Mit roten Rosen verabschiedet: Kuypers jetzt Rentner

Zandra Boxnick, Allgemeine Vertreterin der Landrätin, und Freddy Heinzel (r.), Gastgeber im Deutsch-Niederländischen Businessclub und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kreis-WFG, verabschiedeten Hans-Josef Kuypers, den scheidenden Geschäftsführer der Kreis-WFG Kleve. (Foto: WfG Kreis Kleve / Gottfried Evers)

Dass er erst im Alter von 67 Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde, mag vielleicht veranschaulichen, welches selbst wahrgenommene Level von Unverzichtbarkeit Hans-Josef Kuypers, der Geschäftsführer der Wirtschaftsführungsgesellschaft des Kreises Kleve, erreicht zu haben glaubte. Nun aber wurde er, etwas früher als Wilfrid Suerick, die rechte Hand des Landrats, der bis zu einem Alter von ca. 85 Jahren für den Kreis Kleve wirken durfte, im Restaurant der Anwaltskanzlei Strick in den Ruhestand verabschiedet, und nicht nur er allein, sondern gleich acht weitere Personen, wie es Zandra Boxnick, Allgemeine Vertreterin der Landrätin, formulierte: „Wenn Sie in den Ruhestand gehen, lieber Herr Kuypers, verabschieden wir nicht nur einen Wirtschaftsförderer. Mit Ihnen geht auch ein Tourismus-Manager, ein Redakteur und PR-Profi, ein Wirtschafter, Netzwerker und Ideengeber. Kurzum: Wir verabschieden ein nimmermüdes Sprachrohr und einen sympathischen Werbeträger des Kreises Kleve und seiner Unternehmen.“

Die nimmermüde Sprachrohrtätigkeit hatte Kuypers indes perfektioniert. Es war ein sich selbst befeuernder Kreislauf, der gespeist wurde aus einer großen Nähe zu einer lokalen Zeitung. Die fütterte der „Redakteur und PR-Profi“ mit einem schier endlosen Strom von Berichten über Besuche und mehr Besuche und noch mehr Besuche, immer versehen mit einem Foto von sich, und die in diesem speziellen Fall nicht sehr resilient agierende Redaktion veröffentlichte den Stoff, selbst wenn es grober Unfug war. All diese Berichte aber sammelte der „Wirtschafter, Netzwerker und Ideengeber“, um danach einmal jährlich einen Tätigkeitsbericht herauszugeben, der dann unter Beweis stellte, wie viele Besuche und mehr Besuche und noch mehr Besuche der Geschäftsführer im Laufe eines Jahres absolviert hatte.

All das wurde hier schon mehrfach behandelt und soll nun nicht noch einmal breitgetreten werden. Wer im Netzwerk des Netzwerkers war, brauchte sich keine Sorgen um mangelnde Präsenz bei irgendwelchen Terminen zu machen. Man gehörte zum Inner Circle, die Namen wiederholten sich.

Allerdings sei auf den Umstand hingewiesen, dass die auf den Fotos dokumentierte Geschlechterverteilung im heimischen Wirtschaftsleben einem fundamentalistisch orientierten Staat im arabischen Raum alle Ehre gemacht hätte. Wenn Frauen auf den Bildern waren, handelte es sich zumeist um solche, die die Aufgabe hatten, lächelnd Prospekte oder Plakate in die Kamera zu halten.

Hans-Josef Kuypers absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Über ein wirtschaftswissenschaftliches Studium in Köln führte ihn sein Weg in die PR-Abteilung der Privatbrauerei Diebels, zur Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf und als Leiter in die Presseabteilung der Garant Schuh AG. Den Weg in die Wirtschaftsförderung fand er schließlich 1988 als Geschäftsführer der WFG der Stadt Kevelaer. Im Jahr 2006 wechselte er in die Geschäftsführung der Kreis-WFG.

„Sie hinterlassen eine gesunde, starke Wirtschaftsregion Kreis Kleve mit einem Mix aus bekannten Firmen, Marktführern in Nischen – so genannten ,hidden Champions‘ – und natürlich unzähligen traditionellen Familienunternehmen, dem Rückgrat der Wirtschaft im Kreis Kleve“, würdigte Zandra Boxnick die Arbeit Kuypers.

Kuypers bekam zum Abschied einen schönen Blumenstrauß mit roten Rosen und einigen weiteren roséfarbenen Gewächsen. Auf der aktuell laufenden Immobilienmesse Expo Real in München, sonst sicherlich einer der schönsten Orte zum Netzwerken, war er schon nicht mehr dabei. Seine Nachfolgerin ist Brigitte Jansen, eine Kleverin, die zuletzt geschäftsführender Vorstand der wir4-Wirtschaftsförderung im Kreis Wesel war.

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3 Kommentare

  1. 3

    Es hatte so vieles bei Herrn K. ein bisschen Geschmäckle, nicht zuletzt auch seine Nähe zu einer großen Steuerberatungsgesellschaft […]

     
  2. 1

    Ein Kreis-Angestellter wurd also, räumlich, verabschiedet:

    „Im Restaurant der Anwaltskanzlei Strick in den Ruhestand verabschiedet,..:“

    Tja- DAS hat ein mindestens großes Geschmäckle, wie der Baden-Würrtemberger sagen könnte!

    Wieviel Verfahren hat dieses Kanzlei gegen – oder eben nicht gegen – den Kreis Kleve, deren Unter-Organisationen, Teil-Gesellschaften usw. geführt? Oder gar, gegenteilig „beraten“…?

    Hm – Schon seltsam, – eine „Verabschiedung“ eines Kreis-Angestellten bei/ in einer privaten, oft mehrmals in mysteriösen Dingen verwobenen Kanzlei – da gibt es es nur im „Landrecht Kleve“!
    Da haben wohl nun Hr. Strick, und insbesondere Frau Sack, ggfs. sich mehr über Freundschaft, als vlt. beabsichtigter Einflussnahme engagiert….?
    Hm – hätte da noch, zu gegebener Zeit, einige “ Hinweise….

    Grüße JUH