Als Senior-Experte in Uganda: Siegbert Garisch hilft behinderten Menschen in Afrika

Vom Niederrhein nach Zentralafrika, aus einer Welt, in der einem jede Straßenecke vertraut ist, in ein Land, das überall neue Erfahrungen bietet: Der Klever Sozialpädagoge Siegbert Garisch engagiert sich für behinderte Menschen in Uganda – in kleveblog berichtet er über seine mehrwöchige Reise:

Einen schönen Gruß an kleveblog aus Uganda!

Uganda? Ja, Uganda! – Ich, Siegbert Garisch, bin im Moment als Senior-Experte in Uganda, genau genommen in Kabale. Das liegt im Südwesten des Landes, nah an den Grenzen zu Ruanda und zum Kongo. Sogenanntes Schwarz-Afrika, direkt am Äquator. Schwüle, quälende Hitze? Fehlanzeige. Kabale liegt auf ca. 1800 Metern Höhe, die umliegenden Berge gehen über 2000 Meter. Eine klare Luft, eine Brise Wind, Sonne, morgens Nebel, immer wieder mal ein Regenschauer ohne abzukühlen, konstante Temperaturen zwischen 22 und 25 Grad – das lässt sich sehr gut aushalten.

Grenzgänger: Garisch halb auf der Nord-, halb auf der Südhalbkugel

Von meiner Frühstücksterrasse habe ich einen grandiosen Blick auf Kabale (50.000 Einwohner, also so groß wie Kleve) und die benachbarten Berge, die teils bewaldet sind und teils bewirtschaftet werden. Es ist groß- und einzigartig! Winston Churchill, ehemaliger Premierminister von Großbritannien, der Kolonialmacht von Uganda bis zum 9. Oktober 1962, nannte Uganda „the pearl of Africa“.Aus Kabale hatten die Briten einen Luftkurort werden lassen – natürlich mit Golfplatz. Kein Wunder, dass sich die Berggorillas diese Region als letztes Refugium ausgewählt haben. Rund tausend Exemplare dieser Spezies leben hier wieder. In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren es nur noch 350. Die Population wächst.

Was ich hier mache? In Kabale hat die Organisation „Disability Sign World“ (DSW) beim Senior Expert Service (SES)  in Bonn um eine Senior-Fachkraft nachgefragt, die sie beim Aufbau von (Hilfs-)Angeboten für Menschen mit Behinderungen im Distrikt Kabale unterstützen könnte. Und die Datenbank des SES mit über 12.000 Experten unterschiedlichster Art spuckte mich aus. 

Das Anforderungsprofil passte: Sozialpädagoge, seit 1993 im Bereich der Behindertenhilfe bei Strohhalme.V., Papillon e.V. und zuletzt bei der Lebenshilfe Gelderland gGmbH immer in führenden Funktionen angestellt. Und in den drei Organisationen wurden in den letzten 30 Jahren beachtliche und nachhaltige Angebote für Menschen mit Behinderungen am Niederrhein entwickelt, aufgebaut und betrieben.

Der Kontakt zwischen „Disability sign world“ in Kabale dem Senior Expert in Kleve besteht schon seit Oktober 2020. Corona verhinderte persönliche Besuche, also entstand dank Internet, E-Mail, Zoom und WhatsApp ein intensiver Austausch. Unzählige Fotos und viele Situationsberichte waren die Grundlage dafür, dass wir gemeinsam ein Rahmenkonzept für ein „Zentrum für Menschen mit Behinderungen in Kabale“ entwickelten – zusammen mit einem Plan, wie dieses Zentrum in den nächsten zehn Jahren aufgebaut werden könnte.

Gleichzeitig wurde in Deutschland ein Förderverein gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, „Disability sign world“ sowohl konzeptionell als auch organisatorisch und finanziell zu unterstützen. UBU e.V. (Unterstützung der Behindertenhilfe in Uganda e.V.), ein gemeinnütziger Verein mit inzwischen 30 Mitgliedern, baut seither ein Unterstützernetzwerk auf.

Nun bin ich hier vor Ort. Erstmals in Uganda. Disability ist für meine Unterkunft und meine Verpflegung zuständig, die restlichen Kosten der Entsendung übernimmt der SES. Ich wohne hier im Hotel, hier esse ich auch. Mein ursprünglich vorhandener Mut, mich ohne Wenn und Aber auf die afrikanische Küche einzulassen, hat mich verlassen – da ist mir vieles zu fremd und zu exotisch. Aber ein afrikanischer Kochabend steht noch auf dem Programm; vielleicht schwinden meine Bedenken, wenn ich den Produktionsprozess kennenlerne und nicht nur das Produkt serviert bekomme.

