Im hektischen Takt der Postmoderne die frischesten Meldungen herauszubringen, exakt zugeschnitten auf die Größe von Mobiltelefonen und Computerbildschirmen, das ist eine Leistung, die dem kleveblog-Redaktionsteam 24/7 Höchstleistungen abverlangte, insbesondere im komplizierten Realitätscheck. Ein Heer von Mitarbeitern prüfte die Beiträge des zunehmend autokratisch agierenden Herausgebers in allen vier Dimensionen des Journalismus auf Faktizität, Eklektizität, Stoizität und auf den Eigendrehimpuls des atomaren Storykerns, eine Prüfung, die sich oft bis tief in die Nacht hinziehen konnte. Es gab erbitterte Auseinandersetzungen, an deren Ende oftmals tränenreiche Versöhnungen standen. Journalisten sind keine herzlosen Faktenmaschinen, es sind Menschen wie die Supermarktkassierin und der Lungenfacharzt. Heute jedoch ist der sporthallengroße Redaktionssaal, den Redaktionsleiter Ralf Daute von einem leicht erhöhten Thron aus überblicken konnte, so verwaist wie die Büromöbelabteilung von IKEA. Dennoch erhältst du, lieber Leser, in beinahe noch gesteigerter Frequenz die neuesten Nachrichten von der Seuche und anderen Ärgernissen – aber wie ist das möglich? Eine Frage, die im Zuge redaktioneller Transparenzbemühungen nicht unbeantwortet bleiben soll. Das untere Foto zeigt: Es geht, wenngleich der kreative Schaffensprozess deutlich beschwerlicher geworden ist. Weil die Übertragungsgeschwindigkeiten von den Providern auf kaum erträglich 17 Mbit pro Stunde gesenkt wurden, setzt die Redaktion die Geschichten, die mangels eigener Ideen aus der FAZ abgeschrieben werden und, um intellektuelle Opulenz vorzutäuschen, mit kulturphilosophischen Apercus versehen werden, aus Russisch Brot (Bahlsen, 1,49 Euro) zusammen (kleinkarierte Kritikaster*innen werden den fehlenden Balken, der irgendeinen französischen Namen hat, unter dem c von Apercu vermissen, aber findet das Teil mal in einer Packung!). Sodann werden die Machwerke von Brieftauben zu Serverfarmen nach Kiew gebracht, wo sie in unterirdischen Stollen von aserbaidschanischen Lohnsklaven digitalisiert werden. Und zack!, steht die Geschichte schon zu deiner Verfügung. Da der Zustrom an Russisch Brot allerdings begrenzt ist, bleibt dem Redakteur oftmals nichts anderes übrig, als bei einem leckeren Gläschen Pinot Grigio (ca. 5 Euro, Wein Peters), dem Rieseln des Sandes in der Uhr zuzuschauen und zu hoffen, dass diese trüben Zeiten bald wieder ein Ende haben und der Redaktionsthron endlich wieder bestiegen werden kann.
@Niederrheinstier Ich gehöre zur Sorte der Zwerggrashalme, d.h. ich werde nicht größer als auf dem Foto. Außerdem schmecke ich nicht gut und liege schwer im Magen. Warum probierst du es nicht mal mit Salat, soll sehr gesund sein.
Gern geschehen, meinereins hatte da wohl heute ein bisschen bange Langeweile 😉 Ihrereins, machen Sie weiter so 🙂
@Meister Lampe Danke für die treffende Beschreibung meines entbehrungsreichen Arbeitsalltags!
Faleri, falera…
Unsereins hat sich vor dem totalen „Sundown“ amkackenhaltenderweise mit Klopapier eingedeckt und eine Woche lang in den rubelraubenden Geschäftsräumen Sonnenbanktetris gespielt hat, um dem behördlicher seits empfohlenen „Social Distancing“ gerecht zu werden und auch in pandemischen Gezeiten keine Sturmebbe in der amtlich durchleuchteten Kasse zu haben.
Seinereins verzeichnete derweil eine stolz dokumentierte virale Klickflut auf die Breaking News aus seinem sonnigen Gartenoffice und sieht wohl goldenen Zeiten entgegen. Was ihm ja angesichts der derzeitigen Börsenperformance des krisengeilen Edelmetalles sicherlich einen ganz gewissen(losen) Glanz in die Augen treibt. In diesem speziellen Glücksfalle reimt sich also der gute Namen des Herrn Daute mal so gar nicht auf die momentane Flaute.
Während also seinereins sich in aller Seelenruhe auf seine vier Buchstaben legt und einfach weiter das Sekundärwissen aus seinem „Langholz“ (so wurden damals in meinem Studentenjob als Postbote die sperrigen Ich-bin-wichtig-Abos der FAZ & Co. genannt) für die lokallüsterne („lokallüstern“ kann in meinem Falle auch doppeldeutig interpretiert werden) Kundschaft seines Kleveblogs digital verdrittwurstet, brennt es meinereins gewaltig auf der analog kontakteten Kleinkrämerseele und ich sehe mich schon morgen in der elendigen Antragswarteschlange vor dem Online-Kassenhäuschen unseres Soforthilfeprogramms für die krisengegeldbeutelten Kleinunternehmer.
