Alfons A. Tönnissen, 1942-2023

Alfons A. Tönnissen

Nun hat er uns tatsächlich mit unseren Problemen allein gelassen.

Alfons A. Tönnissen, zu dessen Marotten es gehörte, beliebige Gesprächsrunden, in die er sich mitunter forsch hineingedrängt hatte, mit dem Ausspruch „Jetzt lasse ich euch mit euren Problemen alleine“ zu verlassen, ist am Dienstagabend im Alter von 81 Jahren verstorben.

Noch im vergangenen Jahr hatte der Tischler, Unternehmer, Funktionär, Politiker, Frauenheld, Büchernarr und Weltversteher im Restaurant Zum Turm im Kleve Aussichtsturm seinen 80. Geburtstag gefeiert, und die Zahl und Verschiedenheit der Gäste zeigte dem Jubilar selbst noch einmal, welche weiten Kreise er in seinem Leben gezogen hatte. Seine beiden Töchter Grit und Hendrika hielten damals eine Lobrede auf ihrem Vater, die seiner schillernden Persönlichkeit gerecht wurde. Ihr Vater, so sagte Grit, sei sicher nicht der harmoniebedürftigste Mensch auf dieser Welt. Aber auch Reibung erzeuge bekanntlich Wärme. Alfons A. Tönnissen charakterisierte die ihm eigene Umtriebigkeit auf der Feier mit den Worten: „Beziehungen schaden nur dem, der sie nicht hat.“

Auf seinem 80. Geburtstag

„Da weißte Bescheid!“

Beziehungen und der Bruch solcher zogen sich privat und beruflich wie ein roter Faden durch das Leben des Rinderners, der sich selbst als heimlicher Statthalter seiner Heimatregion, der Düffelt, verstand. Zwischen Rindern, Düffelward und Keeken kannte er alles und jeden, und wer darüber schrieb und eventuell etwas ungenau war, konnte sicher sein, entweder einen Leserbrief zu erhalten oder aber einen Anruf, in dem in einem viertelstündigen Monolog die genauen Zusammenhänge erläutert wurden, nicht ohne den abschließenden Hinweis: „ Da weißte Bescheid.“

Tönnissen war als Unternehmer tätig, parallel dazu begann er eine Karriere als Funktionär in der Kreishandwerkerschaft und als Mitglied in der CDU-Mittelstandsvereinigung, für die er auf Bundesebene lange Zeit in führende Rolle aktiv war. Auch an den Anfängen der Umwandlung des Militärflughafens Laarbruch in einen zivilen Airport war Tönnissen beteiligt, bevor er im Streit aus dem Verwaltungsrat schied.

Schätze in Panzerschränken

Tönnissen machte sich einen Ruf als exzellenter Kenner seiner Heimat, gestützt auf das Wissen einer gigantischen Bibliothek, die er in seiner Villa am Molkereiweg in Rindern aufgebaut hatte. Die Zahl der Bücher ist nur in Zehntausenden zu messen, hinzu kam bei dem manischen Sammler von Dokumenten eine beachtliche Ansammlung von Papieren, die er hinter verschließbaren Stahltüren aufbewahrte. Diesen Schatz zu sichten, dürfte eine Aufgabe sein, die Jahre in Anspruch nimmt – wenn sich denn jemand dafür findet.

Zeitungslektüre mit weißen Wollhandschuhen

Im öffentlichen Leben war er als regelmäßiger Besucher von Cafés und Gaststätten in den vergangenen Jahren noch sehr präsent. Er zelebrierte bisweilen einen leicht dandyhaften Auftritt, wenn er beispielsweise mit weißen Wollhandschuhen im Bistro Pias an der Kavarinerstraße die Neue Zürcher Zeitung las und dabei die von ihm geliebten Zigarillos schmauchte. Oder wenn er im Café Lust vor den Augen anderer Gäste ein wenig Nagelpflege betrieb. In seiner Jackentasche hatte er stets Salmiakbonbons und Leckerlies für Hunde, die er bereitwillig verteilte, um mit den Haltern ins Gespräch zu kommen. Ohnehin war er nie einem Gespräch abgeneigt, auch wenn viele davon am Ende so ausgingen, dass Alfons A. Tönnissen dem Gegenüber seine wissende Sicht der Dinge darlegte.

„Hirsche“

Das Thema, an dem er sich Zeit seines Lebens abarbeitete, war das der Bildung. Er selbst hatte keinen akademischen Abschluss und keinen Doktortitel, umgab sich aber gerne mit solchen Menschen, und wenn er im Freundeskreis berichtete, mit wem er sich gerade vorher ausgetauscht hatte, purzelten nur so die Professorentitel und militärischen Dienstränge. Waren aus seiner Sicht besonders fähige Personen darunter, bezeichnete er sie gerne als „Hirsche“.

