Abschied bei der Stunksitzung: Sind wir nicht alle ein bisschen Bruno?

Arbeit getan: Letzter Blick auf einen leeren Saal (Foto: Barbara Pauls)

Die schärfsten Kritiker der Elche waren vorher selber welche, diese Erkenntnis aus Frankfurter Satirekreisen trifft in gewisser Weise auch auf das Phänomen Stunksitzung zu, dass 1984 in kleiner Runde als Parodie auf den etablierten Sitzungskarneval begann und nun seit vielen Jahren schon eine Großveranstaltung geworden ist, die drei Monate lang Abend für Abend mehr als tausend Menschen in das Kölner E-Werk lockt und damit vermutlich sogar die größte Karnevalsveranstaltung im Lande geworden ist.

Und, mittendrin in diesem leicht links angehauchten närrischen Treiben, ist ein Klever – Bruno Schmitz. Mitte 30 war er, als die Show begann, und seitdem war er so beständig und präsent auf der Bühne, dass die etwas floskelhafte Beschreibung, dass er zum Inventar der Stunksitzung zählt, hier wenigstens einmal zutreffend verwendet werden kann.

Nun ist Bruno Schmitz Mitte 70, ungezählte Rollen hat er gespielt, beispielsweise zuletzt die des Trainers des 1. FC Köln, Steffen Baumgart, und über die Jahre hat er in treuer Pflichterfüllung seiner satirischen Mission auch für einige Skandale gesorgt, beispielsweise als er 2011 den Bischof Walter Mixa so scharf parodiert hatte, dass der WDR sich nur traute, eine gekürzte Version des Sketches zu senden.

Noch vor der Stunksitzung: Bruno Schmitz ca. 1982
Didi Jünemann und Bruno Schmitz bei einem Auftritt im Radhaus

Mit dem Ende dieser Session aber ist Schluss für den Kabarettisten aus Kleve, der einst als Lehrer begann und in der Anti-Atomkraft-Bewegung als Sänger erste künstlerische Gehversuche unternahm („Laut & Lästig“). Fast vier Jahrzehnte stand auf der Bühne, fünf Kanzler und noch viel mehr Kirchenfürsten mussten seinen Spott und den seiner Kollegen erdulden, jetzt sind andere dran.

Zu den Ritualen, die sich mit dem wachsenden Erfolg der Stunksitzung entwickelt hatten, zählte auch, dass es Bruno Schmitz gelang, Jahr für Jahr zahlreiche Klever dafür zu begeistern, die Show in Köln zu besuchen. Und die – nennen wir sie einmal – Delegation der Klever, die an der Sitzung am Samstag teilnahm, ließ es sich nicht nehmen, das Urgestein zu seinem Abschied von der Stunksitzungsbühne gebührend zu feiern – mit Masken mit seinem Konterfei zeigten sie, dass wir im Grunde doch alle ein bisschen Bruno sind, oder es doch zumindest gerne wären.

kleveblog gratuliert zum gelungenen Abschied, ist aber zuversichtlich, dass uns der Kabarettist als solcher noch viele weitere Jahre erhalten bleibt.

Natürlich ließ kleveblog es sich nicht nehmen, auch Bruno selbst mal aufs Korn zu nehmen 😉

Deine Meinung zählt:

18 Kommentare

  1. 18

    @16

    Der wird natürlich vorher gereinigt. Der Eine oder Andere wird sicherlich auch schon mal Wurst im Naturdarm gegessen haben……der wird erstaunlicherweise auch vorher gewaschen…..

     
  2. 17

    @15 Wahrscheinlich schon, aber ich habe es noch nicht gegoogelt. Es ist jedenfalls keine Fairtrade-Schokolade.

     
  3. 16

    @14 „geht nur durch den Darm der Katze“

    Na dann ;))

    Tipp: Man serviere Gästen den Kaffee und sage es, wenn sie den letzten Schluck getrunken haben…

     
  4. 15

    @13.
    Sorry, wenn ich da kein Mitleid zeigen kann. Man kann nur hoffen, dass hinter Ihrer „Lieblingsschokolade“, keine unzumutbare, schwerste Kinderarbeit auf einer Kakaoplantage herrscht!

