2G+ in der Gastronomie: Einerseits Holland, andererseits in Not

Stillleben, ca. 2022, unbekannter niederrheinischer Meister

Freitagabend, kurz nach sechs Uhr, Besuch im Restaurant Akropolis in Kleve. Wie macht sich die neue 2G+-Regelung in der Gastronomie bemerkbar? Wirt Kostas Tzes macht mit seinen Armen eine ausladende Bewegung in Richtung Gastraum: „Schau dich um! Solange der Lockdown in Holland anhält, werden wir nichts davon spüren.“

Schon am frühen Abend sind alle Tische besetzt, und die Worte, die zu einem herüber dringen, machen klar, dass es sind vor allem Niederländer sind, die sich große Grillplatten und Ouzo servieren lassen. Und Kostas Tzes muss sich erst einmal keine Sorgen machen, dass dieser Boom endet – die Lockerungen des Lockdowns in den Niederlanden betreffen nicht die Gastronomie, die voraussichtlich für weitere 14 Tage geschlossen bleiben muss.

Die Regeln sind kompliziert (Hof van Holland, Emmerich)

Deshalb auch in anderen Lokalen in Kleve das gleiche Bild: Das asiatische Restaurant Momi war voll besetzt, und vom Restaurant Zur Post an der Hagschen Straße wird berichtet, dass sich Niederländer dort sogar im Hotel einquartieren, um abends dort zu essen und anschließend nicht mehr nach Hause fahren zu müssen.

Auch samstags hielt der Ansturm aus dem Westen an, allerdings unter veränderten Vorzeichen. Im Café der Bäckerei Heicks bildeten sich lange Schlangen am Durchgang zu den Tischen, weil Chefin Sigrun Heinzel gewissenhaft die Einlasskriterien kontrollierte – mit dem Ergebnis, dass nicht jeder Platz nehmen durfte. 

Gewissenhafte Kontrolle: Bäckerei Heicks

Offenbar war vielen der holländischen Gäste – spontanen Innenstadtbesuchern – nicht bewusst, dass sich die Regeln geändert hatten. Teilweise präsentierten die Gäste aus dem Nachbarland gefälschte Papiere, was natürlich auch einen Platzverweis nach sich zog. Andere glaubten irrigerweise, dass das 2G-Bändchen, das den Besuch von Geschäften ermöglicht, ohne jedesmal aufs Neue kontrolliert zu werden, auch für den Aufenthalt in Cafés gilt.

Dort jedoch, wo die Niederländer nicht in Massen anbranden, sieht die Lage seit Donnerstag anders aus. „Wir sind alle in Habachtstellung“, sagt Thorben Schröder, Chef des Landgasthofs Westrich in Bedburg-Hau-Till und zugleich Vorsitzender des Gastronomenverbandes DEHOGA im Kreis Kleve. Er hat beobachtet, dass beispielsweise die Mittagstischsbesucher wegbleiben und aus Vorsicht größere Veranstaltungen abgesagt werden. „Auch spontane Besuche werden seltener“, so Schröder.

Die Rechnung ist einfach: Mit der 2G-Regelung konnten sämtliche vollständig geimpfte Personen gastronomische Betriebe aufsuchen, also derzeit rund 72 Prozent der Gesamtbevölkerung. Geboostert sind hingegen nur 45 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das heißt, die Lücke von 27 Prozentpunkten fällt als Kundschaft erst einmal weg, es sei denn, die betreffenden Personen lassen sich vor dem abendlichen Kneipen- oder Restaurantbesuch testen.

Das ist sogar in manchen Lokalen vor Ort möglich: Schröder hat für sein Landgasthof Schnelltests geordert. Für den Service werden den Kunden fünf Euro in Rechnung gestellt.