Lachend bei einem Glas Wasser und einem Kurzgetränk (meist Killepitsch): So kannte man Alfons A. Tönnissen

In den vergangenen Monaten war es stiller um Alfons A. Tönnissen geworden, die regelmäßigen Besuche in der Klever Gastronomie blieben aus. Wenn er sich dann einmal blicken ließ, plante er munter weiter, so, als könne keine Krankheit der Welt ihn unterkriegen. Doch eine zuletzt avisierte Neuauflage des von ihm vor Jahren ins Leben gerufene Treffen der „Klever in Berlin“ sollte ihm nicht mehr gelingen. Kleve hat einen immer neugierigen, weltoffenen und gerne streitbaren Geist verloren.

Deine Meinung zählt:

44 Kommentare

  1. 44

    Ein außergewöhnlicher Mensch. Lernte ihn bei den deutsch-niederländischen Treffen im Konsulat kennen, wurde von ihm in den Hirsche-Essclub eingeführt und besuchte gemeinsam Herbert Kremp bis zu seinem Tod. Wir hatten unvergessliche und teilweise unverständliche Gespräche in Duffelts, von denen Alfons glaubte, dass ein Holländer sie verstehen könnte. Vielen Dank Alfons!
    Paul Peters

     
  2. 43

    Een heel bijzonder en aangenaam mens.
    Regelmatig spraken wij elkaar bij de Nederlandse Duitse businessclub in Kleve. Ik bewaar daar fijne herinneringen aan.
    Mijn oprechte deelneming gaat naar zijn naasten en naar iedereen die hem lief had.
    Theo Jacobs, Nijmegen

     
  3. 42

    Habe ihn als eine Person die sich für wichtig hielt, aber bei den meisten keine Relevanz besaß kennen aber weniger schätzen gelernt. Aber wie bei allen Lebewesen endete es auch hier im Tod und es wird wohl irgendwann stiller werden. RIP

     
  4. 41

    @40 MvomA
    Zu tun gibts zum Glück genug. Manipulieren brauche ich nicht. Bin auch überrascht wie viele Upvotes mein Kommentar #14 bekommen hat. Meine Vermutung scheint wohl richtig gewesen zu sein.

     
  5. 40

    Wenn man sieht, welcher Kommentar überwiegend positive Bewertungen bekommen hat, kann man quasi ableiten, wer den ganzen Tag vor dem Rechner sitzt, um alle anderen Kommentare negativ zu bewerten.
    Hm, Klausi? Nix zu tun?

     
  6. 39

    „Alfons, es gibt nur einen, der wirklich jede einzelne Ackerfurche in der Düffel mit Vornamen kennt“ Ungefähr so hat es seinerzeit deine damalige Lebensgefährtin in ihrer Ansprache anlässlich der Feier zu deinem 60. Geburtstag auf den Punkt gebracht. Auch wenn dein grüner Siebener zuletzt hörbar asynchron auf seinen vielen Zylindern lief, solange es ging, hast du hast es sichtlich genossen, durch die geliebte Niederung zu cruisen. Die in bestimmten Kreisen manchmal zu hörende, wenig respektvolle Umdeutung des zweiten A. in deinem Namen, der Daumen runter, all das war in deinen Augen wohl eigentlich eher Auszeichnung und Ansporn …. Vorbei. Wenn du nicht gerade noch mit Petrus über deine Zugangsberechtigung diskutierst, sitzt du wahrscheinlich gerade schon zusammen mit dem Alten Fritz auf dem Sofa. Danke, mach’s gut.

     
  7. 38

    Der Verstorbene verfügte über gefühlt 100 Profile bei Facebook. Gott habe seiner Seele gnädig.

     
  8. 35

    „Daumen-runter-Klicker“… vielleicht würde A. Tönnissen sagen: „Da weißte Bescheid“

    Mancher kann dem Fingerzucken nicht widerstehen, wenn eine Formulierung nicht gefällt. Das muss man wissen, wenn man in einem öffentlichen Blog kondoliert.