In der ersten Woche war natürlich erst einmal Kennenlernen angesagt. Ich habe begonnen ein Reisetagebuch zu schreiben. Da geht auf die Dauer nicht so viel verloren, denn bei einem „Senior“ sind ja schon Veränderungen beim Kurzzeitgedächtnis feststellbar.

Besuche bei Menschen mit Behinderung: Siegbert Garisch mit Helfern

In der Folge machten wir Besuche bei einzelnen Personen und Gruppen mit Behinderungen. Als einziger Weißer unter Afrikanern nicht im Mittelpunkt zu stehen, ist schwer. Bei den Besuchen habe ich mich im Hintergrund gehalten und die Mitarbeitenden von DSW wirken lassen. Wie vereinbart, beobachtete ich und gab später Feedback.

Obwohl ich die Geschichten der Menschen schon aus den E-Mails, von Fotos und aus den Berichten kannte, verliefen die persönlichen Begegnungen zutiefst beeindruckend. Die Lebensverhältnisse selbst und live zu erfahren, ist trotz der Vorkenntnisse jedesmal eine andere Ebene.

Menschen mit Behinderungen und die Familien mit Kindern mit Behinderungen haben hier keine strukturelle staatliche oder öffentliche Hilfe oder Unterstützung. Das kennt man nicht. Unterstützungsnetzwerke sind, wenn es sie überhaupt gibt, selbst organisiert und sehr zerbrechlich. 

DSW arbeitet bisher rein ehrenamtlich. Die Mitarbeitenden suchen Menschen und Gruppen auf, lassen sich von den Lebensumständen berichten und versuchen Unterstützungen aufzubauen und zu entwickeln. Oft aber werden lediglich zuvor eingesammelten Spenden wie Seife, Kleidung, Grundnahrungsmittel verteilt – als Hilfe, um überhaupt überleben zu können.

Malerische Landschaft

Menschen mit Behinderungen leben oft ausschließlich von diesen Spenden, da ihnen in der Regel der Weg zum „eigenen Geld“  durch Arbeit versperrt ist. Menschen ohne Arbeit, auch junge, kräftige Menschen, gibt es hier zuhauf. Gerade in Zeiten der Pandemie, in denen auch in Kabale das internationale Touristikgeschäft eingebrochen ist, leiden als erstes die Armen und Mittellosen. DSW-Helfer berichteten mir, sie haben Angst, dass die Menschen verhungern und sterben.

Nach diesen Besuchen bot ich abends jeweils ab 17 Uhr zweistündige Schulungsseminare für die Interessierten von DSW an. Bisher erschienen jeweils sechs  bis zehn Teilnehmer. Besprochen werden Themen wie persönliche Motivationen und Einstellungen in der Behindertenarbeit oder die Qualität in der Behindertenhilfe – was ist gute Qualität, was ist schlechte Qualität. Ich hatte ein gutes Dutzend Vorträge und Seminare vorbereitet, in denen es auch um den Aufbau einer ambulanten Betreuung, den Zukunftsplänen und die Hilfe- bzw. Rehabilitationsplanung geht.

Verständigung in Englisch, auch wenn’s 50 Jahre nach Schulende nicht mehr ganz frisch ist

Mit meinem Schulenglisch – 50 Jahre alt – war ich in guter Gesellschaft. Wir haben uns gegenseitig auf „simply english“ verständigt. Das klappte ganz gut. Ugander sprechen zwar Englisch (es ist die Staatssprache), aber sie denken, fühlen und träumen in ihren regionalen Sprachen. Es gibt in Uganda acht größere Sprachgruppen, insgesamt werden in Uganda jedoch vierzig (!) Sprachen gesprochen. 

Jeder Ugander spricht quasi „von Haus aus“ schon mehrere Sprachen. In den Schulen wird dann Englisch gelernt. Englisch ist also für uns alle nicht die Muttersprache, das verbindet uns. Wenn sich Ugander unter sich unterhalten , verstehe ich nichts von den Worten. Worte sind aber nur sieben Prozent  unserer Kommunikation. Der Rest sind Augen, Mimik, Gestik, Münder, Einstellungen und Haltungen. Im Detail kann es da schon mal hapern, aber das Große und Ganze kommt immer rüber. 

