Abschied mit Stihl: Kettensäge killt kranke Kirschen

Edelmetall auf Kirschholz (Foto: Stadt Kleve)

Ein letzter, dramatischer Rettungsversuch am Montag scheiterte, und vielleicht war es auch besser so. Karl-Heinz Burmeister, das Urgestein des Naturschutzes im Klever Land, stürmte am Mittag unangemeldet in das Amtszimmer von Bürgermeister Wolfgang Gebing, der sich gerade mit Dirk Posdena (Bauamt) und weiteren Mitarbeitern besprach. Die Kirschbäume am Bleichenberg seien nicht krank und müssten deshalb auch nicht gefällt werden, brachte Burmeister vor. Die Herren aus der Verwaltung verwiesen indes auf Gutachten. Und während Burmeister nach dem Überfall am Mittag immerhin noch glaubte, einen Aufschub bewirkt zu haben, ließ sich die Verwaltung nicht beirren und setzte die Fällung der sechs todkranken Zierkirschen am Bleichenberg in Gang. Und, wie sich am Dienstag dann zeigen sollte, war dies nicht die schlechteste Idee: Bis auf einen fingerdicken Rindrand waren die Bäume innerlich so morsch wie das Parteiprogramm der AfD. Mitarbeiter der Umweltbetriebe der Stadt Kleve (USK), die die Fällung vollzogen, drückten zum Beweis ihren Daumen in das schwammige Holz, das der Wulstige Lackporling komplett zerfressen hatte.

Daumenprobe (Fotos: Stadt Kleve)

Am Dienstagmorgen warfen die USK-Mitarbeiter die Kettensäge an und beendeten das Leben der sechs japanischen Blütenkirschen, deren Standsicherheit durch den ausgeprägten Pilzbefall stark beeinträchtigt. Bereits in den frühen Morgenstunden hatten die USK die Arbeit aufgenommen, um die Gefahrenlage zu beseitigen.

Holz, das in den Händen zerbröselt

Die Stadt Kleve schreibt: „Vor Ort hat sich das Expertenurteil der USK und der Stadt Kleve bestätigt. Alle gefällten Bäume wiesen eine ausgeprägte Weißfäule im Stammfuß auf, sodass nur noch wenige Zentimeter Restwandstärke des Stammes verblieben sind. Das Pilzgeflecht hatte die Baumstämme bereits großflächig durchzogen, das morsche und faserige Holz ließ sich wie ein Schwamm ohne größere Kraftaufwendung mit dem Finger eindrücken. Behandlungs- und Pflegemaßnahmen zum Erhalt der Bäume scheiden unter diesen Umständen aus. Im Rahmen der Verkehrssicherheit war eine Fällung der beliebten Bäume somit leider unumgänglich.“

Wenig Stamm, viel Pilz

Der fachkundige und langjährig erfahrene Baumkontrolleur der USK hatte das starke Ausmaß des Pilzbefalls im Rahmen einer Routinekontrolle festgestellt und daraufhin die umgehende Fällung der Blütenkirschen empfohlen. Weitere Experten der USK und der Stadt Kleve kamen daraufhin übereinstimmend zu derselben Entscheidung.

Sowohl die USK als auch die Stadt Kleve bedauern die Notwendigkeit der Fällung und sind sich bewusst, dass die Kirschbäume entlang des Kermisdahls – gerade zur Blütezeit – überaus beliebt sind. Obwohl den Fachleuten der Pilzbefall schon bekannt gewesen ist, wurden die Bäume so lange erhalten, wie es objektiv vertretbar war. Nun erreichte das Ausmaß des Pilzbefalls jedoch einen Punkt, zu dem die Fällung aufgrund der stark angegriffenen Struktur der Bäume die einzige verantwortungsbewusste Lösung darstellte.

Vielleicht werden auch gleich größere Bäume gepflanzt

Die Stadt Kleve wird sich an derselben Stelle schnellstmöglich um Nachpflanzungen kümmern. Inwiefern auch größere Bäume gepflanzt werden können, ist noch Gegenstand der andauernden Prüfung. Das Kirschblütenfest, terminiert für den 20. April, soll wie geplant stattfinden – wenn auch mit 50 Prozent weniger Kirschblüten.

Raum für Ideen

Deine Meinung zählt:

2 Kommentare