Hochschule Rhein-Waal: Prof. Meijer tritt als Hochschulratsvorsitzender zurück!

Anfang des Jahres erhielt Prof. Gerardus Meijer den höchsten zivilen Verdienstorden der Niederlande:
Anfang des Jahres erhielt Prof. Gerardus Meijer den höchsten zivilen Verdienstorden der Niederlande: „Ritter im Orden des niederländischen Löwen“. Jetzt trat er als vorsitzender des Klever Hochschulrats zurück (Foto: HSRW)

(Aktualisiert, jetzt mit der Pressemitteilung am Ende des Textes) Diese Brüskierung konnte und wollte sich Prof. Gerardus Meijer nicht gefallen lassen: Eine Woche, nachdem aus fadenscheinigen Gründen die Besetzung der Kanzler-Stelle ab der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) torpediert wurde, legte der renommierte Wissenschaftler nach kleveblog-Informationen sein Amt als Vorsitzender des Hochschulrats nieder und trat zurück! Eine Stellungnahme der Hochschule soll in Kürze dazu veröffentlicht werden.

Der niederländische Wissenschaftler, seit 2014 Vorsitzender des Hochschulrats, durfte in der hektischen und überbordenden Gründungsphase der HSRW als der weltläufige Gegenpol zur Gründungspräsidentin mit ihrer mediokren Klüngelpolitik gelten. Prof. Meijer mühte sich nach Kräften, mit seinem Gremium (das gewissermaßen als Aufsichtsrat der Hochschule zu verstehen ist) das Profil der Hochschule zu schärfen – in Richtung Hochschule, und vielleicht ein bisschen weniger in Richtung Selbstbedienungsladen.

Das Standing dazu hatte der Mann zweifelsohne: Er kam von der Max-Planck-Gesellschaft, war bis Ende vergangenen Jahres Präsident der Radboud-Universität in Nimwegen und leitet seit Anfang 2017 das Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin. Um es einmal mit einem Vergleich auszudrücken: Dass der Molekularphysiker sich für die junge Hochschule in Kleve engagierte, war etwa so, als wenn Pep Guardiola beim 1. FC Kleve die Nachwuchsarbeit koordinieren würde.

Was allerdings – vorsichtig ausgedrückt – nicht jeder so zu schätzen wusste.

Meijer hatte bereits die Weichen gestellt, als es um die Nachfolge der Gründungspräsidentin Marie-Luise Klotz ging. Die Frau, die in den ersten Jahren das Gesicht der Hochschule war, hatte ein System etabliert, in dem es reichlich Gelegenheit gab, sich etwas dazuzuverdienen. Das bekannteste Beispiel – auf dieser Website mehrfach vorgestellt – war das Unternehmen Scientific Freshers der Professoren Thorsten Brandt und Dirk Untiedt.

Die Scientific Freshers GmbH erfüllt keine Hochschulaufgaben, sondern verhilft (vor allem) Chinesen gegen Geld zu einer Art Express-Abitur. Dennoch erhielt das Unternehmen von Klotz den privilegierten Status eines AN-Instituts der HSRW. Juristen staunten. Das Geschäft florierte. Die geschäftstüchtigen Professoren gründeten schon bald eine eigene Verwaltungsgesellschaft für die frisch erworbenen Immobilien (Scientific Freshers Real Estate GmbH) und haben mittlerweile als neues Geschäftsfeld die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge entdeckt. Es gibt Gerüchten zufolge Pläne, große Teile des Landesklinik-Geländes in Bedburg-Hau zu kaufen.

Die Günstlingswirtschaft der Gründungspräsidentin fand allerdings ein abruptes Ende, als 2015 bei der anstehenden Wahl nicht sie, sondern die bis dato in Kleve gänzlich unbekannte Wissenschaftlerin Dr. Heide Naderer in einem umtosten Verfahren zur neuen Chefin der Hochschule gewählt worden war. In der fraglichen Versammlung waren die Klever Verwaltungsspitze (der damalige Bürgermeister Theo Brauer, Kämmerer Willibrord Haus und Beigeordneter Jürgen Rauer) wie die Führung des Kreises (Wilfried Suerick, Wolfgang Spreen), um Stimmung für Klotz zu machen. Allein, es half nicht.

