Wie läuft das so mit den Impfungen? Im rheinischen Vergleich steht Kleve top da!

Die Meldungen wechseln wie das Wetter: Eben noch wird bekannt, dass in den USA der Impfstoff von Johnson & Johnson pausiert wird, dann kommt gerade die Nachricht, dass Biontech für Europa bis Juni 50 Millionen zusätzliche Dosen liefern wird. Nach wie vor steht das Angebot der Bundesregierung, dass bis zum Ende des Sommers jeder Bundesbürger ein Impfangebot erhalten haben soll (Angebot, nicht Impfung, aber immerhin).

Doch wie sieht es konkret aus, was läuft im Wunderland und was in den Arztpraxen? Darüber liefert eine Aufstellung der Ärztekammer Nordrhein genaue Aufschlüsse. Und, wer hätte das gedacht?, der Kreis Kleve steht im landesweiten Vergleich sehr gut da. Noch besser: Die bekanntlich angestrebte Herdenimmunität, die nach Schätzungen erreicht ist, wenn 80 Prozent der Bevölkerung geimpft worden sind, ist bei einer Projektion auf Basis dieser Tabelle schon in 77 Tagen erreicht! Das wäre bereits Ende Juni.

Die Tabelle – hier verlinkt: Impfungen – zeigt zum einen, dass bisher 58.299 Erstimpfungen im Impfzentrum erfolgten und weitere 3122 in den Arztpraxen des Kreises Kleve. Das bedeutet, dass immerhin 19,7 Prozent der Einwohner bereits einen gewissen Schutz genießen (und 5,5 Prozent einen vollständigen). Im Vergleich mit den anderen Kreisen und Städten in der Region Nordrhein befindet sich der Kreis damit auf dem vierten Platz. Besser sind nur noch Bonn (21,8 Prozent Erstimpfungen), Mülheim (19,9 Prozent) und Remscheid (19,8 Prozent).

Grundsätzlich sind die Unterschiede relativ gering, was auch nicht anders sein kann, wenn in jeder Region in Relation zur Bevölkerungszahl die gleichen Kontingente verteilt werden. Die meisten Städte und Kreise liegen bei den Erstimpfungen so um die 17-19 Prozent, es gibt allerdings auch Ausreißer nach unten: Schlusslicht ist der Rhein-Sieg-Kreis, dessen Erstimpfungsquote laut der Tabelle nur 14,0 Prozent beträgt, nur wenig besser ist Mettmann (14,2 Prozent).

Das beste an der Aufstellung ist aber, dass offenbar zurzeit täglich 2500 Erstimpfungen verabreicht werden. Dies zeigt der Vergleich zum Vortag (steht nicht mehr online). Jetzt kommt ein wenig Konjunktiv, aber der bringt immerhin das Licht am Ende des Tunnels. Also: Würde in diesem Tempo an sieben Tagen je Woche geimpft und stünde – was zu hoffen ist – tatsächlich dauerhaft ausreichend Impfstoff zur Verfügung, wäre die magische Marke von 80 Prozent Erstgeimpften immerhin schon Ende Juni erreicht.

Die aktuellen Infektionszahlen indes trüben dieses optimistische Bild ein wenig. Die Inzidenz steigt nach dem Osterrückgang beständig und liegt in der kleveblog-Tabelle, deren Daten aus nicht erklärbaren Gründen leicht von denen des Kreises bzw. des Landeszentrums Gesundheit abweichen, nun schon den vierten Tag in Folge über 100. Gäbe es die „Bundesnotbremse“ schon, wäre sie gestern in Kraft getreten, mit der Folge, dass alle zaghaften Öffnungen zurückgenommen werden müssten. Außerdem fordere die Pandemie ihr 160. Todesopfer, eine Person (ca. 80 Jahre alt) aus Goch.

Hier die aktualisierte kleveblog-Tabelle: Gesamtüberblick Corona Kreis Kleve

Weitere Ergänzung: Das Corona-Info-Board der Stadt Goch führt auf, wie sich die jeweiligen Zuwächse sich auf die 16 Kommunen des Kreises verteilen. Hier der Link: Corona-Info-Board.

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6 Kommentare

  1. 6

    Beim Arzt heute ein Gespräch (am Tresen/Patient-Krankenschwester) aufgeschnappt :-)“ Wir wissen nicht wieviel Dosen wir nächste Woche bekommen, Frau so und so !?“.
    Es scheint weiterhin ein Dilemma zu sein. Dafür laufen die Testzentren aber wie „geschnitten Brot“-am EOC jedenfalls, war es gar nicht so leicht, in die Postfiliale /Apotheke zu kommen. Ich frag mich da, warum die Schulen Probleme haben genügend Tests zu bekommen (Zulieferung) um die Kidds zu testen (was ich als richtig ansehe-alle oder keiner) aber zum shoppen scheinen genügend da zu sein ?
    Mittlerweile müßte jedem doch klar sein, dass Testen die Pandemie nicht aufhält und lediglich ein Mittel zu sein scheint, um das „normale Leben“ aufrecht zu erhalten (Einkaufen/Shoppen/Besuche)-während viele andere arbeiten und hoffentlich auch demnächst „getestet“ werden „sollen/müssen“. Denn um 10 Uhr morgens sind die meisten bei der Arbeit und nicht im Testcenter, dieses ist zumindest mein „Eindruck/Gefühl“.
    Gut, wer sich testen lassen will, soll es machen, für mich nur eine „Momentaufnahme mit halbgarer Aussagekraft“!

