Klever Aussichtsturm: Vertrag mit Restaurant-Pächter wird nicht verlängert

Kurts Klönabend zieht einmal um

Wer ein Gespür für Nuancen hatte, konnte schon ein leises Knirschen im Gebälk hören, als Bruno Schmitz und Reinhard Berens am 13. Juli halb Kleve eingeladen hatten, die Wiederbelebung des Klever Aussichtsturms zu feiern, die auf den Tag genau elf Jahre zuvor erfolgt war. Zunächst gab Bruno Schmitz einen launigen Rückblick auf die Geschichte des Turms, in dem auch das wechselhafte Geschehen in der Gastronomie Thema war. Dann richtete sich auch Reinhard Berens an die Gäste und berichtete, dass das Zusammenwirken zwischen den beiden Kulturmachern, die den Turm mit zahlreichen Veranstaltungen bespielen, und dem aktuell dort tätigen Gastronomen nicht immer frei von Spannungen sei.

Die freimütige Bemerkung verwunderte ein wenig, denn eigentlich sorgen die Veranstaltungen, beispielsweise Kurts Klönabend, das Waldkino und Auftritte des Kabarettisten Ludger Kazmierczak, für regen Publikumszulauf, was wiederum das Herz eines Gastronomen höher schlagen lassen sollte. Doch so war das offenbar nicht, Jürgen Gietmann, der Pächter des Lokals, war eher bestrebt, seine allseits geschätzte Küche möglichst vielen Besuchern nahezubringen. Wenn am Turm hingegen Veranstaltungen waren, waren zwar viele Menschen dort, aber es wurde nicht groß gespeist.

Das Team von „Vinho’s im Turm“ mit Jürgen Gietmann (r.)

Das alles führt nun zu einer neuerlichen Veränderung am Klever Aussichtsturm. Wie Bruno Schmitz kleveblog mitteilte, wird der zum Jahresende auslaufende Vertrag mit dem Gastronomen nicht verlängert. Drei Jahre sorgte Jürgen Gietmann mit seinem Team am höchsten Punkt Kleves für gehobene Küche. „Die Chemie stimmte einfach nicht“, so Schmitz zu den Gründen für die Trennung. Wie es im neuen Jahr weitergehen soll, steht noch nicht fest, allerdings wird die Gastronomie auf jeden Fall fortgeführt. „Es finden derzeit Gespräche mit verschiedenen Interessenten statt“, sagt Reinhard Berens.

Jürgen Gietmann hatte zuvor das Vinho’s in Materborn geführt. Eine Zeitlang war er parallel dazu auch im Aussichtsturm tätig. Als die Familie Röhrhoff ihren Schornsteinfegerbetrieb erweiterte und deshalb den Pachtvertrag mit Gietmann in Materborn kündigte, fokussierte sich der Gastronom komplett auf das Restaurant an der Königsallee, das fortan unter „Vinho’s zum Turm“ firmierte. Das Restaurant hat bei Google 4,8 von 5 möglichen Sternen.

Deine Meinung zählt:

8 Kommentare

  1. 8

    Wenn man seine Hobby-Interessen bei vertraglich abhängigen durchdrückt, kommt da selten was positives heraus. Jeder kann mit seinem Eigentum machen was er will; letztendlich aber ein Bärendienst für die Bürger der Stadt.

     
  2. 6

    Sehr sehr Schade
    Wir sind oft zu Gast bei Jürgen und seiner Truppe und es gefällt uns sehr gut. Das Essen ist einfach Spitze das Ambiente sowieso.
    Aber zum Überleben braucht ein Restaurant nun mal Umsatz , Personal ist teuer. Betriebskosten hoch. Da hätte man eine andere Lösung finden können um beide Seiten zufrieden zu stellen .Ein Tolles Lokal könnte somit wieder in den Dornröschenschlaf versetzt werden , wie die Jahre davor, wo der Turm keine Anlaufstelle war.
    Für Familie Gietmann bedeutet das schon wieder was neues Suchen obwohl sie mit viel Herzblut den Turm Attraktiv gemacht haben und erfolgreich sind. Aber an 2 Gläser Wasser oder Bier pro Person für einen ganzen Abend mit viel Personal können sie nichts verdienen. Mit einem ordentlichen kleinem Menü direkt zur Eintrittskarte wäre so ein Problem zu lösen gewesen und wir müssten nicht auf so ein tolles Lokal verzichten.

     
  3. 5

    Hoffentlich finden Schmitz und Berens dann Pächter, bei denen „die Chemie stimmt“.

    Die einen wollen Kultur verkaufen, die anderen Essen. Schwer vorstellbar, dass das zukünftig ohne Spannungen läuft.

    Und Bruno Schmitz ist ja jemand, der seine Vorstellungen hat.

     
  4. 4

    Ich mache nichts an der Lokalität fest aber alles an der vorzüglichen Gastronomie. Hoffe dass dieses engagierte Team schnell eine neue Wirkungsstätte findet.

     
  5. 2

    Das ist schade ,essen und Angestellte wär echt super .Alles gute und viel Erfolg

     
  6. 1

    Sehr, sehr traurig, dass bei der Recherche zu diesem Artikel nur die Verpächter-Seite dargestellt wird. Das ein Gastronom, besonders nach den finanziellen Einbußen durch Corona, Umsatz machen möchte und muss, sollte nicht verwunderlich sein. Das bei den Groß-Kulturveranstaltungen extrem viel Vorarbeit bezüglich Bestuhlung etc. und natürlich deutlich mehr Personal anwesend sein und bezahlt werden muss, darüber spricht niemand. Genauso wenig wie nicht erwähnt wird, dass kurzfristig Veranstaltungen abgesagt werden und der Pächter allein auf den entstandenen Vorkosten sitzen bleibt und auch keine weiteren Einnahmen an dem Abend erzielen kann, weder aus der Veranstaltung noch aus dem Tagesgeschäft. Wenn ich als aufmerksamer Stammgast so etwas beobachten kann, wundert es mich, dass dies in dieser Berichterstattung null Erwähnung findet.
    Jede Gastronomie, die sich vorher am Turm versucht hat, ist gescheitert. Das Team vom Vinho‘s hingegen hat es geschafft, dass der Laden läuft und konstant super Qualität liefert. Viele Stammgäste, es ist fast immer ausgebucht. Traurig und unverständlich. Ein großer Verlust für Kleve.