Es heißt Klettertherapie: Zum Bouldern ins Krankenhaus

Patrick Richard, Leiter der Physiotherapie im St.-Antonius-Hospital Kleve, ist von den Möglichkeiten der Klettertherapie begeistert (Foto: KKLE / Thomas Momsen)

„Klettern macht Freude, ist sehr abwechslungsreich und beinhaltet viele komplexe Bewegungen.“ Patrick Richard, Leiter der Physiotherapie im Klever St.-Antonius-Hospital, schwärmt von den vielen therapeutischen Möglichkeiten. Und man fragt sich: Warum gibt es das nicht auch im Krankenhaus? Gibt es ab sofort – im St.-Antonius-Hospital Kleve.

Patienten profitieren von einer neuen raumgreifenden Kletterwand – und von der professionellen Anleitung durch das Team der Physiotherapie. „Bouldern“ sagt dazu der Experte. Höhenangst braucht man nicht zu haben, eine Sicherung durch ein Seil ist nicht erforderlich.

Klassische Anwendungsbereiche der Klettertherapie sind chronische Bewegungsstörungen oder Schmerzen, orthopädische Verletzungen und neurologische Erkrankungen. Wirbelsäule, Schulter, Hüfte, Knie oder Bandscheibe – Grenzen gibt es keine. „Die Klettertherapie ist sehr ganzheitlich und funktionell“, erklärt Patrick Richard. „Der ganze Körper wird genutzt.“

Es gibt auch Anwendungsbereich, die einem nicht sofort in den Sinn kommen: Therapeutisches Klettern ist eine geeignete Therapieform für ältere Menschen, um die Gedächtnisleistung und Bewegungsaktivität zu verbessern. Auch für Kinder: So hat sich die Klettertherapie in der Behandlung von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten, sensorischen Integrationsstörungen und Haltungsschwächen genauso etabliert wie bei Essstörungen, Lernschwierigkeiten oder Autismus.

„Therapeutisches Klettern verbessert die Körperwahrnehmung und Koordinationsfähigkeit“, fasst der erfahrene Phyiotherapeut zusammen. „Je nach Beschwerden setzen wir unterschiedliche Techniken ein. Wir machen vor allem Koordinations-, Ausdauer- und Krafttraining.“

Das im St.-Antonius-Hospital angewandte „Potsdamer Modell“ basiert auf Erkenntnissen aus dem Sportklettern, der Trainingswissenschaft und der Sporttherapie. „Wir steuern die Kletterbewegungen, die Therapieziele und die Belastung des Körpers durch die Wandneigung und die Position und Auswahl der Griffe“, so Richard. „Durch Wiederholungen und Pausen belasten wir wie im klassischen Training.“

Da in einer sogenannten „geschlossenen Kette trainiert“ wird – Arme und Beine haben über die Griffe und Tritte immer Kontakt zur Wand – ist das Training sehr gelenkschonend und kann somit schon in frühen Phasen der Rehabilitation eingesetzt werden.

Zum Therapieerfolg kommt die Freude. Denn vor einer Kletterwand steht man wie vor einem Ball. „Man möchte sofort loslegen“, weiß Richard. „Die Motivation ist im Gegensatz zu vielen klassischen Therapieformen sehr hoch. Der therapeutische Nutzen eben auch, das ist eine tolle Kombination.“

Verordnung vom Hausarzt

Die Klettertherapie im St.-Antonius-Hospital ist sowohl stationären als auch ambulanten Patienten zugänglich. Ambulante Patienten brauchen lediglich eine Physiotherapieverordnung vom Hausarzt (alle Kassen). Ist die Indikation zur Klettertherapie gegeben, kann sie ohne Einschränkungen als therapeutisches Mittel eingesetzt werden.

Weitere Informationen direkt bei der Physiotherapie des St.-Antonius-Hospitals: 02821 490-7240.

Deine Meinung zählt: