Er kam als Germanist, er geht als Universalgelehrter in den Bereichen Kultur, Architektur, Politik, Bildungspolitik, Stadtplanung, Gartenbau und Welterkenntnis an sich. In vielen Pressekonferenzen, die ich an der Seite von Matthias Grass erlebt habe, war allein durch seine Anwesenheit das kommunikative Setting der Veranstaltung gekippt. Matthias Grass erklärte, warum was wie wichtig war, während die eigentlichen Hauptdarsteller zu Stichwortgebern seiner stetig wachsenden Weisheit degradiert waren, sodass am Ende eher die Frage blieb, warum dieser Quell des nie versiegenden Wissens nur die Zeitenläufte in Kleve erklärte und nicht in der ganzen Welt. Allein, diese Frage muss sich nun auch niemand mehr stellen, denn in diesen Tagen neigt sich die berufliche Laufbahn von Matthias Grass, dem unermüdlichsten aller Redakteure der Rheinischen Post aus der Schule, in der noch Textmasse mit Erkenntnisgewinn gleichgesetzt wurde, dem Ende zu.
Damit verlässt nach Ludger Distelkamp, Helmut Vehreschild und Jürgen Loosen der letzte Boomer die Redaktion (Peter Janssen ist genau ein, zwei Jahre zu jung). Und ein weiterer Abgang komplettiert das Revirement bei der Zeitung, der ebenfalls von nicht zu knappem Symbolgehalt ist, da er einen über die Jahre gewachsenen, symbiotischen Bund der lokalen Publizistik mit frischem Blut erneuert. Marc Cattelaens, der für Wirtschaftsthemen zuständige Redakteur der Zeitung, wechselt als zweiter Mann zur Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Kleve (WfG).
Die WfG wurde das letzte Jahrhundert von Hans-Josef Kuypers geführt, der zeit seines Studiums ebenfalls Mitarbeiter der Rheinischen Post war. Seit er die Stelle des WfG-Geschäftsführers bekleidete, gab es seinem Hause einen ewigen Maelstrom von Berichten, die sich lasen wie die kapitalistische Variante des Neuen Deutschlands, alles immer besser und doller, mit Kuypers als dem ewigen Helden des Fortschritts. Alles unabhängig von seinem Sinngehalt klaglos veröffentlicht. Mit dem Wechsel von Cattelaens an die Hoffmannallee erscheint es denkbar, dass der zurzeit auf ein vernünftiges und erträgliches Maß gedrosselte Hurrastrom wieder auf das Maß gesteigert wird, das die Entzugserscheinungen bei den Handlungsträgern in der Lokalpolitik zumindest mildert.
Man mag Ludwig Krause, dem aktuellen Redaktionsleiter der Rheinischen Post in Kleve, allerdings zugute halten, dass er nicht auch schon wieder Müllabfuhr spielen möchte, zumal die beiden Neuzugänge, die er an Bord geholt hat, für Qualität sprechen: Zum einen kommt Maarten Oversteegen aus Berlin zurück (er war schon für die RP in Kleve tätig gewesen, zugleich für die FDP im Stadtrat), wechselte dann aber zu Ausbildungszwecken nach Berlin und tritt nun wieder in Kleve an, unter anderem mit einem wachen Blick für die Dinge, die jenseits der Landesgrenze passieren (die aber die Klever Zeitungsleser meistens kalt lassen, leider). Und zum anderen schien es zunächst so, als ob mit Sabrina Peters eine profunde Kennerin des Geschehens in und um Kleve käme, doch da hat es zwischenzeitlich offenbar eine neue Entwicklung gegeben. Peters arbeitet für die Niederrhein Nachrichten. Und selbst für die Freunde des Satzbaus, der sich wie eine Anakonda um den Verstand legt, gibt es gute Nachrichten: Matthias Grass wird weiter für den Kulturteil der Rheinischen Post tätig sein. Insgesamt also grandiose Aussichten!
Kommt bestimmt noch.
Habe ich eigentlich was verpasst, oder stand in der „Rheinischen Post“ noch gar kein „Nachruf“ auf Herrn Graß?
Hat er etwas keinen Ausstand gegeben?
@ 5 und 6
Mmuuuh, warum Korrektur? Die Bildunterschrift 3. und 4. v. r. ist doch zutreffend, mmuuuh nur das Foto ist vermmuuuhtlich falsch. Hatte ich doch schon unter @4 gemmuuuht, mmuuuh, daher jetzt wiederholtes Gemmuuuhe! Herr Grass und Herr Catelaens mehr von links als von rechts, mmuuuhkicher …
Zukunftswerkstatt? Was für eine anmaßende Bezeichnung!
Für mich sehen die Protagonisten auf dem Bild oben aus wie die Personen einer in die Jahre gekommenen Generation, die deren umweltignorantes Verhalten tatsächlich keine Zukunft mehr hat. Die echte No Future-Generation der 80er läßt grüßen:
„When there’s no future how can there be sin
We’re the flowers in the dustbin
We’re the poison in the human machine
We’re the future, your future!“
Leider bin ich gerade unterwegs und kann den Fehler nicht berichtigen.
Bildunterschrift: „Grass und Cattelaens (3. und 4. v.r.)“ ???
manche meinen
lechts und rinks
kann man nicht velwechsern
werch ein llltum
PS.: Herr Grass verschenkte gerne Gedichtbände von Ernst Jandl! 😉
Mmuuuh, Fakefoto?. Auf dem Rummelplatz steht (dieses Jahr) doch gar kein Riesenrad, sondern ein vermmuuuhtlich recht hoch hinaus fahrbares Kettenkarussel, mmuuuh wie im Kühlturm des ehemaligen Brüters. Und die massiven Eingriffe in die Fahrradverkehrsrouten rund um den Rummelplatz sind auch nicht auf dem Foto erkennbar, mmuuuhbbuuuh, der Duisburger Toilettenwagen versperrte schon Tage vor deren Sperrung die mit viel Fördergeld für Radfahrer gebaute Euroradbahn. Mit dem Fahrrad zum Rummelplatz geht vermmuuuhtlich anders, mmuuuh dennoch besser als Autoverkehrschaos mit alkoholophilen Fahrern.
Ziemlich überheblicher Kommentar. Oder anders ausgedrückt: eine Abrechnung.
Psychologisch aber interessant.
Ein „Satzbau, der sich wie eine Anakonda um den Verstand legt“. Schöne Formulierung. Darf ich die verwenden? Trifft aber in erster Linie zu, wenn Formulierungskunst eingesetzt wird, um das (eigenständige) Denken abzuwürgen. War wohl so nicht gemeint.
Matthias Grass ist für mich ein Kollege der alten Schule. Sehr gerne erinnere ich mich an die netten Gespräche im Kollegenkreis bei den einschlägig bekannten Weihnachtsfeiern eines in Kleve ansässigen Geldinstitutes.
„Ein Reporter gehört auf die Straße“ – das ist ein gern kolportierter Satz unserer Branche. Auf Matthias Grass traf er in den zurückliegenden Jahrzehnten in bestem Sinne zu. Seine Präsenz in Kleve war spürbar, aber unaufdringlich. Ich wünsche Ihm alles Gute für den wohlverdienten Ruhestand.