Ende Juni eröffnete die Montessorischule der Stadt Kleve ihren neuen Schulhof mit einem „bunten Schulfest“, auf dem der Öffentlichkeit die umgebaute Turnhalle, ein Schulgarten mit Freiluftklassenzimmer, ein Klettergerüst sowie ein Fußballfeld präsentiert wurden. All dies steht den jungen Schülerinnen und Schülern zur Verfügung, ermöglicht wurde dies unter anderem, so hieß es in der Einladung, dank der großzügigen Unterstützung durch den Förderverein, vielen Sponsoren, insbesondere Bernd Zevens und der Volksbank Kleverland.
Alles bestens also?
Sieben Tage später begannen die Sommerferien, und für Lernende und Lehrende ist dies normalerweise eine Zeit, an andere Dinge als den Unterricht zu denken. Doch wir sind bekanntlich in Kleve, und da läuft manches anders, und so ist zu hören, dass – obwohl die Klassenzimmer gerade leer sind – große Unruhe an der Montessorischule herrscht, und in diesem Fall muss man wohl sagen, einmal mehr große Unruhe. Die Unruhe hat solche Kreise gezogen, dass die Klever Politik sich mitten in den Sommerferien mit dem Thema beschäftigt.
Doch was ist an der Schule an der Spyckstraße los, die sich der besonderen Pädagogik der Italienerin Maria Montessori verschrieben hat?
Rund 200 Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren besuchen die Schule, rund 40 Prozent davon haben einen Migrationshintergrund. Dieser hohe Anteil und die daraus resultierenden Probleme liegen offenbar im Zentrum des Konflikts.
Es wird bemängelt, dass es zu wenig Angebote „Deutsch als Zweitsprache“ gibt und dass die fordernde Situation dazu führt, dass Eltern ihre Kinder abmelden und auch die Lehrkräfte sich nach anderen Einsatzmöglichkeiten umsehen – was wiederum eine Kontinuität im Unterricht erschwere. Neue Fachkräfte seien nur schwer zu bekommen, und wenn, fehle das Montessori-Diplom, eine Zusatzqualifikation, mit der die Befähigung unter Beweis gestellt wird, die Prinzipien der italienischen Pädagogen im alltäglichen Unterricht anwenden zu können. Die Schulpflegschaft moniert offenbar seit längerem die Zustände und sucht nach Möglichkeiten, wie die Probleme gelöst werden können – insbesondere, indem höhere Stellen hinzugezogen werden.
Geleitet wird die Schule von Betül Durmaz, einer erfahrenen Pädagogin, die aus dem Ruhrgebiet nach Kleve gewechselt ist. Vor drei Jahren stand sie schon einmal im Zentrum eines Sturms und musste sich vor dem Klever Schulausschuss erklären, nachdem sie den jahrgangsübergreifenden Unterricht abgeschafft hatte. Die Schulleiterin, mit der Realität in den Klassenräumen konfrontiert, hatte damals im Schulausschuss berichtet, dass 80 Prozent der Eltern nicht einmal wüssten, dass die Schule an der Spyckstraße sich der Montessori-Pädagogik verschrieben hätte. Inwieweit das Anfang des 20. Jahrhundert von Montessori entwickelte pädagogische Konzept, dessen Kern „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist, in eine fragmentierte moderne Schulwelt mit Kindern, die vielfältige Förderungsbedarfe haben, überhaupt noch passt – auf diese Frage muss an der Spyckstraße in Kleve offenbar einmal mehr eine Antwort gefunden werden.
Vergleicht man hierzulande die unterschiedlichen Ansätze zur Bildungsarbeit mit Migrationskindern, sticht besonders die Montessori-Methode heraus. Diese innovative Lernmethode wurde von Maria Montessori entwickelt und zeichnet sich durch ihre individualisierte und ganzheitliche Herangehensweise aus. Im Gegensatz zur traditionellen Regelschule legt Montessori den Fokus auf die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Schüler, indem sie in ihrem eigenen Tempo lernen und ihre Interessen verfolgen können. Außerdem werden Montessorikinder im Geist der Unvoreingenommenheit und Aufgeschlossenheit erzogen. Nicht nur die Migrationskinder lernen, auch wir lernen von ihnen neue wertvolle Sichtweisen auf die Welt. Kultur ist immer auch Kulturaustausch – in beide Richtungen, versteht sich. Warum Kindern mit Migrationshintergrund ferner KEINE Betreuung im Unterricht zur Seite gestellt wird, erschließt sich einem nicht.
