Schock an der Hochschule Rhein-Waal: Präsidentin Dr. Heide Naderer bietet Rücktritt an!

Gute Laune beim Betrachten der aktuellen Zahlen: Dr. Heide Naderer
Dr. Heide Naderer bei einer Pressekonferenz im November vergangenen Jahres

Eine Schockwelle ging am Dienstag durch die Hochschule Rhein-Waal, nur in drei oder vier Büros in der Fakultät Technologie und Bionik dürfte ein Gefühl überwogen haben, das vielleicht am besten mit diabolischer Freude umschrieben werden könnte.

Die Nachricht, die das Beben auslöste, betraf die Präsidentin. Dr. Heide Naderer, seit Mai 2015 an der Spitze der Hochschule, hat nach Informationen von kleveblog dem Vorsitzenden des Hochschulrates, Prof. Dr. Aloys Krieg, und dem Gremium selbst ihren Rücktritt angeboten. Intern finden nun Gespräche statt, wie es weitergehen soll. Gabriele Stegers, Pressesprecherin der Hochschule, bestätigte, dass es das Angebot gegeben habe. Und weiter: „Details zu einem – möglichen – Rücktritt sind noch zu klären.“

Sollte es tatsächlich so weit kommen, dass die Präsidentin drei Jahre vor Ablauf ihrer Amtszeit aufhört, wäre dies ein schwerer Schlag für das Ansehen der jungen Hochschule. Die war zwar unter der Gründungspräsidentin Professor Dr. Marie-Louise Klotz explosionsartig gewachsen, doch deren impulsiver Führungsstil und ein merkwürdiges Patronagesystem, bei dem beispielsweise ein Repräsentant der Hochschule in Bangladesch mit mehr als 6000 Euro im Monat versorgt wurde, führten dazu, dass die HSRW in Fachkreisen eher belächelt wurde. Büro und Akten waren nicht die Stärke von Klotz, lieber jettete sie durch die Welt und zog beim Pubcrawl mit den Erstsemestern von Kneipe zu Kneipe.

Alle waren sie da
Denkwürdige Abstimmung

Am Ende hatten sich in der Hochschule so viele Widerstände gegen die Gründungspräsidentin angesammelt, dass sie trotz beachtlicher Unterstützung durch lokale Prominenz und durch ihre Kumpel in der Hochschule nicht zur ersten ordentlichen Präsidentin gewählt wurde. Ihre Gegenkandidatin Dr. Heide Naderer, zuvor Kanzlerin an der Filmhochschule Babelsberg, erhielt eine Stimme mehr. Schon dieses Abstimmungsergebnis zeigte, wie zerrissen die Hochschule im Inneren war.

Naderer trat an, das zu ändern, und wer sie im täglichen Umgang erlebt, merkt, dass es ihr nicht um irgendwelche Animositäten aus der Vergangenheit geht, sondern um die Sache. Die promovierte Politikwissenschaftlerin stammt aus Kamp-Lintfort, sie hat in New York gearbeitet und für die RWTH Aachen, eine der besten Hochschulen Deutschlands, die Internationalisierung vorangetrieben. Sie spricht fließend Englisch, insgesamt also die besten Voraussetzungen, um eine Hochschule mit mehreren tausend Studenten aus hundert Ländern zu führen.

Engagiert ging Naderer ihre Aufgabe an, und ihre unbefangene Art kam an – zumindest bei denen, die im Mittelpunkt stehen sollten: den Studenten. Gerade erst bescheinigten ihr Studenten auf der ASTA-Facebook-Seite nach einem Gespräch, „extremely supportive“ gewesen zu sein, also äußerst unterstützend. Es mutet fast wie eine Ironie der Geschichte an, dass diese Studenten, die mit ihren Problemen bei der Präsidentin um Gehör baten, aus der Fakultät Technologie und Bionik kamen – ausgerechnet also in der Abteilung der Hochschule, in der die erbittertsten Gegner der Präsidentin sitzen, läuft es offenbar nicht rund.

