Wartesaal zum ewigen Leben

Seniorentribüne
Seniorentribüne

Vor Jahrzehnten war ich mal in Uedem und wohnte als Lokalreporter der Eröffnung eines Altenheims bei. Natürlich oblag es dem örtlichen Pfarrer, den Neubau einzusegnen, und zu diesem rituellen Akt sprach er auch ein paar Worte – unter anderem die für einen gläubigen Katholiken sicherlich alles andere als bösartig klingende Formulierung: Das neue Altenheim sei für die Bewohner ja ein „Wartesaal zum ewigen Leben“. Trotzdem schauten die Rentner recht betreten drein. Heute ist das alles natürlich viel besser, die Senioren heißen meistens Best-Ager und fangen an Skateboard zu fahren. Und trotzdem verströmt dieser nächtliche Schnappschuss vom Eingangsbereich der Seniorenwohnanlage Heideberger Mauer, der zwei frugale Stühle zeigt, die die vollautomatische Glasschiebetür versperren (vermutlich weißt der Zettel in der Tür auf diesen Umstand hin: „Bitte Seiteneingang benutzen“), diese wartesaalmäßige Aura (finde ich), weshalb er hier veröffentlicht wird. Ende der Geschichte. (Nicht ganz: Herr Schmidt von der Caritas erklärte mir am Sonntag am Rande einer Ausstellungseröffnung, dass der automatische Schließmechanismus der Tür defekt war und mit Hilfe der beiden Stühle vermieden werden sollte, dass versehentlich von einem Bewohner der Kontakt ausgelöst wird und der Eingang dann die ganze Nacht offen gestanden hätte.)

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