     
  5. 14

    Kleine Klugschei…..meinerseits:
    Der Kaffee wird nicht aus Katzenschei…..gemacht, sondern geht nur durch den Darm der Katze. Schmeckt aber auch nicht viel anders als normaler Kaffee. Wenn man ihn auf Bali trinkt ist er auch kaum teurer…..woran der hohe Preis hierzulande wohl liegt…..

     
  6. 13

    Mir reicht es schon, dass meine Lieblingsschokolade beim Test auf Mineralölrückstände nicht gut abgeschnitten hat. (Sorry, das klingt jetzt nicht demütig.)

     
  7. 10

    Es gibt so viel Elend und Katastrophen für Menschen auf diesem, unseren Erdball …….. für mich statt Karneval, nur Demut und Dankbarkeit, dass wir hier bis jetzt verschont bleiben!

     
  8. 7

    Hallo Ralf ! Was sollte mich zu einem „Bruno“ machen ? Flache Witze oder Beleidigungen auf Kosten andere die sich bei all ihren, evtl. auch deftigen Mankos nicht wehren können + platt geritten werden ? Beute der „Witzigen“👍🏽 die sich auf Kosten andere Menschen versuchen zu profilieren + ihre geile Beute im hohlen Applaus sehen ? Nein,☝🏽 ich z.B. bin garantiert kein „Bruno“ Aber, sorry , das nicht zu verstehen liegt evtl. in meiner „närrischen“ Vita. 🤔 Danke für Reaktionen .😎 🍻

     
  9. 5

    Ich kann mich noch an die besten Zeiten des Karnevals in Kleve erinnern, wie der Karnevalsverein
    die Bürgermeisterwahlen in Kleve entschieden hat. Ein dreifaches Helau auf Frau Northing.

     
  10. 4

    Ein paar Stunksitzungen mit Bruno Schmitz…

    https://www.youtube.com/watch?v=m_lF_GVrG58 (Bruno singt auf großer Bühne – Stunksitzung in der Kölner Philharmonie!)

    https://www.youtube.com/watch?v=4FgLxG3lG2U (Ab 29:16 – 2015: Bruno als Lehrer!)

    https://www.youtube.com/watch?v=otxy9iMoxQc (Ab 10:33 – 1990 (erste Stunksitzung): Bruno auf Englisch) (Ab 5:10 – auch sehr schön: Jürgen Becker)

    https://www.youtube.com/watch?v=r3FheAhbsQ8 (Ab 02:02 – 2012)

    https://www.youtube.com/watch?v=s6CFEuDoGRE (Ab 07:42 – 2005)

     
  11. 3

    Wenn ich mich recht erinnere, war ich 13 Jahre jung und stand am Deich in Kellen neben ein großen Villa in einem „Schuppen“. In dem Schuppen waren Leute mit ziemlich langen Haaren, welche sich teils einer Behandlung mit grüner und roter Farbe unterzogen hatten.
    Große Plakate zum Thema Kernkraft und Demos und eine noch größere Druckmaschine waren dort zu sehen. Bruno erzählte damals dass er Lehrer sei – und ich fand ihn aussergewöhnlich in Ordnung – für einen Pauker. Irgendwann in der Folgezeit waren Schupos oder andere Genossen in dem Laden am Deich und dann war da alles dicht. So wie der Brüter, u.a. aufgrund der Bemühungen der Initiativen damals auch dicht gemacht hat.

    Ach so ja: Bei der Demo 1977 in Kalkar war ich dabei. Meine Mutter ist an dem Tag fast gestorben (erzählt sie heute noch …). Sie war mehr als froh, als ich abends unversehrt wieder heim gekommen bin. Heute weiss ich, wovon sie spricht.

     
  12. 2

    😟gruselig der Gedanke, dass wahrscheinlich einer nach dem anderen der stunksitzung geht.alle sind super. Ich war von Anfang an dabei. Mach es jut, Bruno.

     
  13. 1

    Als Karnevalsmuffel bin ich nie zur Stunksitzung gereist, habe aber die ein oder andere Aufzeichnung im WDR gesehen. Bruno Schmitz habe ich aber damals bei „Laut & Lästig“ mit Didi Jünemann im Radhaus erlebt. Für das Klever Kulturleben ist Herr Schmitz unvergesslich geworden: cinque, Kulturbüro, Aussichtsturm, Stopp Schneller Brüter, Kulturwelle, …
    Vielen Dank Bruno und alles Gute für die Zukunft!