„Extremely supportive“: Was Studenten von der Präsidentin halten

Naderers Mammutaufgabe war (und ist) es, der Hochschule eine bessere innere Struktur und eine Richtung zu geben. In dieser Hinsicht war der unter Mitwirkung der ganzen Hochschule erstellte Hochschulentwicklungsplan, der im vergangenen Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ein Meisterstück. Man konnte den Eindruck gewinnen, die Hochschule bewege sich – endlich – in ruhigeres Fahrwasser. Dazu passt auch, dass Anfang April – ebenfalls endlich – der neue Kanzler, Michael Strotkemper, vorgestellt werden konnte. „Kanzler der Einheit nimmt Arbeit auf„, überschrieb kleveblog den Artikel damals.

Allein, verschiedene Vorgänge sind öffentlich dokumentiert, die zeigen, dass es offenbar eine Clique in der Hochschule gibt, der es weniger um die Sache als um eigene Pfründe geht. Am offensichtlichen wurde das destruktive Vorgehen im Februar 2017, als eine Gruppe von Professoren die Wahl eines neuen Kanzlers mit fadenscheinigen Argumenten torpedierte. Die Intrige sollte dazu führen, dass Karsten Koppetsch, ein Verwaltungsmitarbeiter, der sich 2014 bei der Präsidentenwahl vergebens für Klotz ins Zeug gelegt hatte, das Kanzleramt erhält – und nicht der Wunschkandidat der Findungskommission. Koppetsch ist zudem ein Buddy der beiden Technologie-und-Bionik-Professoren Dr. Torsten Brandt und Dr. Dirk Untiedt, war für die beiden in deren Unternehmen Scientific Freshers als Geschäftsführer tätig. Als er auch nach der Demontage des ersten Kandidaten keine Chance auf den Posten mehr sah, kündigte er und ist nun Chef der Umweltbetriebe der Stadt Kleve.

Das arglistige Spiel vertrieb jedoch Professor Dr. Gerard Meijer, einen der angesehensten Wissenschaftler des Landes, Kleve. Er war der Vorsitzende der Findungskommission gewesen. Nach dieser Brüskierung legte er sein Amt als Vorsitzender des Hochschulrats nieder.

Die Botschaft aus dem Hintergrund war klar: Niemand soll unsere Kreise stören. Niemand. Meijer störte, und Naderer störte auch.

Das Professoren-Duo Brandt/Untiedt musste zudem erleben, wie die Hochschule Aachen deren Privatspielplatz Scientific Freshers anging. Pro Jahr erhielten rund 80 (zumeist) Chinesen für eine Gebühr von 17.000 Euro bei den Scientific Freshers eine Express-Ausbildung, die ihnen einen Hochschulzugang sicherte. Kleve war gewissermaßen ein Franchisenehmer der Aachener Hochschule. Das lukrative Zusatzbusiness war den Professoren noch von Klotz zugeschanzt worden, nun mussten sie erleben, dass das Geschäftsmodell keinen Rückhalt mehr fand und sich umorientieren. Für die Versorgung der Hochschule mit Studenten waren die Scientific Freshers ohnehin bedeutungslos, deren Zahl stieg auch in der Ära Naderer weiter, so dass diese im vergangenen Jahr sogar die „Grenzen des Wachstums“ verkünden musste.

An Versuchen, die Gräben zu überbrücken, mangelte es in den vergangenen Monaten nicht. Doch die alten Seilschaften setzen offenbar darauf, die amtierende Chefin zu zermürben. Das Angebot der Präsidentin, ihr Amt niederzulegen, lässt befürchten, dass sie mit diesem Vorhaben auf einem guten Weg sind. Für die Hochschule ist es, das darf vermutet werden, ein Weg in Abgründe.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Alles

Deine Meinung zählt:

18 Kommentare

  1. 17

    @rd

    In Ihrem Text geht es um mehr als die Herren Professoren Brandt und Untiedt. Auch Frau Prof. Klotz bekommt von Ihnen bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihr Fett weg.

    Von einem Erwachsenen Menschen sollte man erwarten, dass es irgendwann auch mal gut ist.

    Aber wenn man sonst nichts interessantes zu sagen hat wärmt man halt alte Storys wieder auf, ganz in der Tradition jeder anderen Klatsch- und Lügenpresse auch.

