei 162 möglichen Aufnahmen exakt 165 Anmeldungen. Der minimale Überhang wird toleriert, allen Elternwünschen kann also entsprochen werden. Hingegen kam die Joseph Beuys Gesamtschule, die derzeit an drei Standorten in der Stadt unterrichtet (Backermatt, Ackerstraße, Gustav-Hoffmannallee), nur auf 79 Anmeldungen. 135 Schülerinnen und Schüler hätten aufgenommen werden können, also gerade einmal eine Quote von 59 Prozent. Gut möglich, dass die an der Realschule abgewiesen Eltern für ihre Kinder dort eine Zuflucht finden.
Ausgewogen sehen die Zahlen bei den beiden Klever Gymnasien aus: Das Konrad-Adenauer-Gymnasium (124 Plätze) verzeichnete 116 Anmeldungen, das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium (93 Plätze) 96. Auch dieser Überhang wird toleriert.
Insgesamt haben sich bis zum 08.03.2024 somit 578 Schülerinnen und Schüler an einer weiterführenden Schule im Klever Stadtgebiet angemeldet. 50 Anmeldungen von Schülerinnen und Schülern, inklusive Schülerinnen und Schüler aus den Gemeindegebieten von Kranenburg und Bedburg-Hau, stehen noch aus.
Der Überblick:
Konrad-Adenauer-Gymnasium: 124 mögliche Aufnahmen, 116 Anmeldungen,
Freiherr-vom-Stein-Gymnasium: 93 mögliche Aufnahmen, 96 Anmeldungen,
Gesamtschule am Forstgarten: 162 mögliche Aufnahmen, 165 Anmeldungen,
Joseph Beuys Gesamtschule: 135 mögliche Aufnahmen, 79 Anmeldungen,
Karl Kisters Realschule: 108 mögliche Aufnahmen, 122 Anmeldungen.
Einen ausführlichen Sachstandsbericht zum Anmeldeverfahren wird die Stadt Kleve im Schulausschuss der Stadt Kleve am 20.03.2024 geben.
@66er:
Kleiner Anfall von Oberlehrer (das passt aber ja zum Thema 😉 ):
Das Kürzel für die Schulform Gesamtschule ist GE. GS ist für die Grundschulen.
Allgemein:
Man muss es klar sagen, würde es nur Gesamtschulen geben, wäre der Mix abhängig davon, wie die GS unterrichten und Empfehlungen verteilen, wie der Einzugsbereich der Schulen ist, und wie diese Schulen ausgestattet sind (wobei nicht nur Technik, sondern auch engagierte Lehrer gemeint sind).
Auf der anderen Seite gibt es natürlich Schüler, die ohne wenn und aber auf einem Gymnasium richtig sind.
Daran anschließend lässt sich auch sagen, dass zu viele Schüler in den ersten beiden Jahren dann doch vom Gymnasium nach bis zu zwei Jahren Frust diese Schulform verlassen. Und dann oft zur Gesamtschule gehen. Nicht wirklich schön für diese Schüler (bezogen auf den Frust).
Den Eltern, die ihr Kind bei einer nicht entsprechenden GS-Empfehlung trotzdem auf dem Weg zum Abitur sehen, sei gesagt: der Weg an einer GE kann auch dahin führen! Der Weg mag manchmal etwas weniger direkt sein, aber sehr gute Leistungen gibt es auch unter diesen Schülern, und die Abiturklausuren sind dieselben! Und das vierte schriftliche Fach in der SekI ist nicht zwingend eine Fremdsprache, sondern auch ein anderes Fach, was auf mehr Interesse stößt. Sprachen kann man an der GE auch noch in Klasse 9 und in der EF beginnen (was bedeutet, dass man dann theoretisch, wenn man Englisch und als WP-Fach eine Fremdsprache nimmt) auf vier Sprachen kommen kann…und Sprachen sind auch immer wieder später der Grund für einen Wechsel vom Gymnasium weg…
@6. Erna von der Gruft
Ich verstehe und teile was sie sagen wollen zu 100%, aber ich möchte es noch etwas ergänzen. Wir brauchen Leute die mit Händen UND Kopf arbeiten können, auch im Handwerk und in anderen volkswirtschaftlich wichtigen Berufen. Eine Hochschulreife ist dabei bestimmt nicht schädlich aber auch nicht immer notwendig. Da liegt nicht unser Problem.
Problematisch ist jedoch die hohe Zahl von Schulabbrechern bzw. Abgängern ohne Abschluss. Laut Studie der Bertelsmann-Stiftung stagniert die Zahl der Jugendliche ohne Schulabschluss seit 2011 auf fast 50.000 pro Jahr. Zwei Drittel der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Schulabschluss erreicht haben, bleiben ohne Berufsausbildung. Die Arbeitslosenquote ist bei ungelernten Personen fast sechsmal so hoch wie bei Personen mit Berufsausbildung.
