Was über Kühe (keine Cash-Cows)

Was könnte diesen frühen Kühen blühen - außer Mühen?

Da fährt man so mit dem Rad durch den Niederrhein, sieht links und rechts saftige Weiden, und ab und an stehen da ein paar Kühe drauf rum. Und sofort denken solche großstadtgeschädigten Menschen wie ich: „Schön, dass es so etwas noch gibt! Glückliche Kühe, die auf der Weide stehen, den ganzen Tag Gras fressen und kauen und wiederkäuen – und abends den Bauer mit fetter Milch entlohnen, die noch so richtig nach saftigem Gras schmeckt.“

Genau das dachte ich auch Montag, als ich in Kalkar nahe des Kernwasserwunderlandes diese Kühe erblickte. Aber welch Irrtum!

Ein wissender Gesprächspartner holte tief Luft und sagte dann: „Du unwissender, großstadtgeschädigter Mensch mit romantisierenden und anthropomorphisierenden Vorstellungen von Landwirtschaft! Draußen auf dem Feld stehen nur die Kühe, die entweder noch nicht gekalbt haben (und somit noch keine Milch geben), trächtig sind oder solche, deren Milch bei einem sensorischen Test durchgefallen ist. Die Hochleistungskühe, die verwertbare Milch geben, stehen den ganzen Tag unter Dach in Boxen – bei einer Freilandhaltung würde die Qualität der Milch zu schwankend sein.“

Tja, noch eine Illusion weniger.

Deine Meinung zählt:

20 Kommentare

  1. 20

    Freilandkühe gibbet doch noch 😉
    In der Normandie, liegt ein paar Kilometer westlich von Kalkar, also da wo meine Verwandtschaft residiert, stehen ganz viele Kühe auf den Weiden.
    Die stehen da meist ganzjährig auf wechselnden Weiden und kommen erst bei echtem Winterwetter in die Offenställe.
    Sind übrigens sowohl Milch- als auch Schlachtkühe, die Milchkühe stehen auf den hofnahen Weiden … ist ja auch praktischer.
    Naja, das Fleisch ist wirklich prima und die Milch (also die aus dem Tank unmittelbar nach dem melken) schmeckt spitze.
    So´ne Weide is meist überschaubar eingegrenzt von Haselnusssträuchern, auf den Weiden stehen Bäume (also leggä Fallobst für die Viecher) und immer wieder mal Beerensträucher.
    Die Schlachtkühe werden meist keine zwei Jahre alt, weil sie bis dahin noch als Kalb durchgehen, sei´s drum.
    Die Milchkühe werden da schon richtig alt, die Milchleistung ist lt. Aussagen der Besitzer ausgewogen.
    Die Milch sichert quasi die laufenden Kosten, das Schlachtvieh bringt die zusätzlichen Einnahmen für die Reserven.
    Achso, die bekommen da in der Gegend alle kein Spezialfutter. Einzig ?Schrot? wird im Winter beigefüttert, der Rest der Silage kommt vom nicht chemisch gedüngten Acker.
    Ist halt alles „bio“ ohne Siegel und kostet minimal mehr als hier in der Gegend … dafür schrumpft das Fleisch auch nicht beim erhitzen etc. … einfach okay.
    Ralf, wenn Du also Fotos von „glücklichen Kühen“ haben möchtest, ich sende Dir gerne ein paar zu 🙂

     
  2. 19

    den kommentar oben von vor ein paar wochen hat ich nur geschrieben um son paar gestalten aus der reserve zu locken.
    so vonwegen scheiss kommunisten und so, und klever bauern sind die besten und kühe ohne weidegang sind glücklicher usw.

    hatte leider nich geklappt.

     
  3. 18

    @annerei

    belegen wird das nahezu jeder der in lpgs in der ddr gearbeitet hat und heute auf selbigen betrieben beschäftigt ist.
    beispiele :

    schlachtverbot für tragende tiere.
    unbekanntheit von stoffwechselerkrankungen bei nutztieren.
    längere lebensleistungen.
    keine importfuttermittel
    antibiotikaversicht bei der behandlung besonders bei milchvieh.
    ich glaube sogar antibiotikaversicht in der fütterrung.
    usw.

    ich googel ja aus prinzip nicht. einerseits wegen spionage,
    andererseits nich weil ich son bischen angst vor leuten habe die sich so alles was sie zusammenfasseln meist zusammengoogeln und sich denn schnell als selbsternannte kenner bezeichnen (da hat man hier auf kleveblog schon richtig geile bespiele für gesehen) wer aber mal „gesetzestexte tierschutz landwirtschaft ddr“ googelt der wird sicherlich interessantes zulesen bekommen.

