„Mehr Käsebewusstsein schaffen“: Zwei neue Bücher über die Goudapionierin Maria Reymer versuchen es

Die Mata Hari des Goudas: Maria Reymer, KI-generiert

Käse ist im Grunde nichts anderes als konzentrierte Milch, werden die Besucher des Käsemuseums in Alkmaar aufgeklärt, und Johann Wolfgang von Goethe wiederum bereicherte die Welt mit der für alle journalistischen Texte fundamental wichtigen Sentenz: Getretener Quark wird breit, nicht stark (West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S.111). In diesem Spannungsfeld der milchverarbeitenden Literatur gibt es seit heute zwei bemerkenswerte Neuerscheinungen, die sich interessanterweise mit einer historischen Person aus Kleve beschäftigen – der Käsepionierin Maria Reymer, die im 19. Jahrhundert ihre Heimat Rindern verließ, um in den Niederlanden das Geheimnis der Käseherstellung in Erfahrung zu bringen und wieder in die Düffelt zurückkehrte, um dort die Käseproduktion zu begründen.

Stilecht mit Käsehäppchen: Buchpräsentation bei Hintzen, mit Sigrun Hintzen, Paul-Josef Heister (Verein MOSAIK), Frank Mehring, Joke Ruijs, Günter Voldenberg

Die Werke, die sich mit Maria Reymer beschäftigen, sind so verschieden wie Camembert und Parmesan. Das eine, von Günter Voldenberg verfasst, heißt „Kühe, Milch und Pioniere. 200 Jahre Holländer Käse am Niederrhein“ und beschäftigt sich mit historischer Akribie mit der Käseherstellung, die 1825 vom Gut Hogefeld aus den Niederrhein und Deutschland eroberte. Im Klappentext heißt es: „Überregional bekannt wurde der Ruf ab 1825, als der Deichgräf Theodor Reymer und seine Tochter Maria neue Erfahrungen in der Käseproduktion auf dem Hof machten. Da sie ihr Wissen um die Käseherstellung weiter gaben, konnte sich bald ein neuer Erwerbszweig auf den umliegenden Höfen etablieren. […] Gut Hogefeld war Ausgangspunkt für das Jahrzehnte blühende Molkereiwesen am Niederrhein.“ Von dem nun so gut wie nichts mehr übrig ist, muss man leider ergänzen. Das Buch ist im MOSAIK-Verlag erschienen, hat 130 Seiten und ist zum Preis von 18 € in guten Buchhandlungen (zum Beispiel Hintzen) erhältlich.

Zwei Bücher, ein Thema

Das zweite Buch ist von einem Historiker geschrieben, von Professor Frank Mehring, der an der Radboud-Universität in Nimwegen Amerikanistik lehrt. Doch wer nun ein zweites Geschichtsbuch erwartet, wird enttäuscht. Er selbst hat sein 103 Seiten Buch „Die Käse-Spionin. Maria Reymer und das Geheimnis des Gelben Buches“ mit dem Zusatz „nach einer wahren Geschichte“ versehen, und dies macht schon deutlich, dass die historischen Zusammenhänge lediglich den Rahmen geboten haben, in dem Mehring seine Heldin Reymer auf die Spionagereise nach Holland schickt. Es handelt sich um einen kleinen (Wirtschafts-)Krimi, geschrieben für jugendliche Leser, im Eigenverlag erschienen und für 19,95 € im Buchhandel erhältlich. Aufgelockert wird der Inhalt durch liebevolle Illustrationen von Joke Ruijs, am Ende gibt es zudem noch ein Glossar und eine Chronik.

„Wenn Käse die Seele der Milch ist, dann ist Maria Reymer die Schlüsselfigur, die dem Niederrhein ihre Seele zurückgab“, so Frank Mehring. „Sie bringt in geheimer Mission das jahrhundertealte Rätsel um den weltbekannten Gouda-Käse aus den Niederlanden nach Deutschland, von Utrecht nach Kleve.“ Für Mehring ist die Frau die „Schlüsselfigur einer wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte, die bis heute nachwirkt“.

