Es fährt ein Bus nach nirgendwo

Nichts auf die Reihe kriegen als System

In diesen unruhigen Zeiten, in denen es vielleicht angeraten erscheint, auch einmal über grundsätzliche Einstellungen und Verhaltensweisen nachzudenken, beispielsweise in Bezug auf die eigene Fortbewegung, wird einem Nutzer der hiesigen Buslinien auch schnell klar, wie verrapsackt das gesamte System des Öffentlichen Personennahverkehrs ist, und wie bewusst es die Verantwortlichen dazu haben kommen lassen, ganz einfach, weil dieser Teil des Systems reserviert ist für die Verlierer.

Das fällt einem ein, wenn man beispielsweise in der Schnellbuslinie 58 der NIAG sitzt und sich wirklich nicht erinnern kann, wann man zuletzt auf eine funktionierende Haltestellenanzeige geblickt hat. Nein, sie funktioniert mit einer erschreckenden Häufig nicht, der Nutzer hat allerdings offenbar die beiden Zufallsoptionen „weißer Bildschirm“ und „Haltestellen ohne Worte“, die eingespielt werden. In Emmerich können zurzeit zwei Haltestellen wegen einer Baustelle nicht angefahren werden, die Information darüber erfolgt nirgendwo – was insbesondere die ausländischen Fahrgäste vor Probleme stellt, die sich unversehens am Bahnhof in Emmerich wiederfinden.

Wir sind noch nicht einmal im Regionalexpress 10 angelangt, dessen Fahrplan trotz einer zweistelligen Millioneninvestitionen jeden Tag aufs Neue entgleist (zuletzt berichtete ein Nutzer hier von einer Fahrzeit nach Düsseldorf von 4 Stunden), sodass Menschen, die aus beruflichen Gründen pendeln, auf Vorgesetzte angewiesen sind, die den Lauf der Zeiten und Verspätungen mit buddhistischer Milde quittieren.

Und dann kommt der Finanzminister einer marktwirtschaftlich orientierten Partei daher und verspricht den Autofahrern Rabattgutscheine, im direkten Griff aus der Staatskasse eines Landes, in dem es über Jahrzehnte praktisch nicht möglich war, jede Form des öffentlichen Verkehrs und des nicht-motorisierten Individualverkehrs auf ein akzeptables Niveau zu heben. Das musste jetzt einmal raus.

Deine Meinung zählt:

16 Kommentare

  1. 16

    @12 „Du meinst, es sollte ‚zur Sicherheit‘ alle 15 Minuten ein Zug fahren?“

    Also früher war das so.

    (Als zusätzlich noch Fernzüge und Güterverkehr fuhren)

     
  2. 15

    @12 rd Du meinst, es sollte ‚zur Sicherheit‘ alle 15 Minuten ein Zug fahren? Ich glaube, dann wird es noch komplizierter, all die Züge wieder einzufangen, die dann auf der Strecke rumgeistern oder rumstehen… leider

    @14 Benno So einfach ist das also. Na super.

     
  3. 14

    @ 12 rd: klar, das stimmt. Dienstag ging das Chaos auf das Konto von Vandalen, die wohl das Signalkabel zwischen Weeze und Kevelaer auf die Schienen gelegt haben. Der erste Zug hat es dann durchtrennt und ab da lief erstmal nichts mehr.

    Wie dem auch sei: hier im Blog ist auch festgehalten, wie die Strecke bedient wird, siehe NordWestBahnÄrgerProtokoll.

    Und es reiht sich alles nahtlos aneinander. Ich sehe keine Verbesserung, leider. Heute morgen lief es wieder einmal nicht rund 🙁

    Benno

     
  4. 12

    Allerdings kann selbst die beste Bahn nichts machen, wenn verstörte Menschen eine Steinmauer auf den Gleisen errichten, wobei die Frage gestattet ist, ob dieses Vorhaben nicht auch durch eine höhere Taktung der Züge verunmöglicht worden wäre. Wie dem auch sei, die Verspätungen und Ausfälle gestern gingen auf das Konto dieser Aktion. Der Zugführer, dessen Wagen mit der Mauer kollidierte, müsste mit einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert werden.