LösungGleichwohl war in vielen Klever Gaststätten zu beobachten, dass es abends ruhiger zuging. Die meisten Klever, die auf ein Bier vor die Türe gingen, waren bereits dreimal geimpft. Dass Gäste einen frischen Test präsentierten, kam er seltener vor. „Bei den jungen Leuten sind 80 bis 90 Prozent bereits geboostert“, hat Christa Feldkamp (Gasthaus Früh) beobachtet, „und bei den älteren Gästen ist es genauso.“

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass viele Menschen angesichts der steigenden Fallzahlen zurzeit in ihrem Ausgehverhalten zurückhaltender geworden sind und den Wirten die Einnahmen wieder einmal wegbrechen. „Der Tenor ist: Vollkatastrophe“, so Schröder. „Viele Gastronomen sehen ihre letzten Felle wegschwimmen.“ Schröder rechnet damit, dass viele seiner Kollegen erneut darauf angewiesen sein werden, staatliche Hilfe zu beantragen.

Deine Meinung zählt:

23 Kommentare

  1. 23

    @22
    mal in Ruhe lesen was SIE da geschrieben haben.
    Sie widersprechen sich etwas in der eigenen Aussage.

    Stimme Ihren aber dazu. Wie ich schon sagte, Regelbrecher gibt es überall.

    Die Nationalität kann man in Ihrem Beitrag auch auf deutsch ändern.

     
  2. 22

    @ 20 : geh zum Griechen und du wirst deine Aussage sehr kritisch überdenken, Ausnahmen bestätigen die Regel, ich habe tatsächlich auch schon Niederländer gesehen, die über ihre eigenen Landsleute den Kopf schütteln. Sind ganz gewiss nicht alle gleich, aber die schlechten fallen leider immer auf. Durch 2G plus hat sich einiges gelichtet, man sieht viel mehr vernünftige Holländer, die sich wirklich gut und vernünftig verhalten

     
  3. 21

    @20: Ja! Und sorry, es ist leider so wie beschrieben. Und nein, ich fahre nicht gerne nach NL. Heute Abend noch einen Restaurantbesitzer gesprochen, der wortwörtlich sagte: ich habe die Türen abgeschlossen und den Telefonstecker rausgezogen. Ich sage es nochmal: wenn man sich an die Regeln hält, alles gut. Aber das ist eben nicht der Fall

     
  4. 20

    @Gast Beitrag Nummer 14

    Halten sich den die deutschen ALLE an die Regeln? Denke gibt überall Menschen, in jeder Nation/Gesellschaft, die sich nicht an die Regeln halten.

    Aber Sie fahren bestimmt gerne nach NL, und dann denken Sie bestimmt, JEDER Niederländer kann/versteht deutsch. Wir sind Gast in dem Land, dann passt man sich an.

    Dem umgekehrt, passen sich mehr NL bei uns an, als wir deutschen in NL.
    Mal drauf achten 😉
    Habe NICHT geschrieben alle 😉

    Den der Niederländer bestellt ehr Kaffe als der dt. Friet 😉

     
  5. 19

    @ 12 & 14 – leider stimmen diese Beschreibungen nur zu gut… laut, frech und rücksichtslos, dazu noch sehr rüpelhaftes und wenn dieses Klientel dann auf Abstand und Maskenpflicht angesprochen wird geht es erst richtig los….
    „Gemütlich essen gehen in Kleve“ und Umgebung hat sich leider erledigt… Dafür ist mir „Essen gehen“ zu teuer…

    Und für diejenigen (das gilt jetzt auch natürlich für die Deutschen und alle anderen Bevölkerungsgruppen) die sich mit gefälschten Impfausweisen versuchen Zutritt zu Restaurants zu verschaffen habe ich NULL Verständnis. Denen muss eigentlich mehr passieren als nur ein Platzverweis oder Hausverbot… aber auch das ist der Politik und den Behörden offentischtlich völlig egal…

     
  6. 18

    Nach langer Anschauung und anfänglicher NL-Euphorie halte ich Oberflächlichkeit für eine weit verbreitete Eigenschaft im Nachbarland. Das ist oft angenehm, weil sie manches dadurch lockerer sehen bzw. gar nicht wahrnehmen. Es befreit uns Deutsche bei Besuchen von der Schwere des Deutschseins. Aber mir würde mittelfristig die deutsche Schwere und Ernsthaftigkeit fehlen. Ich fahre gerne mal nach Holland, aber auch gerne wieder zurück. Da gäbe es andere Länder, in denen längere Aufenthalte vorstellbar wären.