Mit dem Amtsantritt von Naderer ist es an der Hochschule merklich ruhiger geworden – es passiert zwar immer noch sehr viel, aber der kinderkarnevaleske Einschlag der frühen Jahren ist sehr zurückgedrängt. Doch unter der Oberfläche wirken noch die alten Netzwerke, die die Hochschule als „ihr Ding“ betrachten. Und diese Kräfte ließen vor einer Woche bei der Kanzlerwahl überraschenderweise die Muskeln spielen. Die Wahl sollte eigentlich nur eine Formsache sein, da das Vorgehen der Findungskommission unter Vorsitz von Prof. Meijer mit allen Beteiligten abgestimmt war.

Als dann die Wahl anstand, kam es zum Eklat: Ein Mitglied des Wahlgremiums bemängelte urplötzlich, dass nur ein Kandidat zur Abstimmung vorgelegt worden sei. Andere Mitglieder folgten überraschenderweise dieser Ansicht, sodass in der Abstimmung nicht die erforderliche Stimmenzahl erreicht wurde.

Unter den Sechsunddreißig Strategemen (三十六計), die dem chinesischen General Tan Daoji († 436) zugeschrieben werden, lautet das mit der Nummer 26: Die Akazie schelten, dabei aber auf den Maulbeerbaum zeigen. Die Mehrheit in einer der beiden „Kammern“, die den neuen Kanzler hätte wählen sollen, zeigte auf den Kandidaten. Aber der Angriff richtete sich gegen Prof. Meijer.

Der Niederländer zog jetzt die Konsequenz aus dieser Brüskierung und verlässt erhobenen Hauptes den Hochschulrat und kommt so einem möglicherweise zermürbenden Kleinkrieg in den akademischen Niederungen des Niederrheins zuvor. Dann lieber an der Spree Moleküle erforschen. Die Hochschule jedoch verliert einen klugen Kopf.

Hier die Pressemitteilung der Hochschule im Wortlaut:

Prof. Dr. Gerard Meijer tritt als Mitglied und Vorsitzender des Hochschulrates zurück

Kleve/Kamp-Lintfort, 16. Februar 2017: Prof. Dr. Gerard Meijer hat mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt als Mitglied des Hochschulrates der Hochschule Rhein-Waal sowie als dessen Vorsitzender erklärt. Professor Meijer teilte dies dem Staatssekretär im Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen Dr. Thomas Grünewald mit und setzte Präsidium und Hochschulrat darüber in Kenntnis.

Die Hochschulpräsidentin Dr. Heide Naderer und der Senatsvorsitzende Prof. Dr. Achim Kehrein nahmen die Entscheidung Professor Meijers zur Niederlegung seines Amtes mit großem Bedauern zur Kenntnis und danken ihm für seine umfangreiche und sehr engagierte Arbeit für die Hochschule. Professor Meijer leitete den Hochschulrat der Hochschule Rhein-Waal seit Mai 2014.

Laut § 5 Abs. 1 der Grundordnung der Hochschule Rhein-Waal besteht der Hochschulrat aus sechs externen und vier internen Mitgliedern. Nach § 22 Abs. 4 HG NRW wird nun ein Auswahlgremium, bestehend aus zwei Mitgliedern des Hochschulrates, zwei Mitgliedern des Senats und einer/einem Vertreter/in des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, gebildet. Dieses Gremium sucht dann eine/n Nachfolger/in, die/der für die Dauer der noch verbleibenden Amtszeit von Professor Meijer in den Hochschulrat rückt. Der Vorschlag wird dann zur Bestätigung in den Senat und anschließend zur Zustimmung an das Ministerium gegeben. Im Anschluss erfolgt die Bestellung durch das Ministerium.

Zusätzlich zu der Wahl eines neuen Hochschulratsmitglieds muss ein neuer Vorsitzender des Hochschulrates gewählt werden. Bis zur Wahl des neuen Vorsitzenden übernimmt Hochschulratsmitglied Prof. Dr. Robert Renner, Professor für Gesundheitsförderung und Ernährung an der Hochschule Rhein-Waal, stellvertretend den Vorsitz im Hochschulrat. Der Hochschulrat hat seine nächste Sitzung in der kommenden Woche.