     
  4. 17

    ureinwohner : Dass Massentierhaltung in der DDR tiergerecht war, istmir neu.
    (Ich komme selbst aus der DDR und denke nicht schlecht über diese, trotzdem.) Hast Du dazu nähere Infos oder Verweise?

     
  5. 16

    Hallo, wenn es jemanden nicht passt, soll er mit dem kauf von milchprodukten aufhören oder sich bei einem tierheimnächstenliebe e.V eine südeuropäische straßenkatze (die fast verhungert wäre, wenn dicke Urlauber sie nich gerettet hätten) holen, lieben und ehren und melken.

     
  6. 15

    Zitat
    „bis40kühe immer weidegang
    bis100 kühe wahrscheinlich weidegang
    ab150 kühe weidegang betrieblich unmöglich“

    Danke ureinwohner, über konkrete Zahlen lässt sich doch besser reden.
    Und ich sehe mich da auch bestätigt. Die durchschnittliche Milchkuh darf auf einem durchschnittlichen Hof mit ca. 43 Milchküher also sehrwahl auf die Weide.
    Selbst auf Höfen mit mehr als doppelt so vielen Milchkühen wie der Durschnittshof darf die Kuh noch raus.
    Erst auf Betrieben (ich schreibe bewusst nicht auf Höfen), die 3,5 mal so groß sind wie der durchschnittliche Hof (wieder bezogen auf die Anzahl der Milchkühe) muss die Kuh im Stall bleiben.

    Was man aber auch sehen muss:
    Schaut euch mal die Ställe vor 70, 50, oder 30 Jahren an. Das waren oft dunkle, muffige Kaschemmen wo man kaum aufgerichtet durchlaufen konnte und da standen die Tiere an der Kette. Von daher gesehen geht’s den Tieren auf großen wie kleinen Höfen heute tatsächlich besser als früher, auch wenn damals nur 5 oder 10 Tiere im Stall waren.
    Die Ställe heute sind luftige, kühle und soweit es geht saubere Gebäude, da hat sich schon was zum positive geändert.

     
  7. 14

    es meldet sich ein fachmann zu wort.

    bis40kühe immer weidegang
    bis100 kühe wahrscheinlich weidegang
    ab150 kühe weidegang betrieblich unmöglich

    und zu peters
    den verbandsfunktionär der das tun der ihn hinterstehenden berufsgruppe nich als unumgänglich positiv beschreibt den möcht ich sehn.
    die meisten milchvieherkrankungen kommen durch leistungsüberforderungen zustande.
    zusammengefasst
    die moderne milchwirtschsft is genauso pervertiert wie die schweine und geflügelhaltung der ackerbau und und und.

    die landwirtschaft hat hiermit den preis erwirtschaftet der uns allen dieses tolle bunte leben ermöglicht.

    aber es gibt sie trotzdem noch die glücklichen kühe (über 10 abkalbungen)
    und im emmericher eyland sogar noch mit hörnern. ich fürchte nur nich mehr lang.
    das MASSENTIERHALTUNG auch tiergerecht möglich ist das hat die ddr landwirtschaft bewiesen. das es genügt seinem tun ein tiergerechtes image zu geben das haben der grossteil bio verbände bewiesen. (soja /spaltenboden usw).

     
  8. 13

    @Ewige Blumenkraft Was aber wiederum heißt: Eine Handvoll (=5) Betriebe haben dann ca. 2500 Kühe und versammeln somit das, was sonst in ca. 100 Betrieben gestanden hätte. Ansonsten 100 Prozent Zustimmung (zum vorletzten Absatz).

     
  9. 12

    @schnulli:
    Dazu kommt noch: Es gehen Arbeitsplätze verloren! Mein Nachbar arbeitet in der Landwirtschaft, „Viehwirt“ oder so ähnlich ist die Berufsbezeichnung. Hat er bis vor wenigen Monaten noch Kühe auf die Weide gelassen/ getrieben, eingesammelt und sie quasi begutachtet, so ist er nun fast überflüssig geworden und mußte den Betrieb wechseln – er war überflüssig. Die tägliche Milchleistung kommt automatisch in’s System über die vollautomatisch gescannte Nr. der Kuh…Bei der Wochenstatistik sieht der Landwirt dass Kuh Nr. XYZ 5,8% unter’m Monatsdurchschnitt liegt – erst dann schaut er sich die Kuh an, was mit ihr los ist und rennt in den Stall…

    Rationalisierung ist ja nun mal was normales und an für sich auch nicht grundsätzlich negativ – man muss aber auch erkennen, dass es immer weniger klassische Landwirtschaft gibt oder geben wird und man von einer, mit allen Konsequenzen, Agro-Industrie sprechen muss. Der Landwirt von heute sieht u.U. mehr Subventions-Formulare und Excel-Listen als Tiere auf seinem Hof…
    Glück mißt man Milchleistung!
    http://www.derwesten.de/staedte/kranenburg/Von-gluecklichen-Kuehen-id58274.html

     
  10. 11

    @RD: Der Bericht in der NRZ bezieht sich auf eine handvoll Betriebe. Diese betreiben in meinen Augen keine Landwirtschaft sondern Industrie.

