Das Rätsel um den ewigen Bauzaun auf dem Mehrgenerationenplatz

Grund für Beanstandung gefunden

Düsseldorf mag vielleicht die längste Theke der Welt haben, wir in Kleve haben dafür den am längsten fertigen nicht fertigen Platz der Welt. Richtig, es handelt sich um den Mehrgenerationenplatz an der Rahmstraße. Seit über einem Jahr nutzen die Bürger der Stadt das neu gestaltete Areal, sie spielen Tischtennis oder Schach, sie picknicken, oder, gestern neu beobachtet, sie stellen eine Bluetooth-Box auf und tanzen auf der Minibühne zu der eingespielten Musik (das geht nicht lange gut, my guess). Es gibt ein Foto, das Anfang des vergangenen Jahres entstanden ist, auf dem der Platz schon als weitestgehend fertig zu erkennen ist.

Anfang 2022: Platz weitestgehend fertig (Foto: Torsten Barthel)

Normalerweise würde kein Bürgermeister dieser Welt sich die Gelegenheit entgehen lassen, einen solchen Platz werbewirksam einzuweihen. Und Wolfgang Gebing ist auch nicht der Typ Bürgermeister, der aus taktischen Gründen bis kurz vor der nächsten Kommunalwahl wartet, um dann mit einem Schleifendurchschneiden-Foto auf dem Gelände um 17 zusätzliche Wählerstimmen zu buhlen. Dennoch ist die offizielle Eröffnung bislang ausgeblieben. Also: Was stimmt da nicht?

Die Antwort liefert ein kleiner Bauzaun am Rande des Geländes. Die Absperrung umrahmt ein kleines Segment des Platzes, auf dem drei frei nutzbare Fitnessgeräte aufgestellt sind. Das ein Jahr alte Drohnen-Foto zeigt am rechten oberen Rand, dass diese Geräte vor einem Jahr frei zugänglich waren – und auch rege genutzt wurden.

Nun sind sie verbarrikadiert, schon seit Wochen. Ursache: ein Planungsfehler, der erst auffiel, als ein Prüfer sich die Geräte näher anschaute. Jörg Boltersdorf, Sprecher der Stadt Kleve: „Dieser Teilbereich des Mehrgenerationenplatzes wurde aufgrund einer Kontrolle durch einen Prüfungsbevollmächtigten für Sportgeräte vorsorglich gesperrt.“ Der Prüfer habe beanstandet, dass bei der Planung und beim Einbau der Geräte die notwendigen Bewegungsräume nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt worden seien.

Boltersdorf betont, dass die Geräte dennoch kein Sicherheitsrisiko darstellen, da die Montage ordnungsgemäß erfolgt ist und die Geräte keine Fallbereiche benötigen. Normen und Richtlinien für Spielplätze sehen jedoch vor, dass der Bewegungsraum frei von Hindernissen zu sein hat – wozu beispielsweise die um die Anlage gepflanzte Hecke gehört.

Höchstes Maß an Sicherheit für die Bürger

Da es sich um Richtlinien handelt, könnte davon abgewichen werden. Boltersdorf: „Die Stadt Kleve hat sich jedoch aufgrund der Feststellung durch den Prüfer und in Absprache mit den Planern dazu entschieden, einen Umbau entsprechend der Vorgaben vorzunehmen, um somit das höchste Maß an Sicherheit zu gewährleisten.“

Die notwendigen Arbeiten wurden bereits abgestimmt. Bis zur endgültigen Umsetzung bleiben die betroffenen Geräte gesperrt. Eine zeitnahe Erledigung der Arbeiten wurde zugesagt.

Deine Meinung zählt:

8 Kommentare

  1. 8

    @6. Wim
    Herrlich wie einfach doch die Überprüfung einer Planung ist.

    Die Unbeschwertheit der Stadt Kleve wird hier im Kleinen deutlich. Ich will garnicht erst wissen, was da im großen Stil so alles schiefgeht. Bei einem geplanten Bauvolumen von 200 Millionen Euro wird mir da ganz bang ums Herz. Der neue technische Beigeordnete Bomblat sollte sich nicht zu sehr auf seine neuen Kollegen verlassen.

