Très chic, tres chig: Neues Studio für Vorgeliebtes und Dekoratives eröffnet

Neueröffnung in der Gasthausstraße: Christoph Gebhardt

Es ist, wie so oft, alles eine Frage der Perspektive. Gebrauchte Kleidung, da stellt sich als erstes so eine ramschige Idee von Palette ein, oder, noch genauer gesagt, vom Werk Hinterbliebener, die die Kleiderschränke von Verblichenen geleert und den Inhalt an das Sozialkaufhaus weitergeleitet haben. Doch das ist nur die eine Facette von Secondhand. Die andere, in Großstädten wie Berlin oder Köln längst etabliert, ist die eines trendigen Kaufhauses, in dem ungewöhnliche Kleidungsstücke zu günstigsten Preisen angeboten werden, oftmals Designerware und manchmal sogar mit Abrechnung nur nach Gewicht.

Die Palette ist nun in Kleve Geschichte, nachdem die Caritas wegen sich auftürmender Verluste den Stecker gezogen hat (offenbar aber sind sowohl für die Möbelsparte wie auch für die Bekleidungsabteilung separate private Lösungen in Arbeit). Unabhängig davon aber gibt es seit kurzem nun ein Geschäft in Kleve, das wie in den Großstädten Secondhand zum Trend erhebt: In dem Ladenlokal in der Gasthausstraße, in dem ehemals das GastHaus von Barbara Pauls zu finden war, hat nun Christoph Gebhardt sein Geschäft tres chig eröffnet.

Schon der Name ist Programm. In der ungewöhnlichen Schreibweise steht der zweite Teil für den Inhaber Christoph Gebhardt, zugleich erinnert er an das französische „très chic“, also an einen Ausruf des Entzückens, wenn jemandem ein Kleidungsstück besonders gut steht, und zugleich findet sich auch darin ein Anklang an „trashig“, womit der Gebraucht-Komponente ebenfalls Rechnung getragen wird. Apropos gebraucht: Nach der Öffnung hatte Gebhardt auf sein Schaufenster geschrieben: „Preloved fashion“, was sich doch gleich viel schöner anhört: Man erwirbt Produkte, denen zuvor ein anderer Besitzer Liebe entgegengebracht hat. Fast möchte man sagen: Cute!

Schon mal von preloved gehört?

Das Geschäft, Gebhardt selbst nennt es Studio, ist erst einmal eine Bereicherung für die zur Zeit gebeutelte Innenstadt. Gebhardt selbst sagt, er habe viele Secondhand-Läden gesehen die ihm „rüselig und düster“ vorgekommen seien. Davon habe er sich absetzen wollen. In seinem Geschäft ist es hell, es gibt viel Platz zwischen den Kleiderständern, und das ganze Setting soll eine jüngere Zielgruppe ansprechen – insbesondere Studenten.

Schöne Dinge

Drei Jahre habe er an dem Konzept gearbeitet, etwas Hochwertigeres zu schaffen, berichtet Gebhardt. Deshalb gibt es nicht nur preloved Pullover und andere Kleidungsstücke, sondern auch Dekorationsartikel. Später soll auch noch Kaffee hinzukommen, die Maschine ist bereits bestellt. Bei der Umsetzung der Pläne halfen sowohl die Eltern, vor allem die Mutter, wie auch zahlreiche Freunde, denen Gebhardt alle für ihre Unterstützung dankt.

Zweite Hand in Edel, dazu Deko in Kreativ

Der 31 Jahre alte Unternehmensgründer ist gelernter Visual Merchandiser, oder, wie man in der vor digitalen Zeit sagte: Schaufensterdekorateur. Gearbeitet hat er unter anderem in Duisburg und beim Otto-Konzern, in den vergangenen Jahren war er für Mensing bzw. Sinn tätig. Für Sinn arbeitet er heute noch, weshalb das Studio tres chig derzeit nur von donnerstags bis samstags geöffnet hat. Das aber könnte sich schnell ändern, wenn sich der Erfolg des Konzepts einstellt.

Davon profitiert im Übrigen auch der Klever Tiergarten. 3 % des Gewinns gehen an die Einrichtung, damit dort der Umbau der Trampeltieranlage vorankommt.

Auch die Trampeltiere profitieren…

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6 Kommentare

  1. 6

    Jedes gute Concept hat eine Chance verdient und ich hoffe und wünsche dem Herrn Gebhardt das die Menschen es dort verstehen und annehmen.
    Viel Glück für den Neustart?

     
  2. 4

    Für uns vernünftige Geschäftsideen, Wiederverwertung. Es heißt auch in der Quintessenz für die 3te Welt der lange Kampf um Lohnerhöhung z.Z der Textil Arbeiter/innen in Bangladesh ( von70 auf 100 Euronen Monat ) mit heftigen Demonstrationen + Toten hat sich schon erledigt, wird nicht gewährt. U.a. Mangel an Aufträgen heißt es. So hat wohl alles seine 2 Seiten. ?

     
  3. 2

    Kann man als „Privatmann“ dort Bekleidung abgeben, welche wirklich noch sehr gut ist und zu schade für den „Kleidersammelcontainer“?…
    Ich habe schon so manches in diese Container geworfen und mich 2 Jahre später geärgert, dass diese a.) wieder passen würden, b.) wieder modern sind und c.) ich dafür doch den ein oder anderen Euro noch bekommen hätte?!

    Die Idee ist zu loben-hoffe sowas funktioniert in Kleve – Kleve ist nicht Nijmegen