(https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2023/maerz/anteil-der-jugendlichen-ohne-schulabschluss-seit-zehn-jahren-auf-hohem-niveau)
Zu Beginn wurde bei Gesamtschulen auf die Drittelung geachtet und es konnte eine ausgewogene Aufteilung und damit Unterrichtsgestaltung erreicht werden. Mittlerweile geht die Tendenz zu „nehmen was man kriegen kann“ und zu Eltern die ihre Kinder etwas überschätzen. Gesamtschulen waren als Teil des dreigliedrigen Schulsystems eine komfortable Ergänzung und ideal für Spätzünder. Durch das Schließen von Hauptschulen wurden jedoch Auffangbecken immer nötiger und die Gymnasien sind hierfür eher ungeeignet, also geht es zur Gesamtschule. Dank ihrer guten Auslastung sind Realschulen nicht in der Not Schüler aufzunehmen deren Empfehlung sich nicht ausdrücklich auf diese beziehen. Wenn ich betrachte welche guten Leistungen meine Handwerker leisten, ich anerkennen muss dieses selbst mit viel Übung nicht so hinzubekommen könnte und dabei (aus der gemeinsamen Schulzeit) weiß das die heutigen Handwerksmeister ihre Allgemeinbildung auf Hauptschulen erlangt haben frage ich mich was mit der Gesellschaft los ist. Wir brauchen Leute die mit den Händen arbeiten können, dafür sind keine Hochschulreife mit LK Geschichte oder Schulkenntnis von mindestens 2 Fremdsprachen (wer kann mit den Sprachkenntnissen aus dem Unterricht eigentlich überhaupt die „erlernten“ Sprachen sprechen?) erforderlich.
@67er, so habe ich mal gedacht, bis unsere Kinder nach und nach auf der GS Forstgarten landeten, bzw. darauf bestanden, dort beschult zu werden.
Vorweg – ich weiß nicht, ob es an den sehr guten Lehrern und der Schulleitung dort liegt – aber die GS ist eine tolle Schulform. Das Problem liegt m.E. darin, dass es neben der GS überhaupt andere Schulformen gibt, zudem das gemeinsame Lernen schon nach der 4. Klasse aufgebrochen wird. Andere Länder mit deutlich besserem Bildungsniveau zeigen doch deutlich, dass eine GS mit gemeinsamen Lernen bis z.B. zur 8. Klasse klar im Vorteil sind.
Vor allem das Lernen extrem wichtiger Softskills wie soziale Kompetenzen, Teamwork und individuelles Lernen können dort bestens vermittelt werden. Unsere Kinder sind hier anderen Kindern von anderen Schulen nun klar im Vorteil, sind viel „größer“, selbständiger im Vergleich zu den Klassenkameraden aus der Grundschule, die sich für andere Schulen entschlossen.
Klar, das ist vl. auch individuell vom Kind abhängig, aber was ich so in den letzten Jahren alles mitbekommen habe, das Übernehmen von Verantwortung für schwache/benachteiligte Schüler, sensationell!
Inzwischen sehe ich die Trennung der Kinder nach der 4. Klasse, insbesondere die Verteilung auf diverse Schulformen, als eins der größten Probleme unseres Bildungssystems an. Das ist m.E. nicht mehr zeitgemäß.
Die Sozialindexstufe 2023 an der Joseph-Beuys Gesamtschule liegt bei 7 (von maximal 9).
Gesamtschule Am Forstgarten und Karl-Kisters Realschule = 5
Freiherr-vom-Stein Gymnasium und Konrad-Adenauer Gymnasium = 3
Ergo werden Kinder mit vorwiegend nichtdeutscher Familiensprache, aus dem Ausland und mit Förderschwerpunkten Lernen, emotionale und soziale Entwicklung und Sprache (LSE) an der Joseph-Beuys Gesamtschule beschult.
Ich kann jedes Elternteil verstehen, dass eine Beschulung unter diesen Rahmenbedingungen und bei diesem abschreckendem Wert verhindert.
…vielleicht emanzipieren sich Eltern aber auch von ideologisch geprägten Diskussionen und Präferenzen, die das Gesamtschulsystem als Heilsbringer unseres Bildungssystems propagieren…
Will sagen: In NRW sind wieder Tendenzen sichtbar, die Stärken des 3-gliedrigen Schulsystems wiederzuentdecken.
Übrigens: Die „Grünen- Kinder“ gehen doch eh alle zum Gymnasium- warum brauchen wir dann eigentlich noch Gesamtschulen (-;
Wegen dieses hohen Indexes qualifiziert sich diese Schule für höhere Fördergelder
aus Berlin für Brennpunktschulen. Damit könnten in naher Zukunft die Personalsituation und spezielle Angebote für SchülerInnen an dieser Schule sogar besser sein als an anderen. Das sollte man vielleicht auch bedenken.
Vielleicht gibt der Schulsozialindex der Joseph-Beuys-Gesamtschule Aufschluss, warum so wenige Eltern ihre Kinder dort anmelden?