     
  2. 6

    Wenn denn die Geräte angeblich sicher sind, und die nun angekündigten baulichen Änderungen eigentlich nur ein theoretisch entbehrliches Plus an Sicherheit darstellen, wie Herr Boltersdorf uns glauben machen möchte, warum hat die Stadt diesen Bereich dann seit Monaten abgesperrt?

    Der Kennzeichnung der Geräte zufolge handelt es sich um Fabrikate des Herstellers Playfit https://playfit.de/. Die Webseite der Firma weist beispielsweise alleine für den sog. Duplex-Schultertrainer (das Gerät mit den vier drehbaren roten Scheiben) einen erforderlichen Bewegungsraum von 4,37m mal 4,05 m Grundfläche aus. Deutlich erkennbar in den Produktinformationen für alle, die des Lesens mächtig sind. Sieht man sich nun den Raum für das montierte Gerät vor Ort an, drängt sich der Verdacht auf, die Verwaltung habe möglicherweise Fachfremde mit Leseschwäche als Planende und/oder Baubetreuende eingesetzt. Natürlich kann ich mich da täuschen, aber das würde bedeuten, dass die Verantwortlichen sowohl die Herstellerangaben zum jeweiligen Platzbedarf eines Spiel- oder Sportgerätes, als auch die betreffenden DIN-Normen, tatsächlich für unverbindliche Handlungsempfehlungen halten. Die Erkenntnis, dass eine Hecke als Bewegungsraum weniger für Menschen als für Vögel und Insekten geeignet ist, hätte wohl auch etwas früher reifen können.
    Um den Dilettantismus auf die Spitze zu treiben, wurden die Geräte und ihr Standort offensichtlich nicht vor, sondern erst nach ihrer Inbetriebnahme einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen.
    Nach allem, was ich in Kleve bisher so an Vergleichbarem erlebt habe, scheint mir der Gedanke nicht allzu abwegig, dass die Verantwortlichen angesichts des Prüfungsergebnisses kalte Füße bekommen, den Bereich abgesperrt, und bei der nun -viel zu spät- erfolgten Darstellung der Sachlage einen Teil der Wahrheit wieder mal völlig aus dem Blickfeld verloren haben, um ihre eigene Unbedarftheit vor der Öffentlichkeit zu verschleiern.

    Um ggf. aufsteigenden Depressionen etwas entgegen zu wirken:
    Aus meiner Sicht als Nicht-Spielplatzgeräteprüfer ist dieser schöne Platz durchaus gelungen.

    Ein Hoch auf die Verwaltung!

     
  3. 5

    @ 2 niederrheiner: ein Teil der Mitarbeiter von unserer Stadtverwaltung lebt in einem anderen Zeitkontinuum bzw. in Ihrer realitätsfernen Welt.
    Da kann es dann schon mal zu verschiedenen Zeitempfindungen kommen 😉

    Benno

     
  4. 3

    Auf die Idee, Sportgeräte auf einer Briefmarke zu platzieren, kann nur jemand kommen, der von sportlicher Betätigung so weit entfernt ist, wie der Nordpol vom Äquator.

     
  5. 2

    Also bitte Herr Stadtsprecher, die Sportgeräte sind schon seit Oktober 2022 mit dem provisorischem Bauzaum abgesperrt worden! Von zeitnah kann also mal wieder keine Rede bei der Stadt sein, wir haben inzwischen Juli 2023!!

     
  6. 1

    Eine „zeitnahe Erledigung“ wurde also zugesagt. Verwaltungsschwurbel-Deutsch! Ob die „Erledigung“ schneller erfolgt als die Umstellung der Parkuhren auf die zum 01.01. drastisch erhöhten Parkgebühren (ohne Ausbau der Stadtbuslinie)? Heißt Kleves Bürgermeister nicht Pontius Pilatus?