    Irgendwie sagt das auch schon alles. 🤷🏻‍♀️

    Als kleines Schlusswort übrigens: ich kommentierte nicht jeden Ihrer Beiträge, in denen es um die o.g. Herren ging. Ich verbitte mir also entsprechende Äußerungen.

     
  2. 16

    @Chocolatelover Schön, dass Sie wieder da sind, wie immer, wenn es um die beiden Professoren geht. Gerne hätte den Vorwurf („vermeintlich wahre Geschichten“) allerdings etwas substantiiert

     
  3. 15

    Man könnte langsam echt den Eindruck bekommen, der Verfasser hat ganz arge persönliche Probleme mit gewissen Personen im Hochschulkontext, auf denen immer wieder herumgehackt wird…

    Das ist weder ein Zeichen für guten Journalismus noch menschlich in Ordnung, sich so zu verhalten. Immer wieder nachtreten und alte (vermeintlich wahre) Geschichten neu aufzuwärmen ist einfach nur kindisch und unterste Schublade!

     
  4. 14

    Wie immer gilt: Talk is cheap! Wer wirklich etwas reißen möchte, muss letztlich auch verantwortungsvoll mit Geld umgehen. Ich kenne den Hochschulbetrieb als ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter (und später apl. Prof.) in einer anderen Stadt aus nächster Nähe und finde es erschreckend, dass sich auch bei dem noch jungen Hochschulpflänzchen in meiner ehemaligen Geburtsstadt offenbar ein System von Selbstdarstellern und politischen Akteuren herausgebildet hat, deren Handeln fast schon realsatirische Züge annimmt.

    Letztlich wird die Hochschule daran gemessen werden, ob sie sich 1.) wirtschaftlich trägt, 2.) ein gewisses Bildungsniveau hält und 3.) einen guten Ruf hat (was aufgrund von, zum Beispiel, guter Betreuung und Organisation, auch ohne die anderen beiden Punkte erreicht werden kann.) Negativschlagzeilen und politische Kindergartenkrimis sind da eher wenig zuträglich.

    Explosionsartiges Wachstum ist nie gut, denn Systeme werden dadurch unkontrollierbar. Es gab mal ein satirisches Politikplakat bezogen auf die „Wachstumsideologie” der Wirtschaft, wo ein Tumor abgebildet war. Untertitel: „Für mehr Wachstum!”.

    Eine vernünftige Größe, ein gutes Curriculum und seriöse Repräsentanten – dann wird das was. Sonst gehen da in der Hochschule in zehn Jahren die Lichter aus.

     
  5. 13

    Lionsclub-Vorstandsmitglied (Niederrhein) Prof. Dr. Thorsten Brandt ein Strippenzieher und Intrigrant?

    Auszug aus der Mustersatzung die er anerkannt hat:
    2) Unter dem Leitwort “ We Serve“ setzt sich der Club zum Ziel:
    – Persönlichkeiten aus verschiedenen Berufsgruppen seines Einzugsbereichs freundschaftlich und im Geist gegenseitigen Verständnisses und wechselseitiger Achtung zusammenzuschließen;
    – den Geist gegenseitiger Verständigung unter den Völkern der Welt zu wecken und zu erhalten;
    – die Grundsätze eines guten Staatswesens und guten Bürgersinns zu fördern;
    – aktiv für die bürgerliche, kulturelle, soziale und allgemeine Entwicklung der Gesellschaft einzutreten;
    – die Clubs in Freundschaft, Kameradschaft und gegenseitigem Verständnis zu verbinden;
    – ein Forum für die offene Diskussion aller Angelegenheiten von öffentlichem Interesse zu bilden, ohne jedoch politische Fragen parteiisch und religiöse Fragen unduldsam zu behandeln;
    – einsatzfreudige Menschen zu bewegen, der Gemeinschaft zu dienen, ohne daraus persönlich materiellen Nutzen zu ziehen;
    – Tatkraft und vorbildliche Haltung in allen beruflichen, öffentlichen und persönlichen Bereichen zu entwickeln und zu fördern;
    – bei materieller und geistiger Not tätig zu helfen;
    – die Güter menschlicher Kultur zu wahren.