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10 Kommentare

  1. 10

    @ Niederrheinstier: First but least: Ich bin nicht mehr Sysadmin des TBH, das ist Vergangenheit und hätte das auch nichts mit dem Thema zu tun. Habe ich mit Steinen geworfen? Oh, das tut mir leid.
    Lesen Sie bitte zwischen den Zeilen: Wenn ich hier einen unsauberen demokratischen Auswahlprozeß kritisiere, dann ist mein Motiv, einen eventuellen neuen Klüngel zu benennen, bevor er sich als Fehde mit festgefahrenen Personengruppegruppen dauerhaft manifestiert. Spricht aus Ihrer Sicht etwas dagegen? Danke, Antwort nicht erforderlich.

     
  2. 9

    @7 (den Systemsadmin vom TBH)
    Muuuuhh, eigentlich geht mich der Rummel um die Hochschule ja nix an und ich beobachtete das allenfalls ab und zu aus sicherer Entfernung von einer meiner Wiesen entlang der Grüngürtels rund um Kleve. Ich gehöre also quasi schon von Natur aus zu den bildungsfernen Schichten, um die sich weder das TBH noch die Hochschule so richtig kümmern. Aber selbst ich kenne folgendes tiefsinnige Sprichwort: „Wer im TBH (oder sollte da ein anderes, sich mit dem Prädikat „gemeinnützig“ schmückenden Glashaus gemeint sein?) sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.“ Aber genau das scheinen Sie hier zu versuchen …

    @1 (Leser)
    Muuuuhhh, Leser, Sie haben völlig recht! Völlig tendenziös, der Artikel. So etwas von tendenziös gibt es nicht oft. Eigentlich kann hier schon gar nicht mehr von tendenziös geredet werden. Der Artikel tendiert so etwas genau aufs Schwarze. Der kann schon als Volltreffer bezeichnet werden. Das sollte passen.

    @Alle Klever!!!
    Muuuhhhhuhuu! Wach werden! Vor gerade mal neun Jahren haben es ein paar clevere Köppe mit viel Glück, Geschick und Geld sowie einer anschließenden Massenhype hinbekommen, daß Kleve eine Jahundertchance erhält, an die nur wenige so richtig geglaubt haben: eine Hochschule, die eigentlich gerade einmal vor gut vier Jahren so richtig in Kleve, nämlich entlang dem Spoykanal (das ist der Kanal mit dem Pleustophytenkreuzer Theo d’Oro – nimmt Herr Rolf Janssen den nun eigentlich mit nach Karlsruhe, um da die Lebensbedingungen der Pleustophyten in den Schloßteichen zu verbessern?) angekommen ist, muuuuhhh.

    Muuhhh, na ja, richtig angekommen, ich würde sagen, die Erwartungen in die Hochschule haben sich bisher allenfalls in einem Band zwischen 30 und 45% erfüllt, da gibt es noch viel Potential nach oben (muß auch, sollen tatsächlich irgendwann einmal Hochschul- und hochschulnahe Institute die Ränder der noch nicht endgültig benannten Straßen „Op de Botter“ bzw. Johann-Manger-Str.“ auf dem ehemaligen Unionsgelände/dem heutigen Baggerübungspark zieren).

    Und jetzt so etwas! Da hat die Hochschule eine quasi optimale Besetzung seiner „Aufsichtsratsspitze“ (Niederländer, aber dennoch aus der Region (dem Achterhoek) stammend, mit bester wissenschaftlicher Reputation und besten Kenntnissen des deutschen und des niederländischen Bildungswesens …) und es wird leichtfertig verdaddelt – Stoff für eine weitere, bittere Strophe der Schwanenrittersage…, muuuhh.

    Stattdessen scheint schon wieder – wie in Kleve wohl des öfteren – Filz, Klüngel und schlechter Verwaltungskleister das Regime zu übernehmen, muuuuuhhh. Ich habe mal ein paar Spatzen gefragt, was die so von den Dächern pfeiffen. Und siehe da: Bei einer ganzen Reihe von Professoren, die das eigentliche Humankapital der Hochschule verkörpern und zusammen mit den Studenten die dringend benötigten Impulse für die Region (und Kleve) geben sollen (eben nicht der Verwaltungsmoloch), gibt es schon erheblichen Unmut durch die zunehmende Gängelung, ja manchmal sogar Herabwürdigung durch den austauschbaren und gerade wohl schon gut verfilzten Verwaltungsapparat, muuuh.