In meinem Reisegepäck von Kleve nach Kabale hatte ich einen Rollstuhl. Den Rollstuhl hatte ich schon im Vorfeld DSW und den Eltern von „Junior“ versprochen. „Junior“ ist 14 Jahre alt, er kann weder gehen noch stehen. Er ist der Erstgeborene und hat noch drei Geschwister. Die Familie lebt in den Bergen in einer Ansiedlung mehrerer Häuser auf ca. 2000 Metern Höhe inmitten von Bananenplantagen, Feldern und Anbauflächen – alles sehr kleinteilig, hier arbeitet jeder für sich und sein Überleben. Die einzige verlässliche Infrastruktur ist ein funktionstüchtiges Handynetz.

Junior ist vom Knie an abwärts gelähmt. Er lebt auf einer Bastmatte, die in einem Hof auf dem Erdboden ausliegt. Mühsam kann er sich im Vierfüßlerstand und seinen deformierten Händen wenige Meter fortbewegen. Wenn seine Geschwister die Schule besuchen und seine Eltern in den Feldern arbeiten, ist er allein auf sich gestellt. Oft über Stunden. Die Eltern möchten, dass er in einer Spezialeinrichtung mit angeschlossener Schule leben kann. Aber wie gelangt er dorthin? Wer trägt die Kosten?

An einem Samstag haben wir nun den Rollstuhl zu Junior gebracht. Mit einer „großen Delegation“ – das ganze Dorf war versammelt. Sogar der Lokalradioreporter von „Voice of Kirgezi“ war mitgekommen. Sarah Atwebembere, die Initiatorin von DSW, darf in der Sendung über die Lebenssituationen von Menschen mit Behinderungen im Raum Kabale berichten. Natürlich in der lokalen Sprache.

Junior hat sich riesig über das Geschenk gefreut, endlich ist er auf „Augenhöhe“ mit seinen Mitmenschen! Dieses Glück in seinen Augen zu sehen, das hat mich zutiefst bewegt. Und dafür muss man die Sprache nicht verstehen können. Einander zu helfen, das ist eine Sprache, die immer verstanden wird. 

Hilfe, die ankommt

*

Wer Interesse, Möglichkeit und Willen hat, die Initiative und das Projekt zu unterstützen, darf dies gerne tun. UBU e. V. ist über ubu_e.V@online.de erreichbar. UBU wird sich  zurückmelden. 

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25 Kommentare

  1. 25

    https://www.msn.com/de-de/nachrichten/welt/entwicklungshilfe-zu-allem-überfluss-sollen-wir-dankbarkeit-zeigen/ar-AAPTpSc?li=BBqg6Q9

    Ich möchte Herrn Garisch nicht mit dem in Verbindung bringen, was in dem Artikel, einem Interview mit
    Rwothomio Gabriel von der Bildungskampagne No White Saviors,
    über weiße Helfer in afrikanischen Ländern gesagt wird. Aber als ich über diesen Artikel mit dem Interview gestolpert bin, habe ich all das wiedererkannt, was mir in Zusammenhang mit Entwicklungshilfe sehr unangenehm ist: Die mal mehr mal weniger subtile Botschaft, die mich an eine Szene in einem Otto-Waalkes-Film erinnert: Otto Waalkes spielt einen Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, der an einen Stuhl gefesselt an einem Esstisch sitzt. Vor im steht ein Teller mit Brei (es könnte auch Suppe sein) seine Mutter füttert ihn. Als er darum bittet selbst essen zu dürfen, legt seine Mutter den Löffel vor ihn hin. Er versucht sich aus den Fesseln zu befreien, um den Löffel ergreifen zu können. Dies gelingt trotz größter Anstrengung nicht. Die Mutter schaut den Bemühungen ihres Sohnes um Selbstständigkeit zu und sagt dann sinngemäß: Siehst Du, Du kannst es nicht. Ich muss Dich doch füttern.

    Was in dem Satire/Klamauk-Film vielleicht lustig ist, ist bitterer Ernst in der Beziehung zwischen Afrikanern und Europäern/Nordamerikanern. Unfreiwillig zynisch ist dann noch die erwartete Dankbarkeit.

    Ich möchte noch einmal darauf hinweisen weisen, dass sicherlich nicht alle humanitären Hilfen so sind, sondern auch Bestrebungen ohne Machtgefälle und auf Augenhöhe Hilfe zu leisten, wenn dies erwünscht wird, vorhanden sind. Außerdem kann ich mir kein Urteil über das Projekt über das hier berichtet wird erlauben.

     
  2. 24

    @18., Günther Hoffmann

    „Sein [Scholl-Latours] kritisches Islambild wurde auch besonders aus dieser Ecke immer gerne + heftig kritisiert.Ich würde heute dazu gerne seine Meinung hören.“

    Jede Religion ist kritisch zu sehen. Im Namen Gottes wurden und werden Menschen unterdrückt, verfolgt und ermordet. Das ist nicht das Problem einer bestimmten Region, sondern ein universelleres Problem. Und was oft vergessen wird, das christliche Europa hat eine Jahrhunderte lange „Tradition“ im Verfolgen Andersgläubiger vor allem Menschen jüdischen Glaubens aber auch Islamischen Glaubens.

    In meinen Augen sind Terroristen, die sich anmaßen im Namen „ihres“ Gottes andere Menschen zu verfolgen und zu töten, gottlos. Ich verstehe nichts von Region, aber für mich ist Friedfertigkeit und Barmherzigkeit das wichtigste an einer Religion. Die drei Religionen, die Europa am meisten geprägt haben, haben die Nächstenliebe als Gemeinsamkeit.

    https://www.sonntagsblatt.de/artikel/glaube/naechstenliebe-bedeutung-christentum-judentum-und-islam

     
  3. 23

    @ 11 Justin

    „…Ob diese Ausführungen zutreffend sind, weiß ich nicht, könnte mir aber schon vorstellen das Rassismus etwas ist, was wohl leider nie aussterben wird und auch heute bewusst oder unbewusst unser Denken beeinflusst. Bei einigen mehr und bei anderen weniger. Vermutlich ist niemand vollkommen immun gegen Rassismus…“

    Interessanter Gedanke. Ich würde sogar behaupten, sehr junge Kinder ausgenommen, jeder Mensch ist Rassist.

    Was heißt eigentlich Rassismus? Vereinfacht würde ich sagen, man ordnet ein. Bestimmten Äußerlichkeiten/Merkmalen bestimmte Eigenschaften/Tätigkeiten.

    Jeder Mensch ordnet in der ersten Sekunde des Sehens ein. Er ordnet nach seinen Vorurteilen und Erfahrungen ein. Jeder Mensch ist erstmal Rassist.

    Seinen Menschenverstand zu nutzen und sich das klar zu machen, ist meiner Meinung nach der erste Schritt zur Besserung, hin zu einem friedlichen Zusammenleben.

    Eine Immunität gegen Rassismus wird man nie hinbekommen, nichtmals bei Maschinen. Selbst die lernen mittlerweile und sind wahrscheinlich lupenreine Rassisten wenn sie bspw. bestimmten Stadtteilen bestimmte Wahrscheinlichkeiten für Kriminalität zuordnen. Bei uns Menschen kommen neben Erfahrungen noch Emotionen und Gefühle dazu, einmal Mensch also immer Rassist.

    Um es klar zu stellen, selbstverständlich bin ich der Meinung, dass man danach streben sollte ein besserer Mensch zu werden. Für mich bedeutet das, Leben und leben lassen. Der Punkt ist aber, für andere bedeutet das anderes. Das akzeptieren und sich trotzdem nicht für etwas besseres halten, das ist eine weitere Schwierigkeit auf dem Weg hin zu weniger Rassismus.

     
  4. 22

    @Justin, #19:
    Ich glaube, ihre Einschätzung liegt recht nahe an der Wirklichkeit. Mein Zwischenfazit nach den ersten 25 Minuten des Videos:

    Sachliche Fehler (Im Kongo wird kein Suaheli gesprochen, die Aufnahme muss also irgendwo anders entstanden sein. Minute 2:20 im Video) sind hier nicht wichtig. Fast alle anderen Aufnahmen entsprechen wohl der Realität, auch ich kann Beispiele bringen.

    Was mich stört ist der Blickwinkel von PSL: Von aussen, ohne wirklich tief in die Bevölkerung einzutauchen, Immer schön an der Oberfläche entlang, immer von der hohen Warte einer idealisierten westlichen Weltanschauung herab argumentiert, und mit den sprachlichen Stilmitteln eines Abiturienten-Besinnungsaufsatzes erzählt. So wird dann, aus innerer Ãœberheblichkeit heraus, das funktionieren der Welt erklärt. Und immer die Ziellgruppe des Machwerks im Blick.