    Wer hat für ihn gebürgt? Seit Gründung der Scientific Freshers (Untiedt/Brandt) begleiten „Unregelmäßigkeiten“ den Weg dieser Firma!

     
  6. 12

    Warum jetzt gehen? Ein guter Hochschulentwicklungsplan, Scientific Freshers unter Kontrolle, günstiger Weggang, seit kurzem ein neues Dekanatsteam im Fachbereich Technologie und Bionik mit ‚anderen‘ Leuten, bei der Studentenschaft beliebt … das Schlimmste überstanden oder nicht, auch wenn die Sache mit Prof. Meijer nicht gut gelaufen ist.

    Aber sind da vielleicht Leute zu sensibel? Zu schnell gekränkt? Zu wenig Erfahrung mit Männerbünden in der Arbeitswelt? Dazu vielleicht Schwächen in der Führung und Kommunikation, mit denen Unterstützer verprellt werden?

    Es verbietet sich meiner Meinung nach, einfach abzuhauen.

     
  7. 11

    @rd: Ich mache es mal kurz. Absolute Beratungsresistenz gepaart mit ganz viel Ahnungslosigkeit.

    In dem Statement von Prof. Dr. Krieg fehlen auch einige entscheidende Wörter/ Sätze; mit großem Bedauern; völlig überraschend, zu unser absoluten Zufriedenheit
    dafür aber nur kurz und knapp das entgegen genommen wurde und „recht zufrieden“.

     
  8. 10

    Hhm, das klingt nach „Bitte schön, dann gehe ich eben, macht euren Sch… doch alleine (oder mit jemand Anderem)“, wohlwissend, dass der nächste gute Job wohl nicht lange auf sich warten lässt, vielleicht an einem Ort, der einem persönlich mehr liegt. Aber bei so einem Job so schnell aufgeben?
    Ich kann hier nicht mitteilen, was ich aus verlässlicher Quelle weiß, aber vielleicht so viel: Sie soll es auch denen nicht immer leicht gemacht haben, die auf ihrer Seite oder zumindest erstmal neutral waren.

     
  9. 9

    @Pirat Interessanter Kommentar. Was hat Dr. Naderer nach Meinung der enttäuschten Unterstützer und Wähler denn falsch gemacht? Siehe dazu auch das Statement von Prof. Dr. Aloys Krieg, dem Vorsitzenden des Hochschulrats, welches soeben veröffentlicht wurde.

     
  10. 8

    Was leider nicht erwähnt wird, ist das einige damalige Naderer Unterstützer und Wähler aus 2015 heute auf dem Standpunkt stehen. Mit der Unterstützung und Wahl von Fr. Naderer den größten Fehler überhaupt begangen zu haben. Selbst mit allen hier erwähnten negativen Erfahrungen und Verhalten von Fr. Klotz würde diese Personen sich heute sofort Fr. Klotz zurück wünschen oder wen auch immer.

     
  11. 6

    Wenn man die RP ließt, fühlt sich wieder einmal die Angelegenheit ganz anders an:

    „Im Grunde führte Naderer damit die Ausrichtung der Hochschule von Beginn an fort. Man hatte den Eindruck, als habe die Hochschule mit diesem Plan ihren Frieden gefunden.”

    Klotz hätte direkt bleiben können, es hat sich ohnehin nichts geändert!

    „Auf der anderen Seite „verlor” die Präsidentin aber auch Kanzler, die im Streit gingen, verlor ihre Sprecherin und es gelang ihr anscheinend auch nicht, ihre Gegner zu überzeugen. Spektakulär misslang die Wahl eines Kanzlers, was zum Rücktritt des damaligen Hochschulratsvorsitzenden Prof. Gerard Meijer führte. Auch soll es innerhalb der Präsidiums immer wieder zu Konflikten gekommen sein.”

    Zänkische Zicke hat das Chaos nicht im Griff!

     
  12. 4

    Hinweis: Wegen der hohen Zugriffszahlen scheint es aktuell Probleme zu geben, Kommentare abgeben zu können. Evtl. sich etwas in Geduld üben.

     
  13. 1

    Wer verändern will hat alle die gegen sich, die sich im alten System wohlfühlen! Das wußte Machiavelli schon !