    Klever wacht auf, damit hier nicht über die Minoritenplatzversauung durch eine andere, nicht gerade gut beleumundete Verwaltung hinaus auch Eure Jahrhundertchance Hochschule verdaddelt wird, zum Beispiel dadurch, daß sie nach und nach auf die erste Position der langfristigen Abschußliste des Landes NRW gelangt. Das, was jetzt hier passiert ist, ist wie das mit den Scientific Freshers nicht gut – völlig unabhängig von einer Einer-, Zweier – oder Dreierliste. Für mich ist das nicht so wichtig, wenn ich mal in Ruhe grasen kann. Aber für Euch: Klever, währet den weit fortgeschrittenen Anfängen und gebt dem Filz, Klüngel und Verwaltungskleister an der Hochschule keine Chance, muuuuhhh!!!

     
  3. 7

    „Die Wahl sollte eigentlich nur eine Formsache sein….“

    Bei solch einem Sachverhalt bekomme ich Bauchschmerzen. Es mag ja sein, dass der Wunschkandidat ein Segen für die HSRW gewesen wäre. Das kann ich nicht beurteilen. Ich kenne weder Interna, Vorgeschichte, und auch die handelnden Interessengruppen nicht. Aber jedwede Wahl, egal auf welcher Ebene, mit nur einem einzigen Kandidaten – das gehört sich nicht, das ist eine demokratische Instinktlosigkeit.

    Ich kenne aus beruflichen Gründen viele ausländische Studenten hier an der Uni und suche, wo immer es geht, auch das allgemeine private Gespräch mit ihnen. Viele kommen aus Ländern, in denen Demokratie nach Gutsherrenart praktiziert wird. Wenn jetzt das Gespräch auf die Unterschiede zwischen ihrer heimatlichen Geschmacksart von Demokratie und unserer mitteleuropäischen Herangehensweise an politische Entscheidungen kommt, hmmm, was soll ich dann sagen? Ich stehe nackt ohne Argumente da, wenn es sich hier durchsetzt, dass bei Personalwahlen noch nicht einmal ein zweiter Zählkandidat aufgestellt ist.

    Eine Reputation als guter Wissenschaftler und integre Persönlichkeit beinhaltet nicht automatisch auch die Eigenschaft, ein guter Demokrat und diplomatisch handelnder Mensch zu sein.

     
  4. 5

    Der Klever liberale Spitzenkandidat wird bestimmt auch ls Kanzlerkandidat kandidieren. 😝😝😝

     
  5. 4

    @1 Leser:
    Sie würden sicher vielen interessierten Lesern hier einen Gefallen tun, wenn Sie mitteilen, was an dem hier veröffentlichten Bericht unwahr und oder falsch ist.

    Mir scheint er, sehr stimmig zu sein und außerdem zeichnet er ein sehr plausibles Bild.

    Aber: Nutzen Sie bitte die Gelegenheit. Klären Sie uns auf.

     
  6. 2

    @Leser, dann zeichnen Sie uns aus der Anonymität heraus doch ein alternatives Bild auf. Einfach zu behaupten, dass es nicht stimmt, ist mir zu billig, zumal alleine die Zusammenstellung der Protagonisten darauf hinweist, dass das oben beschriebene Bild durchaus sehr scharf sein kann.

    Wenn ich in eine Schüssel mit Wackelpudding eine offene 500g Packung Salz platschen lasse, dann kann die geschmackliche Textur anschließend daraus salzig sein.

     
  7. 1

    „Tendenziös“ ist ein Wort, das diesem Artikel nicht im Ansatz gerecht wird.
    Von den geradeheraus falschen Aussagen mal abgesehen.
    Leider haben Sie keinerlei Verständnis oder Einblick, wer es wirklich gut meint mit dieser Hochschule, und wer nicht.