     
  5. 11

    Werhatsgesehen 9

    Ja, gut beobachtet. Das fiel mir letztens auch schon auf.

    Wir sparen, koste es was es wolle.

    Hauptsache, es ist alles gut dokumentiert.

     
  6. 10

    @5 Klepeter: „…In einem Zwischenbericht hat der Gutachter im Februar schon mitgeteilt, das der ÖPNV nicht weiter betrachtet werden soll, da sich Nutzerzahlen auf einem sehr geringen Niveau befinden“.

    Tja, wie Selbstkritisch ist die Verwaltung, der Verkehrsverbund? Bleiben wir beim Beispiel des RE10. Auf dem Papier eine super Anbindung, aber in der Umsetzung bzw. Zuverlässigkeit eine Katastrophe. Wer möchte schon fast regelmäßig einmal pro Woche irgendwo in der Pampa von Niederrhein für eine Stunde festsitzen und nicht weiterkommen, weil mal eben wieder die „Kinderkrankheit“ (Zitat: pro & NRZ-Bericht) ausgebrochen ist?
    Welcher Chef und Kollege ist so tolerant und sagt, obwohl das Geschäft noch geöffnet hat, machen Sie Feierabend, sonst stehen Sie lange an der Bushaltestelle und sind erst spät zu Hause (Beispiel Busverbindung nach Kranenburg-Mehr 18:16 Uhr letzter Bus nach Hause….)

    Wenn so ein Mist angeboten wird, hat keiner mehr Lust darauf, den ÖPNV zu nutzen. Dadurch kommen die niedrigen Nutzerzahlen und nicht, weil kein Interesse besteht. Die Verantwortlichen sind anscheinend Ihrer Verantwortung nicht bewusst, sondern suchen sich nur den bequemen Weg.

    Benno

     
  7. 9

    Der ÖPNV ist Augenwischerei!

    Auf meinen Strecken mit dem Rad sehe ich zahlreiche Busse, die mit „Dienstfahrt“, „–“ o.ä. durch die Gegend kurven.

    Da wird ein Bus ohne Fahrgäste von Goch nach Kleve beordert (der Günstigste der jährlichen Ausschreibung), um eine Tour von Kleve nach Emmerich zu bedienen. Anschließend fährt der Bus ohne Fahrgäste nach Goch zurück. Und dies ein paar Minuten, bevor eh schon ein Bus zur Personenbeförderung dorthin fährt.

    Wärend der Zeit auf dem Radweg sehe ich gefühlt 4 Linienbusse und 12 Busse mit „Nicht im Dienst“, „Kaffee“, „Dienstfahrt“ & Co.

    Logik????

     
  8. 8

    &Klepeter:

    Mehr Aufmerksamkeit erfahren die (Vorstände der) Verkehrsverbünde. Eigentlich weiß keiner so recht, wofür die gut sind.

    Ach ja doch: Gnadenhof für abgehalfterte Kommunalpolitiker aller Couleur.

    Ich wiederhole mich: ÖPNV ? Kostenlos ! Spart verschissen komplizierte Tarife, Fahrkartenautomaten und Kontrollen aller Art.
    Was wird denn tatsächlich an Fahrkarten Einnahmen generiert? Das kann Vater Staat auch gerne subventionieren und sich den ganzen Aufwand sparen.

    So wie es aussieht fällt gerade die Friedensdividende weg. Sonst hätte man das durch einen Kampfpanzer „Lurchi“ sicherlich schon finanziert gehabt. Schade.

     
  9. 6

    Wer mutet sich das zu?