,“ rund 40 Prozent davon haben einen Migrationshintergrund. Dieser hohe Anteil und die daraus resultierenden Probleme liegen offenbar im Zentrum des Konflikts.
Es wird bemängelt, dass es zu wenig Angebote „Deutsch als Zweitsprache“ gibt
“
Zitat Ende
Nur kurz weil ich mal wieder Augenrollen bekomme.
Kinder die kein Deutsch sprechen müssen verpflichtend in den Kindergarten.
Ab einer gewissen Anzahl wird es auch da problematisch.
Zitat
dass die fordernde Situation dazu führt, dass Eltern ihre Kinder abmelden und auch die Lehrkräfte sich nach anderen Einsatzmöglichkeiten umsehen – was wiederum eine Kontinuität im Unterricht erschwere.
Ende Zitat
Natürlich. Weil viele Lehrkräfte bereit sind mehr zu arbeiten, Eltern bereit sind gewisse Kompromisse einzugehen.
Aber irgendwann der Rubikon überschritten ist und wer kann geht.
Wird vllt. nicht offen von Eltern ausgesprochen :
„Warum soll man (lieb geschrieben) seinem Kind schlechten Startchancen
geben“?
nb. Man muss lernen wollen.
Bildung als etwas positives ansehen.
Wenn das Geld auch so kommt…………
@ 6:
ah, jetzt kommt Licht ins dunkel.
Vielen Dank für Ihre Erläuterung/ Erklärung.
Benno
@ „Benno“:
rd hat mit seinem Kommentar 5 ins Schwarze getroffen.
Tarsächlich zutreffend ist der Begriff „Zweitsprache“ allerdings oft nicht.
Passender wäre ganz einfach „Fremdsprache“ / „Deutsch als Fremdsprache“.
Denn viele Kinder sprechen nicht nur ihre Muttersprache,
wenn sie in die Schule kommen.
Bis vor kurzem habe ich Zwillingen Nachhilfe gegeben,
für die Deutsch die vierte Sprache war –
nach Dari, Farsi, Hindi / Urdu und Englisch.
Und als „zweite Fremdsprache“ nach unseren deutschen Regeln
haben sie dann auch noch Französisch gelernt –
und aus reinem Interesse auch noch etwas Latein …
… so haben sie insgesamt sieben Sprachen gelernt.
Im vergangenen Monat haben sie ihre Abitur-Zeugnisse bekommen.
Das ist so definiert. Erste Sprache ist immer die, die von Geburt an gelernt wird/würde.
Aber dann Deutsch als Zweitsprache? Sollte Deutsch nicht die Erstsprache sein und dann eine weitere Fremdsprache?
Benno
Genau. Es werden ja mehr Angebote gefordert.
@ rd:
„… Es wird bemängelt, dass es zu wenig Angebote „Deutsch als Zweitsprache“ gibt…“
Was genau ist damit gemeint? Das A & O um in einem Land zurecht zukommen ist doch die Landessprache zu beherrschen, damit man sich mitteilen kann.
Um ehrlich zu sein, amerikanische Verhältnisse, wo jeder irgendwie während der Schulzeit „durchgeschleppt“ wird, wird es mit einem guten PISA-Studienergebnis nichts.
Daher frage ich mal nach.
Benno
Mich würde interessieren woher die genannten Prozentzahlen stammen.
Die Antwort auf die gestellte Frage findet sich in den Schriften Montessoris: Ihre Pädagogik ist dazu bestens geeignet Kinder in ihrem Verhalten zu „normalisieren“; zudem Ist die Einführung von Montessorimaterial oftmals auf wenige Worte beschränkt und so auch Kindern mit fehlenden Deutschkenntnissen leicht zugänglich.