Jetzt! Jetzt soll, so Laschet, gehandelt werden. Echt jetzt?

Hat gut lachen: Coronavirus (Foto: RKI)
Hoffnungslos, aber nicht ernst, hieß es bei Billy Wilder

Echt jetzt?

Ein kurzer Scroll durch die Nachrichtenlage des Nachmittags ergibt, dass der aus Aachen stammende Berufspolitiker Armin Laschet in einem Regionalparlament gesagt hat, dass die Lage „ernst“ sei und „wir“ exakt „jetzt“ handeln müssten.

Ernst heißt für den Kreis Kleve, das zwei neue Todesopfer zu beklagen sind (Nr. 161 und Nr. 162), dass 40 Menschen in den Krankenhäusern behandelt werden müssen und dass die Inzidenz mittlerweile auf einen Wert von rund 140 hochgeschnellt ist. Damit ist sie höher als vor Ostern und gibt einen Vorgeschmack auf das, was möglicherweise noch kommen wird.

Viele von den „Wirs“, von denen Armin Laschet zu handeln eingefordert hat, wären wohl angesichts dieser Zahlen ohne große Umschweife zu Taten bereit. Hauptsache, es ist ein Ziel erkennbar, welches idealerweise vielleicht auch noch etwas konkreter vermittelt wird als mit einem Wortungetüm namens Brückenlockdown.

Allein, das Heft des Handelns liegt zum Beispiel bei Armin Laschet, bei dem es sich um einen Politiker handelt, dessen Mitarbeiter Andreas Pinkwart noch vor exakt sechs Tagen 14 Städte und Kreise in Nordrhein-Westfalen als Modellregionen für Lockerungen vorstellte. Gestern wurde das Projekt „verschoben“, was in diesem Fall wohl als Synonym für beerdigt verwendet werden kann.

Kommen wir zum „Jetzt“: In schöner Regelmäßigkeit haben uns in den vergangenen Wochen und Monaten sogenannte Ministerpräsidentenkonferenzen begleitet, in denen eine Vielzahl mehr oder minder begründeter Maßnahmen, Ausnahmen von Maßnahmen, Ausnahmen von Ausnahmen sowie in Aussicht gestellte Lockerungen verkündet wurden. Alles im Angesicht einer Pandemie, deren Gefährlichkeit seit nunmehr 15 Monaten bekannt ist. Im Wissen dessen, dass nach dem Rückgang im Sommer eine zweite Welle zu erwarten war. Und nun, während das Land auf den Höhepunkt der nunmehr dritten Welle zusteuert, soll „jetzt“ gehandelt werden?

Noch etwas genauer hingeschaut, hat Herr Laschet bisher nur seinen Wunsch Ausdruck verliehen, dass gehandelt werden möge. Das klingt nicht danach, dass er der Exekutive eines Bundeslandes vorsteht, in dem knapp ein Viertel der bundesdeutschen Bevölkerung lebt. Er könnte etwas bewirken, wenn er es wirklich wollte (allerdings war er wohl übers Wochenende sehr mit Fragen seines beruflichen Fortkommens beschäftigt).

Positive Nachrichten gibt es heute, wenn überhaupt, nur auf lokalem Niveau. Das Bundesgesundheitsministerium nämlich hat sich aufgrund zahlreicher Anfragen von in Deutschland arbeitenden Grenzpendlern und deren Arbeitgebern dazu entschieden, dass „abweichend von der Testverordnung“ auch Personen mit Wohnsitz außerhalb von Deutschland die kostenlosen Bürgertestung in Anspruch nehmen können. Gut, dass sich noch jemand an Europa als Ganzes erinnert hat. Man wird bescheiden.

In der Kavarinerstraße hängte die Geschäftsfrau Gaby Kreusch am Eingang ihres Ladenlokals „Geduldsfäden“ aus Wolle zum Mitnehmen aus. Es sieht so aus, als könnten noch viele davon ihre Abnehmer finden.

Psychologische Unterstützung aus dem Wollgeschäft (Foto: Yarndesign)

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15 Kommentare

  1. 15

    laut O-Ton aus einer TV-Sendung im DLF :
    Unser famoser Brücken-MinisterPräsident
    und ( endlich / momentan / wie lange wohl ? ) einziger
    KanzlerKandidaten-Kandidat der CD/SU
    hat mal wieder was gaaaannnz tolles erfunden :
    das exponentielle ImpfWakstum !
    Exponentielle Steigerungen kannten wir bisher nur von Infektionen :
    Wenn 1 erkrankter 2 andere ansteckt, diese zusammen 4 weitere und die dann wieder insgesamt 8 weitere . . .
    Nun also wird – so Laß’et – 1 geimpfter 2 andere impfen, diese beiden impfen 4 weitere, die impfen dann 8, . . .
    Impf, impf, hurra !
    Wozu noch HausÄrzte ?!
    wozu ImpfZentren ?!
    NobelPreis oder doch nur DummSchwätz ??

     
  2. 14

    Wie muss man sich die kolportierten „konstruktiven Gespräche“ zwischen Laschet und Söder vorstellen?

    Handy klingelt.