    Sitze für 10-Jährige, zu Stoßzeiten vollgestopft, teilweise ungünstiges Verkehrsnetz, schlechte Abstimmung mit Bahn, Schulschluss etc., geringe Taktung und vor allem für gehbehinderte oder rollstuhlfahrende Passagiere eine Zumutung. Ich hasse diesen Satz „Sechs, setzen!“, aber besser als Note „mangelhaft“ verdient der ÖPNV in Kleve und Umgebung nicht. Die vielen Busfahrerinnen und Busfahrer machen einen tollen Job, leider machen ihnen und den Fahrgästen die Leute, die den ÖPNV gestalten und alle Entscheidungen treffen, einen Strich durch die Rechnung.

     
  10. 5

    @2. Rüdiger Weizenkeim: „wer nutzt die Busse …“

    Genau so sehen es auch die Verkehrsplaner. Die Stadt Kleve lässt gerade ein Mobilitätskonzept erstellen. In einem Zwischenbericht hat der Gutachter im Februar schon mitgeteilt, dass der ÖPNV nicht weiter betrachtet werden soll, da sich Nutzerzahlen auf einem sehr geringen Niveau befinden. Mobilitätseingeschränkte Personen ohne eigenes Auto finden im Konzept keine Berücksichtigung. Außerdem ist im Winter oder bei schlechter Witterung das Fahrradfahren kein Vergnügen.
    Meine Meinung: Der ÖPNV als drittes Mobilitätsstandbein darf nicht unberücksichtigt bleiben. Und da geht es nicht nur um Fahrplanoptimierungen. Auch die Netzstruktur ist weiter zu entwickeln und sollte sowohl die innerstädtische und die überörtliche Erreichbarkeit der Ziele ermöglichen. Und die Fahrpreise sollten sich auf einem Niveau bewegen, das sich auch sozial benachteiligte Personen leisten können. Gerne auch durch die KFZ-Steuer und Parkgebühren finanziert.

    Aktuell beklagen sich gerade viele über die Kraftstoffpreise. Wäre es gerade jetzt nicht mal die Gelegenheit, sich ganz konkret über die Alternativen zum Auto zu unterhalten? ÖPNV ist kein „nice to have“ – ÖPNV ist öffentliche Daseinsvorsorge zur Sicherstellung der Mobilität. Zur Not auch gegen die Autolobby!

     
  11. 4

    Ist die Anzeige eine Prognose/Warnung für die (unsere) Zukunft? Die Fahrt ins Nichts wird angezeigt, dazu die Farben im Hintergrund. Diese erinnern im oberen Teil doch stark eine eine Flagge…

     
  12. 3

    Hallooo, wir sind, endlich angekommen, im Jahr 2022, und nichts, angefangen beim ÖPNV, über Brücken, die total marode in der Landschaft stehen, über ein Gesundheitssystem, welches das Wort System, außerhalb der Kosten, nicht verdient, über Schulen in denen die Digitalisierung einen Siegeszug nach dem Anderen antritt, wo gleichzeitig auf Atom und Kohleenergie verzichtet wird, mehr wirklich funktioniert.
    Wir stellen nach und nach fest, dass wir, fast, nichts, was wir selber benötigen, herstellen und wundern uns, das Maskendebakel, oder eben die Energiekrise grüßen, mehr hinbekommen.

    Wir sind wohl Weltspitze, beim Regieren. 709 Abgeordnete sitzen im Deutschen Bundestag und schleppen Monat für Monat durchschnittlich 10.600.000 Euro, natürlich Netto, weg. Die wissen überhaupt nicht mehr was den Bürger wirklich bewegt.

    Und wir reden über einen Mindestlohn von 12,00Euro, oder über eine Grundrente, monatliches Einkommen 1.250Euro Alleinstehend, oder 1.950Euro bei Lebenspartnern oder Eheleuten. Zuschuss bis zu 418 Euro möglich.

    Bestes Deutschland aller Zeiten.

     
  13. 2

    Wer nutzt die Busse ? AAAA – -Ausländer, Auszubildende u. „Asoziale“ u. evtl. Alte. Also: Keine Lobby….