746 😯 – Abschied vom Blaulicht-Report Kleve

Wo immer etwas krachte oder loderte, war der Blaulicht-Report Kleve nicht fern

Der Blaulicht-Report Kleve war so wie der Gewehrschuss, den man hört. Nur, wenn man ihn nicht hört, steckt die Kugel bereits im eigenen Kopf. Las man auf Facebook im Blaulicht-Report, dass es wieder irgendwo einen Kraftfahrer zerlegt hatte, wusste man, dass man selbst die Nachricht noch lesen konnte  – und es einem somit vergleichsweise gut geht.

Daniel Böing, der Betreiber des Blaulicht-Reports, huldigte einem Lokaljournalismus, der in den Lokalredaktionen der gedruckten Zeitungen schon vor einem Vierteljahrhundert marginalisiert wurde – und 36.329 „Freunde“ des Informationsangebots zeigten, dass es vielleicht dennoch so etwas gibt wie eine unstillbare Neugierde am Unglück anderer, welches der Klever mit seiner Kamera als „Blaulicht-Report Kleve“ auf Facebook gewissermaßen amtlich dokumentierte.

Wenn nachts ein Dachstuhl brannte oder am frühen Morgen ein Kraftfahrer beim Linksabbiegen ein entgegenkommendes Fahrzeug übersah, war Daniel Böing zur Stelle und berichtete mit der Gewissenhaftigkeit eines Chronisten mit den Spezialgebieten verkohlte Dachsparren und zerknülltes Blech. Hörte der besorgte Bürger von irgendwo her ein Martinshorn, holte er flugs sein Mobiltelefon aus der Hosentasche, tauchte ins soziale Netzwerk ein und prüfte, ob Böing schon geschrieben hatte, welches Unglück den Einsatz ausgelöst hatte. Die Beiträge hatten eine karthartische Wirkung.

Doch mit dieser Art des Service-Journalismus ist es nun vorbei. Daniel Böing postete am Sonntag Morgen auf Facebook, dass er seine Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen einstelle. Die Leserschaft reagierte geschockt, bis heute Mittag hatten bereits 746 Follower ihren Gefühlen mit Hilfe von Emojis Ausdruck verliehen, die meisten davon mit Tränen-Smiley oder dem „Hushed Face“, welches – so das Ergebnis einer kurzen Recherche – ausdrücken soll, dass der Absender aufgrund einer schockierenden Angelegenheit unangenehm überrascht ist und ihm die Worte fehlen. 

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5 Kommentare

  1. 4

    So etwas braucht kein Mensch!

    Die „Feunde“ des BRK waren auch alles (wenn auch „nur“ virtuelle) Gaffer mit unstillbar sabbernder Neugier auf Tote, Unglück und Sensationen …

    … und wehe, die Sirene geht und ich weiß nicht warum …

     
  2. 3

    „Der Blaulicht-Report Kleve war so wie der Gewehrschuss, den man hört“. Ähh, nie was gehört von dem Mann, ich wunsch ihm aber Besserung und die Seinen Stärke in diese schwere Zeite. Wo keiner mehr Bild von umgekippte Auto und arme Heimtierhund und tiere knipst.

     
  3. 2

    @1

    Sie meinen WieboldTV? Dieses Urteil ist absolut zurecht ergangen damals, sehr viele Videos auf der Website verstießen massiv gegen Persönlichkeitsrechte. Zig unverpixelte Kennzeichen, unverpixelte Gesichter. Solche Firmen gibts einige, die werfen ihr Rohmaterial aber nicht ins Internet sondern verkaufen das weiter und entsprechende Redaktionen pixeln dann die Videos (sollten die jedenfalls)

    Dazu kamen ja noch Herrn Wiebolds teilweise unerträgliche persönliche Meinungen, die eher an krude Verschwörungstheorien erinnerten. Um diese Firma ranken sich zudem so einige an Verschwörungstheorien, aber lassen wir das.

    Ganz davon ab, müssen sich einige der Mitarbeiter und Herr Wiebold selbst auch gegenüber Polizei und Feuerwehr öfters mal, sagen wir „Wie die Gaffer“ aufgeführt haben. Man filmt nicht in offene Rettungswagen wo gerade jemand reanimiert wird, man betritt nicht einfach irgendwelche Einsatzorte… … Zwischendurch gabs dort mal ein Video aus Geldern(?) das zeigte wie sehr ein Polizeibeamter scheinbar genervt wurde, so das diese fast handgreiflich wurde. Natürlich war das Material so gecuttet das man die Vorgeschichte nicht sah. …

    Wobei sich diese „Blaulichtreporter“ großteilig so aufführen. Leider ist der Digitalfunk alles andere als „Unabhörbar“

     
  4. 1

    Nun ja, der Blaulichtreport war ganz okay. Es gibt ja noch Herrn Schulmann.
    Andere (z.B. der „Original-Blaulichtreporter“ aus Essen) mussten ihre Tätigkeit auf Grund unanfechtbarer Gerichtsurteile einstellen.