Wind Nord/Ost, Startbahn 26,5 Millionen

Wind Nord/Ost Startbahn null drei,
Bis hier hör‘ ich die Motoren.
Wie ein Pfeil zieht sie vorbei,
Und es dröhnt in meinen Ohren,
Und der nasse Asphalt bebt.
Wie ein Schleier staubt der Regen,
Bis sie abhebt und sie schwebt
Der Sonne entgegen.

Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein.
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man,
Blieben darunter verborgen und dann
Würde, was und groß und wichtig erscheint,
Plötzlich nichtig und klein.

Sieht Flughafengeschäftsführer Ludger van Bebber nicht ein bisschen aus wie Reinhard Mey? Hört Landrat Wolfgang Spreen diesen deutschen Klassiker aus dem Jahre 1974 jeden Abend vorm Einschlafen und wünscht sich auf kuschelige Reiseflughöhe, wo die Last des Irdischen „plötzlich nichtig und klein“ erscheint?

Wir wissen es mal wieder nicht.

Aber ein bisschen rechnen, das machen wir hier bekanntlich gerne. Zumal „plötzlich“ neue Zahlen ins Feld geführt werden, nachdem Herman Buurman, der aus den Niederlanden stammende Investor des Flughafens Weeze, vor zehn Tagen erklärt hatte, den 26,5-Millionen-Euro-Kredit des Kreises für den Airport nicht wie vereinbart zum Jahresende zurückzahlen zu können. Was übrigens Kennern spätestens dann klar war, als sie hier im kleveblog meinen kleinen Dialog mit LvB während der Pressekonferenz vom 24. März nachlesen konnten:

Sind die Wertschöpfungsbeiträge denn hoch genug, dass Sie am Ende des Jahres den Kredit an den Kreis zurückzahlen können?

Ludger van Bebber: Das steht im Moment nicht zur Diskussion. Wir haben am Ende des Jahres eine Diskussion, und dann werden wir die führen, wenn die Diskussion reif ist.

Sie haben hier Ausblicke bis 2012 und weiter gegeben, da werden Sie doch schon wissen, ob Sie am Ende des Jahres zurückzahlen können.

Ludger van Bebber: Wir werden solche Dinge mit den Banken diskutieren, und nicht anderthalb Jahre vorher, das können Sie sich ja vorstellen…

Das sind ja jetzt nur noch neun Monate, oder acht…

Jetzt hat Corinna Kuhs von der Rheinischen Post Geldern das Kreditdesaster zum Anlass genommen, dem Geschäftsführer erneut auf den Zahn zu fühlen. Und da sagte van Bebber etwas Überraschendes:

„Tatsächlich sind bis heute rund 90 Millionen Euro für den Aufbau des Flughafens notwendig gewesen und statt der geplanten 1,3 Millionen Euro Eigenkapital hat der Investor 38,2 Millionen Euro Eigenkapital in die GmbH gegeben.“

90 Millionen! 38,2 Millionen! Das sind ja mal zwei Zahlen, mit denen man anfangen kann zu rechnen. Nehmen wir die 90 Millionen. Legt man sie einfach auf die Bank, kriegt man bestimmt drei Prozent Zinsen pro Jahr. Nach zehn Jahren hätte man dann gut 30 Millionen Euro mehr, exakt 120.952.000 Euro. Das wiederum heißt, wer mit so einer Menge Geld wie 90 Millionen Euro etwas wirtschaftlich Sinnvolles anfangen will, sollte darauf achten, dass er pro Jahr mehr als drei Millionen Euro verdient (und wir gehen bei diesem Beispiel wohlwollend davon aus, dass das Geld vorhanden ist und nicht aufgenommen werden muss, dann wird es nämlich schnell das Doppelte, um bei plus minus null auszukommen). Zum Vergleich: In den beiden vergangenen Jahren hat der Flughafen jeweils so um die 700.000 Euro Gewinn gemacht. Beide Jahre waren nach Ansicht des Flughafens sehr erfolgreich, und auch 2010 wird aller Voraussicht nach sehr erfolgreich. Aber man sieht – es reicht nicht. Nicht einmal mal vier reicht es. Wo also ist das - gerne auch „extreme“ (L. van Bebber) – Geschäftsmodell? Bisher ist nur das kontrollierte Abfackeln von Steuergeldern zu erkennen – und in ersten Veröffentlichungen taucht bereits das böse I-Wort auf…

(Wird fortgesetzt.)

Deine Meinung zählt:

7 Kommentare

  1. 7

    Man erkennt schnell das ich weder Dicher, noch Musiker bin, aber das zählt bei den Hofnarren auch nicht. Nur die Stimmung zählt, also mitsingen:

    Business Lounge am Airport Bangalore -ich bin drin,
    und ich höre noch keine Motoren,
    setzt sich ein uralter Mann neben mir hin,
    und quatsch mir voll die Ohren.