    Wie schon der Kabarettist Georg Schramm sagte: „Halte dich nicht zu lange mit dem Gesindel auf.“

    In diesem Sinne verstehe ich nicht, wie ein Blogthread über eine sehr sinnvolle humanitäre Aktion in Uganda abrutschen kann in eine Debatte über Mordorgien. Vielleicht bin ich da nicht ganz unschuldig und habe mit meinen Beiträgen schlafende Hunde wachgekitzelt. Ich übe Selbstkritik.

     
  5. 21

    @Günther Hoffmann, #18:
    In den ersten beiden Zeilen ihres Beitrags gleich 4 (vier!!) verbale Säbelhiebe gegen alles was ihnen nicht passt – und dann noch am Thema vorbei. Das diskreditiert natürlich die Folgezeilen. Glauben Sie wirklich, mit diesem Argumentationsstil können Sie hier punkten?

     
  6. 19

    @18., Günther Hoffmann

    Afrikanische Totenklage von P. Scholl-Latour:
    https://m.youtube.com/watch?v=Fpfz768036

    Wenn man dieses Video ansieht, könnte man folgende Eindrücke haben:
    Erstens die USA und andere westliche Regierungen greifen massiv in die Politik und Wirtschaft der in dem Video genannten afrikanischen Länder ein, um politische Interessen durchzusetzen, aber vor allem für ihre nationale Wirtschaft insbesondere für einflussreiche Unternehmen möglichst gute Voraussetzungen zu schaffen die kostbaren Bodenschätze auszubeuten.
    Zweitens das Agieren der westlichen Regierungen und der westlichen Unternehmen ist schändlich, aber Konflikte zwischen den verschiedenen Stämmen sind die eigentliche Ursache für die Gewalt in der Region im Herzen Afrikas. Die Unterstützung aus der westlichen Welt mit Geld, Waffen und ggf. Know-how der verschiedenen Kriegsparteien wirkt wie ein Brandbeschleuniger. Es gibt viele Opfer, skrupellose und korrupte Politiker, die ihr Volk unterdrücken und das Land bluten lassen, und Söldner der unterschiedlichsten Konfliktparteien.

    Die Darstellung der politischen Verhältnisse in dieser Region mag bis ins kleinste Detail stimmen.
    Ich frage mich allerdings mit wem Herr Scholl-Latour gesprochen hat. Welchen Menschen aus dieser Region ist er begegnet? Politikern, Militärs, westliche Akteure? Es gibt viele Aufnamen, die Menschen vor Ort zeigen: Tanzende Krieger, Soldaten (Erwachsene und Kinder), Zivilisten beim Gottesdienst oder auf dem Markt. Aber hat er mit ihnen gesprochen? Hat er sie gefragt wie es ihrer Ansicht nach zu den Konflikten und der ausufernden Gewalt kommen konnte? Hat er die Menschen dort gefragt was sie glauben was ihnen helfen könnte aus dieser Spirale der Gewalt herauszukommen? Europa hat eine blutige Geschichte. Der 30-jährige Krieg sowie der erste und besonders der zweite Weltkrieg sind Zeugnisse, dass es mit der Zivilisiertheit der Europäer nicht weit her ist. Während des Films beschlich mich aber das Gefühl, dass Herr Scholl-Latour genau diese Geschichte erzählen will. Die Geschichte von der Ãœberlegenheit der Europäer respektive europäisch stämmigen Menschen. Selbstverständlich wird es im Video nicht direkt gesagt, aber die ausgewählten Filmaufnahmen und die ein oder andere Bemerkung legen dies nahe.

