Corona: Beginnt jetzt das Kneipensterben (Bar & Brot schließt komplett, Nachtschicht „bis auf weiteres“)?

Blicks ins Bar und Brot: Gedränge war gestern, Bedrängnis kennzeichnet hingegen heute die Lage vieler Kneipen

Die Gaststätten in Kleve fingen gerade an, sich von der achtwöchigen Komplettschließung im Frühjahr zu erholen, als die zweite Welle losbrach. Seit Samstag müssen alle Lokale in der Stadt um Punkt 23 Uhr schließen, und die Teams vom Ordnungsamt, die wenige Minuten nach dem Beginn der Sperrstunde durch die Innenstadt zogen, machten deutlich, dass damit nicht der Zeitpunkt für eine letzte Runde („Bitte noch zehn Alt!“) gemeint ist, sondern tatsächlich das Ende aushäusigen Getränkekonsums. Wie lange aber werden die Gaststätten, insbesondere solche, die von langen Nächten leben, die neuen Einschränkungen durchhalten?

Gestern teilte die erste Gastronomin mit, dass sie ihr Geschäft mit sofortiger Wirkung schließt. Eva de Schrevel verkündete das Aus für ihre mit dem Gastro-Gründerpreis ausgezeichnete Gaststätte Bar & Brot in den sozialen Netzwerken. Ihr im Februar 2018 eröffnetes Lokal war ein beliebter Treffpunkt für Klever, die in einem gepflegten Ambiente besondere Spirituosen genießen wollten. Anfang des Jahres hatte Eva de Schrevel ihr Konzept umgestellt, die beliebten und publikumsträchtigen Events wie zum Beispiel Kneipenraterunden oder Verkostungen sollten fortan im Mittelpunkt stehen. Dann kam Corona – und wie für alle anderen Gastronomen ging erst einmal überhaupt nichts mehr.

Den zaghaften Neuanfängen nach dem Lockdown trat jetzt das Virus erneut entgegen. Eva de Schrevel schrieb: „Die Corona-Pandemie stellt die Gastronomie vor eine noch nie dagewesene Herausforderung, mit der niemand gerechnet hat auch für meinen kleinen, noch sehr jungen Betrieb was eine Prüfung, welche ich nicht bewältigen konnte. Das Ausmaß der Corona-Reglementierungen und eines irreführenden Artikels über meine Person im Juni haben dem Betrieb so sehr geschadet, dass ich jetzt leider nur noch die Notbremse ziehen kann. Deswegen werde ich schweren Herzens die Bar ab sofort schließen müssen. Ich bedanke mich bei den vielen netten Gästen, meinen lieben Mitarbeitern, Freunden und insbesondere bei denjenigen, welche auch in der schweren Phase seit Juni immer zu mir gehalten haben.“

Mit dem irreführenden Artikel ist ein kleveblog-Beitrag gemeint, der entstanden ist, nachdem Eva de Schrevel in einem Immobilienportal einen Nachmieter für ihren Betrieb gesucht hatte.

Unterdessen meldete sich ein Kommentator und teilte der Redaktion mit, dass auch die bei extremen Nachtschwärmer beliebte Gaststätte Nachtschicht aufgrund der Corona-Maßnahmen bis auf weiteres geschlossen habe. Der dazu als mögliche Ursache angeführte Besuch von Mitarbeitern des Ordnungsamtes scheint für diesen Schritt allerdings nicht erforderlich gewesen zu sein – das wahre Leben entfaltete sich in diesem Betrieb immer erst weit nach Mitternacht. Da Kneipen und Restaurants zur Zeit allerdings grundsätzlich um 23 Uhr schließen müssen, dürften die Nachtschicht-Betreiber zu der Erkenntnis gelangt sein, dass die Öffnung sich nicht lohnt.