    Hier wird wieder der Inhalt eines Berichtes auf die ganze Branche umgelegt.
    Fahrt doch mal durch Warbeyen, Wyler, Keeken oder Hassum. Wie sehen denn da die meisten Betriebe aus? So wie im Bericht oder sind die meisten Betriebe nicht doch eher beschaulich? (Ich rede von Milchvieh, nicht von Schweine- oder Putenzucht)

    Schaut euch doch mal diese Grafik an:

    http://www.situations-bericht.de/detail3.asp?bild=Bilder/2009_08_13_ami-infogra_opt.jpg&kap=3&ukap=3

    So sieht doch die Realität für den durchschnittlichen Milchbauern aus: Ganze 43 Milchkühe hat der im Stall stehen. Nicht 100 oder 500.

    Ich gebe euch ja recht, dass die Entwicklung ungut ist. Aber die Bauern würden auch lieber mit 20 Kühen auskommen und um 17:00 Uhr Feierabend machen, aber der Preisdruck lässt denen keine andere Wahl als zu wachsen. Und bevor hier wieder mit den Subventionen argumentiert wird: Formell bekommen die zwar die Bauern aber in der Realität werden hier doch Aldi und Co. durch unsere Steuergelder subventioniert. Da muss sich der Verbraucher (Steuerzahler) aber an die eigene Nase fassen. Lebensmittel kosten halt Geld, egal ob direkt an der Ladenkasse oder indirekt über Europa.

    Oder wir sagen, okay, die Landwirtschaft muss sich dem freien Wettbewerb stellen und die sollen alleine sehen wie sie klar kommen.
    Dann will ich aber auch kein Gejammer hören, denn wir müssen anschließend den Dreck fressen, aber billig ist’s. Na immerhin…

    Sorry, ich schweife ab.

     
  11. 10

    Was für eine wunderbare Welt. Ich sitze nach 30Std. ohne Schlaf im Flieger und höre gerade von einer freundlichen Servicekraft, dass wir hier noch eine Stunde 45min auf den Abflug warten und denke so bei mir: was gibt es wohl neues in der Heimat? Und wo informiert sich der gebildete Mitteleuropäer freigeistiger Gesinnung und niederrheinischer Herkunft? Richtig: im Kleveblog. Und dann wärmt sich das Herz angesichts solch fürsorglicher Gedanken um das grenzländische Milchvieh und die Radfahreridylle. Doch dann – ein unharmonisch anmutender Kommentar von „Ewige Blumenkraft“ strotzt vor Expertise und Aussagekraft, klar formuliert und schlüssig vorgetragen führt er die Argumentation pro Idylle. Aber so schnell lässt sich das all-informations-verfügende Volk der Zwischennetzer nicht vom rechten (tschuldigung linken natürlich) Weg abbringen. Gleich neue Zitate und Quellen des unerschöpflichen Datenpools hervorgezaubert! Bravo! Und – Ewige Blumenkraft? Bitte gib nicht auf! Unterhaltet mih weiter, bitte! ICH KANN HIER NiCHT WEG!

     
  12. 9

    Jetzt kommt nochmal jemand mit Halbwissen…. also soweit ich weiss, ist das Problem, dass die Viehzahlen bei vielen Betrieben immer höher werden (sieht man ja auch am exzessiven Stallneubau) und gar nicht soviel Weidefläche in der Umgebung des Stalles vorhanden ist. Ausserdem würde es zu lange dauern, alle Kühe (ein paar hundert, nicht die 80 vom Bruder der ewigen Blumenkraft) auf die Weide und wieder runter zu treiben. Und wenn man einen Melkroboter hat, kann sich die Kuh immer erleichtern „wenn sie Druck hat“, und nicht nur zweimal am Tag.
    Aber – die Rationalisierungstendenzen lassen Milchviehbetriebe auch immer mehr wie Agrarindustrie aussehen. Riesen Ställe, große Siloflächen.

     
  13. 8

    @Ewige Blumenkraft Alleinbin ich mit meiner Erkenntnis aber nicht. In dem hier bereits zitierten NRZ-Artikel steht: Um effizient zu arbeiten, kommen die Tiere auch im Sommer nicht mehr auf die Weide. Trotzdem ginge es den Tieren besser, so Peters. Denn: „Die Milchleistung steigt. Und nur gesunde Kühe geben viel Milch.” Und nun?