     
  9. 34

    @25 Wer braucht Bewertungen……
    Ich kann Ihnen da nur zustimmen, die Software dieser Webseite votet so wie es ihr passt, aht Herr Daute eine KI installiert die uns das Voten abnimmt? Spaß beiseite, egal ob per Smartphone iphone oder über Brouwser PC, der Hacken geht entweder auf negativ oder positiv, täglich beim Besuch des kleveblog abwechselnd.
    Wie Sie schreiben nervt es gewaltig, diese Eigenleben.
    Ich weiß nicht wer diese Webseite mit welcher Webseitensoftware entwickelt und programmiert hat, aber dieser Fehler hält sich schon ewig. Zumal keine klare Definition der Bedutung des Hakens klar ist, Was bewerte ich nun damit, den einzelnen Threatkommentar in seiner Aussage oder gefällt mir die Richtung in die die Aussage zielt nicht.
    Vielleicht mal eine klare Definition, die Dauem weg!

    Dafür klar auswählbare Punkte deutlicher:
    #ich stimme dem Userbeitrag ganzheitlich zu
    #ich stimme dem Userbeitrag nicht zu
    #mir gefallen Teile des geschrieben Inhalts
    #mir gefällt der User als User
    #mir gefällt der User als User nicht

     
  10. 33

    @26 „?“:
    Zitat…Halten Sie die Leute hier für so primitiv?…“
    So, wie Sie es andeuten, würde ich es nicht sagen.
    Ich finde, egal wer nun der Verstorbene ist, respektlos gegenüber dem Verstorbenen und seinen Hinterbliebenen, Beileidsbekundungen mit einem „Daumen runter“ zu kommentieren.
    Sich seiner Meinung enthalten würde schon reichen.

    Benno

     
  11. 32

    @ 26 ?
    als man noch eine humanistische Erziehung geniessen konnte, lernte man “ de mortuis nil nisi bene“

     
  12. 30

    Post 28 wurde nicht von mir (Post 23) verfasst.

    „Frage“ ist ein allgemeiner Nick, aber bitte nicht im selben Thread nochmal verwenden.

     
  13. 29

    @ 21

    „Eigentlich handelt es sich um das Ableben eines Menschen und nicht….“ ???
    (Selbstgespräch: Das wird „hier“ ja immer verrückter!) – Heißt das, dass Sie es in Ordnung fänden, das „Ableben eines Menschen“ mit „Daumen runter“ zu kommentieren?! Wenn jemand ein Beileid ausdrückt, drückt er oder sie ein sehr subjektives Gefühl der Betroffenheit aus. Dies in irgendeiner Weise bewerten zu wollen, geht IMHO an den Rande der Zivilisiertheit, ist gefühllos und roh; wer Trauer oder Traurigkeit bewertet, hat seit über 2000 Jahren (Antigone) nicht viel dazu gelernt!

    „Gut, dass Sie nicht zu dem Berufsbild von gewissenhaften Psychiatern und Psychotherapeuten gehören, denn Ihr „Ausspruch“ ist sehr flach und geistlos.“
    Die von Ihnen gut und versiert erkannte Flachheit, sollte einerseits eine nachdrückliche Dokumentation meiner „Laienhaftigkeit“ sein, andererseits aber auch eine Provokation, um eventuell doch mal die schweigenden, anonym bleiben wollenden Menschen mit oder „ohne Bewertung“ aus ihrer Deckung zu locken!

     
  14. 28

    Frauenheld? Na ja … ich hatte da einen etwas anderen Eindruck… da ist der Autor dieses Blogs ein größerer Frauenheld 😉

     
  15. 26

    @16 Benno „ wenn es zutreffen sollte, was Sie sagen, hätten diese Personen es besser zu seiner Lebzeit geklärt und nicht nun nachtreten, wenn er sich nicht mehr dazu äußern kann. Aber das zeigt natürlich auch den Charakter der „Daumen runter Klicker““

    Halten Sie die Leute hier für so primitiv?

    Wenn ich die Frage für mich bejahen würde, würde ich weder im Kleveblog lesen noch schreiben.

    Zum eigentlichen Thema: RIP

     
  16. 25

    Zum Thema Bewertungen: Mein Smartphone „entscheidet“ selbst welchen Kommentar es wie bewerten möchte. Vollkommen zufällig und ohne mein Zutun sind von „mir“ d.h. genauer gesagt von meinem Smartphone einige Kommentare mit ?und andere mit ?bewertet worden. Inzwischen mache ich mir nur noch selten die Mühe die Bewertungen nach meinem Dafürhalten zu korrigieren, da mein Smartphone sowieso das letzte Wort behält , d.h. meine Änderungen mehrfach selbsttätig wieder ändert. Die Bewertungsfunktion ist ein leidiges Thema. Sollte man vielleicht einfach ignorieren.

     
  17. 22

    Das mit dem ?? oder ??sehe ich mal so , wenn der liebe Gott gewollt hätte dass ich jedem gefalle wäre ich ein Blumenstrauß? geworden . ? ? ….?