     
  2. 5

    Lieber „Klever“, ich gebe Ihnen absolut Recht, dass die Impfungen überbürokratisiert werden.
    Was dieses andauernde Apotheken-Bashing betrifft, möchte ich jedoch kurz mal nachhaken:
    Seit über einem Jahr holen wir für unseren Gesundheitsminister die Kartoffeln aus dem Feuer.
    Wir stellten nachts Desinfektionsmittel aus Alkohol von Destillerien im Kreis her, besorgen dazu, privat dauergoogelnd, aus den unmöglichsten Quellen Abfüllmöglichkeiten, „springen“ zur mittlerweile 3. Maskenverteilaktion, weil es keine andere Institution binnen 2 Tagen schafft.
    Wir besorgten containerweise mit Vorkasse Masken, jetzt Tests und haben tatsächlich für eine der Aktionen dann 6€ erhalten, die zweite wurde uns über Nacht und ohne Ansage auf 3,80€ gekürzt.
    Viele von uns sind seit Anfang Februar in ihrer Freizeit in den Impfzentren tätig oder stellen Personal zur Verfügung (ich bitte auch da mal auf die Vergütung der Ärzte im Vergleich zum pharmazeutischen Personal zu schauen, welches mehr als DOPPELT so hoch ist).
    Derweil verfallen unsere Lager, weil auf Grund der Desinfektions- und Maskenpflicht niemand mehr „normal“ krank wird.
    Seit letzter Woche sind wir nun ungefragt mit der Impfstoffbeschaffung für die Praxen beauftragt.
    Es ist ein riesiger Verwaltungsaufwand, den wir zwangsweise für 5,89€ (ja, Sie haben es richtig gelesen) pro Vial=Fläschchen erbringen müssen.
    Macht also ca 23,56€ Umsatz (der ja wie wir alle wissen nicht gleich Gewinn bedeutet) für uns pro Praxis, wenn dieser 4 Vials zugesprochen wurden.
    Dafür „kassiert“ der Arzt, den wir in der Regel noch auf unsere Kosten in das Procedere der Rekonstitution des Impfstoffes einweisen sollen, 20€ pro Spritze. Das macht bei 2x Astra Zenica = 22 Spritzen plus 2x Biontech =12 Spritzen also 680€ im Vergleich zu 23.56€. Noch Fragen?
    Dennoch weiss ich, dass man heute mit keiner Hausarzt-Praxis mehr Reichtümer erwirbt, aber dieses ewige „Gehacke“ zwischen den gleichwertigen akademischen Berufen sollte in Zeiten, in denen wir alle gemeinsam gegen die Pandemie kämpfen, ein Ende haben. Ärzte und Apotheken kämpfen an vorderster Front unter grösster Ansteckungsgefahr, wobei das Apothekenpersonal bis heute nicht priorisiert geimpft wird, so lange man kein offizielles Test-Zentrum betreibt, aber das ist noch eine andere Geschichte…

     
  3. 4

    @rd Ja, also ungefähr 5 Millionen in Deutschland, die mit erster und zweiter Dosis geimpft werden können.

     
  4. 2

    Es bleibt abzuwarten wie die Arztpraxen mit den Impfungen weiterverfahren. Wie in vielen Bereichen Deutschlands hat unsere überbürokratisierte Laienregierung es auch hier geschafft den Prozess mit unnötigen hemmenden und zeitraubenden Maßnahmen zu versehen. Das die Arztpraxis nicht weiß, wieviele Impfdosen sie in der nächsten Woche bekommt ist da das kleinste Problem. Alles zwischen 0 und 50 ist möglich. Den Arztpraxen die priorisierung der Patienten aufzudrücken ist eine Frechheit. Es sollte eher dafür gesorgt werden das schnell und unbürokratisch geimpft wird. Egal wer und wie alt.
    Allein der administrative Aufwand (priorisieung, Aufklärungsbogen erklären, Aufklärungsgespräch führen, impfen, 15 min warten ob allergische Reaktionen auftreten) ermöglicht es nicht den Impfbetrieb zusätzlich zum Regelbetrieb der Praxis zu betreiben. Während ein Apotheker für das ausgeben einer Maske 6 Euro erstattet bekam, die Coronatests mit ca 20 € (incl. 6€ Testerstattung) abgerechnet werden, bekommt der Arzt eine Erstattung von 20 € pro Impfung. Das steht in keinem Verhältnis zum Aufwand. Vergessen werden sollte auch nicht die Haftung die der Arzt übernimmt falls etwas schief geht. Im Endeffekt ist es ein Rechenexempel. Man kann vom Arzt halt auch nicht verlangen defizitär zu arbeiten.

     
  5. 1

    50 Millionen, also praktisch 25 Millionen für die gesamte EU? Klingt erstmal besser als es ist. Aber auf Biontech zu setzen ist auf jeden Fall gut.