Dass der Umgang mit der Realität bei Mehring mitunter spielerischer Natur ist, zeigt auch die Abbildung der Protagonistin selbst. Es gibt nur einen kolorierten Kupferstich, und es gab darüber hinaus auch einmal ein Gemälde des Malers Tinthoff, welches aber im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen ist. Mehring nutzte nun die Künstliche Intelligenz, um anhand des Kupferstichs und unter Zuhilfenahme ähnlicher Bilder zu rekonstruieren, wie Maria Reymer auf einem Gemälde ausgesehen haben könnte – mit einem durchaus beeindruckenden Resultat.

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6 Kommentare

  1. 6

    @5, ich denke in erster linie ging es unseren vorfahren um die halbarmachung von lebensmitteln. pökeln, dörren, gärung, erhitzen und luftdicht einwecken usw

     
  2. 5

    Die Genuss „Bürger + innen“🙄 i. d. Gegend rund um Mesopotamien sollen vor 5000 Jahren zum 🍺 auch passend den 🧀 erfunden haben 👍🏼, streiten sich aber heute noch mit Ägypten .😠😎 Damals wurde der Welt aus der Ecke, im krassen Gegensatz zu heute, wohl noch vom Feinsten geboten .😁

     
  3. 4

    Mmuuuh, Gut Hogefeld! Das Gut Hogefeld am Drususdeich in RINDERn wird schon seit Jahren von dem Großagrarier Christian Schulte-Spechtel bewirtschaftet, mmuuuh, genau, der Christian Schulte-Spechtel, auf dessen Flächen die LAGA (trotz fehlenden Einverständnisses) stattfinden und ein Parkplatz für 1.000 Sehr Umweltschädliche Vehikel (SUVs) angelegt werden soll(ten). Ich mmuuuhe das mal vorsorglich für den Fall, dass mmuuuhtmaßlich irgendwer einen kleinen Festakt für 200 Jahre Käse am Niederrhein auf Gut Hogefled planen sollte, mmuuuh, dieser Hinweis fehlte leider in rd seinem Text. Weniger zuträglich für einen solchen kleinen Festakt könnte es mmuuuhtmaßlich auch sein, dass Herr Christian Schulte-Spechtel vermmuuuhtlich kaum Aktien in Kuhmilch als Käsegrundstoff hat, mmuuuh, denn die Kühe haben laut Opa Niederrheinstier schon vor seiner Zeit von den ehemaligen Gütern der Lüpschen Gutsverwaltung reißaus genommen.

     
  4. 3

    Was ist denn jetzt die Lehre daraus? Alte Säcke halten Junge Menschen für Idioten, die jeden angeblichen TIKTOK Trend mitmachen. Ihr habt se doch nich mehr alle

     
  5. 2

    Käse, in all seiner Vielfältigkeit, ist ein wunderbares Nahrungsmittel. Vom jungen Gouda, jungem Camenbert bis hin zu Schimmelkäse und gereiften Käsesorten ist Käse ein wertvolles Nahrungsmittel (ausser Scheiblettten vieleicht). Nix wird schlechter, wenn man es danach mit Käse überbäckt.

     
  6. 1

    Mit KI erstellte Bilder sind oft noch nicht wirklich gut.

    Letztens wollte ich ein Bild mit Leuten in einem Sitzungsraum erstellen lassen. Prompt: Erstelle bitte ein Bild mit 7 Leuten in einem modernen Sitzungsraum. Ergebnis: Der Sitzungsraum sah aus wie annodazumal (wie von einer Bank in den 1970er Jahren) und die Anzahl der Personen hat die KI nicht hingekriegt. Trotz mehrerer Folgeprompts hat sie die Anzahl von 7 Personen verweigert, es wurden immer mehr…