In den meisten Gaststätten sind die Umsätze seit zwei Wochen massiv zurückgegangen. Schon vor der Verhängung der Sperrstunde sind gerade wochentags viele Gäste gar nicht mehr vor die Tür gegangen. So gesehen, dürfte die Sperrstunde die Situation kaum noch verschlechtern können. Doch die meisten Wirte rechnen damit, dass bei einer verschärften Ausweitung der Pandemie ein neuerlicher Lockdown verhängt wird. Dann stellt sich für viele Gastronomen vermutlich tatsächlich die Frage, ob nach dessen Ende noch einmal geöffnet wird – insbesondere, da das Weihnachtsgeschäft, für viele Wirte die beste Zeit des Jahres, in diesem Jahr weitestgehend ausfallen dürfte. Auch Karneval 2021 wird aller Wahrscheinlichkeit nach keine oder nur geringe Gastronomieumsätze bringen.

Nach übereinstimmenden Medienberichten plant bzw. favorisiert Bundeskanzlerin Angela Merkel einen so genannten „Wellenbrecher-Lockdown“, bei dem Schulen zwar geöffnet bleiben sollen, allerdings die Gastronomie komplett geschlossen wird.

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12 Kommentare

  1. 12

    Da möchte es jemand in der ehemaligen Lokalität „Bar & Brot“von Eva de Schrevel aber nochmals wissen, die Weinbar „Pane e Vino“ hat nun dort eröffnet. Giampaolo Serra bietet nun in der Schloßtorstraße ausgesuchte Weine und kleine italienische Speisen wie Antipasti und Pasta für dem Mittagstisch an. Bei den aufgerufenen Preisen für Speisen und Weine weiß ich nicht ob die Klever bereit sind das dann auch zu zahlen, das Problem das der Klever seinen €uro drei mal umdrehte hatte schon Eva de Schrevel mit ihrer Geschäftsidee damals an dieser Lage der Lokalität die auch noch abseits der Kundenströme der Großen Straße lag.

    Speisekarte: https://www.pane-evino.com/test

     
  2. 11

    RKI macht Großteil der Ansteckungen im privaten Bereich aus
    https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-10/corona-infektion-rki-ansteckung-privater-bereich-lothar-wieler
    https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/08/24/coronavirus-ansteckungsgefahr-zu-hause-besonders-hoch
    https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/RKI-Chef-zeigt-wo-meiste-Ansteckungen-passieren-article22116761.html
    Nach all den vorgenannten Aussagen verstehe ich nicht, warum die Gaststätten und Kneipen geschlossen werden müssen.
    Dort findet ein betreute miteinander statt und (fast) jeder hält sich an die vorgegebenen Regeln (Masken- und Abstandspflicht), weil es die Höflichkeit gebietet oder u.U. eine Strafe droht.
    Nun, beim ‚Lockdown light‘ (das Kind muss nur einen Namen haben), wird man sich vermutlich wieder mehr im privaten Bereich treffen und im vertrauten Umfeld hält man sich erfahrungsgemäß weniger an die Regeln…

     
  3. 10

    Ich wünsche der Zentrale mehr Durchhaltevermögen. Toi, Toi, Toi.

    P.S. Der Kleveblogbericht vom Juni hat mich übrigens nicht davon abgehalten dort hin zu gehen.