Und da dem lieben Herrn Daute nun seine vier vornamentlichen Buchstaben (R-A-L-F) fehlen, die er ja auf seiner nadelstreifigen Sonnenliege unter dem Allerwertesten begraben hat, fischt er diese nun in aller Seelenruhe aus seinem russischen Gebäckschälchen, während ihn nebenbei die Sanduhr (oder handelt es sich bei der Füllung bereits um Goldstaub?) – Körnchen für Körnchen – an die vielen Klicks auf die Werbebotschaften seines Blogs denken lässt. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass wir Deutschen die größten Pornokonsumenten der Welt sind, erklärt das vielleicht einerseits diesen beschissenen Run auf’s Klopapier, andererseits könnte der Herr Daute nun aber auch noch auf den reibacherischen Gedanken kommen einen geldgeilen Werbelink für die xHamster-Käufer an seine Artikel zu nageln.
Da kann ich nur sagen: „Alles richtig gemacht – weiter so!“
Bevor ich nun meinerseits notmachterfinderischerweise bzw. plagiatischerdings ernsthaft darüber nachdenke als „Meister Lampe“ unter die(Sun)Blogger zu gehen (leider würde der Onlinehandel mit Bildschirmbestrahlung vor dem heimischen Handy wohl nur bei einer ziemlich beschränkten Klientel funktionieren) möchte ich dem lieben Herrn Daute noch einen weiteren gutgemeinten Rat mit auf den Weg zur ersten Millionen geben:
Um einer adipösen Wirkung durch die nichtsnützigen bzw. ungenutzten Buchstaben aus dem russischen Gebäckschälchen zu entgehen, könnten sie nach ja nach jedem Durchlauf der mutmaßlichen Goldstaubuhr einmal den Refrain von „Mein Vater war ein Wandersmann“ in das schicke Note(n)book tippen und dabei im Rhythmus die fehlenden Buchstaben unter dem Allerwertesten hervorziehen. Das sollte den Allerwertesten doch eigentlich ganz gut ertüchtigen!?
„Faleri, falera,
faleri, falera ha ha ha ha ha
…“
Spaß beiseite, endlich hatte ich nun auch einmal die Zeit ihren Kleveblog zu (ver)kommentieren 🙂
Bleiben sie be“sonnen“ und vor allem gesund!!!
@otto Es handelt sich um die im Text beschriebene Sanduhr, die vom Bildungsbürger natürlich spielend als Vanitas-Symbol (Anspielung auf die Vergänglichkeit der Welt) gedeutet werden kann, die aber andererseits in ihrem steten Fluss auch außerordentlich beruhigend auf die Psyche des Redaktionszaren wirkt. Muss allerdings halbstündlich gewendet werden.
Mmuuujuuuh, Grashalm, da bist Du ja wieder, mmuuujuuuh!
Bist Du zur Zeit noch so klein, wie der Rasen auf dem mittleren Bild, mmuuuh?
Oder schon wieder größer, mmuuujuuuh?
Dann schaue ich gene in Kürze mal vorbei, um die von Benno (@2) eingeforderte Pflege zumindest partiell fachgerecht zu verrichten, mmuuuh?
Ralf, mit dem oberen Bild möchte ich beginnen. Du bist doch der rechts unten, der Scheinarbeit
versucht zu vermitteln, links dein Sicherheitstelephon.
Das mittlere Bild soll Interesse verbunden mit Intelligenz und Grauburgunder (nix aus Litalien)
darstellen, um den obigen Eindruck abzumildern.
Links neben dem Laptop, was bedeutet dieses seltsame Glas oder ist es eine ffüssige
5-Minuten Uhr?
Das mittlere Foto zeigt den Grund dafür, dass Homeoffice in D immer noch nichts so verbreitet ist wie anderswo und der Vorschlag der SPD im letzten Jahr vom Tisch gefegt wurde. Zu Hause Arbeiten und sich dabei auch noch wohlfühlen ist hier immer noch verdächtig.
Mein Arbeitgeber hat jetzt viele neue Dienstlaptops bestellen müssen. Gleich hole ich meinen ab und ab Montag arbeite am Niederrhein mit Blick ins Grüne oder gar wie der Autor im Garten. Pinot Grigio steht schon auf der Einkaufsliste (Alkoholläden sind systemrelevant?) – man muss nur aufpassen, dass man innerhalb der Zeiten, in denen man telefonisch erreichbar ist, noch einigermaßen klar rüberkommt…
@3. Benno
Ein Hauch von Wildheit zurechtstutzen? So wie es ist, sieht es gut aus.
na, der Rasen bedarf aber auch mal einer intensiven Pflege…
Benno
Mmuuuh, rd, wieviel Vol. % der mengenmäßig bedeutendsten Desinfektionsmittelkomponente enthielt denn der Pinot Grigio, mmuuuuuh? Ich frage nur, wegen Ihres Wunschtraums von dem großen, blütenweißwestigen Redakteurteam, mmuuuuh. Vermmuuuuhtlich hat da doch nur wieder so ein Strolch bei Wein Peters das Pinot Grigio-Etikett über das Etikett einer Flasche Strontium, äh Strohrum 80% geklebt, mmuuuh, um Ihre Gedanken mal so richtig zu befeuern, mmuuuuh?