    Habe aber Lieblingsorte in NL: Bergen/Bergen aan Zee und Utrecht. Und De Hoge Veluwe Park.

     
  7. 17

    14.) Sentimental Journey 😥 MIt Holländern feiern bis der Onkel Doktor kommt ,erste Sahne. Den Rest kann sich dann jeder selber aussuchen. Und Toleranz ,sie sind sicher nicht tolerant, SCHWACHSINN ,nie gewesen, sie sind in hohem Masse gleichgültig. “ Daar heb ik sheit (💩 ) aan “ ist ihre Philosophie 😎 Aber wie sagt der begnadete Klever Philosoph ..da haste auch söne +söne . 😁🍻

     
  8. 16

    Lieber Herr Gebing, ich bin enttäuscht. Große Worte können Sie, Taten leider nicht. Herr knickrehm hat Ihnen einiges voraus, bei ihm ist es gegenteilig, er braucht keine großen Worte für Taten.

     
  9. 15

    Lieber Bürgermeister, liebes Klever Ordnungsamt, wo seid ihr, wenn man euch benötigt? Kontrolle??? Nehmt euch ein Beispiel an der Stadt Goch! Nichts macht ihr, außer eure Hilfsarbeiter raus zu schicken, die keine Ahnung haben. Lasst euch vom knickrehm mal Nachhilfe erteilen!

     
  10. 14

    Liebe Holländer, ich war und bin ein toleranter Mensch,
    aber inzwischen: […] Ihr haltet euch an nichts, keine Regeln, weder in Geschäften noch in der Gastronomie, werdet ihr ermahnt, dann kommt entweder Dummheit oder Frechheit oder beides zum Vorschein. Komplette Ignoranz, Hauptsache ihr könnt einkaufen und fressen. Null Toleranz, null Rücksichtsnahme. Klar freue ich mich, wenn ich mir eure tollen Handy – Videos in voller Lautstärke am Nebentisch mit anhören muss. Für mich ist dieses Land gestorben.

     
  11. 13

    Mal zur Info, die Gastronomie in NL darf zum abholen öffen bis 20 Uhr.

    Und das sind Niederländer, keine Holländer, Ihr Ostfriesen 😉

     
  12. 12

    Als jahrelange Stammgäste sind wir immer sehr gerne zu Kostas gegangen. Nicht nur meine Familie sondern auch eine Männertruppe hat sich dort regelmäßig getroffen, um sich von den freundlichen Mitarbeitern mit Essen und Getränken bedienen zu lassen. Anschließend haben wir dann meistens auch noch die Gaststätte in der Gasthausstraße besucht, wo man leckeres Bolten bekommt.
    Seit einigen Wochen meiden wir jedoch „unseren Griechen“, und zwar seitdem unsere westlichen Nachbarn ca. 90 Prozent der Kunden stellen. Bekanntlich sind viele Niederländer sehr laut und nehmen kaum Rücksicht auf die Nebentische usw…… es ist mal so richtig ungemütlich dort und wir warten darauf, dass die Fritttenbuden pp. in Nimwegen und Umgebung wieder öffnen.

