Zwei Jahre der Geduldige, jetzt Prinz Jürgen der Glanzvolle

Jürgen Kalkes kann endlich sein Prinzenkostüm anziehen

Warten. Mit den Fingern auf die Tischplatte trommeln. Blätter vom Kalender abreißen. Und manchmal hochgehen ins Schlafzimmer und das dort an die Tür gehängte Prinzenkostüm, 7000 Euro teuer, betrachten und sich fragen: Wann kann es endlich benutzt werden?

Die Antwort lautet: gestern.

Seit gestern ist Jürgen Kalkes, Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft Schildbürger, das neue Narrenoberhaupt in Kleve, feierlich vorgestellt in der Materborner Mehrzweckhalle. Aus dem Geduldigen, der erleben musste, wie zwei Sessionen komplett ins Wasser fielen, wurde vor hunderten von feierhungrigen Klever Prinz Jürgen der Glanzvolle, der mit dem Motto: „Endlich wieder Hand in Hand, mit klarer Sicht durchs Kleverland!“ durch die Säle und Straßen ziehen wird.

Lange hatte Kalkes auf diesen Moment warten müssen. Im Magazin Der KLEVER (Dezember-Ausgabe 2021) ließ Kalkes, damals wieder einmal im Wartestand, in seine Seele blicken. Hier der Bericht:

Hausbesuch bei Jürgen Kalkes an der Merowingerstraße. Auf dem Küchentisch liegt die Zeitschrift Deutsche Fastnacht, das Fachmagazin des Bundes Deutscher Karneval. Mehr erinnert nicht an Karneval, und das sollte eigentlich ganz anders sein.

Vier Jahre ist es nun her, dass Kalkes gemeinsam mit seiner Familie den Entschluss fällte, Klever Karnevalsprinz zu werden. Schon seit Jahrzehnten ist die gesamte Sippe im Karneval aktiv, zum Beispiel zogen sie, alle als Teletubbies verkleidet, als Fußgruppe bei den Umzügen mit. Und Günter Kalkes, der verstorbene Bruder von Jürgen, hatte es zu Lebzeiten bereits prophezeit: „Wenn einer von uns Prinz wird, dann du, Jürgen!“

Es wurde sein Lebenstraum. Wenn auf der Prinzenvorstellung in der Materborner Mehrzweckhalle das Lied „Ach wär ich nur ein schmucker Prinz“ erklang, hatte Jürgen Kalkes regelmäßig das Wasser in den Augen stehen. Doch als er im Kreise der Familie die Pläne bekannt gab, waren seine Söhne Dominik und Dennis zunächst dagegen, anders als Tochter Kimberly, die selbst im Karneval aktiv ist. Kalkes musste Überzeugungsarbeit leisten, mit Erfolg. „Heute freuen sie sich“, sagt er.

Für die Session 2020/21 erhielt er den Zuschlag. Damals gab es Corona noch nicht. Dann kam die Pandemie, dann die Absage der kompletten Session, und alles, was Jürgen Kalkes von seinem Lebenstraum zu bleiben schien, war ein schön produziertes Video, in dem er einen Tanzmariechen die Absage erklärte.

Am 11. November des vergangenen Jahres veröffentlichte das Klever Rosenmontags-Komitee das  Video, in dem das enttäuschte Mädchen am Narrenbrunnen den lediglich mit einem roten Blouson bekleideten designierten Karnevalsprinzen Jürgen Kalkes fragt: „Aber Jürgen, wo hast du denn dein Kostüm gelassen?“

Der so angesprochene Mann antwortet traurigen Blicks: „Leider können wir den Karneval in diesem Jahr nicht so feiern, wie wir es alle gewohnt sind. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Vielleicht können wir im nächsten Jahr am elften Elften unseren gemeinsamen Karneval wieder zusammen feiern.“

Ende August zerplatzte dieser Wunsch wie eine Seifenblase. Schon frühzeitig entschied sich das Klever Rosenmontags-Komitee, alle Veranstaltungen für die zweite Session in Folge abzusagen. Damals fanden viele, diese Entscheidung sei zu früh gefällt worden. Heute wirkt es wie weise Voraussicht.

„Ich war der Erste, der dafür war“, sagt Jürgen Kalkes. Die Entscheidung fiel im Wohnzimmer des KRK-Vorsitzenden Frank Konen, und sie fiel einmütig. Kalkes: „Irgendwann siegt der Verstand.“

Wenn er Prinz ist, dann möchte er es auch krachen lassen. „Meine Garde ist eine tolle Truppe, das sind alles Malocher, und es sind viele neue Leute dabei, die hätten keinen halben Kram verdient.“ Ein Besuch im Altenheim, mit FFP2-Maske, mit Sicherheitsabstand und ohne Bützchen – so kann sich Kalkes Karneval beim besten Willen nicht vorstellen.

Also lieber auf die Session 22/23 warten. Und als Prinz Jürgen der Geduldige in die Klever Geschichte eingehen. „Heiraten kannst du zehnmal“, sagt Kalkes. „Aber Karnevalsprinz, das bist du nur einmal im Leben.“

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5 Kommentare

  1. 5

    Nun wo eeh alles wumpe ist, sollten wir feiern. Wer dafür ist Hand hoch bitte. Ich sehe meine Hand. Damit ist es einstimmig beschlossen

     
  2. 4

    Was lange währt, wird endlich gut…
    …auch wenn ich kein Karnevalist bin wünsche ich Allen, die es nötig haben, eine jecke Zeit. Hoffentlich wird die nächste Welle nicht so groß, wie die z.B. in München während bzw. nach dem Oktoberfest entstand…
    Helau

     
  3. 3

    ?? Jürgen ! Geduld ,Langmut ☝? eine beneidenswerte Tugend ! Es sei Dir die Beste Klever Session EVER gegönnt.? ?