    S: Ja, Armin, hallo, ich sitz grad mit der Karin bei der Brotzeit… kann ich dich zurückrufen?
    L: Markus, natürlich, ich hab Zeit …

    S: So, Armin, nun können wir sprechen
    L: Ja, das müssen wir, Markus, die Lage ist ernst, wir müssen jetzt schnell Klarheit schaffen
    S: Da bin ich ganz bei dir, Armin
    L: Wir sollten das wie unter Freunden klären, sind beide lange im Geschäft, da hackt die eine Krähe ..
    S: Ach, Armin, ich seh das ganz entspannt. Egal, was kommt, wir bleiben Freunde
    L: Die Umfragen sollte man nicht überbewerten
    S: Na ja, Armin, so ganz drüber weggehen kann man auch nicht
    L: Ja, ja, aber damals hieß es auch, ich hätte gegen die Hannelore keine Chance
    S: Ja, die Hannelore, tragisch…
    L: Du könntest Außenminister werden
    S: Ach, Armin, so gern flieg ich nun auch wieder nicht
    L: Finanzminister?
    S: Mathe war nicht mein Lieblingsfach
    L: Dann such dir was aus
    S: Wie wär’s denn, wenn du Bundespräsident wirst, in der Linie von Rau…
    L: Für so was bin ich wirklich noch zu jung, Markus. Ich bin Parteivorsitzender und der natürliche Kanzlerkandidat der Union!
    S: Grundsätzlich ja, aber du hast ja diese Woche in Berlin gesehen, dass auch einige von euch das anders sehen
    L: Ach was, das war eine Momentaufnahme, das ficht mich nicht an. Die Kollegen sind wegen Corona schon ganz kirre. Ist ja auch kein Wunder…
    S: Armin, ein Wunder ist, dass wir noch reden müssen
    L: Markus, jetzt lass mal die Kirche im Dorf!
    S: Ich seh grad, der Alexander ist in der Leitung. Vertagen wir es auf morgen.

     
  3. 12

    Köln hat jetzt eine Ausgangsbeschränkung von 21 bis 5 Uhr eingeführt, die in der Nacht zum 17. April in Kraft tritt. Nur aus triftigem Grund darf man in dieser Zeit noch raus (Notfall, Arbeit, Tiere). Ich glaube nicht, dass es in Köln jetzt soziale Unruhen geben wird. Wo will man auch um die Zeit noch hin?

    Aber einige wollen offenbar bis zum Sommer warten, wenn es gar nicht mehr anders geht. In Sommernächten wirkt eine solche Ausgangsbeschränkung dann aber wie Stubenarrest.

     
  4. 11

    Im Bundestag verkaufen sie uns nun Schulöffnungen bis zu einer Inzidenz von 200 und keine Homeoffice-Pflicht als Notbremse.

    Unsere Regierung um Pontifex Laschet hat schon verkündet, dass sie dieses Gesetz brechen will, dass man sich an höhere Inzidenzen gewöhnen muss, die Alternative für Dumme pöbelt und FDP-Lindner erwägt Klage. Pandemiebekämpfung Fehlanzeige.

    Karl Lauterbach dazu:
    „Bei jedem dieser 300 Toten pro Tag stehen zum Schluss Kinder, Partner oder Eltern am Bett. Jedes mal geht eine kleine Welt verloren. Und wir reden über Spaziergänge nach 21 Uhr.“

    Das wird nicht klappen. Ich hoffe sehr, dass wir nicht erst wieder Bergamo-Bilder sehen müssen, bevor .

     
  5. 9

    Laschet hat sich am Wochenende sicher ein kleines Zeitfenster zum Nachdenken offen gehalten. Den Rest des WE wird er sich erholen müssen, so oder so. Also bitte, lasst den Mann doch mal in Ruhe.

     
  6. 8

    Natürlich nicht die Fifa, sondern die UEFA…

    Was Söder – Laschet angeht: Wenn Laschet ins Rennen geht, hat die CDU/CSU sich wohl für Baerbock (oder Habeck) entschieden.

     
  7. 7

    @Der Beobachter „Das Virus versteht nur eine einzige Sprache. Die Sprache der Entschlossenheit.“ Angela Merkel heute im Bundestag. Also jetzt gerade. Vielleicht beginnt morgen dann die Entschlossenheit. Ich würde allerdings vorher zur Sicherheit noch mal mit den Laschets und Söders dieser Welt konferieren, ob auch alle diese Sprache verstehen. Vielleicht ist eine nordrhein-westfälische Entschlossenheit anders geartet als eine Bundesentschlossenheit, von der wiederum eine Freistaatsentschlossenenheit in vielen Ausnahmefällen abweicht.

     
  8. 6

    @rd (5) über Ihren Beitrag muss ich jetzt erstmal nachdenken, aber nur ein paar Tage 😉

     
  9. 5

    102 neue Fälle heute, Inzidenz 150. Ich würde vorschlagen, jetzt was zu tun. Spätestens aber morgen. Also, zumindest morgen anfangen darüber nachzudenken, was man tun könnte. Ich meine ja nur, wenn nicht etwas Wichtiges dazwischen kommt.

     
  10. 4

    Aus strategischen Gründen sollten wir das sicherlich berechtigte Laschet-Bashing sofort einstellen. Wenn der Populist Söder erst einmal im Rennen ist, wird die Gesamtlage noch desaströser.

     
  11. 2

    Habe immer auf dem Zettel nicht gut, vielleicht auch schlecht regiert zu werden. Aber garnicht? Döcht all` neks.
    @rd In der Darstellung sehr gut den Ton getroffen, wie ich finde. Schon die nüchterne Beschreibung entblößt ihre Darsteller.

     
  12. 1

    Ich hab auch keine Geduld mehr. In Schleswig-Holstein soll wieder Urlaub möglich sein. Wissen die, was da auf sie zukommt? Die FIFA will zur EM volle Stadien, auch in München. EM?

    Und die Intensivstationen wissen schon bald nicht mehr, wo sie Leute unterbringen sollen.

    https://www.tagesschau.de/inland/spahn-wieler-121.html

    Was wäre, wenn Corona-Infektionen zu furchtbaren äußerlichen Symptomen führen würden (was glücklicherweise nicht der Fall ist)? Da wäre Laschet als Kanzlerkandidat wohl schon länger erledigt.

    Ich möchte, dass die Politik durchgreift. Jetzt.