    Diamonda hei hei heißt sein Kind,
    doch er macht sich etwas Sorgen,
    fragt mich doch wie ich das find,
    keiner will ihm mehr Geld borgen.

    In den Niederlanden sind Politik und Banken scheinbar grenzenlos schlau,
    will man den Mann und seine Freunde nicht mehr sehen,
    scheinbar machte aber die Politik in Kleve grad blau,
    will man mit dem alten Mann und seinem Freund dort neue Wege gehen.

    Ãœber den Grenzen, dort wo das Geld noch auf der Straße liegt,
    dort wo kein Wirtschaftsmann würde etwas sagen,
    da kann es der alte Mann doch wagen,
    ich frag ihn wohin er denn fliegt, an den Niederrhein!

    Dieser Mann der nannte sich Gijs, ein Freund der Theokratie,
    doch den Bau von Diamonda, gab es am Niederrhin so nie.
    Wenigstens gab es was zu berichten,
    zum Beispiel von den Unterschriften,
    die der Mann nein die BV,
    mit Kreis Kleve zeichnete – HELAU!

    2 Jahre später ist sein Freund der Buurenmann,
    dieser liebt schneller Motoren,
    mit seiner Rückzahlung schleunigst dran,
    doch das Geld ist noch nicht geboren.

    Dafür hat er einen Sohn der flitzt,
    mit FlyWeeze Werbung Runden für Runden,
    na dann ist doch alles geritzt,
    wieder ein Weg Geld zu entziehen gefunden.

    Auf der Homepage immerhin – Sponsor 2 hinter Red Bull,
    das muß doch etwas bedeuten,
    hat so mancher die Nase full,
    höre ich die Pleiteglocken leuten.

    Aber in Kleves Politik merkt das Keiner außer Meiner Einer,
    das sind ganz rüde dumme Jungs ohne Niveau
    Kleves Politiker lesen lieber, Hofnarren-Presse auf dem Clo.

    Und ich armer Kerl der ich hier berichte,
    bin am Ende sowieso der Dumme,
    weil ja auch nur so ein Junge,
    der zudem noch übels dichte….

    Mene Nerven liegen blank,
    das ganze System ist so krank..
    Will die Erfolgsmeldungen aus Bank und Politik nicht mehr hören,
    dann muß ich mich daran nicht mehr stören.

    Also liebe Klever Politik,
    haltet einfach mal die Klappe,
    denn die Lügen von wo auch immer, sind echt nicht mehr Pappe!
    Rechtschreibfehler inklusive damit ihr habt zu mekkern,
    und jetzt wieder wenig klotzen, aber dafür wieder klekkern.

     
  2. 6

    Im „Kurier am Sonntag“ ( http://www.kurier-am-sonntag.de/cms/anmerkungen/2365-vom-20-juni-2010.html ) schreibt R. Kolsberger:
    „[…] Wir reden also von 34 Millionen Euro – von unserem Geld. Buurman will nun einen Aufschub um sechs Jahre. Das ist starker Tobak und der stößt manchem stark auf. Bislang scheint nur die CDU für eine bedingungslose Verlängerung zu sein. Die FDP möchte vernünftigerweise eine Teilrückzahlung und auch nicht weiter auflaufende Zinsen. SPD und Grüne verlangen ein Rechtsgutachten.
    Und der Bürger? Der wundert sich, wie da mit seinem Geld hantiert wird. Und möchte gerne eine Antwort auf die Frage: Wer zahlt denn die Zeche, wenn am Ende Buurmans Börse zu bleibt?“

    Angesichts der recht eindeutigen öffentlichen und auch veröffentlichten Meinung dürfte die CDU kaum bedingungslos abnicken können.
    Sicherlich hatte sie zunächst vor, möglichst schnell und geräuschlos die Buurman-Wünsche via Beschlussvorlage des Kreises umzusetzen. Man glaubte vermutlich, ansonsten durch die öffentliche Debatte und Hinterfragung dem Flughafen zu schaden.

    Ich bin optimistisch, dass man sich die „Marionetten-Funktion“ nun nicht leisten kann.

     
  3. 5

    Am 31.12.2008 hatte der Kreis Kleve 308.448 Einwohner.
    (Quelle: Wikipedia)
    Bei den Kreditrahmen von 26,5 Mio Euro hat also jeder Bürger 85,91 Euro über den Kreis dem Kreditnehmer geliehen!
    Mit den zwischentzeitlich aufgelaufenenen Zinsen sind es 110,23 Euro.
    In DM ca. 220,-!
    Verehrte Politiker, es ist das Geld der Bevölkerung und nicht Euer Spielgeld.
    Geht damit Verantwortungsvoll um und holt uns das Geld wieder zurück um sinnvolle neue Arbeitsplätze zu schaffen und nicht die Zockergebaren der Verantwortlichen des Weezer Flughafen zu unterstützen.