     
  4. 9

    @6 Ich werde hier einmalig ein Statement abgeben. Gerne stelle ich auch für Sie noch einmal klar, dass ich im Juni KEINEN neuen Job hatte. Sie schreiben „und später nimmt die Barbetreiberin einen Job an“, da frage ich mich wie Sie darauf kommen? Haben Sie dafür eine valide Quelle? Bereits im Juni hatte ich den Beitrag kommentiert, dass hier Unwahrheiten, auf meine Person bezogen, verbreitet werden. Weiterhin habe ich gar kein Problem damit, dass über mich geschrieben wird, solange es der Wahrheit entspricht. Natürlich bin ich dankbar dafür gewesen zu Beginn diese Unterstützung durch die Medien zu bekommen. Jedoch impliziert für sehr viele Personen die Ãœberschrift „Eva de Schrevel hat neuen Job“ dass ich im Juni bereits geschlossen hatte, aber dem war nicht so. Ich würde mir nicht anmaßen zu sagen, dass Gäste die Bar meiden weil der Besitzer wechselt. Ich bin mir sicher, dass die Gäste zu uns gekommen sind weil das Konzept großartig ist und der Gastraum wunderschön gestaltet wurde, aber sicherlich nicht wegen einer einzelnen Person. Es ging auch nicht um einen potenziellen Besitzerwechsel, sondern darum, dass die Gäste im Juni dachten ich hätte geschlossen, aufgrund der irreführenden Ãœberschrift. Und ja, ich schreibe hier gerne unter meinem Klarnamen, denn ich glaube nicht, dass es in dieser Situation sinnvoll ist sich hinter einem Pseudonym zu verstecken.

     
  5. 8

    @6. Nix für ungut „Glaubt tatsächlich jemand das potentielle Gäste eine Kneipe oder Bar meiden“
    Schwieriges Thema. Ich habe schon Gastrokonzepte gesehen, denen ich keine 3 Monate gegeben hätte, und die lange über überlebt haben, und Andere, die ich für lohnend gehalten habe, und die noch ohne Corona schliessen mussten.
    Selbst in der gleichen Stadt kann das gleiche Konzept in Laden A super laufen, und in Laden B nicht einmal das Salz in der Suppe erwirtschaften.
    Aber mit den Voraussichten von heute möchte ich bestimmt keine Aktien in der Gastro haben.

     
  6. 6

    Zuerst wird das Geschäftsmodell geändert, dann kommt die Pandemie und später nimmt die Barbetreiberin einen Job an und möchte die Bar abgeben. Hört sich nicht so an als wäre der Kleveblogbeitrag vom Juni Schuld daran, dass die Bar jetzt geschlossen wird. Mal abgesehen davon hat sich auch niemand beschwert als im Kleveblog über den Gastro-Gründerpreis und Bar & Brot berichtet und dadurch Werbung gemacht wurde.

    Glaubt tatsächlich jemand das potentielle Gäste eine Kneipe oder Bar meiden, weil eventuell der Besitzer wechselt?

     
  7. 5

    @2. Markus van Appeldorn
    Wenn´s in Facebooksteht, oder die BILD das schreibt, muss es ja wohl stimmen.
    Bild sprach ja auch immer schon als Erste mit den Toten.

     
  8. 4

    @2

    >Gaststätten sind KEINE Treiber der Pandemie

    Zurzeit sicher nicht.
    Aber sie werden demnächst (und daurm geht es, die 2 Wochen Vorlauf werden immer vergessen!!!!) sicher eher zu Hotspots als Spaziergänge im Reichswald oder in der Düffel.

     
  9. 3

    Nachtschicht zu hoffentlich bleibt das so,! Denn de permanenten nächtlichen Ruhestörungen am Wochenende in den Freitags-, und Samstagnächten ab 01.00 Uhr bis teilweise um 09.00 Uhr am Morgen durch lautstark grölende Gäste dieses Establishment auf der Marktstraße führten zu zahlreichen schlaflosen Nächten im nahem Wohnumfeld.
    Von Seiten der Anwohnern der Marktstraße, Hopfensacksteege, Regenbogen aus ,kann es so wie es jetzt ist, gerne zukünftig so bleiben!

     
  10. 2

    Bild meldet: RKI ERKLÄRT IN GEHEIMER REGIERUNGSSCHALTE
    Gaststätten sind KEINE Treiber der Pandemie

     
  11. 1

    Och, Bar und Brot, da war ich vor drei Wochen noch, sehr nett. Das Konzept mit dem Eventcharakter passt vielleicht jetzt nicht mehr?