     
  7. 18

    Hier über die dunkel 🔴 TAZ das Leib + Seelen Blättchen des u.a. „🟢“ RAF Fan Ströbele + SED Bonzen Gysi das “ Linksalternative “ Kampfblatt aus Berlin zu diskutieren wird den Rahmen sprengen. Das ein Mann (…) wie PSL solchen Leuten schon grundsächlich nicht geheuer war sollte nicht verwundern. Sein kritisches Islambild wurde auch besonders aus dieser Ecke immer gerne + heftig kritisiert.Ich würde heute dazu gerne seine Meinung hören.😎

     
  8. 17

    Zum Buch „Afrikas Totenklage“

    Das Buch habe ich nicht gelesen, aber dem taz-Bericht nach zu urteilen kommt in dem Buch eine Geisteshaltung des 18. Jahrhunderts zum Ausdruck, die dunkle Seite der Epoche der Aufklärung. Europäische Intellektuelle benutzen damals ihren „scharfen“ Verstand um Ausbeutung und Versklavung zu rechtfertigen. Der Reporter Scholl-Latour hat den zitierten Passagen seines Buches zufolge über Afrika und seine Menschen geschrieben, nicht von Afrika seinen Menschen, denn dazu müsste man sich auf Augenhöhe mit jedem Menschen begeben, dem man begegnet.

     
  9. 15

    ☝🏽 Empfehle zum Thema mal wieder “ Afrikanische Totenklage “ von Peter Scholl – Latour .

     
  10. 14

    Ein „Geschmeckle“ von Apartheid? Um Himmels Willen, nur kein Apartheid-ähnliches Verhalten. Das Gegenteil ist der Fall: Den Kontakt zu den Locals suchen, um die Verhältnisse im Land besser zu verstehen !

    Beispiel 1: Bei einer Einschätzung, woher die unerwartet hohen Widerstände gegen bestimmte Hilfsmassnahmen kommen, könnte es hilfreich sein zu wissen, dass die Wohltaten überwiegend Angehörigen des Stammes A zugute kommen, während die lokale Verwaltung von Angehörigen des Stammes B dominiert wird.

    Beispiel 2: Viele Expatriates sind nach einiger Zeit genervt, dass von ihnen Geschenke erwartet werden. Das kann daran liegen, dass sie ganz einfach die uralte Tradition der gegenseitigen Geschenke nicht kennen. Und deshalb bei einer Einladung die freundliche Frage des Gastgebers „What do you bring for me?“ völlig falsch interpretieren.

    Beispiel 3: Oberflächlich betracht sind fast alle Afrikaner Christen oder Moslems. Mindestens genau wirkmächtig sind aber die alten Naturreligionen/Ahnenkulte und der damit zusammenhängende Aberglaube. Kennt man diese Naturreligionen nicht, kann man sich einige Verhaltensweisen der Leute nicht erklären, und ein Buschdoktor wird für den Weissen dann schnell zu einer Mischung aus Clown und Scharlatan.

    Vorbereitungskurse auf einen Auslandseinsatz sind nur begrenzt hilfreich – ich selbst wurde eine Woche lang intensiv geschult. Nachher hatte ich ein grosses Faktenwissen über Malaria und Gelbfieber, über die Entwicklung des Staatswesens im Zielland,über Kolonialialismus und internationalen Handel, über die Infrastruktur, usw. Geschult wurde ich u.a. von ehemaligen langjährigen Expatriates, aber auch ein Beamter des Auswärtigen Amtes war mal anwesend.

    Trotzdem war ich völlig unvorbereitet, als ich zum erstenmal mit einem ‚Palaver‘ konfrontiert war. Das ist eine uralte und basisdemokratische Verfahrensweise zur Konfliktlösung, für mich als Neuling war es erstmal reine Zeitverschwendung. Ich wurde ungeduldig, und war damit für die anwesenden Locals respektlos.

    In diesem Sinne, Herr Garisch, haben Sie immer ein offenes und wachsames Auge, lernen Sie viel und schnell, und hinterfragen Sie immer alles, auch sich selbst und die eigenen Verhaltensmuster. Das lesen von Büchern einheimischer Schriftsteller/innen hilft enorm, selbst wenn es sich nur Belletristik handelt.

    Meine besten Wünsche für eine erfolgreiche Tätigkeit begleiten Sie. Ich freue mich schon auf hoffentlich noch kommende Berichte. Danke an @rd für die Veröffentlichung eines Gastthreads zu einem wichtigen Thema.

     
  11. 13

    @Siegbert Garisch

    Denn ersten Kommentar (2.) von Herrn Schuster hatte ich übersehen. Mein vorheriger Kommentar bezog sich auf Kommentar Nr. 6.

     
  12. 12

    Vielen Dank für Ihren Bericht, Herr Garisch. Sie scheinen der richtige Mann am richtigen Ort zu sein.

    Gute Ratschläge aus der Heimat sind da sicher nicht nötig.

