Historische Dokumente (1): Stiften gehen

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Wir alle leiden unter den Mängeln dieser Welt und wünschen uns, es stünde in unserer Macht, die Verhältnisse zu ändern. Und so erstarren wir denn ehrfurchtsvoll, wenn jemand das ganz große Rad dreht, um die Dinge zum Guten zu wenden – zum Beispiel durch Gründung einer Stiftung mit einem Stammkapital von 7.000.000,00 Euro, deren Ziele laut Handelsregister nur die hehrsten und lautersten sind:

  • Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, Jugend und Sport und sonstiger gemeinnütziger Zwecke
  • Förderung des Umwelt-, Landschafts- und Denkmalschutzes
  • Ideelle und materielle Unterstützung hilfsbedürftiger Personen
  • Durchführung wissenschaftlicher Veranstaltungen und Forschungsvorhaben
  • Pflege von Kunstsammlungen
  • Förderung von kulturellen Veranstaltungen
  • Förderung von Veranstaltungen der Heimatpflege
  • Förderung sportlicher Übungen und Leistungen
  • Unterhaltung eines Jugendheimes

Und wer hatte sich all das vorgenommen? Es war die Zevens Stiftung gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Sie wurde am 13. September 2000 in das Handelsregister beim Amtsgericht Kleve eingetragen.

Was aber geschah nach elf Monaten uneigennütziger Stiftungsarbeit zum Wohle von uns allen? Waren die Verantwortlichen Ende August zu der Einsicht gelangt, dass jetzt alles zum Besten steht?

Jedenfalls war der Zevens Stiftung gGmbH nur ein kurzes Leben beschieden: Schon am 29. August 2001 verschwand sie wieder von Bildfläche, an diesem Tag wurde die „Verschmelzung der Gesellschaft mit der EU-CO Gesellschaft für europäische Beteiligungen (…) wirksam“. Für Ortsunkundige: Die EU-CO Gesellschaft für europäische Beteiligungen ist die Holding, in der unser Tausendsassaunternehmer Bernd Zevens („hier ein Leiterplattenhersteller, da ein Margarinewerk“) seine Aktivitäten bündelt.

Aber warum schrieb Gaby Boch noch am 30. März 2002, also mehr als ein halbes Jahr nach dem juristischen Ende der Zevens Stiftung gGmbH in der NRZ folgende Sätze über den Unternehmer:

Der Klever Unternehmer investiert nicht nur in Firmen. Sein Vermögen legt er nicht einfach auf die hohe Kante: Er hat eine Stiftung gegründet. 30 % der Erlöse stehen seiner Familie zu – der Rest fließt in soziale Projekte. Zu seinem 50. Geburtstag ließ er ein Jugendheim bauen, finanziert Personal- und Sachkosten. Die Computer in den Klever Schulen hat Zevens bezahlt. Und bereits neue Ideen wie einen Betriebskindergarten bei Clever Stolz im Kopf

Sicher ist, dass es bei Clever Stolz keinen Betriebskindergarten gegeben hat. Genau genommen, gibt es bei Clever Stolz gar nichts mehr.

Interessant auch, dass als Geschäftsführer der Stiftung Gerhard van Koeverden fungierte. Der spielt heute viel Golf, war aber zu seiner aktiven Zeit bis 2004 im Vorstand der Sparkasse Kleve (und übrigens auch mal Vorsitzender des 1. FC Kleve). Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass es da zu einer Interessenkollision gekommen ist. Dazu ist er einfach zu sehr Profi.

Deine Meinung zählt:

14 Kommentare

  1. 14

    @alle Diskutierenden: Mein Vorschlag: Hier wird weiter über das merkwürdig kurze Leben der Zevens-Stiftung und die inzteressante Rolle des verantwortlichen Kreditabteilungsleiters der Sparkasse, der plötzlich bei einem Geschäftspartner eine Stiftung führt, diskutiert. Das – sicher sehr interessante - Thema „Wer ist Sven Rickes?“ bekommt einen eigenen Artikel, den ich aber erst heute Nachmittag werde schreiben können. Bis dahin gibt’s ne Ãœberschrift, sodass Kommenttare möglich sind.

     
  2. 13

    @killerplautze
    das sehe ich genau so. Ich weiß nicht ob der ein oder andere besucher dieser seite auf dem legenderen rickes-geburtstags-konzert in goch war. einen größeren schaumschläger und selbstdarsteller hat diese region noch nicht erlebt. 13% +x =lächerlich. unser theo ist ja auch ne rampensau- aber eine mit herz und durchaus verstand.

     
  3. 12

    @killerplautze
    wenn es nach willi.1.0 geht, hätten selbst obama, helmut schmidt oder ludwig erhard keine chance gegen theo. der einzige der vielleicht noch mit theo mithalten könnte wäre oskar lafontaine, aber selbst da wäre ich mir bei willi 1.0 nicht sicher…..

     
  4. 11

    @ralf.daute

    kleiner tipp, frag willi 1.0. der scheint den zu kennen.

    „Ich bewerte die Dinge nach Leistung und Einsatz, Können und Bürgernähe, danach wäre nicht Herr Ricken der Kapitän sondern eher der Leichtmatrose und Brauer die Admiralität.“

    „Ich denke, Herr Brauer läßt sich seit Jahren von der FDP nichts vormachen, durchschaut sie. Jetzt will man auf diese miese Art zurückschlagen, der Schuss wird nach hinten losgehen.“

     
  5. 10

    @maier Gut Dinge will Weile haben. Die Tabelle hier muss ja wegen fehlerhafter Entfernungsangaben ohnehin aktualisiert werden. Allerdings, ich muss gestehen, bisher noch nicht einmal den Namen „Sven Rickes“ gegoogelt zu haben.