     
  4. 4

    Es ist schlicht sehr problematisch, wenn ein Kreditnehmer gegenüber dem Kreditgeber mit der größten Selbstverständlichkeit vertragsbrüchig wird und glaubt, die Konditionen neu bestimmen zu können. Es ist im Grunde versuchte Erpressung, weil man um die Erpressbarkeit des Darlehensgebers weiß.

    Es gibt sicher auch im Kreistag viele, die um ihre Verantwortung im Umgang mit dem Geld der Bürger wissen. Daher bin ich sicher, dass da heute im Kreisausschuss sehr deutliche Worte fallen.

    Ich fände es aber angemessen, wenn der Kreis sein Kreditgeschäft einsehbar für die zahlenden Bürger gestalten würde. Dies scheint man aber sehr bewusst zu scheuen. Hoffentlich ist man bei einem neuen Kredit offener und versteckt es nicht wieder über die offenbar einzig noch zu diesem Zwecke bestehende EEL.

    Wie sagte der Vorsitzende der CDU-Jugendorganisation über seine Partei am Sonntag zutreffend: „Wir haben das Thema Wirtschaftskompetenz überhaupt nicht besetzt.“

    Wenn man sich auf Kreisebene als unkritische und augenscheinlich „verantwortungslose“ Abnicker von privaten Gewinnmaximierer-Wünschen offenbart, wird es auch im Kreis Kleve schwierig, anderes zu vermitteln. Ich denke, da hat die CDU in unserer Gegend schon noch einen Ruf zu verlieren.

    Nebenbei: Die Mechanismen der „Abnicker“ werden z.B. vom aktuellen Bundestagsabgeordneten Bülow in seinem Buch „Wir Abnicker: Ãœber Macht und Ohnmacht der Volksvertreter“ beschrieben.

    Mal sehen, ob die Spezies der „Abnicker“ auch im Kreistag dominant ist…

    Die SPD sorgt sich ja um die Haftung der Kreistagsmitglieder. Wenn diese bestände (wovon ich leider nicht ausgehe), wäre das sicher sehr positiv für verantwortungsbewusste Kreditvergaben…

     
  5. 3

    @Blablubb

    > (….)da den „klugen” Köpfen der Betreibergesellschaft bestimmt schon seit langen aufgefallen sein muss das ein 26.5 mio Kredit nicht zum verabredeten Zeitpunkt zurückgezahlt werden kann.

    Sagen Ihnen die Namen Frank Deutmeyer und Anne K. etwas?

    Ich zitiere einmal aus dem Artikel „Die Gedeutmeyerte“

    https://www.kleveblog.de/?p=761

    „Der Lebensgefährte von Anne K. stellt Frank Deutmeyer zur Rede. Der erklärt laut Gesprächsnotiz, er sei am Donnerstag (als das Geld für den Golf bezahlt wurde) noch zwischen 14 und 16.30 Uhr „in Gesprächen mit möglichen Investoren” gewesen. “

    Weshalb soll ich abwarten, wie es weitergeht? Der Kreis wird die Stundung selbstverständlich ohne weitere Auflagen oder externe Prüfung durchwinken.
    Man ist ja keine Bank und schon gar nicht den Bürgern oder nachfragenden Journalisten verpflichtet. Merken Sie sich das!

    (Buurman und sein Lautsprecher können ihr Grinsen schon seit langem nicht mehr abstellen)

    Halt, ich habe doch noch eine Frage. Woher hat der „Investor“ eigentlich die vermeintlichen 38,2 Mio€ Eigenkapital?

    http://nl.wikipedia.org/wiki/FIOD
    http://nl.wikipedia.org/wiki/Witwassen#Via_het_buitenland

     
  6. 1

    Das ist doch wieder das alte Spiel… der eine sagt er kann nicht zahlen.. (wohlwissend das der wirtschaftsstandort weeze Airport durch die geschaffenen Arbeitsplätze nicht fallengelassen werden würde)… und wartet mal ab was passiert.
    Ich bin der meinung das man auf die Kreditrückzahlung bestehen sollte. Im falle des nichtzahlens wird der Airport dichtgemacht, punkt aus.
    Mit hoher wahrscheinlichkeit kommt dann ganz schnell ein Zahlungsmodell zutage womit alle beteiligten leben können.
    im falle des bösen I wortes sollte man versuchen den Betreibern dann doch die Insolvenzverschleppug nachzuweisen und ihnen ein Strafverfahren anzuhängen. Das dürfte nicht allzu schwer sein da den „klugen“ Köpfen der Betreibergesellschaft bestimmt schon seit langen aufgefallen sein muss das ein 26.5 mio Kredit nicht zum verabredeten Zeitpunkt zurückgezahlt werden kann.