(In dieser Woche ist Wolfgang Kerkrath verstorben, in der Klever Medienszene ein Name, der Gewicht hatte. Seine Schöpfung war der Kurier am Sonntag, mittlerweile wie viele andere Blätter dieses Genres eingestellt. Olaf Plotke, jetzt Kreissprecher der Grünen, war viele Jahre Redakteur des Blattes. Für kleveblog erinnert er an das Wirken des Herausgebers und Verlegers.) Meine älteste Erinnerung an Wolfgang Kerkrath fällt in die späten 90er Jahre. Ich gehörte noch nicht lange zum Redaktionsteam des Klever Wochenblatts; es war ein Montag und Redaktionsleiter Klaus Schürmanns hielt den Kollegen aus der Anzeigenberatung mit einem vorwurfsvollen Gesichtsausdruck eine Seite aus dem Kurier am Sonntag vor die Nasen. „Wieso steht diese Seite nicht bei uns?“, fragte er. Es handelte sich um eine Zeitungsseite, auf der sich ein Foto mit den frisch losgesprochenen Gesellen einer Handwerksinnung befand und die Auflistung aller Namen. Das war alles, bzw. fast alles – denn rundherum um Text und Fotos standen jede Menge Anzeigen. Die Kollegen waren einigermaßen fassungslos. Dass Handwerksbetriebe so stolz auf ihre Gesellen sein konnten, dass sie das sogar mit einer Anzeige in der Zeitung bekanntgeben würden, das hatte man sich hier nicht vorstellen können. Wolfgang Kerkrath konnte sich sowas vorstellen. Er war der Herausgeber des Kurier am Sonntag. Ein konzernunabhängiges Anzeigenblatt in Familienhand mit einer Auflage von 80.000 Exemplaren , wo Frau und Sohn mitarbeiteten, mit einer Miniredaktion und eigener Satzstelle. Also hohe Fixkosten und kein riesiges Verlagshaus im Rücken. Solche Blätter wurden normalerweise mit viel Enthusiasmus betrieben und verschwanden dann meist doch recht bald sang- und klanglos von der Bildfläche, weil ihnen schlicht und ergreifend das Geld ausging. Im Falle des Kurier am Sonntag war das anders und seine Geschichte sollte 21 Jahre währen. Das wackere inhabergeführte Anzeigenblatt stellte die Hackordnung der Zeitungen auf den Kopf. Normalerweise landeten die großen Anzeigenkunden zu dieser Zeit bei den Zeitungen der großen Verlage, also bei RP, Niederrhein Nachrichten auf der einen und NRZ, Klever Wochenblatt auf der anderen Seite. Kerkrath zog für den Kurier am Sonntag den Großkunden SATURN an Land, der dem Blatt bis zur letzten Ausgabe im Dezember 2016 treu blieb. Beim Klever Wochenblatt wurde erzählt, dass angeblich der Chef aus der Essener Konzernzentrale persönlich bei Wolfgang Kerkrath angerufen habe, um ihn klarzumachen, dass SATURN nicht in sein Blatt gehöre. Der habe nur gelacht und aufgelegt. Kurze Zeit später bot der Kurier am Sonntag kostenlose Kleinanzeigen an. Ein Frontalangriff auf die anderen Anzeigenblätter, die damit damals noch gutes Geld verdienten. Wolfgang Kerkrath ließ sich nie bange machen.

Er war selbstbewusst genug, es mit den Konzernzeitungen aufzunehmen und sein Blatt war es auch. Und während das Klever Wochenblatt in einem umgebauten, nicht gerade modernen Wohnhaus wenig repräsentativ hauste, wo ein Loch im Fenster über mehrere Monate mit einer Postkarte überklebt wurde, residierte das Team vom Kurier am Sonntag an der Emmericher Straße in einer Villa. „Wie macht der Kerkrath das?“ Diesen Satz habe ich in meiner Zeit beim Klever Wochenblatt oft gehört. Später, viel später – nach dem tragischen Tod des Redakteurs Reinhold Kolsberger – wurde ich Redakteur beim Kurier am Sonntag. Deshalb kann ich die Frage auch kompetent beantworten. Wolfgang Kerkrath machte das, weil er einen unerschütterlichen Glauben an sich und seine Zeitung hatte. Und er war einfach sensationell gut in Kleve, vor allem aber in Kellen, vernetzt.

Jedes Schützenfest in Kellen wurde mit 6,8 oder 10 Sonderseiten im Kurier am Sonntag abgefeiert und führte bei den anderen Zeitungen stets zu großem Verdruss. Als Ur-Klever, der gefühlt in allen Traditionsvereinen Mitglied war, musste Wolfgang Kerkrath nur den Telefonhörer und ein paar Telefonate führen, um drei Seiten mit Anzeigen vollzumachen. Aber es war natürlich nicht er allein. Der Kurier war ein Familienbetrieb, der nicht nur aus ihm, seiner Frau und seinem Sohn bestand. Wir waren alle Teil der Familie und die Kerkraths hatten für uns alle ein großes Verantwortungsgefühl. Wolfgang Kerkrath war Zeit seines Lebens Unternehmer, aber als Verleger und Herausgeber des Kurier am Sonntag hat er sich in die Klever Lokalgeschichte eingeschrieben. Obwohl seine Frau Marga und sein Sohn Andreas daran einen ebenso großen Anteil haben. Wolfgang Kerkrath war ein wortgewaltiger Patriarch, aber als die Kurier-Familie an einem Tag im Herbst 2016 im Sozialraum der Villa an der Emmericher Straße zusammensaß, da versagte ihm die Stimme. Wir konnten sehen, wie sehr er mit sich rang und nicht sagen wollte, was er nach langem und sicher schmerzhaftem Überlegen und Rechnen im engsten Familienkreis beschlossen hatte. Er konnte das Aus für sein Lebenswerk nicht selbst verkünden. Als es dann ausgesprochen war, habe ich ihn zum ersten und einzigen Mal weinen sehen. Heute weine ich, weint die ganze Kurier-Familie. Wolfgang Kerkrath ist am Mittwoch gestorben.
„Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet!“ (Markus 14,34)
Was denn 7 oder 8 Herr Daute?
Ich habe es nur online gestellt, weil es nicht so ist.
@8.
Man wird noch immer NICHT GEZWUNGEN zu lesen!
Um es, wie vieles, positiver zu sehen ……
Dieses ab und zu vorkommende „Gemuuuhe“ in den Kommentaren von „Niederrheinstier“, löst dessen Langsatzthematik etwas auf. Man kann es „überspringen“, um auf „des Pudels Kern“ zu kommen ……..
Wie muss Mensch, Tier und das ganze Universum Ihrer Meinung nach sein, um in Ihr Schema zu passen?
😉
@8. Investigator
Niederrheinstier = AAT ?
Der AAT aus Rindern?
@AAT: Kannste Deinen Kuhstall nicht in Berlin oder auf dem Pluto eröffnen?
Mmuuuh, nix (mehr) los hier! Vermmuuuhtlich ist rd wieder mit einem Ford in Urlaub gefahren und muss nun heimlaufen, mmuuuh der soll besser Heimaturlaub Deutschandticket und Fahrrad machen als Ford fahren! Mmuuuh, am besten ich stubse rd mal etwas mit meinen Hörner an, mmuuuh Stier-DNA! Also, rd, in Ihrem vom OP-Tisch (Olaf-Plotke-Schreibtisch) übernommenen Nachruf auf Herrn Kerkrath fehlt ein ganz wichtiger Aspekt, mmuuuh nix bis drei mal sieben gezählt: Sieben Jahre Kurier am Sonntag-Aufbauphase 1995-2001, dann vermmuuuhtlich sieben leidlich fette Jahre von 2002-2009 und sieben Jahre zunehmender Niedergang 2010-2016, sehr vermmuuuhtlich wegen der Etablierung neuartiger Medien wie den Kleveblog ab 2009. Mmuuuh, rd, warum haben Sie den Einfluss von Kleveblog auf den Niedergang der Wochenblätter nicht analysiert, mmuuuh journalistischer Fauxpas? Kleveblog ermöglichte doch zum Beispiel von Beginn ab eine sehr zeitnahe, interaktive Partizipation, mmuuuh und den Aufgriff der von anderen vertuschten Themen. Das alles so sehr, dass sogar ich seit 2012 mittels meines Emmuuuhlators mitbloggen kann (Emmuuuhlator = eine auf einem tiefstufigen, neuronalen Netz berruuuhende KI, die mit dem Knoff-Hoff von Generationen niederrheinischer Rindviecher, vor allem aber von Opa Niederrheinstier derart trainiert wurde, dass diese KI nun vermmuuuhtlich fortwährend Texte wie diesen aus meinem allfälligen Gemmuuuhe Texte generiert). Ja, rd, ist es also nicht sehr wahrsecheinlich, dass auch Medien wie der Kleverblog zum Niedergang der Wochenblätter beigetragen haben, mmuuuh nicht nur die nervigen, ständigen Vollstopfungen der Briefkästen?
Mein Beileid, der Familie, Wolfgang war bestimmt nicht einfach und auch nicht gerecht im Umgang mit seinen Mitarbeitern. Aber was soll’s, habe deinen Frieden. Ein Mitarbeiter aus den Anfängen auf der Lindenallee.
Marga en kinderen. We wensen jullie heel veel sterkte voor de komende tijd. We hebben Wolfgang als een fijne , gezellige en vrolijke man gekend. Rust in vrede. Je blijft een mooie herinnering. Chiel en Alie van Atten. Renesse.
@ all
kann man eigendlich nicht mal solchen Nekrologen und den Reaktionen darauf auf neg Bewertungen verzichten? Oh tempora, oh mores !
Der Familie des Verstorbenen en ook aan de Renessense vrienden herzliche Anteilnahme en welgemeende condoleances.
Wolfgang rust in vrede.marga en kinderen veel sterkte voor de komende tijd.
We hebben wolfgang meegemaakt op de camping in renesse en hadden een zeer goede band met elkaar.wolfgang was een gangmaker op feesten en partijen een heerlijk persoon om te hebben gekend.
Rust in vrede we zullen je niet vergeten.
Harry en gerrie brands
Renesse
Ruhen Sie in Frieden, Hr. Kerkrath. Ich kannte sie zwar nicht persönlich. Allerdings habe ich ihre Zeitung „Kurier am Sonntag“ sehr genossen, und habe mich stets auf die neuen Ausgaben gefreut. Kurier am Sonntag, machte meinen Sonntag, zum Sonnentag. (auch im Frühling/Herbst/Winter).
Ihr damaliger, treuer Leser
Meine Eltern haben sogar am Sonntag (wenn an dem Tag mal sonst nichts Interessantes anlag) drauf gewartet, dass das „Blättchen“ endlich im Briefkasten lag. Habe selbst auch immer gerne durchgeblättert.