     
  13. 11

    @9., Siegbert Garisch

    „Ihre Ausführungen zu “ Lokalen“ und ihren Abgrenzungsempfehlungen haben aus meiner Sicht etwas “ Geschmeckle “ von Apartheit. Das brauchen wir auch nicht mehr.“

    Herr Schuster hat nicht über die Lokalen (oder wie er geschrieben hat „Locals“) Ausführungen im 6. Kommentar gemacht, sondern über in Afrika lebende Ausländer mit europäischen Wurzeln. Ob diese Ausführungen zutreffend sind, weiß ich nicht, könnte mir aber schon vorstellen das Rassismus etwas ist, was wohl leider nie aussterben wird und auch heute bewusst oder unbewusst unser Denken beeinflusst. Bei einigen mehr und bei anderen weniger. Vermutlich ist niemand vollkommen immun gegen Rassismus.

     
  14. 10

    Man sollte einfach nur Mensch sein, mit dem Herzen und Verstand am richtigen Fleck. Dann baucht man keinerlei Schulung und ggf. Steuermodell, wie man seinen Mitmenschen, egal wo, begegnet. Einfach nur stille Empathie und Hilfe zur Selbsthilfe, auch mit einfachen Mitteln!
    Eigene Erfahrungswerte ………..

     
  15. 9

    @ Stefan schuster I ch bin nicht ganz unvorbereitet in das ‚ Uganda Abenteuer“ gegangen.

    Als engagiertes Vorstandsmitglied von pro Dogbo e.V . war ich schon mehrfach in Benin und begleite das dortige Ausbildungsprojekt fast täglich.

    Natürlich wäre es besser gewesen , wir Europäer hätten diesen Kontinent nie erobert und ihn schamlos ausgeplündert.

    War aber so.

    .Wir Europäer waren dort und haben großen Schaden angerichtet und sind idadurch mmer reicher und mächtiger geworden.

    Heute, 2021 , geht es um “ gegenseitigen Respekt“ und “ gleiche Augenhöhe “

    Ihre Ausführungen zu “ Lokalen“ und ihren Abgrenzungsempfehlungen haben aus meiner Sicht etwas “ Geschmeckle “ von Apartheit. Das brauchen wir auch nicht mehr.

    Unser Vorsitzende von pro Dogbo e.V., Klaus van Briel, der seit 20 Jahren in Westafriksa lebt und arbeitet, hat mich und uns von UBU e.V. im Sommer mit einem ausgesprochen lehr- und hilfreichen Fachvortrag “ Wieviel Kolonisation steckt immer noch in unserer Entwicklungshilfe“ vorbereitet und unterstützt.

    Die Europäer als Kolonisten haben große Fehler gemacht. Wir sollten heute mit einem ausgesprochenen selbstkritischen Demut diese Länder betreten.

    Wir sollten endlich aufhören deren Wirtschaftskreisläufe durch unsere europäischen Eigeninteressen ständig zu (*zer) stören, wenn wir z.B. Afrika mit unserem Hühnerklein zudonnern oder Schiffscontainer gebrauchte Kleidung nach Afrika schicken bzw. verkaufen.

    Und ganz zu schweigen von unserem florierenden Waffenhandel mit afrikanischen Staaten

     
  16. 8

    Ralf ☝🏽 mal ganz simpel,mit Anstand + Respekt zu den Menschen denen ich begegne,wo auch immer, benötige ich absolut keinen Lehrgang .Denen das nicht so gelingt die sollten in ihrer Welt verbleiben denn sie richten da draußen nur massiven Schaden an.

     
  17. 7

    @Stefan Schuster Vielleicht nur mal zur Einordnung: Wie Siegbert Garisch mir vor der Abreise erzählte, wird man vor der Abreise schon geschult, welche Verhaltensweisen angemessen sind. Und wie man dem Bericht entnehmen kann, ist ja beispielsweise eine Herausforderung, im Hintergrund zu bleiben, so wie es geschildert wird. Das Feedback erfolgt erst später.

     
  18. 6

    Achso, noch ein Ratschlag, Herr Garisch:

    Sie werden es nicht vermeiden können, mit anderen Auslandsdeutschen und sonstigen Weissen ‚Expatriates‘ in Kontakt zu kommen. Vorsicht mit diesem Personenkreis! Das ist kein guter Umgang.