     
  6. 8

    aus Wikipedia:
    Steuerbegünstigung
    Stiftungen können, müssen aber nicht steuerbegünstigt sein. Das Finanzamt erkennt auf Antrag der Stiftung deren Steuerbegünstigung an, wenn Satzung und tatsächliche Geschäftsführung den Anforderungen der §§ 51 ff. der Abgabenordnung entsprechen. Gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Stiftungen sind von den meisten Steuern befreit. So sind bei der gemeinnützigen Stiftung die Errichtung sowie spätere Zustiftungen gemäß Â§ 13 Abs. 1 Nr. 16 Buchst. b ErbStG von der Erbschaft- bzw. Schenkungsteuer befreit. Zuwendungen (Spenden und Zustiftungen) berechtigen den Spender oder (Zu-) Stifter darüber hinaus zum Sonderausgabenabzug. Für Spenden und Zustiftungen an rechtsfähige und treuhänderische Stiftungen gibt es – gegenüber Zuwendungen (Spenden) an andere gemeinnützige Einrichtungen – zusätzliche Höchstbeträge beim Sonderausgabenabzug. Mit dem Gesetz zur weiteren Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements, das im Frühjahr 2007 verabschiedet wurde und rückwirkend zum 1. Januar 2007 in Kraft trat, wurde z. B. der Höchstbetrag für die Ausstattung von Stiftungen angehoben.

    Für mich ist eine Stiftung, auf ganz legalem Weg Steuern zu sparen.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass B.Z. oder E.T. so sozial eingestellt sind, dass sie Geld verschenken. Was allgemein als sozial angesehen wird, ist nur eine Steuerersparnis. Also so: Ich habe im Lotto gewonnen und verschenke meinen Gewinn an hilfebedürftige Menschen. Einfach so. Oder: Ich habe mit meiner Firma viel Kohle gemacht und spende hier 20 PC’s. Nur, dieses werde ich dann bei der Steuererklärung als Spende angeben.

     
  7. 7

    @Ursula

    Die Tatsache, dass ein Unternehmer eine Stiftung errichtet, ist an sich nicht zu beanstanden. Dies wird in dem Beitrag von Ralf Daute auch nicht gemacht. Die Frage aber ist doch die, welche Motive zur Gründung einer Stiftung geführt haben. Da muß ich für mich schon feststellen, dass die Tönnissen Stiftung auf mich einen absolut seriösen Eindruck macht. Dies nicht nur, weil sie heute noch existiert und ihre satzungsgemäße Förderung erfüllt, wenn vielleicht auch ein bischen „knickrig“.

    Im Gegensatz dazu kommt die Zevens-Stiftung auch nach meinem Eindruck „ein wenig schräg um die Kurve“. Dies liegt nicht nur an den beiden Hauptfiguren (Zevens und van Koeverden), sondern auch an der Konstellation:
    – Klever Megainvestor und Geschäftspartner der Sparkasse Kleve (siehe z. B. später die Neue Mitte) einerseits und – zumindest zu dem Zeitpunkt- der verantwortliche Kreditabteilungsleiter und spätere Vorstand der Sparkasse Kleve vK andererseits; das hat schon Geschmäckle
    – die nur kurze Lebensdauer der Stiftung
    – das überzogen hohe Stiftungskapital (wie eingebracht?)
    An diesen Eckpunkten beginnen die Bedenken.

     
  8. 6

    @ Weltenbummler

    El Grande Jefe Theo freut sich doch schon auf das morgige Bierfass Foto Shooting.

    Ãœber solche Lässlichkeiten geht Ed the Horse breit grinsend hinweg.
    Hauptsache, Sitzungsgeld und sonstige Goodies mitgenommen.
    Dazu ist doch so ein Pöstchen da oder?

    Wenn’s hart auf hart kommt, je nun, dann sägt man RvZ ab und ernennt ein neues williges Gesicht.

     
  9. 5

    @ Maiyer mit ai

    Werter Blogger, zerstören Sie doch bitte nicht das Weltbild des Herrn Wim Heuvens.
    Er gerät sonst immer mehr in die Bloggerabstinenz (zur Sparkasse kann er ja schon nichts schreiben). Und sein hochgelobter Wirtschaftsfachmann T.B. macht in der „Sparkassenaffäre“ ja auch keine gute Figur.

     
  10. 4

    Erstaunlich finde ich das irgend jemand geglaubt hat B.Z. wäre ein Samariter. Opfer müssen gebracht werden und wichtig ist was hinten raus kommt—egal wie!!

     
  11. 1

    Interessanter Einblick.

    Dies waren also die „ausschließlich und unmittelbar“ verfolgten Ziele der gemeinnützigen GmbH bzw. der für die Ewigkeit konstruierten „Stiftung“.
    Wer’s glaubt… Könnte sein, dass das Finanzamt das nicht geglaubt hat/hätte. Könnte vorrangig ein Versuch zum Steuernsparen gewesen sein, der nach kurzer Zeit aufgegeben wurde/werden musste. Vermutlich als die ersten Tätigkeitsberichte und Ãœberprüfungen der Gemeinnützigkeit anstanden. Oder war anderswo im Hause Z. Finanzbedarf entstanden und dies der Grund der Auflösung?

    Die Ãœberführung seiner „Stiftung“ in seine normale Gesellschaft für Beteiligungen lässt „leichte“ Zweifel an den Zielen aufkommen.

    Interessant wäre wirklich mal eine Stellungnahme meines Vornamensvetters. Mag ja sein, dass er sich an Vorbildern wie Bosch orientiert hat und redliche Ziele verfolgte. Die Auflösung nach derartig kurzer Tätigkeit lässt aber viele Fragen offen…