     
  13. 11

    Bin am vergangenen Samstag gegen 23:00 Uhr stadtabwärts bis zum Kronprinzen gelaufen inkl. Links/Rechtsschlenker. Fazit: Lokalitäten voll wie selten
    Marställchen/blauer Himmel – sah beides sehr gut besucht aus
    in der Fußgängerzone überall Leute unterwegs
    Gashausstraße: Zentrale, Früh, Le Journal – alles gut besucht
    Biertönnchen etc. auf dem Weg – alles gut besucht
    Kronprinz ebenfalls sehr gut besucht

    gefühlt stellt sich ein Nachholbedarf ein. Es war für einen normalen Samstagabend in Kleve ungewöhnlich viel los! Auch ohne Niederländer (die hatten u.a. das Akropolis fest im Griff)

     
  14. 10

    Ja sehr gut für unsere Gastronomen im Grenzgebiet. Die Holländer füllen die Kassen, aber die fahren leider auch nicht bis nach Dortmund. Bei denen sieht es ganz anders aus.

    Gibt es dann bald auch Soli Zuschlag für die deutschen Unternehmen welche nicht das Grenz-Privileg haben? Ich glaube ja insgeheim, dass die nur schlecht wirtschaften, aber das sind nur Vermutungen.

     
  15. 9

    Spinn ich oder habe ich das gestern schon wo gelesen ^^ ?

    Dat Pilsken verwirrt mich. Das erste Foto ist gemein. Auch ich habe die Unterstützung der Gastronomen reduziert und wenns Auge dann ein nahezu perfekt Gezapftes erblickt … wenn das jetzt noch perlen würde… Wuser. Das man Bierchen (stellvertretend für Geselligkeit) so vermissen kann… eigentlich ja auch ganz schön dass das nach 2 beispiellosen Jahren noch so ist. Trotzdem Themawechsel.. fühle mich gerade wie in der Wüste 🙂

     
  16. 8

    Ich halte die Gastronomie aufrecht, indem ich bei Gastronomen meines Vertrauens und wo ich gerne esse, bestelle und abholen geh. Eine win win Situation praktisch. Gleichwohl freue ich mich, wenn ich dort auch mal wieder verweilen kann ohne das ganze Bramborium. Ganze Familie ist zwar durchgeimpft und geboostert aber da bleib ich momentan doch lieber zuhause.Den Gastronomen wünsche ich natürlich gut durchzukommen, wie auch allen anderen kleinen Geschäften und Selbstständigen.

     
  17. 6

    “ Teilweise präsentierten die Gäste aus dem Nachbarland gefälschte Papiere, was natürlich auch einen Platzverweis nach sich zog. “
    Auf solche ‚Gäste‘ kann man gut und gerne verzichten, auch zu Pandemie-Zeiten. Diese kommen mit dem lediglich erteilten Platzverweis viel zu glimpflich weg.

     
  18. 5

    Traurig, traurig für die Gastronomie!!! Ich selbst halte mich auch mit gastronomischen Besuchen zurück, man muss es ja nicht provozieren mit der Ansteckungsgefahr, trotz 3 facher Impfung und so weiter. Ich hoffe für alle Gastronomen, dass sie durchhalten können und es in absehbarer Zeit wieder Spaß machen wird rauszugehen.
    Haltet bitte durch, ich drück die Daumen!!!

     
  19. 4

    Inflation; steigende Heizkosten; scheint ja alles, kein Problem darzustellen. Im Le Journal Kleve z. B., waren nach 0.30 Uhr am Fr. & Sa. sehr viele Gäste da, lt. Beobachtung. Das Geld scheint ja bei den Leuten, ziemlich locker zu sein.

     
  20. 2

    „vom Restaurant Zur Post an der Hagschen Straße wird berichtet, dass sich Niederländer dort sogar im Hotel einquartieren, um abends dort zu essen und anschließend nicht mehr nach Hause fahren zu müssen“

    Nee, oder? Teures Essen…

     
  21. 1

    Best Beer ever ! DAUMEN HOCH Emoji .Darum unumstrittenes Meisterwerk für den durchtrainierten Freizeitalkoholiker. 2 X Applaus Emoji