    Völlig egal wie lange die schon im Land sind und wievel vermeintliche Erfahrung die im Umgang mit den Locals haben. Nur am meckern über die angeblich schlechte Arbeitsmoral, die fehlende Eingenintiative, die unfähige Verwaltung, die mangelnde Hygiene, den Dreck, usw….

    Nehmen Sie ruhig Einladungen wahr und pflegen Sie Kontakte zu anderen Expatriates, Aber wahren Sie auch hier eine innere Distanz. Ich habe es nicht nur einmal erlebt, wie vormals ganz normale Neuankömmlinge von der Auslandscommunity gehirngewaschen und umgedreht wurden, bis sie dann selbst Rassisten waren. Bleiben Sie immer Sie selbst.

     
  19. 5

    @4 Bonum:

    Ihre Sprüche sind mir durchaus bekannt. Hier sind sie allerdings vollkommen deplaziert. Die Messlatte für Gutes scheint bei Ihnen – unereichbar – in einem dicken biblischen Schinken oder Himmel zu liegen.

     
  20. 4

    „Tue Gutes und rede drüber“ Spruch aus dem Marketing PR
    „Tue Gutes und rede nicht darüber“ aus der Bibel.

     
  21. 3

    Schön Siegbert um diese Geschichten zu lesen. Bringt auch unsere Afrika Erlenisse zurück(u.a Ruanda und Burundi. Vielleicht können wir uns mal begegnen. Wir wohnen nicht weit weg: Millingen am Rhein. Schöne Grüsse. Alphons Klomberg.

     
  22. 2

    Alle Achtung!

    Es erfordert eine starke Persönlichkeit, unter solchen Bedingungen sich selbst treu zu bleiben, und weder den Versuchungen zu erliegen (die immer vorhanden sind), aber auch über einen langen Zeitraum die eigene Motivation hoch zu halten und nicht aus Frust auf Dienst nach Vorschrift umzuschalten.

    Ich habe selbst 30 Monate im westafrikanischen Liberia gearbeitet – allerdings nicht als Helfer, sondern als Handlanger für Ausbeutung (Bergbauingenieur). Lang ist’s her. Meine Erfahrungen sind zwiespältig.

    Jeder ‚White Man‘ muss seinen eigenen Stil im Umgang mit den Locals entwickeln. Ich habe einerseits Mitarbeiter der deutschen Entwicklungshilfe GTZ und DEED erlebt, die wie kleine Fürsten ihre Privilegien und die Annehmlichkeiten des Landes genossen haben. Andererseits aber auch Mitarbeiter projektgebundener Hilfsdienste und auch Privatpersonen, die vor dem Umfang der Aufgabe verzweifelten und in der Folge ihren Wirkungskreis soweit verkleinerten, bis sie das Gefühl hatten, in ihrem winzigen Vorgärtchen tatsächlich etwas zu bewirken.

    Das erste ist eine Verschwendung von Geld, das zweite ist Zeitvergeudung – auch wenn es individuell befriedigend und notwendig ist. Meine eigene Verhaltensweise: Immer gebührende Distanz wahren gegenüber lokalen Mitarbeitern und anderen Personen, die Kontakt zum White Man suchen. Also niemals Verbrüderung! Sonst läuft man Gefahr, parteilich zu werden in Konflikten, die schon lange vor Ankunft des Weissen Mannes vorhanden waren (z.B. Stammeskonflikte).

    Jedem Weissen in Afrika – egal welchen Job er hat – sollte klar sein, dass er von den Locals nie als reiner Funktionsträger seiner Organisation/Firma gesehen wird. Man ist immer auch gleichzeitig Botschafter westlicher Lebensphilosophie und Lebensstils, ob man will oder nicht. Wenn man es geschickt anstellt, hat man durch diese ‚Vorbildfunktion‘ einen höhere langfristige Wirksamkeit als durch Individualhilfe im eigenen Vorgarten.

    Aber das sind nur meine eigenen Erfahrungen, und ich kann nicht ausschliessen, dass ich die falschen Schlüsse ziehe. Nur eines weiss ich genau: Es wäre besser gewesen, der Weisse Mann hätte nie den akrikanischen Kontinent betreten.

     
  23. 1

    So oder so ähnlich müsste ein Pflichtjahr für das Gros der heutigen politischen lebensfremden, immer schön gepudert + gepamperten Figuren “ DA OBEN “ aussehen ehe sie befähigt sind Deutschland auch nur so 🤏🏽viel zu „dienen“. Meinen großen Respekt vor Herrn Garisch.