     
  14. 7

    Hier sind schon ein paar Spezialisten unterwegs…
    Bleibt lieber bei der lokalen Politik, da kommt mehr bei rum.

    Das auf dem Bild Rinder zu sehen sind, ist offensichtlich, dass habe ich nicht bestritten.
    Aber daraus zu schließen, dass alle schwarz-weißen der rot-braunen Tiere auf der Wiese Rinder sind halte ich für etwas weit hergeholt.

    Ich bin auch nicht der Fachmann für Ackerbau und Viehzucht, mich hat’s in den Maschienenbau gezogen, aber ihr könnt mir schon vetrauen und euer Glauben schenken, dass das 0/8/15-Milchvieh bei allen mir bekannten Landwirten Ausgang hat.

    Wo ist denn da bitte auch die Logik? Was glaubt Ihr denn was billiger ist: Das Vieh auf die Wiese zu lassen und Gras fressen zu lassen oder das Gras erst zu schneiden, dann zum Hof zum fahren, dann das ganze zu verdichten und mit Folie abzudecken. Dann das ganze monatelang gären zu lassen, 20% auf den Mist fahren, weil es verschimmelt ist. Und dann jeden Tag die Silage in den Stall zu karren und die Tiere damit zu füttern… Ich denke die Antwort kann mir auch jemand ohne Diplom im Agraringenieurwesen geben.

    Meine Vermutung ist dahin gehend, dass frisches Gras auch noch einen höheren Nährwert hat als Silage und somit auch die Milchleistung der Kuh höher liegen dürfte wenn man sie auf die Wiese lässt, also in doppelter Hinsicht ein finanzieler Vorteil (müsste ich aber nochmal verifizieren).

    Nichts für ungut.
    Geht ihr mal schön eure Milch bei Aldi kaufen, die Sache ist halt doch etwas komlizierter wie bei „Bauer sucht Frau“

     
  15. 6

    Das offenkundige Märchen v0m sensorischen Test lässt mir den Gesprächspartner eher unwissend bzw. jemand Unwissenderen „veräppelnd“ erscheinen. Die Keimzahl entschied zumindest „zu meiner Zeit“, vermutlich auch weiterhin.

    Die Aussagen von „Ewige Blumenkraft“ halte ich für glaubwürdig.
    Nichtsdestotrotz ist natürlich auch in der Landwirtschaft ein Kosten- und Rationalisierungsdruck vorhanden, der Folgen hat.

    Auf dem Bild scheinen tatsächlich keine Kühe zu sehen zu sein, sind wohl noch zu jung. Zutreffend heißt es z.B. bei Wikipedia: „Kuh steht für: weibliches Hausrind nach der ersten Kalbung“.

     
  16. 3

    auf dem foto ist jedenfalls kein euter auszumachen…also auch „noch“ keine milchkuh auf dem acker…

     
  17. 2

    @Blumenkraft Umso besser, wenn’s so was doch noch gibt! Aber wohl leider nicht überall…

     
  18. 1

    Wissender Gesprächspartner?
    So ein Blödsinn!

    Die 80 Milchkühe meines Bruders können täglich zwischen grüner Wiese oder modernem Stall wählen. Bei dem derzeitgen Wetter bleiben die sogar von sich aus lieber im Stall, viel zu warm draußen.
    Nur im tiefsten Winter, wenn das Weideland zu naß ist, müssen die Tiere im Stall bleiben, weil sonst die Grasnarbe kaputt getreten wird.

    Aussagen von sogenanten „Experten“ sollte man kritisch hinterfragen, insbesondere, wenn man sich diese zu eigen macht.

    Wenn alle Tiere, die auf der Weide stehen keine Milch geben würden, aus welchem Grund auch immer, gäbe es wohl kaum zu viel Milch auf dem Markt.

    Zitat:
    „Bei einer Freilandhaltung würde die Qualität der Milch zu schwankend sein“
    Ah ja, es ist ja auch so, dass die Milch von der „Hochleistungskuh“ direkt in den Tetrapack kommt und nicht mit der Milch tausender anderer Kühe gemischt wird…
    Da kann ich mir nur an den Kopf packen.

    Zitat:
    „einem sensorischen Test durchgefallen“
    Das ist der Knaller! Ich Bekannter macht diesen Test bestimmt täglich auf den Höfen und treibt dann persönlich die Tiere auf die Weide…
    Hauptkriterium für die Qualität der Milch ist die Keimzahl, da kommt niemand mit der Tasse und riecht oder schmeckt…