     
  18. 21

    @19.
    Eigentlich handelt es sich um das Ableben eines Menschen und nicht um gemachte Bewertungen.

    Gut, dass Sie nicht zu dem Berufsbild von gewissenhaften Psychiatern und Psychotherapeuten gehören, denn Ihr „Ausspruch“ ist sehr flach und geistlos.

     
  19. 19

    Psychiatern und Psychotherapeuten ist ja eine Ferndiagnose nicht erlaubt, so wage ich es aber mal als Laie: Wer Beileidsbekundungen mit einem „Daumen runter“ meint „kommentieren“ zu müssen, der hat sie wohl nicht alle….

     
  20. 17

    @5
    Beliebter Spruch von ihm:
    „Du weißt, dass die drei reichsten Männer in Kleve alle kein Abitur haben?“
    Chapeau!

    ET, 2. Mom…

    Wer soll denn Nr. 3 sein?

     
  21. 16

    @ KlausTM;

    wenn es zutreffen sollte, was Sie sagen, hätten diese Personen es besser zu seiner Lebzeit geklärt und nicht nun nachtreten, wenn er sich nicht mehr dazu äußern kann. Aber das zeigt natürlich auch den Charakter der „Daumen runter Klicker“

    Benno

     
  22. 15

    Schade, dass wir diesen sehr interessanten Menschen nicht kennen gelernt haben! Sind erst 2021 nach Kleve gezogen.

     
  23. 14

    @11 Benno
    A. Tönnissen hatte nicht nur Freunde, die anderen äußern sich jetzt vermutlich mit Downvotes.
    Wie gesagt, das ist eine Vermutung, aber Anlässe hat er ja genug gegeben.

     
  24. 13

    Da hat es den Althirschen dahingerafft. Das berührt und macht traurig. Einer der letzten, der eine Streitkultur hatte, der einem auch offen sagte, wenn er etwas für bescheuert hielt. Auf der anderen Seite- selbstverständliche und kommentarlose Unterstützung. Das sind wohl die Zeitläufte, mach‘s gut, Althirsch

     
  25. 12

    Sehr schöner Artikel.
    Ich kannte Herrn Tönnissen nicht, aber er scheint ein echtes Original gewesen zu sein.
    Möge er in Frieden ruhen.

     
  26. 11

    sorry , offtopic:
    ich welcher Welt leben wir mittlerweile, dass Beileidsbekundungen negativ bewertet werden?
    Stimmt da etwas mit der Technik nicht?

    Benno

     
  27. 9

    SEHR GEEHRTER HERR DAUTE. RESPEKT UND MEINE WERTSCHÄTZUNG ZU DIESEM ARTIKEL ÜBER EINE BEEINDRUCKENDE PERSÖNLICHKEIT. R.I. P Herr ALFONS TÖNNISSEN . RUHEN SIE IN FRIEDEN . STREITBAR , ANDERS ..SPUREN HINTERLASSEN .. SIE SIND JETZT NUR NEBENAN IN EINEM ANDEREN RAUM . ERINNERUNGEN BLEIBEN . FÜR ALLE LIEBEN , FAMILIE UND DEN TÖCHTERN MEINE AUFRICHTIGE ANTEILNAHME . MAN GEHT NIE SO GANZ ..DANN WEISTE BESCHEID WÜRDE HERR ALFONS TÖNNISSEN SAGEN . GUTE NACHT..

     
  28. 8

    Du hast die Treffen der Klever in Berlin immer organisiert. Für mich bedeutete das stets ein Stückchen Heimat im fernen Berlin. R.I.P.

     
  29. 7

    Bin öfter zu den Treffen „Klever in Berlin“ gegangen. Dort hat er immer einige Menschen zusammengeholt und wurde die Verbindung zur Geburtsstadt geplegt.

     
  30. 6

    Lieber Alf, das kommt plötzlich und schockierend. Menschen wie Du, mit Ecken und Kanten, werden immer weniger. Ich habe Dich gemocht. Bei Hintzen ein paar Worte gewechselt oder in der Stadt. Oder bei Bacco. Wer Dich kulturell kennen gelernt hat, der weiß um Deine Kenntnisse. Ein weiteres Klever Original, das es nicht mehr gibt. Gute Reise Alf. Ich bin traurig.

     
  31. 5

    Beliebter Spruch von ihm:
    „Du weißt, dass die drei reichsten Männer in Kleve alle kein Abitur haben?“
    Chapeau!

     
  32. 2

    Mit den Wollhandschuh oder Mikrofaser, hatte bestimmt den Zweck wegen der evtl. Druckerschwärze ?!